Die Macher vom Sarstedt Open Air schaffen es seit Jahren, ein kleines familiäres Festival auf die Beine zu stellen, welches in der Regel sehr gut besucht wird, was nicht zuletzt auch an dem immer wieder starken Line-Up liegt. Auch am Samstag, den 13.09.2008 hatten die Veranstalter in der elften Auflage wieder so ein Line-Up zusammengestellt. Auf dem Gelände des UJZ Klecks ging es ab 14 Uhr mächtig zur Sache. Im Vergleich zur zehnten Auflage 2007 war das Programm etwas rockiger. Hinzu kam Glück mit dem Wetter, denn es herrschte den ganzen Tag herrlicher Sonnenschein bei knappen 20 Grad.
Den Anfang machten SENCELESS, eine Schülerband aus Sarstedt, die Metal mit etwas Screamo und Melodie anreicherte, und zu der ich aus reiner Nächstenliebe mal gar nicht viel schreiben will.
Es folgten DIE TRAKTOR, die für mich die erste kleine Überraschung darstellten. Wer dieses Fanzine regelmäßig verfolgt, wird meine Aversion gegen Deutschpunk kennen. Doch die Frankfurter machten genau das, Deutschpunk und wider Erwarten gefiel es mir. Musikalisch hatten DIE TRAKTOR ein wenig in Skandinavien gewildert, denn das erinnerte schon phasenweise an guten skandinavischen Skatepunk, der mit witzigen Texten angereichert war. Neben der starken Stimme von Sänger Arne überraschte vor allem, dass da eine Band auf der Bühne stand, die sehr sympathisch herüberkam, sich selber nicht ernst nahm und auch noch gut klang. So erinnerten die Vier manchmal etwas an TERRORGRUPPE. Somit war der Anfang schon mal sehr gelungen.
Es folgten SHEARER aus Berlin. Ihr letztes Album „Eve“ hatte mich nicht überzeugt, war es doch zu belanglos. Doch live zündete die Mischung aus Rock, etwas Punk und etwas Alternative/Indie doch wesentlich mehr. Nicht umsonst werden die Vier mit alten BEATSTEAKS verglichen. Auf der Bühne zeigten sie, warum das so ist. Denn dort gaben sie ordentlich Gas, machten Druck, es klang alles durchdachter, hatte mehr Power und konnte überzeugen. Auch wenn das noch recht spärlich anwesende Publikum sich zurückhielt, auch SHEARER wussten zu überzeugen und waren die nächste Überraschung an diesem Tag.
Dann kam sicherlich eins der Highlights dieses Festivals. MR. IRISH BASTARD. Die Band hätte sicher auch später gespielt, aber da die Münsteraner an diesem Tag noch einen Auftritt als Headliner in Warendorf hatten, mussten sie früher antreten. MR. IRISH BASTARD rockten von Beginn so dermaßen das Festival, dass trotz der frühen Stunde, es war ungefähr 17 Uhr, jeder der Anwesenden zumindest mitwippte. Vor der Bühne aber versammelte sich die Gemeinde, tanzte und feierte die Irish-Folk Punker unglaublich ab. Insbesondere für diese frühe Stunde war das doch sehr ordentlich, was die Münsteraner mit ihrer Musik da heraufbeschworen. Und die lag irgendwo zwischen den POGUES und FLOGGING MOLLY. Da die Band offensichtlich unglaublichen Spaß hatte und von Beginn an mächtig Gas gab, konnte der Funke wohl so überspringen. Musikalisch gab es insbesondere vom aktuellen Album „Bastard Brotherhood“ zu hören, insbesondere die Hits „Fortune&Glory“, „Let Go“, „Blood On The Flag“, die Coverversion von Ricky Martin „Livin La Vida Loca“ und „Last Pint“ sowie viele mehr, auch von der Debüt-EP „St. Marys School Of Drinking“. Das war einfach ein sauguter Gig, und ich freue mich schon jetzt auf die nächste Möglichkeit, die Band live zu sehen. Denn eins ist sicher, die fünf Jungs und Lady Lily (Pipes) werden noch von sich hören lassen.
