Geschrieben von Mittwoch, 04 April 2007 00:26

Manowar, Rhapsody Of Fire & Holyhell - Stuttgart / Schleyerhalle


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31.03.07 – Stuttgart. Es ist kurz vor sieben und ein munterer, stetiger Strom Lang- und weniger Langhaariger ergießt sich in die noch ziemlich leere Schleyerhalle. Offizieller Beginn der Gaudi ist 19:30 Uhr, noch massig Zeit also. Denkste! Eine glatte halbe Stunde früher legen HOLYHELL bereits los.

Wer mit dem Namen HOLYHELL spontan nur ein dickes Fragezeichen verbinden kann, tut es der Mehrzahl der Besucher an diesem Abend gleich, bei denen ebenfalls Rätselraten angesagt war. Kein Wunder, schließlich wurde die überhaupt erste Veröffentlichung dieser Formation so verschoben, dass die EP erst kürzlich und anlässlich der Demons, Dragons & Warriors-Tour veröffentlicht wurde. Weshalb die dann gleich mal mit MANOWAR auf Tour dürfen? Nun, zunächst mal ist ihre EP auf MANOWARs Hauslabel Magic Circle Music veröffentlicht worden, außerdem hat Joey DeMaio persönlich das Dingens mitkomponiert und produziert, und schließlich sitzt auch noch Ex-MANOWAR-Drummer Kenny „Rhino“ Earl hinter den Kesseln. Zu bieten hat HOLYHELL neben einer ebenso ansprechenden wie stimmgewaltigen Sängerin vor allem eine exzellente Gitarrenabteilung, und zusammen pendelt man sich irgendwo zwischen NIGHTWISH und den eigenen Ziehvätern ein. Gekonnt, aber nicht weltbewegend, sodass das Highlight am Ende das Duett von Maria Breon und Eric Adams im Cover „Phantom Of The Opera“ ist. Während der Tastenmeister die letzten Töne ausklingen lässt, und sich die Neuankömmlinge in der immer volleren Halle fragen, warum zum Teufel sie jetzt schon die erste Vorband verpasst haben, springen die ersten Techniker auf die Bühne um Platz für RHAPSODY OF FIRE zu machen. (Es dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben, dass sich dahinter niemand anderes als RHAPSODY verbirgt. Der Name wurde aus lizenzrechtlichen Gründen geändert.)

Deren Start ging mir gleich mal wegen Bierbeschaffungsmaßnahmen flöten, verpasst habe ich aber hauptsächlich das Konservenintro mit Christopher Lee. Zurück in der Halle sind die Italiener dann auch schon kräftig am Rocken, wobei die Meute bis auf vereinzelte Headbanger und Pommesgabel-Stecher ziemlich statisch bleibt. Nicht ganz verwunderlich, schließlich nehmen die Songs der Hollywood-Metaller doch recht epische Ausmaße an, und da mal einen Text mitzugrölen, würde höchstens im Chaos enden.
RHAPSODY OF FIRE haben sich bisher mit einer ganzen Reihe von Konzeptalben ausgezeichnet, und die lassen sich eben auf der Bühne nur schwer vermitteln, wenn man Supportband von MANOWAR ist; es fehlt schlicht und einfach die nötige Zeit. Mit ihren zudem atmosphärischen, teilweise klassischen Klängen, konnten die Italiener die Zuschauer  leider nur selten aus der Reserve locken.
Trotzdem haben RHAPSODY OF FIRE zumindest ihre spielerische Brillianz unter Beweis stellen können, nicht zuletzt durch die amtlichen Soli von Patrice Guers am Bass und Drummer Alex Holzwarth. Auch wenn derartige Effekthascherei normalerweise kreuzunnötig ist, in diesem Fall hat sie kräftig zum Unterhaltungswert des Fünfers beigetragen.

