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26.02.07 - Ohweh, man hörte Böses aus Bremen, wo MASTERPLAN am Freitag zuvor den ersten Auftritt in neuer Formation hatten. Eine versagende lokale Soundcrew und eine demnach traurige und verunsicherte Band sei da über die Bühne gegangen. Meine Erwartungen waren schon vorher sehr gespannt, wie sich der neue Sänger Mike DiMeo machen würde. Auf CD fand ich ihn durchaus gut. Zu Mike Terrana muß man ja nicht mehr viel sagen, bleibt nur die Frage: passen die anderen vier noch auf die Bühne, wenn der sein Drumkit aufbaut?
Beim Soundcheck an diesem kalten Vorfrühlingsmontag sieht man dann auch leicht verkniffen/angespannte Gesichter um einen herum. MASTERPLAN sind beim Einspielen und der Sound ist irgendwie breiig. Aber wozu hat man einen Check. Die Stimmung ist erwartungsvoll, und als die Jungs sich am Tresen ihr Schnitzel einverleiben, scheinen sie lockerer zu sein.
MOB RULES machen den Vorreiter, und deren Sound klingt beim Einsingen irgendwie viel besser. Liegt's am lokalen Soundmann? Erstmal abwarten, zusehen wie sich der Ballroom erwartungsgemäß rasant füllt (12,-€ VVK, 15,-€ Abendkasse, durchaus korrekter Preis für zwei Bands dieser Kajüte) und ein Bierchen schlabbern.
Um 12:15 erklimmen MOB RULES die steile Treppe aus dem Keller und legen nach „Temple Fanfare“ mit „Pilot Of Earth“ richtig los. Die ersten Reihen feiern Sänger Klaus Dirks und Kollegen begeistert ab. Der Sound kommt fast schon glasklar aus den Boxen, und die Stimmung im Raum steigt zeitgleich mit der Laune der Band. Nach zwei weiteren Songs kündigt Dirks an, dass sie nun die Hälfte von der im letzten Oktober erschienen „Ethnolution A.D.“ der Reihe nach weg spielen werden, und es brandet frenetischer Jubel auf. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass ich diesen Silberling noch gar nicht gehört habe, von der Musik aber äußerst angetan bin. Progressiv, abwechlunsgreich, anspruchsvoll. Feine Sache das. Einige fragen sich halt schon, wann denn bitte MASTERPLAN kommen werden, immerhin sei ein Montag und man müsse halt früh wieder zur Arbeit....einfach genießen! Schlafen kann man auch schnell.
Mit zwei weiteren Songs nähern sich die Jungs dem Ende, um mit „Rain Song“ noch ein kleines Schmankerl oben drauf zu geben, bevor sie Platz machen für die Herren um Meister Grapow. Schöner, gelunger Auftritt und perfekte Einstimmung für MASTERPLAN.
Um 22.30 sammeln sie sich neben der Bühne und allmählich wird’s eng im kleinen Club. Alles drängt nach vorne, die Stimmung ist zum Greifen gespannt. Mit „Spirit“ und „Enlighten Me“ vom Erstling aus dem Jahre 2003 beginnen sie das Set. Ich meine, leichte Unsicherheiten bei DiMeo zu hören. Die Nervosität ist dem Kerl förmlich anzusehen. Etwas steif bewegt er sich, während Jan S. Eckert und Roland Grapow eher gewohnt locker daher kommen. Terrana beherrscht das Bühnenbild, nicht nur von der Größe des Kits her, nö, er muss das Ding natürlich auch noch auf ein Podest wuchten, damit man ihn nur ja nicht überhört. Irgendwie ist mir das zu vorherrschend. Es spricht ja nicht wirklich für sich, wenn Grapow kurz nach Beginn des Sets sich umdreht und seinen eigenen Amp erstmal bis zum Anschlag aufgreht, damit er sich selber überhaupt hört. Der Drumsound ist aber astrein, wenn auch alles beherrschend. Der restliche Sound leider nicht so gut wie bei MOB RULES. Woran liegt's? Besser als in Bremen ist es jedenfalls allemal, da hatte man den armen DiMeo überhaupt nicht gehört.
Die Songs folgen wie aufgeschnürt, die Stimmung ist zwar gut, aber irgendwie scheinen alle auf den großen „Puh“ zu warten. „Puh“ wie: hey, sie sind immer noch genial. Aber mal ganz ehrlich: das ist noch nicht so ganz ausgereift. Grapow und Kollegen beherrschen ihre Instrumente und ihre Songs aus dem EffEff. Gar keine Frage. Aber alle fünf zusammen erscheinen mir wie noch-nicht-ganz-fertig. Es hakt hier und wackelt da ein wenig. Das macht das Ganze nicht schlecht, aber nicht gut genug für eine Band wie MASTERPLAN. Erst der neunte Song „MASTERPLAN“ (noch von Uli Kusch geschrieben) ist dann vom neuen Album „MK II“. Davor zeigte DiMeo mit „Back For My Life“ , dass er durchaus mit Vorgänger Jorn Landes mithalten kann. Manche mögen die Melancholie eines Landes vermissen, die hat DiMeo nicht. Er ist der ganzen Sache aber durchaus gewachsen, wenn auch bemüht. Die Musiker zeigen Vielseitigkeit, wenn sie sich zuverlässig duch die mittlerweile vier Jahre Bandgeschichte arbeiten. Die drei „Alten“ sind absolut gut drauf und zeigen das auch. Terrana verhaut die Felle samt Solo und DiMeo gibt sein Bestes. Das kann er aber besser, davon bin ich überzeugt. „Keeps Me Burning“ vom Erstling und „Heroes“ vom Neuling beenden das Set. Hinten am Tresen kauten einige liebe Menschen Nägel und Tresenkanten und man hoffte doch sehr auf die Hymne des Clubs „Headbanger´s Ballroom“. Aber nada. Allgemein lange Gesichter. Wäre wirklich zu schön gewesen, Chef Otti mit Pipi in den Augen zu sehen.
Das Publikum war übrigens mindestens genauso sehenswert wie die Band, von Kai Hansen über Henjo Richter tobte da so ziemlich alles herum, was irgendwie in Hamburg Rang und Namen in der Rockgeschichte hat(te).
Ich bin aber nach einer Woche immer noch zwiegespalten, wie ich das denn nun alles fand. Und deswegen guck ich sie mir in knapp zwei Wochen mit SAXON nochmal an. Besser ist das. Spannung und Hoffnung bleiben!