Es gibt Musiklegenden, da wartet man - wenn es sein muss - auch sein ganzes Leben drauf, um mal ein Konzert von diesen besuchen zu können. So ungefähr ging mir das mit einer der größten und besten Punkbands aller Zeiten, Social Distortion. Die Mannen um ihren charismatischen Sänger Mike Ness weilten zum letzten Mal 1996 in Deutschland, bei der Osterrocknacht in Düsseldorf. Doch nun war es endlich so weit. Nach mehr als neun Jahren touren Social Distortion endlich wieder durch Deutschland und die Tour ist fast vollständig ausverkauft. So auch ihr Konzert in der Berliner Columbiahalle am 13. August 2005, die mit knapp 4.200 Besuchern fast aus allen Nähten platzte. Bei einem Eintrittspreis von 26 Euro ist die Schmerzgrenze zwar eigentlich schon überschritten, doch besondere Bands lassen diese Grenze schon mal verschwimmen.
Den Anfang an diesem denkwürdigen Abend machten die Niederländer Cooper, Labelkollegen von Social Distortion, die einen sehr schweren Stand hatten, da die Halle sich auch erst langsam füllte, als sie mit ihrem Set beginnen mussten. Doch mir gefiel ihr Punkrock, der an Bands wie All oder Descendents erinnerte und der auf dem aktuellen Album „Makes Tomorrow Alright“ basierte, sehr gut. 30 Minuten durften Cooper ran, machte ihre Sache wirklich ordentlich und wurden mit höflichem Applaus verabschiedet.
Nun folgten die Backyard Babies, die als Support gewonnen werden konnten. Die Schweden um ihren Gitarrenvirtuosen Dregen machten ihre Sache ebenfalls sehr gut, auch wenn ich sie in ihrer Heimat Stockholm schon besser gesehen habe. Das lag vielleicht auch daran, dass die Band während des vierten Songs einfach plötzlich und anscheinend wütend von der Bühne ging, um dann zwar bald wiederzukommen, aber den Song auch nicht zu Ende zu spielte. Das ganze war irgendwie merkwürdig und nicht ganz nachzuvollziehen. Musikalisch gab es Rock´N Roll mit derber Punkkeule zu hören, der insbesondere an die alten Hellacopters erinnerte. Schwerpunkt war das letzte nicht ganz so gute Studioalbum „Stockholm Syndrome“ und der wesentlich bessere Vorgänger „Making Enemies Is Good“ mit dem Überhit „The Clash“. Alles in allem also eine gute Show, die 45 Minuten dauerte, auch wenn diese eine Sache komisch anmutete.
Aber dann war es endlich soweit. Nach weiteren 30 Minuten Umbaupause wurde unter großem Gejohle das Social Distortion Banner mit dem tanzenden Skelett entrollt und dann ging es auch schon los und die Jungs kamen auf die Bühne, gefolgt von Chef und Sänger Mike Ness. Es folgten 90 großartige Minuten Punkrock, der bei Social Distortion auch immer wieder mit Sequenzen des Blues, Jazz und Country angereichert ist. Ein Querschnitt aus dem langen Schaffen der Band aus Orange County wurde zum Besten gegeben, wie „Sick Boy“, „Prison Bound“ „Ball and Chain“, viele Songs vom aktuellen Album „Sex, Love and Rock´N Roll“, wie „Reach The Sky“, „I Wasn`t Born To Follow“ und „Don´t Take Me For Granted“, sowie „Mommy´s Little Monster“ und das Überlied „Don´t Dreag Me Down“ welches Mike Ness dem größten „Asshole“ der Neuzeit widmete, Mr. G.W. Bush. Als Zugabe folgten dann noch „Highway 101“, die Coverversion zu „Ring Of Fire“ von J. Cash und „Story Of My Life“. Bei einem Lied kamen auch noch die Backyard Babies auf die Bühne und unterstützten bei diesem Piratensong Social Distortion.
Es war ein wirklich tolles Konzert, das alle Erwartungen erfüllte, mit einer großartigen Stimmung und einer wirklich gut aufgelegten Band um Mike Ness, der keine große Show bot, sondern lieber Musik sprechen ließ. Doch genau das machte diesen Abend aus, die tolle Musik und der wirklich hervorragende Sound. Wenn man schon kritisieren will, muss man lediglich monieren, dass vom wohl besten Album „White Heat, White Trash, White Light“ mit Ausnahme von „Don´t Dreag Me Down“ leider kein weiterer Song gespielt wurde. Und natürlich stießen auch die völlig überzogenen Merchandisepreise von 25-30 Euro pro T-Shirt übel auf. Doch das war es dann auch schon, ansonsten blieb kollektive Freude, wohl eines der Konzerthihglights der letzten zehn Jahre gesehen zu haben und ich glaube, das Grinsen in meinem Gesicht legte ich den ganzen restlichen Abend nicht mehr ab.
http://www.socialdistortion.com
Alle Artikel zu