Geschrieben von Freitag, 06 Februar 2009 00:00

Shinedown & The Crave - Hamburg / Logo


shinedown_band

03.02. - Kennt Ihr auch das Gefühl, wenn Ihr am Morgen nach einem Konzert auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule seid - noch völlig geflasht von der tollen Atmosphäre und Musik vom Vorabend, Euren MP3 Player herausholt und wie auch an anderen Wochentagen die Songs der Band hört, die ihr einen Tag vorher live gesehen habt, und einem diese durch das Live-Erlebnis dann plötzlich viel näher gehen und an Bedeutung gewinnen? Genauso ging es mir im Bus auf dem Weg zur Arbeit nach dem Tag des wirklich tollen Konzerts der US-Rocker von SHINEDOWN im Hamburger Logo.

Es ist ein eisig kalter Februarabend in Hamburg, und wir sind auf dem Weg ins Logo, wo heute SHINEDOWN das erste Konzert ihrer ebenfalls ersten Headlining Tour durch Deutschland spielen sollen. Beim Logo angekommen, fällt uns sofort ein großer Schriftzug auf, der quer über das Konzertplakat geklebt ist – restlos „AUSVERKAUFT“. Dies ist durch den großen Erfolg Shinedowns in Amerika (für das erste Album „Leave A Whisper“ gab’s Platin, fürs zweite „Us And Them“ immerhin Gold, und auch das aktuelle Werk „Sound Of Madness“ schaffte es auf Anhieb auf Platz 8 der US Billboard Charts) und die Deutschlandtour im letzten Oktober als Support von DISTURBED sicher nicht ganz so verwunderlich – aber dennoch bemerkenswert. Auch, wenn ein ausverkauftes Logo meist stickige Hitze und von der Decke dröppelnde Schweißtropen bedeutet, freuen wir uns riesig darauf, SHINEDOWN (vielleicht ja auch zum letzten Mal) in einem so kleinen Rahmen live zu erleben und kämpfen uns nach einem Besuch an der Bar nach vorne durch.

Kurz vor neun geht’s dann auch schon mit dem Supportact THE CRAVE aus dem englischen Brighton los. Die vier sympathischen Sunnyboys und besonders Ryan Burnett (Gesang) und CJ Evans (Drums) mit ihren Rastazöpfen sehen optisch nicht wirklich typisch britisch aus, sondern gehen viel eher als australische Surfer durch. Hierzu passt ihr poppiger Alternativrock mit ganz vielen „who-o-oos“ und „yeah, yeah, yeahs“ zum Mitsingen total und sorgt von Anfang an für eine gute Stimmung. Besonders die weiblichen Gäste sind von den jungen Herren angetan, und einige der Songs wie „My little Secret“ und „Headlights“ haben wirklich eingängige Melodien & Hooklines. Sänger Ryan ist anfangs noch ein wenig zurückhaltend, taut im Laufe des 30minütigen Sets aber immer mehr auf  (dies könnte übrigens auch am zwischenzeitlich eingenommenen Jägermeister liegen) und erzählt, dass die Hamburg-Show das allererste Konzert für „The Crave“ in Deutschland überhaupt ist, und wie dankbar sie SHINEDOWN sind, dass diese sie auf ihrer Europatournee mitgenommen haben. Trotz ihrer  Spielfreude und sympathischen Ausstrahlung ist bei mir persönlich der Funke nicht so richtig übergesprungen, und vor allem im Vergleich zur Hauptband wirken die leichten Rocksongs der Jungs eher belanglos. Nach dem Auftritt von „THE CRAVE“ folgt eine halbstündige Umbaupause, die aber durch angenehme Hintergrundmusik (unter anderem von Metallica) trotzdem kurzweilig ist.

