Kurzer Umbau und Taking Back Sunday legen los: Neues Album, erster Song und sofort wird klar - die Fünf wollen’s wissen, von Anfang an. Sänger Adam wirkt mit seinen wirbelnden Haaren und den schlaksigen, leicht tuntigen Bewegungen wie ein Irrer im Windkanal. Lazzaras „Boyfriend“ (nach eigener nicht ganz ernst gemeinter Aussage) und Neuzugang an Gitarre und Gesang, Fred Mascherino, agiert schon fast beängstigend professionell: Kein Lick, das unsauber ertönt, kein Part, zu dem sein Gesang nicht so perfekt klingt wie auf dem Album. Der dumpfe und etwas matschige Sound wird besser, als ich mir das Taschentuch wieder aus den Ohren pule, im Lauf des kompletten Abends entwickelt sich akustisch jedoch alles positiv.
Die Songs? Oh ja, die Songauswahl ist erste Sahne, lediglich zwei Titel des überragenden Debüts bleiben ungespielt („Bike Scene“ und „Head Club“), von Where You Want To Be fehlen „This Photograph Is Proof“, „I Am Fred Astaire“ sowie „Slowdance On The Inside“. Die Menge ist ebenso begeistert wie die Band selbst, die mit einer derartigen Resonanz weit weg von ihrer Heimat nicht gerechnet hat. Refrains werden lauthals mitgesungen, alle drei Minuten reiche ich einen Stagediver weiter, alles schwitzt, um mich herum nur grinsende, klatschende Leute.
Viel zu schnell kommt der Zugabenteil, bei dem mir eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken jagt: Mascherino mit der Klampfe, Lazzara ruhig und klagend - „New American Classic“ ertönt in all seiner Schönheit rein akustisch. Die Fans werden nicht ruhen, bevor sie nicht den Übersong „Cute Without An E“ bekommen haben, und nach „You Know How I Do“ ist es dann auch so weit. Ein letztes Mal dieser phantastischen Band zuhören, sich tragen lassen von den Melodien, sich wiegen in der Energie der Musik.
Das Licht geht an und ich bin erschöpft und glücklich, bei diesem Ereignis dabeigewesen zu sein.
Taking Back Sunday & Everest - Hamburg / Knust
Taking Back Sunday das erste mal live und in Farbe auf einer deutschen Bühne – und ich bin dabei! Vorweg Everest aus Berlin, Emo-/Alternative-Truppe mit geschminktem Sänger und netten Songs, die mich jedoch nicht vollends überzeugen. Gute Ansätze enden oftmals vorhersehbar, immerhin wird gut gerockt und vor der Bühne freundlich applaudiert.
Chris
Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!