Geschrieben von Robert Donnerstag, 03 April 2008 15:53
Bad Boys For Life Tour 2008 - Hannover / Musikzentrum
27.03.2008 - Seit einigen Jahren schickt People Like You regelmäßig einige seiner Bands auf eine kleine aber feine Festival-Tour, mit dem Namen BAD BOYS FOR LIFE TOUR. Dieses Jahr reicherte das Label aber die Tour mit drei Bands anderer Labels an und schickte so auch mal Combos mit auf Tour, die in den letzten Jahren noch nicht mit dabei waren. So gingen dieses Jahr RADIO DEAD ONES, DARKBUSTER, THE CREEPSHOW, DEADLINE und die US BOMBS auf Europa-Tour. Allerdings sagt die Erfahrung, dass wenn eine Band eines anderen Labels auf der Tour mit dabei war, dann wechselte diese Band auch bald zu PLY. Wir dürfen also gespannt sein, ob DARKBUSTER oder THE CREEPSHOW bald in dem Laden aus Dortmund auftauchen werden, die RADIO DEAD ONES jedenfalls haben gerade erst bei Coretex unterschrieben und werden dort auch bleiben.
Aber kommen wir zum eigentlichen Ereignis. Die BAD BOYS FOR LIFE TOUR Tour 2008 machte am Donnerstag, 27.03.2008, im Musikzentrum in Hannover Station. Um 19 Uhr sollte es losgehen. Gleich nach der Arbeit machte ich mich also auf den Weg. Denn wie sich herausstellte, standen die RADIO DEAD ONES ab 19 Uhr überpünktlich auf der Bühne. Zu dieser frühen Stunde hatten sich gerade mal zehn Zuschauer in das Musikzentrum verirrt, und trotzdem machten die Berliner, die gerade ihr selbstbetiteltes Debüt auf den Markt gebracht haben, ihre Sache wirklich gut. Sie ließen sich nicht anmerken, dass so gut wie niemand in der Halle war, in die immerhin knapp 550 Leute reinpassen, und spielten ein ordentliches Set mit einer guten Show. Musikalisch lagen die RADIO DEAD ONES irgendwo zwischen den US BOMBS, FRONTKICK und ONE MAN ARMY, sprich, sie spielten melodischen Streetpunk im 77er Stil. Nach 30 Minuten war es dann vorbei. Es bleibt festzuhalten, trotz so weniger Zuschauer war das ein gelungener Auftritt, und ich würde mich wirklich freuen, wenn die Band mal bald auf einer kleinen Bühne hier in der Nähe spielen würde. Denn vielleicht war die Bühne im Musikzentrum auch noch eine Spur zu groß.
Es folgten DARKBUSTER aus Boston, die aus dem Umfeld der DROPKICK MURPHYS stammen und mit einer Mischung aus melodischem Oi- und rockigem Streetpunk richtig punkten konnten. Zwar war immer noch viel zu wenig los, als die Amis ihre gut 35minütige Show begannen, aber das merkte man auch DARKBUSTER nicht an. Und diese Band hätte weitaus mehr Zuspruch verdient gehabt. Schwerpunkt war das letzte Album von Anfang 2007, „A Weakness For Spirits“, was eine richtig starke Platte geworden ist, angereichert mit einigen alten und einigen neuen Songs. Vier bis fünf Anwesende kannten auch die Songs der Band, was von dieser mehr als positiv aufgenommen wurde und in einigen Bieren und langen Gesprächen nach der Show gipfelte. Highlights waren übrigens der Ohrwurmhit „Skinhead“, „Shoulda know better“ und „Try to make it right“, die auch zu den stärksten Songs ihres letzten Outputs zählen. Ich hoffe, dass DARKBUSTER nach dieser tollen Show bald wieder nach Europa kommen und in kleineren Clubs die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdient haben.
Als nächste Band standen THE CREEPSHOW aus Toronto auf der Speisekarte. Und nun wurde es etwas düsterer, denn der Vierer mit der charismatischen und sehr attraktiven Sängerin Sarah Sin spielte eine sehr gelungene melodische Mischung aus Punkrock, Psychobilly und Rockabilly. Und das, obwohl Sarah ursprünglich einmal nur ihre Schwester Hellcat vertrat, doch nun als Vollzeitsängerin auch nicht mehr wegzudenken ist. Denn die Stimme der kleinen Powerfrau macht die Musik der Kanadier erst so richtig gut.
