Geschrieben von Samstag, 13 April 2013 19:18

Lordi, Tri State Corner & Reverse Grip - Essigfabrik / Köln

LORDI haben mit "To Beast Or Not To Beast" ein Album am Start, das einige Kritik von Seiten der schreibenden Zunft einstecken musste. Zu Unrecht, wie ich meine, denn LORDI bieten richtig guten Hard Rock. Und die Finnen haben auch am 11.04.2013 in der Essigfabrik  wieder bewiesen, dass sie viel mehr sind, als nur kostümierte Freaks. 

Da sich die Musik sehr an den Bands aus den 80ern und 90ern orientiert, sind LORDI sowieso genau mein Ding. Und wer LORDI mit ihren geilen Showelementen schon einmal live erlebt hat, wird sich die Tour eh irgendwo ansehen. Wenn man den Aufwand bedenkt, den die Finnen mit ihren Kostümen und ihrer Show betreiben, dann ist der Ticketpreis von 28 € fast schon ein Witz.

Dann sind noch zwei Special Guests mit dabei, nämlich REVERSE GRIP aus Toronto, Canada und TRI STATE CORNER (nennen sich so, weil die Musiker aus Deutschland, Polen und Griechenland kommen). Erstere müssen bereits um 19:20h auf die Bühne, vor der sich schon etliche hundert Fans versammelt haben. Vor allem direkt an der Absperrung ist das Gedrängel bereits groß, denn viele wollen sich bereits jetzt für LORDI einen Platz in der ersten Reihe sichern. REVERSE GRIP geben direkt mächtig Gas und man kann erkennen, dass sie den Slot auf dieser Tour als große Chance sehen. Dementsprechend gehen die drei Brüder Dru (vocals), Sean (guitar) und Dylan (drums) Broda, sowie Kramer White (bass) zur Sache.

Ihr dreckiger Rock'n Roll kommt beim Publikum gut an, auch wenn man sagen muss, dass Sänger Dru gelegentlich am Ton vorbei schreit. Der Sound ist natürlich noch nicht ganz aufgedreht, und mir persönlich ist die Gitarre etwas zu leise, aber Songs wie „Nasty Reputation", „Sold My Soul" oder „Raise Your Fist" bleiben trotzdem positiv hängen. Sänger Dru versucht permanent, die Fans in Wallung zu bringen, und für einen Support vom Support machen die Kanadier ihren Job mehr als ordentlich. Um 20:05h ist aber dann Schluss und die Brüder plus Bassist fahren den verdienten Applaus ein.

Nach einer ziemlich kurzen Umbaupause fährt das Licht um 20:25h erneut runter, diesmal für die Multikulti-Kapelle TRI STATE CORNER. Die Band gibt es bereits seit 2004 und ist bisher, wenn ich ehrlich bin, komplett an mir vorbei gelaufen. Warum eigentlich? Die Jungs um die - erneut - Brüder Lucky (vocals) und Janni (guitar & bouzouki) bekommen vom Start weg von mir die Höchstnoten, was ihre Performance, ihre Songs und ihr professionelles Auftreten angeht. In ihren Songs vermischt der Fünfer Hard Rock, Metal und Blues, bringt mit der Bouzouki gelegentlich einen griechischen Touch in den Sound. Mit der wirklich genialen Rockstimme von Sänger Vassilios „Lucky" Maniatopoulus treffen TRI STATE CORNER offensichtlich nicht nur meinen, sondern auch den Nerv der meisten Fans vor der Bühne, denn die Jungens werden nach und während der Songs mächtig gefeiert.

„Nothing At All", „Sooner Or Later" und das absolut fette „I Swear" vom aktuellen Album "Historia" entpuppen sich als wahre Ohrwürmer und Mitsinghymnen. Die Band hat Spaß ohne Ende und der Funken springt aufs Publikum über. Der Aufforderung von Sänger Lucky an die Fans, jedesmal wenn er das Wort „Album" erwähnt, in lautstarken Jubel auszubrechen, folgen die Fans bereitwillig, und die Geschichte entwickelt sich während des Gigs zum running gag. Schade, aber um 21:30h ist leider schon Schluss mit lustig. Ich bin zumindest sofort zu Florian an den Merchstand gerannt und hab mir die aktuelle CD besorgt.

Das Licht ist zwar noch an, trotzdem werden die „Lordi, Lordi!"-Rufe in der Essigfabrik immer lauter. Die Vorfreude auf die Monster-Finnen ist riesengroß, ebenso der lautstarke Jubel, als das Licht endlich ausgeht und als Intro „God Of Thunder" von KISS vom Band erschallt. Zuerst nimmt LORDI Neu-Drummer und Otus' Nachfolger Mana hinter seinem Kit Platz, gefolgt von Neu-Keyboarderin und Awa Nachfolgerin Hella, womit die beiden Neuen sich den Fans als erstes präsentieren. Amen, Ox und zum Schluss Mr. Lordi himself werden begeistert empfangen und legen bei sattem Sound und tollem Licht mit "We're Not Bad For The Kids" los. Die Fans gehen vom ersten Ton an steil. Auffällig ist die doch sichtbar gewachsene Körperfülle von Vorturner Mr. Lordi, der mit Sicherheit in seine Kostüme von der letzten Tour nicht mehr reingepasst hat. Stimmlich ist er aber voll auf der Höhe, bewegungstechnisch ist er aufgrund seiner Monsterplateauschuhe eh sehr eingeschränkt, also ansonsten alles wie immer.

