Geschrieben von Mittwoch, 07 November 2012 17:03

Devin Townsend Project & Fear Factory – Hamburg / Markthalle

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31.10.2012 – Ein Festtag für Freunde harter Musik und guter Unterhaltung: Heute haben sich gleich zwei ganz große Namen in die Hansestadt aufgemacht, um Scharen von Fans zu beglücken und zum Schwitzen zu bringen –DEVIN TOWNSEND und FEAR FACTORY rocken die Markthalle!

Um 20:30 Uhr bahne ich mir meinen Weg durch den Vorraum und bin einigermaßen überrascht, im Inneren bereits die Vorband SYQEM spielen zu hören. Laut Ticket sollte das Konzert erst um 21:00 Uhr beginnen. Es mögen mir alle Fans der Hamburger Combo verzeihen, dass ich keine Meinung abgeben kann, ich habe die Jungs schlichtweg verpasst. Schade, aber ich bin mir sicher, dass der Höhepunkt des Abends noch vor mir liegt.

Als Meister DEVIN mit seinem DEVIN TOWNSEND PROJECT die Bühne betritt und als ersten Song das großartige „Supercrush!“ vom 2009 erschienenen Album „Addicted“ schmettert, ist sofort klar: Der Mann hat seit seinem letzten Konzert im Norden nichts eingebüßt. Die Stimme ist voluminös und seine Präsenz und Ausstrahlung füllen die komplette Halle aus. Der Sound ist amtlich, der Boden bebt bei tiefen Bassparts und der Mann am Licht untermalt die Stimmung gekonnt.

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Bei „Planet of the Apes“ stellt der sympathische Kanadier seinen Humor unter Beweis. Während er und seine Band sich die Seele aus den Leibern spielen, läuft auf der Leinwand im Hintergrund ein skurriler Film, der tanzende Affen, den Techno Viking und YouTube-Schnipsel zeigt. Dieses Video wird später nur noch durch den Clip zu „Vampira“ getoppt. Ein Monstermovie mit Comicelementen, in dem DEVIN im engen Ganzkörperglitzeranzug und Teufelshörnern wild umherspringt und von seinen als Skelette verkleideten Mitmusikern begleitet wird. Herrlich trashig und absolut sehenswert.

Neben Ohr und Auge spricht das PROJECT auch immer wieder die Lachmuskeln an. So fordert DEVIN das Publikum mit den Worten: „Be gay to me!“ auf, rhythmisch die Arme von links nach rechts zur Ballade „Where We Belong“ zu bewegen und feuert danach weiter an: „Gayer!“ Genau für solche Aktionen lieben ihn seine Fans. Es ist vollkommen unmöglich, diesen Mann live zu sehen und im Anschluss mit schlechter Laune nach Hause zu gehen. Immer wieder nimmt der Frontmann Kontakt zum Publikum auf, erzählt Witze, grinst sich durch die Halle und küsst einem Sicherheitsmann zwischen zwei Songs auf die Stirn.

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Die musikalische Mischung ist gut gewählt. Neben Metal-Brettern wie „Regulator“ und „Kingdom“, lässt das PROJECT auch ruhigere Klänge zu. Den Abschied bestreitet dann aber ein soclhes Brett und „Grace“, auf dem 2012er Album „Epicloud“ erschienen, fordert noch mal alles an Restenergie ab.

Glücklicherweise bietet die Umbaupause die Möglichkeit, sich ein wenig abzukühlen und den Getränkevorrat aufzufüllen. Währenddessen findet eine Neusortierung der Zuschauermenge statt – einige zieht es nach hinten. Ihr Highlight haben sie gesehen, und andere drängen nach vorne, um die gleich kommenden FEAR FACTORY besser feiern zu können.

Als Sänger BURTON C. BELL die Bühne betritt, bin ich erst mal irritiert. Er trägt enge Handschuhe mit Skelettaufdruck, die bis zum Ellenbogen reichen, und sein Gesicht ist hinter einem Corpse-Paint versteckt. Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Aufzug dem Auftrittsdatum – Halloween – geschuldet ist, oder ob FEAR FACTORY mit dem neuen Album auch einen optischen Stilwechsel vollzogen haben. So oder so, die Fans scheint es nicht zu stören. Sie gehen sofort mit und lassen sich von der Energie anstecken, die die US-Band ausstrahlt. Bereits beim ersten Song „Recharger“ bildet sich ein kleiner Moshpit und spätestens beim 2001er Klassiker „Linchpin“ ist kein Halten mehr. Jeder hier kennt den Song, der es damals in den Billboard Charts weit nach oben schaffte. Und wer nicht wild herumspringt, nickt zumindest im Takt.

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Dass FEAR FACTORY sich dazu entschieden haben, in erster Linie Stücke vergangener Alben wie zum Beispiel „Acres of Skin“, „Matyr“ und „Zero Signal“ zu spielen, scheint beim Publikum gut anzukommen. Ich persönlich hätte mir neben „New Messiah“ und „Recharger“ noch weitere Tracks von der aktuellen Scheibe „The Industrial“ gewünscht. Durchaus nachzuvollziehen ist die Entscheidung, wenn man bedenkt, dass FEAR FACTORY an diesem Abend ihr 22jähriges Bühnenjubiläum und damit auch ihre gesamte Bandgeschichte feiern. Dass DEVIN zum Auftrittsende noch mit einer Flasche Champagner zum Anstoßen vorbei kommt und die Markthalle ein "Happy Birthday" anstimmt, ist ein gelungener Abschluss des Abends.

Trotzdem muss ich ein wenig Kritik äußern. So sehr ich mich auf die Show von FEAR FACTORY gefreut habe und das neue Album schätze, haben mich die gesanglichen Leistungen von BURTON nicht aufjubeln lassen. Neben den wirklich genialen Shoutingparts kommt seine Stimme bei cleanen Passagen nicht gut rüber und nicht alle Töne landen dort, wo sie hingehören. Gerade im direkten Vergleich mit Mr. TOWNSEND kommt BELL nicht gut weg. Wer darüber hinwegsehen bzw. -hören kann, ist aber sicher nicht enttäuscht worden. Alles in allem ist die Tour einen Besuch wert und bietet viel Abwechslung und Unterhaltung. Merch-Sammlern sei gesagt, dass zumindest in Hamburg der Gabentisch nicht sehr reich gedeckt war. CDs und DVDs solltet ihr vorzugsweise beim Händler eures Vertrauens besorgen.


Setlist DEVIN TOWNSEND PROJECT

Supercrush!
Kingdom
Regulator
Planet of the Apes
Where We Belong  
War
Colonial Boy
Vampira
Lucky Animals
Juular
Grace

Setlist FEAR FACTORY

The Industrialist
Recharger
Shock
Edgecrusher
Fear Campaign
Acres of Skin
Linchpin
New Messiah
Martyr
Scapegoat
Self Immolation
Demanufacture
Self Bias Resistor
Zero Signal
Replica

Fotos by benrocks.de

Vero

Gastautorin mit Wacken-Expertise