„Ladies and gentlemen, from the Uniteted States of America, all hail MANOWAR!“ Gegen halb zehn erklärt Orson Welles’ Stimme die Umbauphase offiziell für beendet. Inzwischen droht die Halle auch fast aus den Nähten zu platzen, das Maximum von 15000 Zuschauern dürfte nicht mehr allzu weit entfernt sein. So viele Kehlen werden später hoffentlich „Hail and Kill“ brüllen und doppelt so viele Hände zum „Sign of The Hammer“ in die Luft gehen – man darf gespannt sein! Begeisterung ist jedenfalls schon bei den ersten Chords von „Manowar“ zu spüren. Und mit Klassikern wie „Blackwind, Fire And Steel“, „Kings of Metal“, „Brothers Of Metal“, „The Gods Made Heavy Metal“ geht es erwartungsgemäß ebenso metallhaltig weiter. Dazwischen ertönt dann auch mal die neue Ode an Kollege Götz Kühnemund: „Die For Metal“, sowie das mit Begeisterung aufgenommene „Warriors Of The World United“. Bis jetzt sieht es nach der ultimativen Heavy Metal Party aus ...
Also eine ideale Ausgangslage, um mal wieder etwas visuelle Kost auf Tape zu zementieren und zwar für Hell On Earth schießmichtot ... V müsste es sein, jap! Kameras von allen Seiten halten anlässlich der letzten Show in Deutschland alles auf und vor der Bühne fest. Entsprechend gut gelaunt sind die Herren heute, allen voran Eric Adams, der nicht nur richtig sympathisch auftritt, sondern auch einen besonders tollen Tag erwischt hat, was seine Gesangsleistung angeht. Und wie nicht anders zu erwarten, zieht der gute Joey wieder alle publikumswirksamen Register. Ein Frage-Antwort-Spiel zwischen seinem Tieftöner und der willigen Schar schafft das erste Stimmungshoch. Obwohl es längst Bestandteil jeder Show ist, dass ein paar Mädels und ein Gitarrist auf die Bühne geholt werden, wirkte diese gemeinsame Jamsession doch spontan und locker und sorgte für viel Begeisterung. Es folgte ein ausführlich Lobrede auf die Girls und das Bier aus „Deutschländ“ im Allgemeinen und auf das „Schwoabenländ“ im Speziellen. (Sehr gut, so kriegste sie, die Stuttgarter!) Überraschende Neuigkeiten hatte der Chef aber auch zu verkünden: Als Entschuldigung für die zweimal verschobene Tour und andere Dinge soll am 07.07.07 in der Nähe von Frankfurt ein MANOWAR-Festival stattfinden. Ticketpreis: 10 € („’cause Heavy Metal people aren’t rich!“ – J. DeMaio)

Es waren insgesamt sehr kurzweilige anderthalb Stunden, bis die Licht- und Tonmaschinerie zum ersten Mal etwas länger stoppte. Zu diesem Zeitpunkt glaubte natürlich niemand ernsthaft, dass die Hallenbeleuchtung angeht. Auf Überhymnen à la „Hail And Kill“ und „Heart Of Steel“ warteten wir schließlich immer noch – und am Ende auch vergeblich. Stattdessen nämlich dudelten die Herren im zweiten Teil das neue Album „Gods Of War“ bzw. „Sons Of Odin“ fast komplett durch. Aus der Sicht der Band kann ich ja verstehen, dass man auch mal Neues auf der Bühne zum Besten geben will, aber dann gefälligst am Anfang, damit am Ende nochmal gebührend abgefeiert werden kann. Selbst Herr DeMaio hätte sich doch denken können, dass die meisten Fans in Bezug auf das neue Material a) noch nicht mitgrölfähig und b) auch nicht übermäßig begeistert sind. So blieb letzteren nicht viel mehr übrig, als dann und wann leicht ratlos die Fäuste zu recken und sich ansonsten die Beine in den Bauch zu stehen. Auch die Winkingershow (Drachenschiff plus kämpfende Schauspieler), mit der das Ganze in Szene gesetzt wurde, konnte da nicht wirklich ’was rausreißen, zumal die Intros und Outros auf Video alles ziemlich in die Länge zogen.

Fazit:
Es waren nicht nur Wimps und Poser, die die Halle vorzeitig verlassen haben. Wenn MANOWAR sich ihren zweiten Teil einfach geschenkt hätten, dann könnte man unter dem Strich von einem echt unterhaltsamen Abend sprechen. So war es nun aber doch viel Show mit zu wenig Musik dahinter. Musikalisch haben mich RHAPSODY OF FIRE wesentlich mehr überzeugt.