Geschrieben von Freitag, 20 Februar 2009 00:00

Rise Against, Strike Anywhere & Rentokill - Hamburg / Alsterdorfer Sporthalle

Rise Against

 

RISE AGAINST scheinen auf ihrer Europatournee bisher ein wenig vom Pech verfolgt worden zu sein. Die Show in Wien musste verschoben werden, da es die durch das extreme Wetter in Großbritannien gesperrten Flughäfen der Band unmöglich machten, rechtzeitig anzureisen. Kurz darauf die nächste Verlegung des München Gigs, verursacht durch bauliche Versäumnisse des Veranstalters, was die Behörden dazu zwang, die Show zu untersagen. Sozusagen als Wiedergutmachung hierfür bescherte Hamburg der Band mit einer Kapazität von ca. 7.000 Leuten eine ausverkaufte Alsterdorfer Sporthalle – ein krönender Abschluss der Tour der melodischen Punks aus Chicago.


 

13.02. - Da die Show eigentlich im Docks stattfinden sollte, und auf unserer Eintrittskarte Beginn 18:30 Uhr steht, sind wir bereits um kurz vor sieben bei der Alsterdorfer Sporthalle und haben hierdurch sogar Glück, in einen direkt vor der Bühne abgesperrten Bereich zu kommen. In diese „Sperrzone“ werden nur die ersten 1.200 Gäste gelassen, und man bekommt ein hellblaues Armbändchen, mit dem man auch mühelos wieder hineinkommt, wenn man sich ein Bier geholt hat. Einige der zu spät gekommenen Gäste ärgern sich ziemlich, dass die Securities nicht mehr in den vorderen Bereich lassen, und werden, auch wenn sie an den ersten Sicherheitsleuten vorbeikommen, gewaltsam aus dem Bereich entfernt. Das Publikum besonders hier vorne vor der Bühne ist extrem jung und erinnert mich an mein erstes GREEN DAY Konzert in den 90ern – auch in der Alsterdorfer Sporthalle.

 

 
Rentkill

 

Los geht es jedenfalls erst um 20 Uhr mit RENTOKILL aus Wien. Die Österreicher liefern eine Mischung aus schnellem, aggressivem Punk, teils auch mit Ska-Einflüssen, wobei in manchen Stücken die Melodie aber auch nicht fehlen darf. Sichtlich überwältigt von der Größe der Halle bedanken sich die vier Musiker immer wieder bei STRIKE ANYWHERE und RISE AGAINST. Der gute Sound und die motivierten Kids, die immer wieder WHITE STRIPES „Seven Nation Army“ anstimmen, tragen ihren Teil dazu bei.
Kurz vor Schluss des nur kapp halbstündigen Sets gibt es ein bisschen Werbung für die Merchandise Artikel aus organischer Produktion mit fairtrade Preisen und ein paar Ansagen bezüglich Animalrights – ansonsten kommt die Show aber ohne viele politische Parolen aus.

Hiernach folgt eine halbstündige Umbaupause, und wir entschließen uns dazu, uns zwischenzeitlich kurz auf die oberen Sitzreihen zu begeben. Von hier oben wird dann auch erst klar, was RISE AGAINST in so kurzer Zeit (2006 spielten sie noch in der Markthalle) vollbracht haben – die Halle ist randvoll, und es kommt fast schon Stadionatmosphäre auf.

Strike Anywhere


Dann wird das STRIKE ANYWHERE Banner hochgezogen, und die Hardcore Punks aus Richmond / Virginia stürmen um ca. zehn vor neun die Bühne. Der zierliche Sänger Thomas Barnett springt die komplette Zeit des Sets mit voller Energie über die Bühne und begibt sich bereits beim zweiten Song auf Tuchfühlung mit der Menge, indem er sich in den Graben zwischen Bühne und erstem Pit begibt, wo er „To The World“ mit der Meute um die Wette singt. Die begeisterungsfähigen Jungspunde danken es ihm mit einigen kleinen Circlepits. Nach einem neuen Song gibt es das bekannte „Sedition“, die Fäuste gehen in die Luft, und die Fans springen fast synchron mit dem Sänger mit. Den Abschluss bildet „Hollywood Cemetery“, und die Band bedankt sich, so herzlich aufgenommen worden zu sein.

