Geschrieben von Dienstag, 14 Mai 2013 19:42

Bring Me The Horizon und Your Demise - Grünspan / Hamburg

Bring Me The Horizon Bring Me The Horizon Foto by Peter / Sight Of Sound

Es ist ein schöner, fast frühsommerlicher Tag Anfang Mai, als ich im Büro die überraschende Nachricht erhalte, dass es für mich an diesem Abend doch noch spontan zu BRING ME THE HORIZON ins Grünspan geht. Da das neue Album "Sempiternal" der Jungs aus Sheffield zur Zeit bei mir auf Dauerschleife läuft, fackel' ich nicht lange, verzögere meinen geplanten Wochenendtrip um ein paar Stunden und mache mich auf zum Hamburger Grünspan.


Da das ganze eine ziemliche Spontanaktion ist, kommen wir erst um 19 Uhr im Span an. Dort sind YOUR DEMISE bereits auf der Bühne und heizen den Fans ordentlich ein, was aufgrund der Fülle des Clubs eigentlich gar nicht mehr nötig ist. Besonders im oberen Bereich, wo sich auch die Garderobe befindet, herrscht eine fast unerträgliche Hitze. Da ich schon länger nicht mehr im Grünspan war, fällt mir jetzt erst auf, wie sehr sich die Venue in den letzten Jahren verändert hat. Im oberen Bereich gibt es mittlerweile zwei Ebenen, so dass auch die Leute, die nicht direkt an der Balustrade stehen, eine einigermaßen gute Sicht auf die Bühne haben. Die Säulen im Saal wurden Golden angestrichen und die Bar auf der linken Seite der Halle wurde komplett entfernt. Sogar die Toiletten glänzen im neuen Look und am Waschbeckenbereich stehen Blumen als Deko - wirklich schick. 

Die Preise am Merchandise Stand sind heute - gerade aufgrund des extrem jungen Alters vieler Fans - wirklich grenzwertig. YOUR DEMISE verlangen akzeptable 20 Euro für ein Shirt, BRING ME THE HORIZON dagegen 30 für Shirts oder Girlies und für einen Hoodie sogar 50 Euro.

Vom Supportact YOUR DEMISE bekommen wir leider nur noch die letzten 20 Minuten komplett mit. Ich habe die Hardcore Punks aus St. Albans bereits einige Male live gesehen und empfand sie immer als sehr sympathisch und mitreißend, obwohl ich eigentlich kein Fan ihres ziemlich aggressiven Hardcore Punks bin. Auch dieses Mal geben die fünf Briten ordentlich Gas, wirken allerdings ein wenig resigniert. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob es nur mir so geht oder ob die Jungs, die im April ihre Auflösung bekannt gegeben haben, tatsächlich nicht mehr ganz so motiviert bei der Sache sind wie noch bei ihren letzten Auftritten. Die Aussage "This is the last year of YOUR DEMISE and whether you love or hate us - this might be the last time you see us" von Sänger Ed McRae kommt ebenfalls ein wenig zu emotionslos rüber. Sehr schade um diese sympathische Band, deren im Februar ausgekoppelte EP "Cold Chillin" mit etwas mehr Melodie und weniger Aggressionen sogar bei mir punkten konnte.

Beim letzten Song "The Kids We Used To Be" geben YOUR DEMISE nochmal alles, es gibt Circle Pits und Sänger Ed nimmt sogar ein Bad in der Menge. Nach einem kurzen "Thank you and God bless..." erlöschen die Lichter des Hamburger Grünspans - höchstwahrscheinlich zum allerletzten Mal für YOUR DEMISE - und die Briten verlassen sang- und klanglos die Bühne.

Die Stimmung im Club wird durch den meines Erachtens schon etwas traurigen Abgang von YOUR DEMISE aber absolut nicht getrübt und die Leute feiern die Pausenmukke, die hauptsächlich aus PARAMORE Songs besteht, ordentlich ab. Währenddessen herrscht auf der Bühne ein reges Treiben der Roadies, die eifrig dabei sind, alles aufzubauen und die Instrumente zu testen, um dem heutigen Hauptact BRING ME THE HORIZON einen würdigen Auftritt zu bescheren. Neuzugang Jordan Fish (Ex-WORSHIP) nimmt mit seinem Keyboard, einer Trommel mit einem überdimensionalen Schlaginstrument und zwei Laptops, auf denen das Coversymbol vom neuen BMTH Album Sempiternal statt des eigentlichen Markensymbols des jeweiligen Herstellers zu sehen ist, den größten Teil der Bühne ein.