 

Um 21 Uhr gibt es viel Nebel und als Intro den Tom Waits Song „What’s He Building In There“ vom Band, was eine etwas beklemmende Grundstimmung erzeugt, die aber sofort darauf durch SHINEDOWN mit ihrem mitreißenden „Cry For Help“ gesprengt wird. Der Opener ist mit Textzeilen wie „Pull the trigger if you're gonna/We all know that you wanna/Count off 1, 2, 1, 2, 3” absolut dafür gemacht, live gespielt zu werden und hat das Publikum im Null Komma Nix in seinen Bann gezogen.
Sänger Brent Smith tobt fast wie ein Berserker über die Bühne und betont mit seinen extrem geschminkten Augen und dem etwas irren Blick  seine Ähnlichkeit mit dem jungen Ozzy Osbourne (später kamen sogar aus dem Publikum „Ozzy"-Rufe). Verziehrt wird dieser „Wahnsinn“ als Bühnendeko mit einer Maske von Michael Myers aus „Halloween“ auf einem der Verstärker. Nach dem Opener gibt’s eine kleine Begrüßung durch Brent, in der er zeigt, dass er vereinzelt auch ein paar deutsche Worte beherrscht.
Der zweite Song ist das powervolle „Heroes“ von der zweiten Scheibe „US And Them“, bei der Smiths Stimme sehr an Chris Cornell erinnert – die Menge ist begeistert und begleitet ihn lautstark. Drummer Berry Kerch, Bassist Eric Bass und der nach dem Ausstieg von Nick Perry alleinige Gitarrist Zach Myers versprühen ebenfalls pure Spielfreude und wirken sehr motiviert.

Die Band - und besonders Sänger Brent - pflegt permanent den Kontakt mit dem Publikum, ist omnipräsent und versteht es, wortgewandt die einzelnen Songs vorzustellen oder kleine Anekdoten zu erzählen. Nach "Heroes" und der bereits ziemlich angestiegenen Temperatur im Logo erwähnt er, dass er solche „hot & sweaty rock shows“ liebe und geht, da der Zeitpunkt für die Feuerzeuge noch nicht gekommen sei, zu „Cyanide Sweet Tooth Suicide“ über.  Hiernach, ganz angetan von der Textsicherheit der Menge, gibt es eine herzliche Überleitung zum nächsten Song „If You Only Knew“, in der Brent über die Schönheit der Musik philosophiert, dass sie keine Grenzen kennt und Menschen unterschiedlichen Alters, verschiendener Hautfarbe oder Religionen miteinander verbindet. Außerdem widmet er den Song seinem ein Jahr alten Sohn, ohne den er nie entstanden wäre.
Danach verteilt der Sänger Wasserflaschen an das Publikum, und es geht weiter mit dem etwas ruhigerem „Burning Bright“ vom ersten Album, bei dem die Arme der Menge von einer zur anderen Seite mitschwingen. Das pompöse „The Crow And The Butterfly“ beweist abermals die Textsicherheit des Publikums, und bevor es mit „Left Out“ weitergeht, erklärt Brent die Show offiziell als Rock Show und heizt die Meute hierzu mit „1,2,3 – Go“ Rufen an. Danach folgt nach „Sound of Madness“ und „Save Me“, einer der absoluten Höhepunkte mit „45“,  währenddessen dann auch die Feuerzeuge und Handys „erlaubt“ sind.


Den Abschluss vor der Zugabe bildet das an DISTURBED erinnernde „Devour“ – die Band lässt sich nach der Pause aber durch die „Zugabe-Rufe“ schnell wieder zum Weiterspielen bewegen, und es folgen leider nur noch das wunderbare „Second Chance“ und als Abschluss das ALICE IN CHAINS-mäßige „Fly From The Snside“, bei dem der sowieso schon viel gestikulierende Brent sogar singend auf die Knie geht, was aber in keiner Weise kitschig wirkt. Nachdem die Band sich verabschiedet hat, ertönt als krönender Abschluss Lynyrd Skynyrds „Simple Man“, welches SHINEDOWN auch schon gecovert haben, aus den Lautsprechern und das Publikum singt lauthals mit, was eindeutig beweist, dass der Funke hier absolut übergesprungen ist.

 

Insgesamt, nach einer Stunde und 15 Minuten, ein viel zu kurzes aber wahnsinnig schönes Konzert der Band aus Florida, die trotz der häufigen Wechsel im Band Line-Up und daraus entstanden Gerüchten ein eingeschworenes Team zu sein scheint, von dem man sicherlich noch einiges hören wird.

 

http://www.shinedown.com/

http://www.myspace.com/shinedown

 

 

Fotos (c) by BurnYourEars / Jana Susann Meyer