Banner 1

In der halbstündigen Umbaupause ist die Stimmung auf dem Höhepunkt und kann, als RISE AGAINST um 22 Uhr nach einem kleinen politischen Playbackintro mit „Drones“ von ihrem Majordebut „The Sufferer And The Witness“ loslegen, sogar noch getoppt werden. Für den kleinen Tim Mcllrath sind auf der großen Bühne extra zwei Podeste aufgebaut, auf die er und auch Gitarrist Zach Blair sich auch das eine oder andere Mal begeben, was sicherlich besonders für die weiter hinten stehenden Fans sehr angenehm ist, zumal keine Videoleinwände vorhanden sind.
Ohne viele Worte zu verlieren folgen jetzt mit „Give It All“ und „State Of The Union“ gleich zwei Highlights, und die Menge dreht durch. Der wie immer herzlich gestikulierende Tim ist sichtlich überwältigt und ergreift nach den beiden Songs das erste Mal mit etwas zittriger Stimme das Wort mit „Holy shit – there are a lot of you here tonight“. Hierauf nimmt er sich zum ersten Mal an diesem Abend seine Gitarre und gibt mit seinen Kollegen den Hit „Ready to Fall“ zum besten.
Nach „Done With The Compass“ folgt mit „Re-Education (Through labor)“ gleich der erste neue Song, was auch durch einen Bannerwechsel betont wird. Danach gibt es eine kleine Lobesrede an die Fans und Musik generell, bevor es mit „Chamber The Cartridge“ und einigen Wasserflaschen fürs Publikum weitergeht. Dieses dankt es der Band mit permanenten RISE AGAINST- Rufen. Mit einer bunten Mischung aus älteren und neueren Song verabschiedet sich die Band dann aber leider bereits kurz vor elf mit „The Good Left Undone“.
Die Zugabe-Rufe setzen etwas verzögert ein, da alle sich wundern, dass es das schon fast gewesen sein soll. Die Band aus Chicago lässt sich aber nicht lange bitten, und Tim & Zach performen mit „Hero of War“ und nur zwei Gitarren eines der absoluten Highlights des Abends. Jeder im Raum singt den eigentlich sehr ernsten Song aus voller Kehle mit. Als zur letzten Strophe dann auch Bassist Joe Principe und Drummer Brandon Barnes einsetzen, wird eine so tolle Atmosphäre erzeugt, dass sicher jedem zweiten eine Gänsehaut über den Rücken läuft. Das von Tim mit Akustikgitarre gespielte „Swing Life Away“ widmet er seinen Kollegen von STRIKE ANYWHERE, und nach drei weiteren Songs, deren Ende natürlich der Megahit „Prayer Of The Refugee“ bildet, ist dann leider Schluss.

Melancholisch durch das nur eine Stunde und fünfzehn Minuten kurze Konzert sind aber nicht nur die Fans, sondern auch RISE AGAINST, die während des Sets noch verkünden, ihre beste Deutschlandtournee überhaupt gespielt zu haben. Aber allzu viel Grund zum Traurigsein gibt es nicht, denn schon im August kommen die Jungs für ein paar Festivalauftritte und die T-Mobile Street Gigs wieder zurück nach Deutschland .

Für mich persönlich war es ein wirklich tolles Konzert. Auch, wenn mir in Anbetracht der vorherigen Konzerte anfangs besonders Sänger Tim auf der großen Bühne etwas verloren vorkam, was sich dann aber vor allem bei den akustischen Nummern schlagartig änderte und ich mir eingestehen musste (auch wenn mir die kleinen Clubgigs lieber sind), was für eine wahnsinnige Bühnenpräsenz RISE AGAINST auch im großen Rahmen haben!

 
Rise Against 2

 

 

Setlist RISE AGAINST:

 

Drones

Give It All

State Of The Union

Ready To Fall

Done With The Compass

Re-Education (Through Labor)

Chamber Of Cartridge

Stained Glass And Marble

Behind Closed Doors

Life Less Frightening

Collapse

Heaven Knows

Long forgotten Sons

The Good Left Undone

Hero Of War

Swing Life Away

Survive

Audience Of One

Prayer Of The Refugee

 

 

http://www.riseagainst.com/

http://www.myspace.com/riseagainst

http://www.strikeanywhere.org/

http://www.rentokill.com/