26.02.09 - Es gibt Bands, die laufen einem immer wieder in regelmäßigen Abständen über den Weg, und manchmal fragt man sich da schon, ob so eine Dauerpräsenz überhaupt sinnvoll ist. SAXON gehören mit Sicherheit neben MOTÖRHEAD zu den Bands, die ständig unterwegs sind, und die ich bestimmt auch schon am häufigsten live gesehen habe. Sie gehören aber auch zu den Bands, bei denen mir ein Konzert niemals langweilig werden würde, da sie ständig neue starke Alben auf den Markt bringen und eine solche Masse an Klassikern im Programm haben, dass so eine Veranstaltung immer wieder zu einem wahren Fest wird.
Lange Rede, kurzer Sinn: Natürlich habe ich mir SAXON an diesem Abend mal wieder nicht entgehen lassen, und mit ICED EARTH war ja noch eine andere Truppe dabei, für die man eine Fahrt auf die andere Rheinseite durchaus in Kauf nehmen konnte.
Die Live Music Hall war rappelvoll, allerdings nicht ganz ausverkauft, und die Stimmung war bereits vor dem Beginn der Veranstaltung richtig gut. Und somit war es nicht verwunderlich, dass die Amis ICED EARTH um Mastermind Jon Schaffer mit einem lauten Jubelschrei begrüßt wurden, als sie fast pünktlich um 20:05h die Bühne enterten. Da ICED EARTH als Co-Headliner fungierten, hatten sie logischerweise auch den vollen Sound sowie den größten Teil der Lichtanlage zur Verfügung, was sie auch eindrucksvoll nutzten. Und was für ein Glück für die Band, dass Matt Barlow wieder mit dabei ist. Ich habe es ja schon öfter geschrieben, dass ich wirklich nichts gegen Tim Owens hatte, aber Matt Barlow ist die Stimme von ICED EARTH, und daran wird sich auch nicht ändern. Vor allem fällt das auf, wenn er die Songs aus der Owens-Ära singt, die von diesem ja auch nicht gerade schlecht interpretiert wurden. Aber „Declaration Day" oder „Ten Thousand Strong" kommen mit Matt Barlow noch ein Stück fetter rüber.
Da ich eigentlich bei ICED EARTH mehr auf die älteren Sachen stehe, waren „Burning Time", „Watching Over Me", „Melancholy (Holy Martyr)" und „Dracula" mal wieder die absoluten Highlights. Die Band zeigte sich aber auch bei den neueren Tracks in blendender Form, und sogar Jon Schaffer, der ja eigentlich auf der Bühne höchstens den Bewegungsradius eines Bierdeckels abarbeitet, tauchte immer wieder mal am Bühnenrand oder auf der anderen Seite neben dem wie gewohnt sehr aktiven Bassisten Freddie Vidales auf.
Als die Band dann nach der Zugabe „Iced Earth" die Bühne um kurz nach 21:00h verließ, waren nicht nur die Musiker durchgeschwitzt, sondern auch der Großteil des Publikums, das die Band wirklich frenetisch abgefeiert hat, und ich denke, ich war nicht der Einzige, der gerne noch ein paar Songs mehr gesehen hätte.
Die Umbaupause war unverhältnismäßig lang, und es dauerte bis 21:50h, ehe es erneut dunkel wurde und das Intro zu „Battalions Of Steel" ertönte. War bei ICED EARTH der Jubel schon laut, wurden SAXON noch enthusiastischer von den Fans begrüßt, was dem guten Biff seinem breiten Grinsen nach zu urteilen sehr gut gefallen haben dürfte. Der größte Aktivposten auf der Bühne war mal wieder Bassist Nibbs Carter, der abging wie ein Wurfpfeil und immer wieder die auf der Bühne platzierten Podeste nutzte, um stetig die Bühnenseite zu wechseln.
Biff Byford war relativ gut bei Stimme, und dass obwohl die Tour sich in Europa schon zu ihrem Ende neigte und der Gig an diesem Abend in Köln vorerst der Letzte auf unserem Kontinent war. (Die letzten drei Gigs, die noch in Spanien stattfinden sollten, wurden auf Betreiben von ICED EARTH gecancelt, und SAXON werden sie im Herbst ohne die Amis nachholen).
