Geschrieben von Sonntag, 10 März 2013 15:59

Long Distance Calling, Sólstafir & Audrey Horne - Klubsen, Hamburg

Long Distance Calling, Sólstafir & Audrey Horne - Klubsen, Hamburg Cengiz Aglamaz
Ein großartiges Lineup erwartet mich im Klubsen, einem Hamburger Laden, von dem ich bisher noch nichts gehört habe. Nicht, dass es Fans lauter Musik an Alternativen gefehlt hätte, schließlich treiben sich parallel FEUERENGEL in den Docks rum und die Markthalle wird komplett vom „Hell Over Hamburg" in Beschlag genommen. Umso schöner, dass sich viele für LONG DISTANCE CALLING entschieden haben. Doch bevor wir Musikgourmets uns an den Hauptgang wagen, beginnt der Abend etwas flotter mit den bergischen Rockern von AUDREY HORNE.


Während einige Musikfreunde noch draußen frieren, beginnen im Club bereits AUDREY HORNE und heizen mit ihrem Rock N Roll ein. Leider steht die Truppe früher als erwartet auf der Bühne. Bereits eine halbe Stunde nach Einlass geht es los, sodass ich den ersten Song fast verpasst habe. Da der Club noch nicht brechend voll und das Publikum noch nicht ganz aufgetaut ist, habe ich leichtes Spiel mit meiner Kamera bewaffnet an die Front zu stürmen und zum Opener „Redemtion Blues" vom neusten Album die ersten Bilder zu schießen. Das Publikum zeigt sich noch etwas zurückhaltend, dafür fällt der Applaus für die Band umso größer aus.

Die Band ist bei bester Laune, sehr spielfreudig und agiert viel mit dem Publikum. Die rotzigen Riffs und der wummernde Bass stoßen auf viel Gegenliebe. Stellenweise wird getanzt und die Matte warmgeschüttelt, aber wir wollen noch kein Bier verschütten und so hält sich das Publikum dezent zurück und jubelt stattdessen lautstark nach jedem Song. Während Sänger Toschie die Fans immer wieder anheizt, posen die beiden Gitarristen Arve und Thomas, was das Zeug hält. Die beiden sind so ziemlich die größten Poser, die ich seit Langem gesehen habe, und lassen keine Möglichkeit offen, ihr Können eindrucksvoll unter Beweis zu stellen.

Bis auf „Blaze Of Ashes" stammt jeder Song vom aktuellen Album „Youngblood", die Tracks rocken ordentlich und bei der Schlussnummer „Blaze Of Ashes" mischt Sänger Toschie das Publikum nochmal richtig auf. Nach knapp 45 Minuten sind AUDREY HORNE am Ende ihres Sets angelangt und machen sich auf den Weg zum Merch Stand.

Setlist AUDREY HORNE

Redemption Blues
Youngblood
Pretty Little Sunshine
This Ends Here
There Goes a Lady
The King Is Dead
Straight Into Your Grave
Blaze of Ashes

Nach Kurzer Verschnauf- und Umbauphase stiefeln SÓLSTAFIR auf die Bühne. Lehnen wir uns zurück und genießen die Show: Die Band wird mit viel Applaus und Lärm in Empfang genommen, vor der Bühne wird es auch allmählich enger. Nach dem Intro geht es mit „Ljós í Stormi" los. Vor allem Sänger Aðalbjörn zeigt sehr viel Gefühl am Mikrofon, jede seiner Ansagen sitzt und das Publikum lässt auch keine Möglichkeit aus, der Band dies zu zeigen. Die hat sich ordentlich herausgeputzt – teilweise in Leder mit lässigen Hüten. Bassist Svavar tritt mit perfekt geflochtenen Zöpfen auf und trägt die wohl coolsten Boots, die ich je gesehen habe - da werde sogar ich Schuhmuffel neidisch.

Wie echte Rockstars treten die Isländer auf, aber zu ganz sentimentalen Klängen. SÓLSTAFIR machen es ihrer Musik gleich und halten sich dezent auf der Bühne, ohne große Posen oder anderen Firlefanz. Dennoch strahlt die Band eine unglaubliche Präsenz aus. Die epischen Songs geben der Stimmung den Rest, wir sind begeistert und dank des fantastischen Sounds an diesem Abend können wir die Show in vollen Zügen genießen. Die 60 Minuten Spielzeit sind schnell vergangen, auch von lautstarken Zugaberufen lassen sich SÓLSTAFIR nicht weichklopfen und schaffen Platz für LONG DISTANCE CALLING.

