Geschrieben von Montag, 28 August 2006 09:55

Suffocation, Wasteform, Obscura & Soulsgate - Hamburg / Marx


Review

 

 

 

 

 

Link: http://www.suffocation.us/
http://www.wasteform.net/
http://www.obscura-metal.com/
http://www.soulsgate.de/

16.8.2006 - Ein sonniger Abend in Hamburg, und auf der Treppe vor der Markthalle quetschen sich sehr viele Fans der Combo WOLFMOTHER (völlig ausverkauft) mit etwas weniger Fans von SUFFOCATION, WASTEFORM, OBSCURA und SOULSGATE auf der Treppe. Wie leider des öfteren hat die gesamte Crew der Markthalle bzw. des Marx mal wieder keine Uhr dabei und lässt mit dem Einlass auf sich warten. Als es endlich losgeht, ist es bereits kurz nach Acht. Ein Secu-Mädel möchte eine Bekannte für Tickets nach „unten“ schicken, die Gute war sich nicht bewusst, dass die Kasse des Marx sich oben befindet. Endlich drinnen höre ich einen sehr bekannten Song. Nanu? Machen SOULSGATE noch Soundcheck? Mitnichten, sie mussten anfangen, bevor die Halle überhaupt geöffnet wurde. Leute!! Mit einem Hals von hier bis Madagaskar rase ich mit Cheffe Chris im Schlepptau zur Kasse, kriege einen Stempel und sehe die vier Recken alleine auf der Bühne stehen. So ein Benehmen gegenüber Musikern und Fans ist nicht nur unerfreulich, das ist schon abartig daneben. Die Hamburger Deathmetaller lassen sich davon aber nicht den Abend verderben und brettern fröhlich los. Nach dem zweiten Song juchzt einer aus dem Publikum „Ja wer seid ihr denn?“ woraufhin ein „Soulsgate, du Blödi.“ hinter ihm ertönt. Bassist und Sänger Stefan Berg erklärt das dann etwas freundlicher und bezeichnet Hamburg als „Städtchen“. Der Sound ist ganz schön laut, man fummelt nach Taschentüchern und dergleichen. 
Nichtsdestotrotz machen SOULSGATE wieder mal unglaublich Spaß. Ganz langsam füllt sich das kleine Marx und die Köpfe wippen freundlich mit. Das Set ist knapp und kurz gehalten, aber ausreichend, um dem Publikum einen Einblick in die Musikalität der Hamburger zu geben. Sie beenden den Gig mit „Thoughts“, für mich das Highlight der letzten Scheibe „Inner Conflict“. Schöner Deathmetal, gepaart mit progressiven Einflüssen.

OBSCURA sind dran. Soso, wer sind die denn? Man baut sich erwartungsvoll auf und wird dann förmlich aus dem Raum gefegt. Welcher Mensch stand da am Mischpult? Metal muss laut sein, aber wenn man nur noch Brei hört und nur anhand der Fingerbewegungen der Mucker erkennen kann, dass da vorne was recht Furioses abgeht, dann läuft was schief. Den ersten und den letzten Song ertrage ich, der Rest wird von draußen angehört. Sorry. Ich bekomme noch eine CD mit, die höre ich mir dann mal in Ruhe an! (Nachdem ich das Album mittlerweile gehört habe, ist es umso bedauerlicher, dass man wirklich nichts mitbekommen konnte...)

WASTEFORM dräuen auf die Bühne, Frontman Greg Kennedy hat zum Bedauern einiger Fans geschätzte 30 Kilo abgenommen, steht aber nach wie vor mächtig gut im Futter. Ohne viel Getue donnern die New Yorker los. Seit 2001 gibt es WASTEFORM in dieser Besetzung, aber die jahrelange Erfahrung in anderen Bands merkt man doch. Sehr schnell recken sich die Fäuste hoch und man sieht überall entzückte Gesichter. Wirklich cooler Deathmetal mit wunderbaren Riffs. So macht diese Musik noch mehr Spaß, wenn der Shouter in einer fast schon niedlichen Art und Weise die Luft herumrührt, um die Fans zu einem Pit zu bewegen oder sich rotzfrech nach gewissen höchst illegalen Drogen erkundigt. Auf das "Nö, sowas gibt es hier nicht!" aus dem Publikum mault er "Mist, dann muß ich ja heute früh in´s Bett..." Einer Freundin fällt beim Herumhüpfen der provisorische Ohrstöpsel in das Bier, aber das macht nichts, der Sound ist erstaunlich besser geworden.  WASTEFORM grooven und moshen sich durch ihr Set, und zum Ende hin gelingt es Greg tatsächlich, die Meute zu einem Pit zu bewegen, indem er einfach mehr oder weniger leichtfüssig selber mitmacht. Da steht dieser Kerl mitten auf der Tanzfläche und regiert den Circle. Breites, zufriedenes Grinsen allerorten.

Bereits während der anderen Bands gingen Gerüchte herum, dass SUFFOCATION zum einen ihren Gitarristen Terrance Hobbs zu Hause lassen mussten, und dass zum anderen Basser Derek  Boyer mit einem Gipsbein auf der Bühne sitzt. Beides bestätigt sich leider. Sänger und Mr. "Obercoole Rampensau" Frank Mullen erklärt es den Fans auf seine ihm ganz eigene Art und Weise. Aber erstmal gibt es auf die Ohren. Und wie... SUFFOCATION sind brutal heftig, dabei aber so gut im Umgang mit ihren Werkzeugen, dass man einfach mitgerissen wird. Man erinnere nur den Auftritt auf dem Wacken Open Air letztes Jahr, wo Drummer Mike Smith sich seiner Sticks entledigte und einfach mal eben mit bloßen Händen auf sein Kit eindrosch. Die Herren wissen definitiv, wie man den Metal zelebriert, und die arrogante aber sehr passende Attitüde von Mullen passt einfach perfekt dazu. SUFFOCATION dürfen das!  
Terrance fehlt zwar ein wenig, aber der Gute kann ja nichts dafür, dass ihm sein Pass geklaut wurde. Als er in seinem Heimatort einen neuen beantragen wollte, teilte man ihm mit, dass das nicht ginge, das Amt mitsamt allen Dokumenten sei abgebrannt... USA halt...
Basser Derek sitzt in klassischer Gitarrenhaltung mit dem Gipsbein nach vorne auf einem Stuhl und zupft sich tapfer durch´s Set. Wild geht es zu, und die ersten Reihen bis zur Hälfte des Raumes zelebrieren einen sehr wilden Moshpit. Leider gibt es keine Zugabe, und so wandert man nassgeschwitzt aber mit äusserst guter Laune wieder nach Hause. Ich hätte ja vor zwei Jahren niemals gedacht, dass man soviel Spaß mit diesem Metal-Stil haben kann... mehr bitte, und man möge dem Markthallen-Team doch bitte endlich mal eine Uhr schenken!

Kat