Geschrieben von Donnerstag, 22 November 2012 21:25

Trivium, As I Lay Dying, Caliban & Upon A Burning Body - Hamburg / Docks

trivium-hamburg

08.11.2012 - Hamburg, Docks:
Aller guten Dinge sind drei, doch um sicherzugehen gibt es heute vier Bands, drei neue Alben und zwei Headliner, die ihres Gleichen suchen an einem unvergesslichen Abend. Auf geht's ins seit Wochen ausverkaufte Docks, um den Abend unseres Lebens zu erleben.


Kurz vor Einlass reihen sich schon so einige Fans vor der Tür und stehen sich die Beine in den Bauch. Erste Reihe, koste es was es wolle, dafür nimmt man auch eine Erkältung in Kauf. Wir schlendern in den leeren Club, an den Merch Ständen vorbei und stoßen mit einem frisch gezapften Holsten auf diesen Abend an.

Den Anfang darf die härteste Band des Abends machen, UPON A BURNING BODY. Im schicken Anzug betritt Frontman Danny die Bühne, begleitet vom Rest seiner Truppe, und wird mit Applaus empfangen. Was die Band uns in den nächsten 30 Minuten präsentiert, versetzt selbst mich in Erstaunen. Von Anfang an hat Danny das Publikum fest im Griff. Normalerweise schafft es der Support, die ersten paar Reihen für sich zu gewinnen, aber hier in Hamburg muss Danny kaum Überzeugungsarbeit leisten. Ein dicker Moshpit ist selbstverständlich und auch bei einer Wall Of Death zögert niemand im Innenraum. Ein grandioser Einstieg, und obwohl ich der Band musikalisch nicht viel abgewinnen konnte, haben sie mich live überzeugt und ich hätte sie gerne etwas länger gesehen. Jedoch scharren bereits CALIBAN mit den Hufen.

CALIBAN sind ein kleines Phänomen, sie übertreffen fast immer den eigentlichen Headliner, sind so was wie Stammgäste in Hamburg und live schlichtweg großartig. Das Intro ertönt, die Bühne wird in Türkis gehüllt und Andi stürmt zu „Dein R3ICH" die Bühne. Was die nächsten 40 Minuten im Innenraum vor sich geht, ist beeindruckend. Während Andi auf der Bühne rumspringt und unnötigerweise das Publikum anheizt, weiß die Meute, was zu tun ist und zeigt dem Stammgast, wie man CALIBAN gebührend empfängt und abfeiert. Ob nun ein Circlepit durch den ganzen Raum, unzählige Wall Of Death oder der brutalste Moshpit, CALIBAN legen die Messlatte erneut wieder sehr hoch und lassen sich gebührend feiern. Kurze Gesangsanleitung für „We Are The Many": "Bei 'You've gotta be fucking kidding me' ...!?" – es kommt sofort ein lautstarkes „Kidding me!" zurück – meint Andi nur „Alles klar, dann können wir loslegen". Er lässt es sich auch nicht nehmen, zum Publikum an die Absperrung zu gehen und hält das Mikro tüchtig in die Menge. Highlight der Show ist die grandiose Coverversion des RAMMSTEIN Hits „Sonne". Alle singen lauthals mit und der Song ist live auch ohne Pyros klasse. Den Schluss dürfen „Memorial" und „Boogeyman" machen. Nach viel zu kurzen 40 Minuten überlässt uns die Band unserem Schicksal und verlässt unter tobendem Beifall die Bühne.

Zeit für AS I LAY DYING, den ersten „Headliner", und eine kleine Verschnaufpause. Zumindest hat dies ganz den Anschein, CALIBAN haben so dermaßen vorgelegt. Als Frontman Tim zu „Condemned" auf die Bühne prescht, muss ich zweimal hinsehen. Ist er das wirklich? Er ist mächtig in die Breite gegangen und zu einem Tier mutiert. Dem dürren Kerl, den ich in Erinnerung hatte, ähnelt er in keinster Weise, eher einem Hulk. Selbstverständlich werden AILD gebührend in Empfang genommen, Tim hat eine wahnsinns Bühnenpräsenz und die ersten Surfer lassen sich bereits Richtung Bühne tragen. Tim beweist uns eindrucksvoll, dass man durchaus volle Möhre headbangen und gleichzeitig singen kann. Der Club ist mittlerweile zum Bersten gefüllt, bis auf die erste Reihe sehe ich einen großen Moshpit. Vereinzelt finden sich auch Headbanger, aber wer jetzt noch nicht kurz vor'm Kolabieren ist, macht definitiv etwas falsch an diesem Abend. Zwei Songs vom neuen großartigen Album „Awakened" werden gespielt. Zu wenig meiner Meinung nach. Jeder hier scheint das neue Album auswendig zu kennen, „A Greater Foundation" wird von allen lauthals mitgesungen. Die Fäuste werden in die Luft gestreckt und AILD gnadenlos abgefeiert. Nach teils etwas langen 60 Minuten machen AILD Platz auf der Bühne für TRIVIUM.

