Geschrieben von Robert Donnerstag, 24 November 2005 10:21
The Eastpak Antidote Tour 2005 - Hamburg / Große Freiheit 36
Link: http://www.antidotetour.com
http://www.millencolin.com
http://www.floggingmolly.com
http://www.randytheband.com
http://www.unseenpunks.com
Die Eastpak Antidote Tour hat sich aus den Überresten der Eastpak Resistance Tour gebildet, die in den letzten Jahren insgesamt wohl an die zwölf mal durch Europa und somit auch durch Deutschland führte. Doch nach starken Differenzen und anderen Problemen begann man in diesem Jahr mit einem neuen Format, der ersten Eastpak Antidote Tour 2005. Und diese machte am Samstag, den 19.11., in Hamburg Station. Mit von der Partie waren mit The Unseen, Randy, Flogging Molly und Millencollin, vier sehr interessante und bekannte Bands aus den Bereichen Punkrock, Streetpunk und Folkpunk.
1.800 Zuschauer wollten sich dieses Package nicht entgehen lassen - was "Ausverkauft!" bedeutete - und waren in die Grosse Freiheit 36 gekommen, um die Bands zu sehen. Insgesamt hätten für diesen Abend wohl über 4.000 Tickets verkauft werden können, doch widerstand man der Verlockung, das Konzert in eine andere größere Halle zu verlegen, und beließ es lieber in der schmucken Großen Freiheit. Überhaupt meldeten alle Veranstaltungsorte diese Tour ausverkauft, wodurch die erste Eastpak Antidote Tour ein voller Erfolg war und hoffentlich in einem Jahr mit ähnlich gutem Line Up wiederholt wird.
Aber kommen wir zu besagtem Abend. Der einzige Wehrmutstropfen dieses Abends war sicherlich, dass das Konzert bereits vor 18 Uhr begann, da in vielen großen Clubs in Hamburg nach solchen Konzerten noch normaler Discoverkehr gestartet wird und so die Konzerte bereits sehr früh zu Ende sein müssen. Daher betraten The Unseen um 17.50 Uhr die Bühne, als die Halle noch sehr spärlich besucht war. Dennoch füllte sich der Platz vor der Bühne schnell, und als The Unseen aus Boston mit ihrem Streetpunk begannen, wurden auch schon die ersten Tanzbeine geschwungen. 30 Minuten lang wurde ein großartiger Song nach dem anderen zum Besten gegeben. Schwerpunkt war natürlich das überragende neue Album „State Of Discontent“, aber auch ein paar alte Songs und besonders Lieder vom Vorgängeralbum „Explode“ wurden dargeboten. „Scream Out“, „Social Damage“ und „Wasted Time“ waren nur einige der Songs, die The Unseen spielten. Es war ein wirklich starker Auftakt, ein großartiges Konzert der Bostoner an diesem frühen Abend.
Nach kurzer Umbaupause folgten die Schweden Randy. Natürlich wurde es immer voller, sowohl generell in der Großen Freiheit, als auch direkt vor der Bühne. Ich weiß nicht, wie oft mir Randy schon unter die Augen gekommen sind, aber an diesem Abend war es eins ihrer besten Konzerte, die ich gesehen habe. Ich war auch nie Fan der Band, das wird sich sicher auch jetzt nicht ändern, aber diesmal stimmte einfach alles. Songs gab es hauptsächlich von den letzten drei Scheiben, der aktuellen „The Band“ und den Vorgängern „You Can´t Keep A Good Band Down“ und „The Human Atom Bombs“. So gaben Randy unter anderem „Little Toulouse“, „X-Ray Eyes“, „Razorblade“, „Karl Marx and History“ und „Summer Of Bros“ zum Besten. Das Publikum tobte und ich freute mich auch.
Nach weiteren 30 Minuten und einer erneut sehr kurzen Umbaupause folgte das erste richtige Highlight des Abends. Zu den ersten Klängen von Flogging Molly aus L.A. brach auch der Wahnsinn in Hamburg aus. Überall wurde gewippt, gesprungen, getanzt und mitgesungen. So etwas habe ich wirklich noch nie erlebt, denn niemand stand mehr still. Der Folkpunk von Flogging Molly reißt einfach mit und begeistert jung und alt, selbst bei einem Konzert wie diesem, wo das Durchschnittsalter sehr gering war und man die vielen Millencolin T-Shirts gar nicht mehr zählen konnte.
Flogging Molly hatten das Publikum auf jeden Fall fest im Griff. Ein trink- und partyfester Song nach dem anderen kam zum Vorschein, wie „Drunken Lullabies“, „Seven Deadly Sins“, „Within A Mile Of Home“, „Whistles The Wind“, What`s Left The Flag“ und „If I Ever Leave This World Alive“. Aber natürlich folgten auch noch viele mehr, die allesamt unterstrichen, dass hier eine der zur Zeit wohl besten Livebands dieses Genres auf der Bühne stand. Die Stimmung war auch nicht mehr zu toppen. Sänger Dave und seine Band hatten diesem Abend ihren Stempel aufgedrückt, mussten aber nach viel zu kurzen 45 Minuten leider schon von der Bühne. Ich freue mich auf jeden Fall auf die nächste Clubtour, denn diese Band ist live ein echter Genuss und immer sehenswert.
Als Abschluss dieses Abends folgten die alten Melodic-Skate-Punker von Millencolin, die mittlerweile schon eine kleine Ewigkeit zu existieren scheinen. Doch der Ruf dieser Band, was Livekonzerte betrifft, ist alles andere als gut. Und wirklich widerlegt haben Millencolin diesen Ruf in Hamburg auch nicht. Zwar war das Konzert ganz nett, aber sowohl die Reaktionen des Publikums, als auch meine fielen nicht mehr so ekstatisch wie zuvor bei Flogging Molly aus. Vielleicht war es falsch, Flogging Molly auf dieser Antidote Tour vor Millencolin spielen zu lassen, denn die Stimmung ließ merklich nach.
Sicherlich war das Konzert der Schweden nicht schlecht, aber auch die Songauswahl tat ein Übriges. Alte Songs wurden wenig bis gar nicht gespielt. Eher konzentrierte man sich auf die letzten beiden Studioalben „Home From Home“, mit dem ich gar nicht klargekommen bin und „Kingwood“. Von den alten Werken gab es nur „Mr. Clean“, „Lozin´Must“ und „Bullion“. Die neueren Songs sind allesamt ruhiger geworden und hatten live einfach zu wenig Durchschlagskraft. Auch die lahme Bühnenshow war wenig angetan, um die Besucher wirklich von den Beinen zu reißen.
Auch wenn das Konzert von Millencolin ganz okay war, so waren andere die Gewinner dieses sehr guten Konzertabends, der absolut Lust auf mehr im nächsten Jahr macht.
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