Gegen 10 Uhr erschallt ein „LONEWOLF, bitte auf die Bühne!“ und der Soundcheck beginnt, zeitgleich wandern die ersten Gestalten auf das Gelände. Das Wetter spielt noch ganz gut mit, obwohl ich im Westen ganz böse schwarze Wolken beäuge.
Kurz nach 11 Uhr sind die Franzosen LONEWOLF erneut auf der Bühne und legen mit schnellem, hartem Powermetal los. Die im Jahre 2000 wiedervereinigte Truppe brachte in dem Jahr ihr erstes Album raus und wurde als „französische Antwort auf RUNNING WILD“ bezeichnet. Derzeit arbeiten sie an ihrem neuen Werk. Der Sänger begrüßt „Hamburg“, woraufhin ihm ein „Ey, das hier ist Niedersachsen!“ entgegenschallt. Ist ihm aber auch egal. Musikalisch sind sie vom Sound her sehr fit, obwohl ich beim Leadgitarristen so das eine oder andere Bier zuviel vom Vorabend vermute. Ab und an haut er ganz schön daneben. Aber LONEWOLF haben die undankbare Aufgabe, das Bash zu starten, doch recht gut bewältigt.
Vier Jungs und zwei Damen, eine davon am Bass und Mic, das sind NEVER COMES SILENCE aus deutschen Landen. Sie haben bereits 2005 ihr letztes Werk veröffentlicht und verbreiten eine angenehme Atmosphäre mit ihrem Dark/Doom/Folk Metal. Leider hört man die Geigerin nur, wenn man ständig vor der Bühne hin und her flitzt. Die Sängerin erweist sich leider als ein Manko. Ich zitiere „Wo stirbt denn hier ´ne Katze?“. Wenn sie growlt ist es ja ok, aber der pure Gesang schwankt leider zu oft diverse Halbtöne zu hoch oder zu tief. Schade, weil die Musik eigentlich wirklich gut ist. Vielleicht sollte sie sich nur auf Bass oder nur auf den Gesang konzentrieren.
Pünktlich um 12 Uhr: Smörebröd (Essen), Smöreöl (Bier) und Pöllerömmpömm (Klo), laut ETERNAL REIGN sind das sehr wichtige Worte, wenn man nach Dänemark auf Tour geht. Brauchen sie hier alles nicht, wir sind zwar hoch im Norden, aber man spricht gepflegt platt. Die Mannen um Mick Sebastian pflegen seit 1997 den Power Metal, mittlerweile nicht mehr ganz so proggig wie zu Beginn. Und sie erweisen sich als eine der besten Bands des Tages. Eindrucksvolle Stimme, klare Strukturen und dezente Progeinflüsse: sehr, sehr geil. Die Stimmung vor der Bühne ist gut bis beschwingt und auf der Bühne ebenfalls. Die Jungs haben Spaß und dann hat das Publikum halt auch Spaß.
Das kommt davon, wenn in einer Band alle vier Mitglieder unterschiedliche Stile mögen: Deathmetal mit Mittelalterdüsternis gepaart mit musikalischen Irrlichtern und deutschen Texten aus dem Fantasybereich. ABROGATION aus Bad Laer kommen daher wie Oma Wetterwachs, nur sehr, sehr heftig. Äusserst eigenständig und sehr anregend! Leider ist der Sound ein wenig matschig und so versteht man die Texte nur sehr schwer bis gar nicht. Bedauerlich. Zu Beginn ist die Reaktion eher abwartend, aber die mittlerweile ca. 200 Fans lassen sich schnell mitreissen. Es wird gehüpft und gemosht. Großer, verdienter Applaus für die sympathischen Mucker.