Setlist SÓLSTAFIR

Intro
Ljós í Stormi
Svartir Sandar
Fjara
Goddess of the Ages

Dann trennt uns nur noch eine kurze Umbauphase vom Headliner LONG DISTANCE CALLING. Punkt halb zehn geht das Licht aus und das Intro ertönt. Unsere Helden betreten die Bühne und werden unter laustarkem Jubel in Empfang genommen. Den Anfang macht „Nucleus" vom neuen Album „The Flood Inside". Ganz gelassen lehnen wir uns zurück und lauschen den sanften Klängen der Band. Das anschließende „The Figrin D 'an Boogie" versprüht etwas mehr Dampf, es wird tüchtig in die Hände geklatscht.

Die Band hält sich dezent zurück – Ansagen werden kaum gemacht, die Musik spricht für sich. Der wummernde Bass und die treibenden Riffs sorgen für eine besondere und intensive Atmosphäre. Jeder Song, jedes Riff und jeder Schlag vom Drummer wird in vollsten Zügen genossen. Im Anschluss wird die Band umsomehr bejubelt und gefeiert. Diese ist im ersten Moment völlig baff und kann es gar nicht fassen, in Hamburg so viel Zuspruch zu erhalten.

Mit „Ductus" folgt ein sehr entspannender Song vom aktuellen Album. Live entfaltet der Track eine ähnliche Wirkung wie die Kombination aus Wellness, Meditation und Yoga. Anschließend meldet sich Jan zu Wort und fragt nach unserem Wohlbefinden, und nachdem wir ihn davon überzeugt haben, dass es uns gut geht, geht es auch schon weiter im Set. Neuzugang Martin kommt hinter seinem Keyboard hervor und stellt sich an vorderster Front zwischen Jan, Flo und David. Das Mikrofon fest in der Hand, legt er eine ausgezeichnete Performance hin. Mit sehr viel Gefühl gibt er uns „Tell The End" zum Besten und lässt währenddessen keine Rockstarpose aus. Unter tobendem Applaus verschwindet Martin genauso schnell wieder hinter seinem Keyboard und die Band zündet mit „Arecibo" eine Granate. Glückliche Gesichter und zustimmendes Kopfnicken im Publikum.

Ich bin schlichtweg überwältigt von der Power und Intensität, die LONG DISTANCE CALLING live auf die Bühne bringen. Doublebass Action und kräftige Riffs laden zum Bangen ein und lassen unsere Herzen höher springen. Angesichts der jubelnden Meute fällt Jan nur ein „Ihr seid doch bekloppt!" ein, na umso besser. Die Setlist ist sehr ausgewogen, ruhige Songs wechseln sich mit kräftigereren ab, das bietet einen tollen Kontrast. Das folgenden „Aurora" wird in aller Ruhe genossen, der Song spricht für sich. Nachdem schließlich die letzten Klänge von „Metulsky Curse Revisited" verstummt sind, verlässt die Band die Bühne.

Zum Glück nur für wenige Sekunden. Zum Ausklang des grandiosen Abends lauschen wir den sanften Klängen „Apparitions". Nachdem auch hier der letzte Ton verstummt ist, sind etwas mehr als 90 Minuten vergangen, das ging wieder schneller als erhofft. Unter leichter Eile verlässt die Band die Bühne und verabschiedet sich noch kurz. Jan spornt uns noch an, das neue Album zu kaufen und verschwindet kurzerhand mit den anderen von der Bühne.

Alles in allem war es ein grandioser und sehr intensiver Abend mit drei fantastischen Bands, ausgezeichnetem Sound und einem gut gelaunten Publikum - das auf seine Kosten gekommen sein sollte. Ich bin völlig baff, wie ich es sonst eher nach härteren Veranstaltungen bin, und frage mich, wie LONG DISTANCE CALLING das geschafft haben.

Setlist LONG DISTANCE CALLING

Nucleus
The Figrin D'an Boogie
Inside The Flood
Black Paper Planes
Ductus
Tell The End
Arecibo (Long Distance Calling)
Aurora
The Man Within
Metulsky Curse Revisited
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Apparitions
Cengiz

Seit 2012 bin ich mit Kamera und offenem Ohr für BurnYourEars unterwegs.

Mein musikalischer Horizont kennt keine Grenzen: Von synthlastigem Metal über Rap bis hin zu Screamo – Hauptsache, es groovt und hat Tiefgang.

Live-Konzerte sind meine Passion. Zahllose Gigs und Festivals später bin ich immer noch süchtig nach der Energie, die nur Live-Performances entfachen können. Denn egal wie brillant eine Platte klingt, erst auf der Bühne zeigt sich die wahre Magie einer Band.

Meine All-Time-Favourites? Machine Head, Heaven Shall Burn und Parkway Drive (bis "Reverence"). Aber meine Playlist ist so vielfältig wie ein Festivalprogramm – von Crossfaith bis Lamb of God ist alles dabei.

Wer einen Blick auf meine fotografische Reise durch die Musikwelt werfen möchte: Mein Portfolio mit Konzertbildern seit 2012 findet ihr auf fotocengiz.de.