Geschrieben von Chrischi Montag, 05 November 2007 10:53
Apocalyptica, Sturm Und Drang & Stam1na - E-Werk / Köln
30.10.2007 – Die Finnen sind schon ein lustiges Volk. Das bestätigte sich direkt am Anfang des Auftrittes von STAM1NA, einer Band, die in Finnland sogar schon einen Grammy für ihr aktuelles Album ergattert hat. Das grenzdebile Intro-Tape bestand aus ein paar sinnlosen deutschen Sätzen, die ein Finne eingesprochen hatte. In Erinnerung geblieben ist mir leider nur „Kartoffel ist die beste Brot“ (bitte mit starkem finnischen Akzent vorstellen). Damit hatten STAM1NA schon mal einige Fans auf ihrer Seite. Auch während des Auftritts versuchte der Sänger, auf Deutsch mit dem Publikum zu kommunizieren, was wirklich sehr witzig war. Musikalisch boten STAM1NA eine Metal-Mischung, die sich nur schwer beschreiben lässt, aber gut angekommen ist, auch wenn wohl kaum jemand die ausschließlich finnischen Texte verstanden haben wird. Nach knapp 25 Minuten stapften die vier agilen Mitglieder wieder von der Bühne und hinterließen einen sehr guten Eindruck.
Die blutjungen STURM UND DRANG hatten es nach diesem energiegeladenen Auftritt schon etwas schwerer, die APOCALYPTICA-Fans auf ihre Seite zu ziehen. Zumindest mir gefiel der melodische, an SONATA ARCTICA erinnernde Metal sehr gut, und mit „Learning To Rock“, dem tollen „Raven“ oder „India“ gab es ein paar gute Stücke des Debütalbums zu hören. Allerdings hätten sich die Jungs ihre „Fear Of The Dark“-Version sparen und stattdessen ein, zwei mehr eigene Songs zum Besten geben können. Immerhin sorgte der IRON MAIDEN-Klassiker aber für gute Laune. Wenn die Jungspunde auf der Bühne nicht so hüftsteif gewesen wären, wäre vielleicht auch im Publikum mehr los gewesen, aber da dies die erste Tour von STURM UND DRANG war, sei ihnen das verziehen.
Es war kurz vor 22 Uhr, als endlich die Mitglieder von APOCALYPTICA nacheinander im Dunkeln die Bühne betraten und mit dem Titeltrack des neuen Albums „Worlds Collide“ ihren Auftritt begannen. Mit „Refuse/Resist“ (ist mit Schlagzeug etwas gewöhnungsbedürftig) und „I’m Not Jesus“, das wie auch alle anderen, eigentlich mit Gesang verstärkten Songs wie „S.O.S.“ oder das David Bowie-Cover „Helden“ als Instrumentalversionen gespielt wurden, ging es weiter. Die auf Tour durch Gründungsmitglied Antero Manninen auf vier Cellisten verstärkte Band und Drummer Mikko Siren hatte das E-Werk schnell im Griff, gab sich sehr agil und stapfte mit ihren Celli über die Bühne, um die Menge anzufeuern. Zwischen den Eigenkompositionen gab es natürlich auch das ein oder andere METALLICA-Cover wie „Fight Fire With Fire“, „Seek And Destroy“ oder „Enter Sandman“. Der Sound war ok, hätte allerdings ruhig ein wenig kraftvoller sein können. An der Lightshow gab’s hingegen gar nichts zu meckern. Viel atmosphärischer und abwechslungsreicher kann man die in einer solchen Location nicht gestalten. Bei „Life Burns“ spielte Antero Manninen sogar auf einem speziellen Cello, das leuchtete und Rauch ausstieß.
Was ich schade fand, war die geringe Spielzeit von nur knapp 90 Minuten. Zwei, drei Songs mehr hätten es ruhig noch sein können. Außerdem ging mir das Gepoge einiger Damen und Herren im Publikum doch ziemlich auf den Sack. Leute, das war ein APOCALYPTICA-Konzert, nicht der Auftritt einer Hardcore-Band! Headbangen und dumm in der Gegend rumrempeln sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe.
Die ruhigeren Songs wie „Nothing Else Matters“, das begeistert bejubelte „Bittersweet“ und „Seemann“ als letzte Zugabe gefielen mir deswegen auch etwas besser als die schwer rockenden Songs der Marke „Last Hope“.
Eine Enttäuschung war dieses Konzert beileibe nicht, aber für den Ticketpreis von 30 Euro hätte ich mir doch ein wenig mehr gewünscht. Wenn man schon zwei Vorbands hat, muss die Gesamtspielzeit eines Konzertes nicht bei weniger als 2 ½ Stunden liegen. Auch die Merchandisepreise (Tourshirt für 25 Euro) können die Finnen noch mal überdenken. Ansonsten war es aber eine Freude, diesen versierten Musikern mit ihren Celli zusehen zu dürfen!
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