Die Bay Area mal eben nach Neu Wulmstorf verpflanzen? Nichts leichter als das. ABANDONED aus Hessen sind mittlerweile schon fast Ehrenbürger von Hamburg und dementsprechend heftig fallen die Reaktionen des Publikums aus. Ich zerschredder mir den Nacken und tobe gemeinsam mit den Leuten, die auch nicht aus Zucker sind, vor der Bühne herum. Mittlerweile giesst es in Strömen, aber das ist eher wie lauwarm duschen.Obwohl Holger, der vierte Mann, erkrankt ist, lassen sich die Hessenbuben davon nicht weiter stören, erwähnen ihn mehr oder weniger liebevoll und haben ständig sämtliche Lacher auf ihrer Seite. Sie fahren ein unglaublich fettes Thrashbrett, und wenn irgendeine Band definitiv mehr Beachtung verdient, dann ABANDONED, die Band ohne D, dafür mit Humor. Die Publikumsreaktionen waren dementsprechend. Eine Bekannte kann damit wirklich nichts anfangen, war aber völlig angetan, weil die Jungs so straight rüberkommen.
AX´N SEX heissen Gottseidank schon recht lange IVORY TOWER. Das ist auch besser so. Früher eher sleazig, spielen die Herren um Sänger André Fischer mittlerweile eher leicht bombastischen Power Metal. Leider regnet es jetzt Bindfäden und die Leute lassen sich vom Progmetal nicht wirklich begeistern. Sänger André versucht irgendwie an GEOFF TATE ranzukommen, scheitert aber ab und an doch. Der Funke will nicht überspringen, was allerdings teilweise am Wetter liegen könnte. Musikalisch klingt das alles zwar eigentlich gut, aber irgendwie unfertig. Schade.
Bei NEGATOR... regnet es. War ja klar. Die Blackmetaller müssten eigentlich in dunkelster Nacht spielen, aber wenn man sein Metier so beherrscht wie Nachtgarm und Kollegen, dann kann man auch bei Tageslicht beeindrucken. Brutaler BM von der Sorte, die jeden Rocker in die Ecke jagt. Die, die etwas weniger Rock sind, toben vor der Bühne herum und haben Spaß. Der Sound kommt glasklar rüber und ich finde es sehr schön, dass man auch Blackmetal machen kann, ohne dabei auszusehen wie Pauli der fröhliche Panda. Fettes Lob, die Herren haben mich wirklich beeindruckt.
Im Publikum häufen sich derweil die langen Gesichter. „Mann, sieben Wochen lang brennt der gelbe Dämon herunter und heute regnet es natürlich, wie unfair!“. Sie haben ja alle Recht, aber immerhin ist es warm. Und als VORTEX aus Holland die Bühne entern, hört es auch auf zu regnen, dafür dampft der ausgetrocknete Boden. Die Mannen um Jack Daniels-Vernichter-Numero Uno Martjo spielen nun schon so lange zusammen und gelten trotz der über 20-jährigen Musikerfahrungen immer noch als Spaßmetal. Dabei sind sie musikalisch wirklich gut. Mag eventuell daran liegen, dass Sänger Jurjen aussieht wie Wilson, der Volleyball aus dem Film „Castaway“. Rocken tun sie allemal. Das ist zwar nichts spektakuläres, aber bringt die Massen dazu, sich so allmählich alkoholisch aus den Puschen zu hauen. Es wird geschwoft und getanzt und Spaß gehabt.
Death Metal ist fein, aber warum tun DEBAUCHERY immer so, als würden sie grade aus dem Schlachthof kommen? Ich persönlich finde dieses Rumgeschmiere ja albern, aber nun gut. Gitarrero Dani hat die Band verlassen, weil er sich mit dem Sänger gestritten hat. Auf der Bühne. Noch alberner, aber das kommt bestimmt von dem ganzen Kunstblutgesabber. Überlasst so was doch Gene Simmons…Weil, davon mal abgesehen, sind DEBAUCHERY einfach nur gut. Der neue Mann an der Klampfe heisst Chris und macht einen guten Eindruck. Man erkennt leicht doomige Einflüsse, und alles zusammen passt schön zur einsetzenden Abendstimmung mit tollem rotem Sonnenuntergang.
Die Verfasserin dieser Zeilen begibt sich um 19 Uhr auf den Bierwagen und bekommt daher leider vom Rest nur noch wenig mit. Meine lieben Mitstreiterinnen im Kampf um Bierbecher, Stromausfall und Wespen lassen mich aber bei jeder Band einmal kurz aus dem Trubel raus, so daß ich jedenfalls Bilder machen kann. Hier mal ein Danke an Nine, Hasi und Crissie!