„Bringing Back The Balls To Rock" kommt ebenfalls gut, Amen tobt auf seiner Bühnenseite gewohnt agil herum, während Ox breitbeinig seinen Bass beackert. Die erste Single vom aktuellen Album „The Riff" kommt für mich dann überraschend früh in der Setlist, rockt aber genauso ordentlich wie ich das erwartet habe. Den vielen Die Hard LORDI-Fans dürfte es aber ziemlich egal sein, wann welcher Song gespielt wird, denn der Mob vor der Bühne feiert alles gnadenlos ab. „Who's Your Daddy" geht wohl schon als Klassiker durch und darf bei keinem LORDI Gig fehlen. Zu den beiden Neuen kann man sagen: Mana trommelt solide aber eher unspektakulär, und Hella hat die Bewegungen von Awa quasi eins zu eins übernommen. Nach „Girls Go Chopping" kommt Hella dann zu ihrer Soloeinlage, was sie nett macht.

Im weiteren Verlauf kommen alle Instrumentalisten zu ihren Soloeinlagen, wobei ich nicht sagen kann, dass mich die sonderlich umgehauen hätten. Es geht eigentlich eher darum, dem Rest der Band während dieser Einlagen Zeit zum „Umdekorieren" und zum Durchatmen zu geben. Während „Something Wicked This Way Comes", „Devil Is A Loser", "I Luv Ugly" und "It Snows In Hell" kommen immer wieder die gewohnten Gimmicks wie Kettensägen, von der Hallendecke fallende Schneeflocken und Statisten zum Einsatz, um die Songs noch einmal visuell zu pushen. (Wobei man den Typen, der die Schneeflockenmaschine aufgehängt hat, ebenfalls aufhängen sollte, weil die Schneeflocken zum größten Teil gegen ein Rohr an der Decke prallen, sich dort zu dicken, fetten Klumpen sammeln, um dann am Stück in die Menge zu platschen.) Kommt wie immer gut und macht Spaß, wobei der Statist, der bei „I Luv Ugly" auf der Bühne den bangenden Dee Sniders imitiert (wie geil), den guten Mr. Lordi in seinem Eifer fast über den Haufen rennt.

Bei „I'm The Best" wird Mr. Lordi mit einer Miss-Schärpe und einem Diadem geschmückt, was ziemlich niedlich aussieht, und mit „Hulking Dynamo" gibt es einen alten, bisher nicht veröffentlichten Song zu hören, der es aber auch locker auf jedes Album hätte schaffen können. Nach kurzen Pausen gibt es mit „Hard Rock Hallelujah", „Sincerly With Love" und „Would You Love A Monsterman" drei fette Highlights zum Schluss, wobei hier auch die Fans nochmal alles geben und die Refrains lautstark mitsingen. Wobei sie wahrscheinlich nicht weniger in Schweiß kommen als Tomi Putaansuu, was dieser mehrfach betont.

Nach 23:30h geht das Licht wieder an, obwohl ich wirklich dachte, dass die Band nochmal zurück auf die Bühne kommt. Vielleicht habe ich es irgendwie verpasst, aber haben LORDI auch „Blood Red Sandman" gespielt?

Fazit: Mit REVERSE GRIP, TRI STATE CORNER und natürlich LORDI war ein saustarkes Package in der Essigfabrik. Insgesamt über vier Stunden Live Musik vom Feinsten, und das für einen Spottpreis von 28 €. Die Fans, die da waren, werden noch lange an diesen Gig denken, die Couchpotatoes, die ihre Hintern nicht vom Sofa bekommen haben, sollten sich mal ganz kräftig in eben diesen beißen. Der Sound war klasse, wobei ich ihn bei REVERSE GRIP etwas zu leise fand, das Licht besonders bei LORDI sehr stimmungsvoll, Shirt Preise im grünen Bereich, die Security wie immer in der Essigfabrik vorbildlich freundlich, damit also ein absolut gelungener Abend. Die nachfolgende Setlist habe ich mehr oder weniger aus dem Gedächtnis nachträglich notiert. Sollte etwas fehlen oder die Reihenfolge nicht ganz stimmen, bitte ich dies zu entschuldigen.

Setlist LORDI:
We're Not Bad For The Kids
Bringing Back The Balls To Rock
The Riff
Who's Your Daddy
Girls Go Chopping
(Solo Hella)
Schizo Doll
This Is Heavy Metal
Something Wicked This Way Comes
(Solo Ox)
It Snows In Hell
(Solo Mana)
Supermonstars
I'm The Best
Happy New Fear
(Solo Amen)
They Only Come Out At Night
I Luv Ugly
Devil Is A Loser
Hulking Dynamo
Hard Rock Hallelujah
Sincerly With Love
Would You Love A Monsterman

REVERSE GRID HOMEPAGE
TRI STATE CORNR HOMEPAGE
LORDI HOMEPAGE

© all pictures by Dirk Goetze for BurnYourEars
Dirk

Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues

Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.

Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out