Nach „Battalions Of Steel" folgte mit einem fulminanten „Heavy Metal Thunder", das von den Fans in der Halle lautstark mitgesungen wurde, ein erster Klassiker, dem dann mit „Witchfinder General" ein neuerer Song folgte. Die Setlist von SAXON war wirklich gut gemischt, und die Briten gingen gar kein Risiko ein, dass vielleicht der ein oder andere neue Song nicht zünden könnte, denn sie schoben immer sofort einen alten Kracher hinterher. „747 - Strangers In The Night" wurde nicht weniger bejubelt und mitgesungen, und zwischen den einzelnen Songs wurde immer wieder laut der Bandname skandiert. Daran änderten dann auch die nächsten beiden neuen Songs nichts, die im Doppelpack in die feiernde Fangemeinde geschossen wurden, bevor dann bei „Strong Arm Of The Law" die Stimmung fast überkochte und dieses Level eigentlich bis zum Ende beibehielt.
Nach einer Stunde und einem genialen „Crusader" verabschiedeten sich die Musiker das erste Mal, aber eigentlich zweifelte niemand daran, dass da noch einiges kommen musste. Tat es auch, und zwar in Form von „Live To Rock" vom aktuellen Album, das live mächtig in den Hintern trat, und „Princess Of The Night", welches nicht weniger rockte, bevor sich die Band dann ein zweites mal von der Bühne verdrückte. Allerdings wollte immer noch keiner die Live Music Hall verlassen, und SAXON hatten kaum eine Chance, sich bei den lautstarken „SAXON, SAXON!"-Rufen nicht noch mal auf der Bühne sehen zu lassen.
Das geile „Denim & Leather" sollte dann aber immer noch nicht alles sein, denn als Biff anschließend die Fans fragte, ob sie „Ride Like The Wind" oder „20.000 Feet" hören wollten, und der Jubel bei beiden Songs gleich laut war, wurden sie kurzerhand auch beide gespielt. Zu „Ride Like The Wind", das ich schon ewig nicht mehr live gehört habe, und von dem Biff vermutete, dass die Presse die Band deswegen zerreißen würde, kam überraschend auch noch Matt Barlow auf die Bühne, um den Song mit Biff zusammen zu performen. Mega-genial.
„20.000 Feet" beschloss dann eine nicht nur für die Musiker schweißtreibende Show, sondern auch das Publikum hatte sich richtig ins Zeug gelegt und mit dafür gesorgt, dass es ein wirklich denkwürdiger Abend geworden ist.
Fazit: Zwei geile Livebands, ein toller Sound und eine bombastische Stimmung in der Live Music Hall. Metalherz, was willst du mehr? Auch wenn mir gerade bei SAXON einige ältere Songs (u.a. "Motorcycle Man", „Solid Ball Of Rock" oder „The Band Plays On") gefehlt haben, war die Setlist sehr ausgewogen, denn mit insgesamt fünf Songs vom neuen Album „Into The Labyrinth" brachten SAXON, die Urgesteine des NWoBHM, auf der anderen Seite auch viel frischen Wind in ihre Show.
Ich habe aufgehört, meine SAXON Konzerte mitzuzählen, aber es war mit Sicherheit nicht mein letztes. Gerade in kleineren Clubs ist diese Band kaum zu schlagen. Zu bemerken sei auch noch, dass sich die Shirtpreise mit durchschnittlich 20 € in einem absolut moderaten Rahmen bewegten.
Setlist SAXON:
Battalions Of Steel
Heavy Metal Thunder
Witchfinder General
747 (Strangers In The Night)
Demon Sweeney Todd
Hellcat
Strong Arm Of The Law
Valley Of The Kings
Wheels Of Steel
Power And The Glory
Crusader
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Live To Rock
Princess Of The Night
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Denim & Leather
Ride Like The Wind (mit Mat Barlow)
20.000 Feet
http://www.saxon747.com
http://www.icedearth.com
Dirk
Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues
Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.
Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out