Ein Raunen geht durch das Hamburger Publikum, als um 19:45 Uhr das BMTH Backdrop heruntergelassen wird und bereits 15 Minuten später stürmen die Jungs aus Sheffield auch schon die Bühne. Los geht es mit dem Opener "Can You Feel My Heart" von der neuen Scheibe "Sempiternal", bei der die Bühne in gleißend blaues Licht und Qualm gehüllt wird. Oli dreht dem Publikum erst den Rücken zu, um kurze Zeit später nach einer kurzen, aber deutlichen Ansage "Get The Fuck Up" und dem nachfolgenden Hit "Chelsea Smile" ordentlich abzugehen. Das Bühnenlicht für "Chelsea Smile" ist nun grün und der Sound wirklich fett.

Frontmann Oli Sykes besitzt eine wahnsinnige Bühenenpräsenz. Er hat die Hamburger vom ersten Moment an in der Hand und häufig reicht eine kleine Geste von ihm, um die Menge springen oder klatschen zu lassen. Der schmächtige Brite ist sichtbar gut gelaunt, verlangt ständig nach Moshpits oder Walls Of Death mit Sprüchen wie "Open this place up!". Während der Performance von "Chelsea Smile" werden sogar diejenigen, die gut aufgepasst haben, mit einer kurzen, deutschen Einlage von Oli belohnt "3,2,1 - Go! Das ist gut".

Ansonsten ist Oli eher kein Fan vieler Worte, erkundigt sich aber dennoch nach dem Befinden des Publikums und bezeichnet die deutschen Fans als "Kings Of Circlepits". Ob der Trendsetter, dessen Klamottenmarke DROP DEAD CLOTHING auch am heutigen Abend auffällig oft von den Anwesenden getragen wird, mit seinem MICHAEL JACKSON Shirt (käuflich zu erwerben bei NightmareBrand) für einen neuen Kult sorgen kann, wage ich allerdings zu bezweifeln. Während des Songs "It Never Ends" gibt es eine T-Shirt Verlosung für den besten Crowd Surfer, wobei ich aus der Entfernung leider das Motiv nicht erkennen kann - es ist aber defintiv kein Michael Jackson Shirt.

Bei dem ruhigen, großartigen Song "And The Snakes Start To Sing" werden die ersten Feuerzeuge gezückt und das Lichtermeer unterstreicht die tolle Atmosphäre, die der elektronische Song erzeugt. Als Oli dann gegen Ende des Songs bei der geschriehenen Textzeile "If you can't soar with the eagles, then don't fly with the flock. Are you still getting high?" theatralisch auf die Knie geht, bekomme ich eine Gänsehaut - einfach herrlich! Die nachfolgende Wall Of Death während des Songs "Diamonds aren't forever" scheint von der Bühne richtig gut auszusehen, denn die komplette Band strahlt um die Wette.

Die Hamburger Fans unterstützen ihre Helden dann textsicher bei mitreißenden Textzeilen wie "We will never sleep, 'cause sleep is for the weak " sogar beinahe synchron. Das nachfolgende "Blessed By A Curse" ist am heutigen Abend, sowie schon beim letzten Besuch der Briten im Span, der absolute Publikumsliebling. Während des Songs fordert Oli die Hamburger erst auf, sich an den hochgestreckten Händen zu halten ("Find A Friend And Hold Your Hands!") und verlangt danach, dass sich möglichst viele Fans auf die Schultern anderer begeben. Obwohl nach diesem Song die Stimmung ihren absoluten Höhepunkt erreicht hat, verabschieden sich Oli & Co. nach nur einer knappen Stunde mit einem kurzen "Thanks for being brilliant" und dem Song "Anti-Vist", der mit seiner Textzeile "Middlefingers Up, If You Don't Give A Fuck" bei keiner BRING ME Show fehlen darf.


Glücklicherweise gibt es nach einer kurzen Pause als Zugabe noch das großartige "Sleepwalking", mein Lieblingssong vom neuen Album, und wir begeben uns um kurz nach 9 Uhr an diesem Freitagabend viel zu früh aber extrem glücklich auf den Heimweg. Eine halbe Stunde länger und dieses Konzert wäre absolut perfekt gewesen!


Ein riesiges Dankeschön an dieser Stelle an meinen lieben Kollegen Robert, an Theresa von Pirate Smile und Peter von Sight Of Sound für die großartigen Fotos!



Setlist Bring Me The Horizon:


Can You Feel My Heart
Chelsea Smile
Alligator Blood
Go To Hell For Heaven's Sake
The House Of Wolves
It Never Ends
And The Snakes Start To Sing
Diamonds Aren't Forever
Empire (Let Them Sing)
Blessed With A Curse
Anti-Vist
-----------------------------------
Sleepwalking