Geschrieben von Samstag, 08 Dezember 2012 13:36

Motörhead, Anthrax & Diaries Of A Hero / Oberhausen, Turbinenhalle

motoerhead live 2012 oberhausen

25.11.2012 - Seit Jahren heißt es jeden Winter: Bühne frei für MOTÖRHEAD! Auch in diesem Jahr waren Lemmy Kilmister, Phil Campbell und Mikkey Dee wieder in Deutschland unterwegs. Statt wie die Jahre zuvor in NRW in der Düsseldorfer Mitsubishi Electris Halle (vormals Philipshalle) zu spielen, mussten die Fans diesmal nach Oberhausen reisen, und sollten trotz einer mehr als gewöhnungsbedürftigen Location und mit Hilfe von viel Bier einigen Spaß haben.


Trotz ihres industriellen Flairs ist die Turbinenhalle keine gute Location für ausverkaufte Konzerte. Um an die WCs zu kommen, muss man sich von vorne erstmal durch das gesamte Publikum und wahlweise eine überfüllte Treppe hoch kämpfen; die Toiletten selber kann man nur mit hoher Ekelgrenze besuchen. Trotzdem klappte das Pinkeln und Bier holen sowie vor die Bühne-Zurückfinden immer recht gut. Am Anfang war die Turbinenhalle auch noch überschaubar gefüllt, was bei einer Vorband wie DIARIES OF A HERO mit ihrer Mischung aus Alternative Metal und Metalcore auch nicht weiter verwunderlich war. Ich persönlich fand die Mucke der Jungs strunzlangweilig, weshalb die meiste Zeit während ihres Auftrittes für Biernachschub, Wertmarkenkauf, Sichten von Tour-Merchandise (mit 30 Euro für Tourshirts aller Bands wie immer unverschämt teuer) und anderen Dingen drauf ging.

Vor ANTHRAX wurde es schon ein ganzes Stück enger im Publikum. Kein Wunder, denn die Amerikaner legten eine sehr gute, energiegeladene Show hin. Insbesondere Joey Belladonna, der wie ein Derwisch über die Bühne hüpfte, animierte das Publikum ständig zum Mitsingen. Das klappte bei Klassikern wie "Caught In A Mosh", "Indians", "Efilnikufesin (N.F.L.)", "Madhouse" und "Antisocial" extrem gut, und nicht wenige Fans schienen nur wegen ANTHRAX die Reise nach Oberhausen angetreten zu haben. Selbst neuere Songs wie "Fight Em Till You Can't" fügten sich gut ins Set ein. Die obligatorische DIO-Verbeugung durfte ebenso wenig fehlen wie ein Tribut an Dimebag Darrell, und alles in allem kann der Auftritt von ANTHRAX als ziemlich gelungen bezeichnet werden, selbst wenn man nicht allergrößter Fan des Thrash-Urgesteins ist.

MOTÖRHEAD sind mittlerweile im dritten Jahr (!) ihrer "The Wörld Is Yours"-Tour unterwegs. Kaum verwunderlich, dass die Setlist denen der letzten beiden Jahre dabei stark glich, wenngleich es auch einige Überraschungen gab. Eröffnet wurde der Gig mit "I Know How To Die", der einzigen Nummer des letzten Albums, bevor mit "Damage Case", "Stay Clean" und "Metropolis" tief in der Klassikerkiste gewühlt wurde. Nach "Over The Top" und "Doctor Rock" folgte das obligatorische und bestens bekannte Gitarrensolo, bevor "The Chase Is Better Than The Catch" auf einen kleinen Block aus selten gespielten Songs vorbereitete. Die hießen "Rock It" (von "Another Perfect Day"), "You Better Run" (von "March Ör Die", ebenfalls schon seit langem nicht mehr live gespielt) und "The One To Sing The Blues" (von "1916") und boten eine willkommene und bitter nötige Abwechslung von den Sets der vergangenen Jahre. Auch die Zugabe in Form des THIN LIZZY-Covers "Are You Ready?" hatten selbst Hardcore-Fans nicht auf dem Zettel, ansonsten wurde das Konzert von den üblichen Klassikern beschlossen.

Ein Drumsolo von Mikkey Dee, das man mit dem Einsatz von Nebelmaschinen auch seit langem kennt, wurde ebenfalls eingeschoben; selbst die Ansagen und Mitsingspielchen klangen verdächtig bekannt. Gut, besonders Lemmy hat ein Alter erreicht, in dem man nicht mehr ungestüm über die Bühne tobt und zwei Stunden am Stück spielen kann, doch die Routine im Konzertablauf war deutlich spürbar. Schade, dass "Sacrifice" und "Orgasmatron" nach den ersten Gigs der Tour aus dem Set geflogen sind, und schade, dass der Sound in der Turbinenhalle alles andere als gut war. Trotzdem war es ein gelungener und schweißtreibender Abend, immerhin reden wir hier von MOTÖRHEAD. Doch ob der Auftritt in einem guten Verhältnis zum hohen Kartenpreis (um die 50 Euro) stand, darüber lässt sich diskutieren.

MOTÖRHEAD waren und sind eine Bank und sollten von jedem Rockfan mindestens einmal live gesehen werden. Doch so langsam könnte sich die Band mal andere Gimmicks einfallen lassen oder die Soli streichen, um noch einen selten gespielten Song mehr in das anderthalbstündige Set zu bringen. Also: Hat gut gerockt und Spaß gemacht, setzen wir einen Haken dahinter. Und hoffen, dass es bei dem nächsten Besuch der Kapelle etwas weniger routiniert und einstudiert abläuft.

Setlist MOTÖRHEAD:

I Know How to Die
Damage Case
Stay Clean
Metropolis
Over the Top
Doctor Rock
Guitar Solo
The Chase Is Better Than the Catch
Rock It
You Better Run
The One to Sing the Blues
Going to Brazil
Killed by Death
Ace of Spades
Encore:
Are You Ready (Thin Lizzy Cover)
Overkill
Chrischi

Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten

Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...