Danach standen RADIO DEAD ONES auf dem Programm. Obwohl die Berliner wirklich gut sind, hatten sie es merklich schwer, nach MR. IRISH BASTARD antreten zu müssen. Vor der Bühne herrschte gähnende Leere, und der Fünfer, der wieder eine mehr als ordentliche Bühneshow zeigte, hatte damit sichtbar zu kämpfen. Dennoch zogen Sänger Bev und seine Mannen alle Register, inklusive einer Turn-Einlage an den Gestängen der Bühne. Aus irgendeinem Grund können RADIO DEAD ONES nicht so polarisieren wie andere Bands. Und das, obwohl der rotzige 77´Punk oder auch melodische Streetpunk nun wirklich starke Momente hat. Schwerpunkt der Show war wieder das selbstbetitelte Debüt der Band, dazu folgten noch einige ältere Songs. Wieder war es ein wirklich gelungener Auftritt, und es bleibt abzuwarten, ob die Berliner es nicht doch noch mal schaffen, mehr Aufmerksamkeit zu erringen. Verdient hätten sie es allemal.
Nächster Programmpunkt war BOOZED und somit schon der Co-Headliner des Tages. Die Osnabrücker spalteten dabei ein wenig die Meinungen. Einige fanden es wirklich gut, und diese Gruppe wuchs während des Auftrittes vor der Bühne stetig an, und der Rest mochte es eben gar nicht. Dabei klangen BOOZED wie eine Mischung aus skandinavischem Rock`N Roll ala HELLACOPTERS, GLUECIFER oder MANDO DIAO, und australischem Rock`N Roll wie ihn etwas ROSE TATTOO oder auch AC/DC praktizieren. Mir gefielen BOOZED wirklich gut, da ihre Musik trotz der erkennbaren Einflüsse viel Eigenes inne hatte, mächtig Arsch trat und zusätzlich auch wirklich zum Mitgehen animierte. Das lag auch daran, dass die Band in ihre Musik eine gehörige Portion Blues mit einfließen lässt, was einfach perfekt passt. Das war schon eine wirklich gute Rockshow und machte Appetit auf den Headliner, der da noch kommen sollte.
Die Rede ist von PETER PAN SPEEDROCK, die diesen Tag auf der Hauptbühne draußen beschließen sollten. Die Niederländer sorgten für das internationale Flair und waren extra für diese Show aus ihrer Heimat angereist. Gleich danach ging es schon zurück, da Sänger Peter zu Hause Geburtstag feiern wollte. Ich habe ja die Band schon sehr häufig gesehen, aber an diesem Abend war es wohl eine der besten Shows. Frenetisch gefeiert von der Menge steigerten sich PETER PAN SPEEDROCK sekündlich und feuerten einen Hit nach dem anderen hinaus ins Publikum, das jede Steilvorlage dankend annahm. Speedrock, Rock`N Roll, Rotz`n Roll Punk, egal wie es genannt wird, die Band legte mit ihrer Musik noch einen drauf und war neben MR. IRISH BASTARD der Gewinner des Open Airs. Ein großartiger Song folgte auf den nächsten, wobei sowohl das aktuelle Album „Pursuit Until Capture“ wie auch jede Menge ältere Songs gleichermaßen bedacht wurden. So gab es unter anderem „Rock City“, „Gotta Get Some“, „Resurrection“, „Better Of Dead“ und „Live Fast Die Young“. Mit einem Riesenbrett ging dieses 11. Sarstedt Open Air zu Ende.
Die Aftershowparty, die sehr überfüllt war im Saal mit HELLFIRE, einer AC/DC Coverband, schenkte ich mir nach kurzer Zeit, auch wenn die Band und die Show wirklich gut waren. Auch nächstes Jahr werde ich wieder dabei sein, bei der 12. Auflage des Sarstedt Open Airs, denn es hat wieder tierisch Spaß gemacht.
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