12.11.08 - Die Eastpak-Antidote Tour ging in eine neue Runde. Waren im letzten Jahr die Metalbands am Zug, so war es diesmal wieder Zeit für Punkrock. Mit einer kleinen Ausnahme, denn neben FLOGGING MOLLY, STREET DOGS und TIME AGAIN hatten überraschend SKINDRED den Weg in das Billing der Festival-Tour gefunden.
Rechtzeitig machten wir uns am diesem Mittwoch nach Hamburg auf, wo die Tour Station machen sollte. Natürlich kamen wir besser durch als wir dachten, und so waren wir über eine Stunde zu früh vor der Großen Freiheit 36, in der das Konzert stattfinden sollte. Nachdem wir noch etwas warten mussten, war dann bald Einlass. Und wenig später ging es dann auch mit TIME AGAIN gegen 19.20 Uhr los. Die Band aus Boston wird zum Ende des Jahres eine mehrjährige Pause einlegen, da der Gitarrist der Band wohl eine Fortbildung im christlichen Sinne machen will. Musikalisch gab es in der schon sehr ordentlich gefüllten Großen Freiheit schnellen und harten Punkrock zu hören, der teilweise sehr an RANCID erinnerte. Ein wenig mit Skaelementen gespickt, haben TIME AGAIN einen schönen Streetpunsound kreiert, der schon ganz gut ankam, auch wenn die Bühne für Daniel Dart und Co. ein wenig zu groß wirkte. Dennoch machten TIME AGAIN ihre Sache sehr ordentlich und rockten in knapp 25 Minuten eine Mischung aus ihren beiden guten Alben „Darker Days“ und „The Stories Are True“ heraus. Der Anfang war also geglückt, vielleicht weil der Sound auch zu dieser frühen Stunde sehr gelungen war.
Es folgten SKINDRED, die nach meinem Geschmack so gar nicht passen wollten und alles andre als toll waren, auch wenn sie das Publikum schnell im Griff hatten, genau wie unseren Chefredakteur Chris.
Als das gut 30 minütige Set von SKINDRED vorbei war, folgte wieder Punkrock, denn die STREET DOGS waren an der Reihe. Die Band um Frontmann Mike Mc Colgan musste Bassist Johnny Rioux ersetzen, der wegen privater Gründe nicht an dieser Tour teilnahm. Musikalisch gab es Streetpunk mit einem gehörigen Schuss Irish-Folk, und so rockten die STREET DOGS auch ganz ordentlich. Leider spielten die Bostoner aber nur einen älteren Song vom Album „Back To World“ und überhaupt keinen vom Debüt „Savin Hill“. Schwerpunkt waren das aktuelle Album „State Of Grace“ und der Vorgänger „Fading American Dream“. Neben dem nun schwachen Sound nervten aber auch schnell die Ansagen von Sänger Mike, der immer wieder „Hamburg“ zum Mitgehen aufforderte. Da war dann auch das Mitwirken des Mandolinenspielers von FLOGGING MOLLY bei einem Song kein Trost mehr. Neben der Setlist enttäuschte dann auch die Spielzeit, die lediglich knappe 35 Minuten betrug. Somit waren die STREET DOGS an diesem Tag sicher die größte Enttäuschung. Ob es nur am Fehlen von Johnny Rioux lag oder an der zu großen Bühne, die STREET DOGS habe ich schon viel besser gesehen. An diesem Tag war das leider nicht viel.
Wie dem auch sei, es kamen ja noch FLOGGING MOLLY. Und die Iren aus San Francisco stellten binnen Sekunden alle anderen Bands in den Schatten. Von Beginn an zelebrierte die Band eine große Party auf der Bühne, und der Funke sprang sofort über. Gute 80 Minuten lang folgte ein Hit nach dem anderen. Es war einfach zu merken, dass diese Band eine begnadete Liveband ist. Die letzten Alben „Float“, „Within A Mile Of Home“ und „Drunken Lullabies“ wurden alle gleichmäßig bedient, auch wenn der Schwerpunkt vielleicht ein bisschen auf das aktuelle Werk „Float“ gerichtet war. Dennoch fehlte kein Hit, und so begeisterten Dave King und seine Weggefährten das Hamburger Publikum restlos und natürlich auch mich. Von Beginn an wurde getanzt, gepogt und gefeiert. Neben der verdammt sympathischen Art der Band und jeder Menge witziger Ansagen ist es vor allem das riesige Hitpotential von FLOGGING MOLLY, was immer wieder fasziniert. Hat die Band jemals schlechte Songs gemacht? Ich glaube nicht, und das stellten sie auch in Hamburg deutlich unter Beweis. Unter anderem, nur als kleine Auswahl, gab es „Paddy´s Lament“, „Requiem For A Dying Song“, „Seven Deadly Sins“, „Light Of A Fading Star“, „Within A Mile Of Home“, “Drunken Lullabies”, “The Kilburn High Road”, “Rebels Of The Sacred Heart” und viele mehr auf die Ohren. Irgendwann nach 12 Uhr war dann leider Schluss. Nach einigen Zugaben gingen FLOGGING MOLLY dann endgültig von der Bühne und entließen knapp 800 begeisterte Fans in Nacht.
Wir machten uns dann auf den Weg in die Heimat, hatten wir doch ein wirklich schönes Konzert mit einer Enttäuschung und einem richtigen Highlight gesehen. Doch eine Sache muss ich nun doch noch ansprechen. Denn von Beginn an gab es einen wirklich negativen Punkt in der Grossen Freiheit 36: die Merchandise-Preise. Die beliefen sich bei allen T-Shirts aller Bands auf 20 Euro. Und bei Kapuzenpullis und Zippos lagen die Preise bei 40 bis 45 Euro. Mal ganz ehrlich, diese Preise gingen gar nicht. Insbesondere nicht, da eine der Merchandieserinnen mir verriet, dass das Veranstaltungszentrum die Preise bestimmt hatte. So wurde auch mal kurz nach 20 Uhr der Preis eines STREET DOGS Zippos von 35 auf 40 Euro erhöht. Die Bands selber verdienen so nicht mehr viel an einer solchen Tour. Was bleibt, ist einfach ein ganz bitterer Beigeschmack, dass sich nun alle an der letzten großen Einnahmequelle, dem Merchandise der Bands, bereichern wollen. Zurück bleibt der Musikfan, der immer tiefer in die Tasche greifen muss, nicht nur bei den Eintritts- oder Getränkepreisen, sondern nun auch beim Merchandise. Das kann so nicht weitergehen, und so endet dieser Bericht mit der Frage: Wo soll das noch hinführen? Immerhin ist das Ganze noch Punkrock, oder etwa nicht?
http://www.floggingmolly.com
http://www.street-dogs.com
http://www.skindred.com
http://www.timeagainband.com