Ich hatte die Band bereits letztes Jahr im Soma in Hannover gesehen, wo sie mich nicht so recht überzeugen konnte. Doch diesmal zogen sie mich von Beginn an in ihren Bann und es stimmte alles, die Musik, der Sound, die Show, und mit „Creatures of the Night“ hatten sie auch einen richtig Ohrwurmhit in ihrem Set. Zusätzlich wurden auch einige neue Songs des im September erscheinenden Albums zum Besten gegeben. THE CREEPSHOW hinterließen diesmal einen bleibenden Eindruck und überzeugten mich und Publikum im sich langsam füllenden Musikzentrum auf ganzer Linie.
Nun waren DEADLINE aus London an der Reihe. Dabei ist eins zu bemerken, denn die Engländer treten zur Zeit auf jedem Festival auf, spielen pausenlos, und so hatte sie jeder der Anwesenden im letzten Jahr sicher 3-5 Mal gesehen. Nur so zumindest ist die unglaublich verhaltene Reaktion der gut 250 Besucher, die sich mittlerweile eingefunden hatten, zu erklären. Denn vor einem knappen dreiviertel Jahr in Sarstedt (wir berichteten) sah das Ganze noch anders aus, denn die Stimmung war damals prächtig. Nun, DEADLINE überzeugten auch diesmal, Show, Sound und Musik, alles passte. Es wurden auch zwei neue Songs vom kommenden Livealbum „We´re taking over“ zum Besten gegeben, auf dem eben auch vier neue Studiotracks zu finden sind. Ansonsten gab es die üblichen Hits „Blood on your hands“, „Serious“, „The way we were“, „Take no chances“, „Taken a ride“, „Going nowhere“, “Give it back“ und viele mehr. Als Sahnebobon obendrauf wurde dann noch der absolute Überhit der Band „Last Night“ gespielt, bevor die wirklich gute Show von DEADLINE vorüber war. Schade, dass es nicht gelang, eine bessere Stimmung zu erzeugen, an wem auch immer das letzlich gelegen haben mochte.
Als Abschluss folgten die US BOMBS, die einige hervorragende Alben produziert und mit ihrem Streetpunk den Punk des letzten Jahrzehnts sicher mitgeprägt haben. Doch nun ist außer Duane Peters (Gesang) und Kerri Martinez (Gitarre) niemand von der damaligen Besetzung mehr dabei. Zusätzlich gab es zu Beginn der Tour schon Aufregung, da Duane Peters nicht anreiste und erst eine Woche verspätet in Europa eintraf. Woran es lag, weiß ich nicht. Gerüchte gibt es aber genug, ich möchte mich daran nicht beteiligen. Klar ist nur eins, wäre er mal lieber weggeblieben. Denn das, was die US BOMBS da ablieferten, war eine Katastrophe.
Von der ersten Sekunde an demontierte Duane Peters sich und seine Band selbst. Es war einfach nur peinlich, da Duane Peters offensichtlich auch zu betrunken war, um vernünftig zu singen. Die Songs wie „The World“ oder „We are the problem“ waren fast nicht zu erkennen. Mehr als ein bisschen Gröhlen und Herumtänzeln auf der Bühne war nicht mehr drin. Natürlich sind die Probleme des Mannes hinlänglich bekannt, doch eine Entschuldigung ist das nicht. Diese Band hat ihren Zenit überschritten. Und da ich mir auch die guten Shows von früher und ihre Musik bewahren wollte, verließ ich nach drei Songs den Saal, um mich draußen bei einigen Kaltgetränken ein wenig zu erholen.
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass die BAD BOYS FOR LIFE TOUR auch mit den US BOMBS durchaus gelungen ist. Schade nur, dass die guten Bands zu Beginn des Abends nur wenig Zuspruch bekamen, und dass überhaupt nur relativ wenig Besucher den Weg ins Musikzentrum fanden. Ich hoffe dennoch auf eine Wiederholung der BAD BOYS FOR LIFE Tour für 2009, dann hoffentlich wieder in Hannover.
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