Setlist As I Lay Dying:

Condemned
94 Hours
Anodyne Sea
The Darkest Nights
Paralyzed
Cauterize
Through Struggle
Nothing Left
Forever
Confined
A Greater Foundation
Within Destruction
The Sound of Truth

Wie haben wir es herbeigesehnt, TRIVIUM als Headliner in Hamburg. Nach einer schier endlos andauernden Umbauphase geht auch endlich das Licht aus. Das grandiose Intro ertönt und die Blicke gehen gespannt zur Bühne. Unter lautem Jubel werden unsere Helden in Empfang genommen und diese legen gleich mit „In Waves" mächtig los. Der ganze Club ist am Beben und mit aller Kraft wird lautstark mitgegrölt: „In Waves!". Die Band zeigt sich von ihrer besten Seite, steht immer ganz nah am Bühnenrand und heizt die Meute weiter an. Nicht dass dies nötig wäre, denn hier ist wohl so gut wie jeder kurz vor'm Kollaps. „Bang your fucking Head!", mehr muss nicht gesagt werden, und bei „Like Light To The Flies" liegen die Haare in der Luft.

Doch was erblicken meine Augen, Matt kündigt „Rain" an und es wird Platz gemacht. Wenn sich die Meute in eine Wall Of Death stürzt, muss es denen ja gut gehen, absoluter Wahnsinn, was da vor der Bühne abgeht. Die Band ist auch nur noch am grinsen und Matt Heafy erinnert mit seiner Les Paul und den kurzen Haaren an VOLBEAT Frontman Michael Poulsen. Bei „Black" ist der ganze Raum in der Luft und es wird gesprungen, was das Zeug hält. Nach kurzer Zeit wird ein Circle Pit entfacht und alle rennen um ihr Leben, es hat zumindest den Anschein. Ohne weitere Worte folgt „Watch The World Burn", das Publikum feiert heute alles unerbittlich ab und klatscht und hüpft mit, auch die feinen Herren oben im Rang. Hit an Hit wird gnadenlos drauflos geballert, und so verwundert es auch nicht, dass sich mehr und mehr Crowdsurfer auf den Weg Richtung Bühne machen. „Springt! Springt! Springt!"

Zeit für „A Gunshot To The Head Of Trepidation", der ganze Club bebt, die Meute springt im Akkord. Matt fällt dazu nur "fucking incredible" ein – kurze Rückfrage, ob wir schon müde seien, "Noooo!", da kommt Lärm zusammen. Da wir so laut schreien können, können wir auch textsicher mitsingen. „Built To Fall" wird angestimmt, der ganze Raum klatscht mit und löst Matt Heafy am Mikrofon ab. Schwer erstaunt erlaubt uns dieser zu springen, gesagt getan, raus mit der überschüssigen Energie. Nahtlos startet „Pull Harder on the Strings Of Your Martyr" und aus dem wilden Gehüpfe wird ein brutaler Circle Pit, Matt feuert uns noch an "Schneller, schneller" und legt los. Ohne Gnade werden uns die Riffs um die Ohren geballert. Nach einer viel zu kurzen Stunde kündigt Matt den letzten Song an und lädt mit „Throes Of Perdition" zum letzten Tanz ein. Es wird Platz gemacht. „Fucking Explode!" – gesagt, getan und voll auf die Zwölf.

Unfassbar, Matt hat nicht geblufft und die Band verschwindet tatsächlich bereits nach einer Stunde von der Bühne. Kann ein Headliner nichtmal mehr 90 Minuten spielen? Etwas enttäuscht gehe ich aus diesem großartigen Abend. ... vier Bands, die zu Höchstleistungen aufgerufen haben und der Security zur Wiedergutmachung erstmal ein Bier ausgeben sollten.

Setlist Trivium:

In Waves
Like Light to the Flies
Rain
Down From the Sky
Entrance of the Conflagration
Black
Watch the World Burn
Built to Fall
A Gunshot to the Head of Trepidation
Pull Harder on the Strings of Your Martyr
Torn Between Scylla and Charybdis
Throes of Perdition

Fotos © BurnYourEars / Cengiz Aglamaz
Cengiz

Seit 2012 bin ich mit Kamera und offenem Ohr für BurnYourEars unterwegs.

Mein musikalischer Horizont kennt keine Grenzen: Von synthlastigem Metal über Rap bis hin zu Screamo – Hauptsache, es groovt und hat Tiefgang.

Live-Konzerte sind meine Passion. Zahllose Gigs und Festivals später bin ich immer noch süchtig nach der Energie, die nur Live-Performances entfachen können. Denn egal wie brillant eine Platte klingt, erst auf der Bühne zeigt sich die wahre Magie einer Band.

Meine All-Time-Favourites? Machine Head, Heaven Shall Burn und Parkway Drive (bis "Reverence"). Aber meine Playlist ist so vielfältig wie ein Festivalprogramm – von Crossfaith bis Lamb of God ist alles dabei.

Wer einen Blick auf meine fotografische Reise durch die Musikwelt werfen möchte: Mein Portfolio mit Konzertbildern seit 2012 findet ihr auf fotocengiz.de.