Geschrieben von Kai Dienstag, 10 Februar 2009 20:38
Attack In Black & Atlantic/Pacific - Münster / Gleis 222
Münster, 07.12.08 - Ehrlich gesagt hatte ich keine Vorstellung davon, wie bekannt ATTACK IN BLACK aus Kanada sind, und so waren wir ziemlich pünktlich nach Münster aufgebrochen, um noch mal schnell ein hoffentlich gutes Konzert zu sehen, bevor die Arbeitswoche wieder anfängt. Ich war erstmal ziemlich überrascht, denn um halb neun war so ziemlich noch gar nichts los, und so genehmigten wir uns erstmal einen Glühwein, für den man lediglich den Becherpfand abgeben musste. Nette Geste! Zusätzlich viel mir auf dem Plakat auf, dass an diesem Abend auch ATLANTIC/PACIFIC auf dem Spielplan standen, die aus John Herguth (HOUSE AND PARISH), Garrett Klahn (SOLEA, TEXAS IS THE REASON) und Sergie Loobkoff (SOLEA, SAMIAM, KNAPSACK) bestehen. Schöne Überraschung. Und auch irgendwie sehr passend zu AIB, die sich ja am 90iger Jahre Emo bedienen, an dessen Sound die drei genannten Herren ja nicht gerade unschuldig sind.
Aber im Gegensatz zum gewohnten Auftreten einer Dreier-Kombo gab es hier keine Drums und noch nicht mal einen Bass, dafür aber zwei akustische und eine elektrische Gitarre, mit denen sehr ruhige Wohlfühl-lass-dich-treiben-Mukke gespielt und eine mehr als heimelige Atmosphäre verbreitet wurde. Nach kurzer Zeit setze ich mich aber wieder an einen Tisch, da die Musik perfekt dafür war, sie beim Kerzenlicht und Glühwein an einem bequemen Ort zu genießen. Denn neben dem Mienenspiel der drei Protagonisten passiert ja auch nicht so wahnsinnig viel auf der Bühne – was aber trotzdem sehr stimmig wirkt. Aber alleine schon die Mimik von Gitarrist/Sänger Garret Klahn ist es wert, beobachtet zu werden. Er sieht teilweise so aus, als würden ihm einige Töne körperliche Schmerzen bereiten, die er nur mit einem verzerrten Gesicht ertragen kann. Trotzdem passen seine Stimme und die von John Herguth absolut wundervoll zusammen und ergänzen sich, wann immer machbar. Schöner Auftritt, der für die Jahreszeit passender nicht hätte sein können.
Nun aber zu den komischen Vögeln, denen man bereits beim Betreten des Saales ansehen konnte, dass sie zu einer Band gehören mussten. Sänger Daniel Tavis Romano erinnerte irgendwie an Johnny Depp in „Die neun Pforten“, und auch der Rest hätte gute Steilvorlagen für Vergleiche geboten, aber egal. Denn so wenig „chick“ sie aussahen, so knarzig war auch die Musik, die sie uns kredenzten. Während auf „Marriage“ viele Songs noch etwas zahmer daherkommen, zeigen sie live wohlige Ecken und Kanten, die vor allem durch die Stimme getragen werden. Ich hätte nach dem Album gar nicht mal ein so knackiges Konzert erwartet, aber der Vierer gab sich relativ angriffslustig für ihre Mischung aus 90iger Emo und Rock/Country/Folk-Einflüssen. Auch dem restlichen Publikum schien der Abend mehr als zu gefallen, und so kam auch der kurze Wechsel zwischen Drummer und Basser gut beim Publikum an und zeigte, dass hier echte Musiker am Werke waren. Auf die gesamte Länge gesehen boten AIB eine wunderbare Achterbahnfahrt zwischen Gefühl und Rotz, die sehr weit entfernt war von dem, was man ansonsten unter einer solchen Bezeichnung momentan so geboten bekommt. Ziemlich „oldschoolig“ sozusagen, und mit einem wohligem Gefühl im Bauch!
Alles in allem ein sehr schönes Konzert, welches im Gleis mehr als gut aufgehoben war. Die Band bedankte sich noch für das anscheinend beste Catering seit Gedenken, und alle Beteiligten hatten ein Highlight zum Ende der Woche. Ich auch.
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