Von der Abräumhalde des Dong Open Airs mal wieder in die norddeutsche Tiefebene gefahren, rattern GUN BARREL ab 19:30 Uhr ihren Party-Rock runter. Das ist zwar ne ganze Menge Gepose auf der Bühne, aber so gehört sich das auch für diese Art von Mucke. Viel sehen kann ich ja leider nicht, aber es klingt gut und mitreissend wie eigentlich jedes Konzert der Kölner, die ich jetzt seit drei Scheiben kenne und mag. Angebracht, dass die Meute vor der Bühne humpenschwenkend mitgröhlt. Sänger Xaver hat sich perfekt in die Band eingebracht und reisst die Menge mit. Toller Auftritt, und mit eine der besten Bands des Bash. Aber sagt dem Rolf, er soll den Hut weglassen...
DARK AGE sind für mich leider ganz und gar weggefallen. Bierdurst der Gäste verhinderte selbst einen schnellen Sprint zur Bühne.
Er kann es einfach nicht lassen. Freute sich Remedychef und Bash-Veranstalter Jörn Rüters dieses Jahr, dass er nicht selber auf die Bühne muß, alarmierte er zwei Tage vorher noch schnell seine Jungs von den KNEIPENTERRORISTEN und gab Anweisungen, mal eben zwei Songs in der Maxiversion zu lernen. Ok. Für zehn Minuten waren also die Überraschungsgäste auf der Bühne, ballerten sich ins Nirvana und hoppsten fröhlich wieder runter. Lustig. Aber eben so kurz, dass ich das kaum mitbekommen habe, die Massen hatten großen Durst.
22:45 entert dann der Headliner PAUL DiAnno mit seinen Phantoms die Bash-Bühne. Die Erwartungen waren hoch und Paul konnte sie auch teilweise erfüllen. Aber man kann nicht umhin, seine nachlassende Stimme zu bemerken. Die Fans hatten zwar viel Spaß und gingen kräftig mit, Paul selber war sehr gut drauf und seine Mitmusiker agierten fleissig und engagiert, aber irgendwie blieb doch so ein kleiner fader Nachgeschmack. DiANNO ist immer noch eine Macht und zieht Massen an, aber er sagte später in einem persönlichen Gespräch selber, dass er eigentlich nicht mehr mag. Er hat zwar Spaß dran, aber möchte sein Leben doch mehr der Familie und anderen Dingen widmen. Sei´s drum, der Auftritt war gelungen.
HELL´S JACK machten dann gegen halb eins den Rausschmeißer. Diese letzte Band habe ich nur gehört, ich hatte mittlerweile Feierabend und hockte noch zwei Stunden mit Mr. DiANNO im kuscheligen Backstagezelt für einen sehr netten Small Talk. Bis die Pedy (Veranstalterin) ankam und alle bat, nun endlich mal Schluß zu machen, sie würden gerne abbauen.
Ich schlich ins Auto, um noch zwei Stunden zu schlafen, und war Sonntag morgen müde aber beschwingt wieder zu Hause.
Fazit: das Metal Bash wächst langsam aber sicher zu einer perfekten Wacken-Warm-Up-Party. Und das alles ohne Wacken-“Hilfe“. Jörn Rüter plant, so munkelt man, nächstes Jahr ein zweitägiges Bash mit verschiedenen Schwerpunkten, erst „schmutzige Musik“ (Punk, Psychobilly und Co.) und den zweiten Tag purer Metal. Also meinetwegen gerne. Die Location ist perfekt für ein kleines Festival, die Preise mit 1,50 € für 0,3 l Bier und 1,50 € für Pommes angemessen. Mit 25,- € an der Abendkasse ist aber meines Erachtens die Höchstgrenze für ein eintägiges Festival erreicht. Aber wie jedes Jahr war es gut organisiert, der Einlaß funktionierte und irgendwann wird es vielleicht auch mal durchgehend trocken bleiben. Und nun pack ich meine Sachen und fahr nach Norden ...