01.04.08 – Tiefdruck Musik laden ins Logo, um dem Hamburger Publikum erstmals M.A.N vorzustellen. Bevor die Band um Sänger Tony Jelencovich (Ex-TRANSPORT LEAGUE, ANGEL BLAKE, C-187, MNEMIC) ordentlich Druck ablässt, spielen mit DRAT und BLACKENED WHITE noch zwei lokale Formationen, die mich jeweils gut unterhalten:
Bei DRAT zocken der ehemalige MAD DOGGIN’ Gitarrist Henning und Ex-BRIGHTSISDE Drummer Björn. Erstaunlich vielseitig präsentiert sich der Vierer musikalisch, melodischer Metal kreuzt Hardcore und Alterna Rock. Sänger Robin macht eine prima Figur, beherrscht neben Singen auch das Shouten, und auch Gitarrero Henning zeigt gut geöltes Fingerspiel an den Saiten. Klappern bzw. „dicke Hose“ gehört zwar irgendwo mit zum Handwerk, sein Gepose in die Linse des Fotografen vor Ort wirkt jedoch etwas zu aufgesetzt. Geschenkt, denn der Sound drückt enorm wuchtig, die Songs sind gut und auch das Publikum scheint unterhalten, wenn auch noch recht steif.
Das ändert sich zumindest in den vorderen Reihen schlagartig, als BLACKENED WHITE ihre recht eigene Variante aus Screamo, Metal und kanalisiertem Chaos abfeuern. Die Pinneberger Band mag auf ihrem Debüt „… in Motion“ noch ein wenig zerfahren klingen, live hauen sie Dir ein amtliches Brett vor den Kopf und wirken erstaunlich professionell. Sänger Ciro geht ab wie Zäpfchen, lässt den Moshpit mitsingen, feiert das Publikum und lässt umgekehrt sich feiern – wobei man fairerweise erwähnen muss, dass BLACKENED WHITE ihre Fanbase mitgebracht haben. Dennoch, klasse Vorstellung der vier Jungs, die auch technisch was können.
Ein Bier später gehen M.A.N auf die Bühne. Die Schweden haben jüngst ihr zweites Album „Peacenemy“ an den Start gebracht und spielen modernen Metal im Stilmix zwischen MUDVAYNE, STATIC-X und MESHUGGAH: Trocken, in your face und enorm rhythmusbetont. Mir hatte die Platte nicht auf Anhieb zugesagt, war aber mit jedem Durchlauf gewachsen. Entsprechend gespannt bin ich, wie Tony und seine Männer vom Hamburger Publikum aufgenommen werden würden.
Kurz gesagt: M.A.N bolzen sich den Schweiß aus den Leibern und liefern eine absolut solide Show ab. Schade nur, dass das Logo nicht ganz so mitzieht, wie ich’s mir für die Band gewünscht hätte: Trotz mehrmaliger Versuche, Kontakt zu den Leuten herzustellen, will der Funke nicht recht überspringen. Die Band legt sich umso mehr ins Zeug und ballert melodiöse Schwergewichte wie „Peacenemy“, „Body Sewer“ oder das göttliche „My Own Sickness“ raus. Drummer Engberg macht als einziger optisch wenig aus seinem Spiel, dafür zieht Gitarrist Robguz alle Register und Blicke auf sich, indem er nicht nur eine interessante Frisur, sondern eine Reihe optisch auffallender Cyber-Gitarren präsentiert, darunter ein 11saitiges Instrument Marke Eigenbau, das auch im Sound für ungewohnte aber absolut passende Klangfarben sorgt.
Nach rund einer Stunde ist Schicht – und da ist es plötzlich, das Hamburger Publikum, und fordert Zugabe, die mit einer alles niederreißenden Version von SEPULTURAs „Roots Bloody Roots“ gewährt wird. Schon ungewöhnlich, ein Set mit einer Coverversion zu beenden, wenn man als Newcomer die Chance hat, dem Publikum noch was Eigenes mit auf den Weg zu geben. Dennoch ein markantes Ausrufezeichen hinter einem absolut runden Abend und ein gelungener Bühnen-Einstand für M.A.N in Deutschland.
www.manmusic.nu
www.drat-music.com
www.blackenedwhite.com
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Chris
Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!