Am 29.10.2012 gastierte das Heidenfest, wie auch schon die Jahre zuvor, in der Hamburger Markthalle. Dieses Jahr waren KRAMPUS, TROLLFEST, VARG, KORPIKLAANI und WINTERSUN mit von der Partie.
Eröffnet wurde das Heidenfest in Hamburg um 18:30 Uhr durch die italienischen Folk-Metaller von KRAMPUS. „Italienischer Folkmetal", das klingt durchaus ein wenig suspekt und gewöhnungsbedürftig – doch dem ist nicht so. Live überzeugen sie durch eine solide, schon fast routinierte Show. Der Sound war zwar recht ausbalanciert und gut, jedoch ein wenig leise. Für einen Opener hatten KRAMPUS ein überraschend großes Publikum, das Songs wie „The Season Of Revenge" oder „Kronos' Heritage" gut abfeierte. Die Band war eine wirklich gelungene Wahl für den Opener, mit dessen Hilfe man sich super auf den Abend einstimmen konnte. Nach nur etwa 30 Minuten Spielzeit verließen KRAMPUS wieder die Bühne und machten Platz für die nächste Band des Abends.
TROLLFEST ließen sich vom ersten Moment an feiern und wussten genau, wie sie ihr Publikum animieren. Sänger Jostein „Trollmannen" Austvik enterte die Bühne in einem bienenähnlichen Kostüm, was durchaus für den einen oder anderen Lacher sorgte. Typisch TROLLFEST eben, die nicht nur für eine gute Show und Performance, sondern auch für eine Menge Humor bekannt sind. Ganz in diesem Sinne gestalteten sie auch ihren Auftritt. Lacher ließen nicht lange auf sich warten und somit wurde auch die Stimmung im Publikum von Minute zu Minute besser. Die Leute, mittlerweile deutlich größer in der Anzahl als bei den Vorgängern KRAMPUS, konnten zu Liedern wie „Trinkentroll", „Der Jägermeister" oder „Brumlebassen" ausgelassen feiern und auch der Alkoholkonsum stieg sichtlich an. Geboten wurde also eine abwechslungsreiche Show, guter Sound und eine grandiose Stimmung.
Als nächstes kamen VARG, eine Band, der ich sehr kritisch gegenüber stehe und an der ich nicht viel Gutes finden kann. Umso überraschender fand ich, dass mich der Auftritt begeistert hat. Zwar gab es hier und da einige recht fragwürdige Momente – so setzte sich Sänger Philipp „Freki" Seiler doch sehr in Szene und ließ sich auf eine schon fast arrogant wirkende Art feiern – doch die wirklich gute Stimmung im vollen Saal brachte die Meute recht schnell zum Headbangen. Hier und da wurde mitgesungen und auf die Aufforderung von Freki „Ich will einen verfickten Moshpit sehen", brach die pure Metalattitüde aus und von allen Seiten stürmten die Fans zum Moshpit. Zur Wall of Death wurde ebenfalls aufgerufen. Es war also ein sehr anstrengender Auftritt, nicht nur für die Band. Die Songauswahl war eine gute Mischung aus neuen und alten Liedern und auch Freki schnappte sich zwischendurch eine Gitarre. Das Highlight des Auftritts bildete wohl der Song „A Thousand Eyes", den Freki zusammen mit dem in ein VARG-Shirt gekleideten Jonne Järvelä von KORPIKLAANI sang, die kurz nach Ende des VARG-Auftritts die Bühne in Beschlag nahmen.
KORPIKLAANI waren der inoffizielle Headliner des Abends, hier war die Halle mit Abstand am vollsten. Selbst beim offiziellen Headlinder WINTERSUN war die Halle nicht so gefüllt. KORPIKLAANI lieferten eine grandiose Show ab, auch wenn es leider weder die Aufforderung zum Trinken gab, noch "Vodka", "Bier" oder "Tequila". Ein KORPIKLAANI-Auftritt ohne den Song „VODKA" oder „Beer Beer" ist kaum vorstellbar und dennoch spielten sie diese schon fast als Hymnen geltenden Songs nicht. Wirklich, wirklich traurig. Doch der Auftritt von KORPIKLAANI hatte auch sehr viel Gutes: eine Party, die mit keinem der vorhergegangenen Auftritte vergleichbar war, und auch Besuch von TROLLFEST gab es während ihres Gigs. KORPIKLAANI selbst feierten und tanzten nahezu ununterbrochen von einer Bühnenseite zur anderen und heizten das Publikum immer wieder an. Auch der Sound war wirklich gut und selten habe ich die Markthalle in Hamburg so voll gesehen wie hier. Am Ende kündigten die Jungs ihre ebenfalls aus Finnland stammenden Nachfolger WINTERSUN mit den Worten an: „And now have fun with the best Band from Finnland – WINTERSUN."
WINTERSUN wurden zwar als Headlinder für den Abend angekündigt, die Fans sahen dies jedoch offensichtlich anders, denn die Halle war auf einmal deutlich leerer als zuvor und auch die Stimmung war schlechter. Dies kann man wohl auch ein wenig der Tatsache zuschrieben, dass WINTERSUN mit etwa 15 Minuten Verspätung anfingen. Außerdem gab es hier und da anscheinend ein paar technische Schwierigkeiten – so war zum Beispiel der Gesang ein wenig zu leise, ganz allgemein war der Auftritt nicht sonderlich laut. Im Gegensatz zu den Bands zuvor klingen WINTERSUN deutlich melodischer und es wurde sehr viel mitgesungen, trotz der fortgeschrittenen Stunde. Letztlich muss ich jedoch sagen, dass ich zwar ein WINTERSUN-Fan bin, mir jedoch von dem Headliner des Abends mehr erhofft hatte. Es war zu leise, gab nur mittelmäßigen Sound, die Halle war recht leer und es herrschte wie erwähnt eine deutlich schlechtere Stimmung als zuvor. Hier hätte man vieles besser machen können. Nichtsdestotrotz sind WINTERSUN eine grandiose Band, die live immer ein Erlebnis ist.
Das Heidenfest 2012 in der Hamburger Markthalle war, wie eigentlich zu erwarten, ein voller Erfolg – trotz einiger negativer Überraschungen neben vielen positiven. Für ein paar Lacher wurde auch gesorgt und selten habe ich eine Band erlebt, die so sehr zum Feiern animiert und selbst feiert wie KORPIKLAANI. Ein Erlebnis, das man sich auch künftig nicht entgehen lassen sollte.
Alle Artikel zu