18.09.2008 - Wenn eine Bands schon seit mehr als 35 Jahren existiert, dann wird diese wohl als Legende bezeichnet. Insbesondere, wenn besagte Band nie das Line-Up gewechselt hat. Und wenn diese besagte Band sich dann auch noch live sehr rar macht und nicht mehr so oft auf Tour geht und Konzerte spielt, dann ist das wohl ein Grund, dass Konzerte in den wenigen Fällen ausverkauft sind. So geschehen vergangenen Donnerstag in Hamburg im Knust beim Konzert von THE ADICTS. Bei der britischen Punklegende füllte sich der Saal nach und nach bis nicht mehr viel ging, was im Endeffekt 600 Besucher bedeutete.
Den Anfang machten aber erstmal die TIGHT FINKS aus der Schweiz, als sich die meisten Leute noch an der Theke oder vor der Tür aufhielten, auch wenn es schon 21.30 Uhr war. Die Schweizer versuchten alles, um das Publikum zu animieren, was die meiste Zeit schief ging. Zwar waren einige Lieder ganz ordentlich, andere wiederum konnten gar nicht überzeugen. Und überhaupt schienen die Leute sowieso nur wegen THE ADICTS gekommen zu sein. Da konnten sich die Drei von den TIGHT FINKS mit ihrem 70er Jahre Oi, der klar in England beheimatet war, anstrengen wie sie wollten. Dazu war die Musik oft zu belanglos und schon zu oft gehört, so dass mehr als ein müdes Lächeln kaum auf einem Gesicht der Anwesenden erschien.
Nach einer doch recht langen Umbaupause ging dann um 22.50 das Licht aus, und die Show der ADICTS begann. Allerdings, um es vorweg zu nehmen, eine solche Show zu beschreiben ist sehr schwer. Zu den Klängen der Filmusik von Clockwork Orange kam die Band auf die Bühne, um dann sofort mit „Joker In The Pack“ den ersten Überhit anzustimmen. Sänger Monkey gesellte sich als Letzter zu seiner Band und war voll und ganz als Joker verkleidet. Dazu segelten pausenlos Jokerkarten ins begeisterte Publikum. Danach folgte ein Riesenhit auf den nächsten.
Luftschlangen, Konfetti und Taperollen flogen im Sekundentakt ins Publikum. Die Band und insbesondere Sänger Monkey verwandelten das Knust in eine Karnevalssitzung. Aber dazu gab es eben alten Englandpunk zu hören. Gerade veröffentlichten THE ADICTS mit „Songs Of Praise“ eines ihrer Hit-Alben noch einmal und spielten sämtliche Lieder neu ein. Natürlich gab es von diesem Werk unzählige Lieder, wie „Songs Of Praise“, „Viva La Revolution“, „Mary Whitehouse“, „Telepathic People“, „Hurt“, „Numbers“ und viele mehr. Monkey verschwand immer mal wieder kurz hinter der Bühne, um sich umzuziehen. Als er wieder auf die Bühne kam, folgte umgehend der nächste Hit. Und so ging das die ganze Show. Lediglich das Hamburger Publikum war sehr zurückhaltend und die Stimmung wollte nicht so recht überkochen. Und das war bei dieser Show und dieser Band, die pausenlos versuchte das Volk zu animieren, völlig unverständlich.
Neben den schon erwähnten Songs spielten THE ADICTS unter anderem noch ein neues Lied vom kommenden Album, welches demnächst erscheinen soll, und weitere Hits wie „Bad Boy“, „Chinese Takeaway“, „Easy Way Out“, „Get Adicted“, „Tokyo“ oder „Lets Go“, um nur einige zu nennen. Irgendwann während der Show sagte Monkey einen Satz, der das ganze Treiben bestens charakterisierte: „Welcome to the Variety of THE ADICTS“. Anschließend segelten unzählige Zirkusbälle in allen Größen und Farben ins Publikum, das sofort mit ihnen herumzuspielen begann.
Nach gut 80 Minuten war es dann vorbei. Ein großartiges Konzert ging zu Ende, und dass, obwohl Songs wie „Distortion“, „Steamroller“ oder „England“ gar nicht gespielt wurden. Dennoch, dieses war eines der besten Konzerte, die ich je gesehen habe. Das lag nicht nur an der wahnsinnigen Show und dem vielen Firlefanz, sondern auch daran, dass hier eine Band auf der Bühne stand, die ausschließlich aus großartigen Musikern besteht und zusätzlich einen super Track nach dem nächsten präsentierte. Ich freue mich jetzt schon auf die nächste Chance THE ADICTS live zu sehen, denn das ist ein echtes Erlebnis durch und durch.
http://www.theadicts.us
http://www.myspace.com/tightfinks
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