Geschrieben von Sonntag, 07 Juli 2013 15:14

Hörnerfest 2013 - Der Bericht


27.06.2013 – Es ist wieder an der Zeit, sich auf das Gelände des Hörnerfests in dem kleinen norddeutschen Dorf Brande-Hörnerkirchen zu begeben, um zusammen mit hunderten von anderen Metal- und Mittelalterbegeisterten ein tolles, wenn auch verregnetes Wochenende zu genießen.

Die erste Band eines Festivals hat meistens mit charakteristischen Problemen zu kämpfen: recht wenig Stimmung und einem verhältnismäßig kleinen Publikum. So war auch das Fanvolk bei ELMSFEUER nicht sonderlich feierfreudig und auch nicht besonders groß. Daher war es ohne größere Probleme möglich, sich in die vorderen Reihen zu begeben. Man kann ELMSFEUER jedoch nicht vorwerfen, keinen guten Auftritt abgeliefert zu haben – auch versuchte die Band des Öfteren, ihre Zuschauer zum Feiern zu animieren, leider ohne Erfolg. Der Sound der Band war ebenfalls völlig in Ordnung, auch wenn die Stimme ein wenig zu laut eingestellt war.

Kurz nach ELMSFEUER bestiegen RAGNARÖEK die kleine Bühne und begannen mit ihrem 60-minütigen Auftritt, der für die zweite Band eines Festivals überaus gut besucht war. Was bei der Band leider etwas negativ auffällt, ist, dass sie meist eins zu eins die gleiche Show abliefert. So verlangte Sänger Charon „Der Fährmann" häufig nach Bier und hämmerte bei dem einen oder anderen Song auf einem Amboss rum. Der Auftritt war jedoch klanglich sehr ausgewogen, bis auf die zu laute Stimme, und für die zweite Band eines Festivals ein durchaus gelungener Gig.

Nach ein paar Bands Pause kamen dann VOGELFREY auf die Bühne und gleich zu Anfang wurde klar, dass auch sie das Problem der zu lauten Stimme bei ihrem Auftritt haben werden. Eine laute und hörbare Stimme ist ja schön und gut, aber eine, die so laut ist, dass sie die anderen Instrumente teilweise übertönt, ist doch ein wenig übertrieben. Zum Glück ließen sich ihre Fans durch dieses kleine Problem nicht aus der Stimmung bringen und feierten jeden Song dieser polarisierenden Band. Besonders als die Band den Song „Met" anstimmte, konnten sich einige gar nicht mehr einkriegen und kamen der Aufforderung mitzusingen freudig nach. Zwischen ihren Songs suchten VOGELFREY den Kontakt zu ihren Fans und auch dass die Band ein T-Shirt verschenkte und ins Publikum schmiss, zeugt von ihrer Publikumsnähe.

Nach VOGELFREY blieb es nach einer 30-Minütigen Pause folkig, diesmal mit HEIDEVOLK. Die ersten Lieder verpasste ich leider, da ich, wie viele andere auch, in einer endlos scheinenden Schlange vor dem Einlass stand – ein Problem, welches ich von nun an bei vielen Bands beobachten sollte. Wie schon bei den Bands zuvor hatten auch HEIDEVOLK ein paar Probleme mit der Stimme, jedoch war diese bei HEIDEVOLK nicht zu laut, sondern eher zu leise. So langsam wurde es mit fortschreitender Stunde auch richtig voll vor der Bühne, sodass man langsam einige Probleme bekam, wenn man einen guten Blick auf die Bühne haben wollte. Auch das Publikum wurde langsam sichtlich voller und bewegungsfreudiger, zwei Dinge, die oft nahe bei einander liegen.

So richtig voll vor der Bühne wurde es jedoch erst mit FIDDLER'S GREEN. Wie es für einen FIDDLER'S GREEN Auftritt üblich ist, hatten sie ihr Publikum von Anfang an im Griff und machten von der ersten bis zu letzten Sekunde ihres Auftritts richtig Stimmung und heizten dem Publikum mit Liedern wie „Folk's Not Dead", „P Stands For Paddy" oder „The Night Pat Murphy Died" so richtig ein. Die kleinen Soundprobleme hatten FIDDLER'S GREEN zum Glück nicht, wobei dies dem feierwütigen Publikum wohl auch recht egal gewesen wäre, denn auch der einsetzende Regen änderte nichts an der grandiosen Stimmung. Nach anderthalb Stunden Tanzen, Feiern und Singen verließen FIDDLER'S GREEN wieder die Bühne und machten Platz für den nächsten Auftritt.

Um kurz vor Mitternacht kam die letzte Band des Festivaltages auf die Bühne, CORVUS CORAX. Ein wenig überraschend war gleich zu Anfang, dass die Band ausreichend Platz auf der überaus kleinen Bühne fand, auch wenn es ein wenig gequetscht aussah. Richtig ansehen konnte man sich den Auftritt leider nicht, da die Einstellungen der Lampen so grottenschlecht waren, dass man stark geblendet wurde, nichts sah und schon fast Schmerzen von dem grellen Licht in den Augen hatte. Besonders überraschend ist daher auch nicht, dass das Konzert nicht gerade gut besucht war und viele der ohnehin wenigen Fans schon zu Beginn des Konzertes selbiges wieder verließen. Da ich meine Sonnenbrille leider um 12 Uhr nachts gerade nicht dabei hatte, verließ auch ich das Konzert verfrüht, doch noch spät genug, um zu sehen, wie die für CORVUS CORAX typische Metrutsche ausgepackt wurde.

Der nächste Tag startete für mich mit den Schweden von GRIMNER. Für mich völlig unverständlich war, dass auch dieser Auftritt kaum besucht war und dies, obwohl die Nordmannen für ihre soliden Auftritte bekannt sind. So gab es auch an diesem Auftritt wenig zu meckern, die wenigen Fans, die anwesend waren, machten Stimmung und gingen auf die Aufforderungen von GRIMNER, mitzusingen und zu feiern, ein und störten sich offenbar kaum an dem einzig negativen Aspekt ihres Auftritts, dem etwas schwammigen Sound.

Als nächstes waren HARPYIE an der Reihe. Wenig überraschend war leider, dass auch HARPYIE mit einer etwas leisen Stimme zu kämpfen hatten, dies hatte eine sehr gemischte Publikumsstimmung zur Folge. So wurden einige Lieder mehr gefeiert als Vortags bei VOGELFREY, andere jedoch waren schon fast langweilig und luden zum Einschlafen ein. Mit einem RAMMSTEIN-Cover versuchten HARPYIE noch das Publikum vor'm Einschlafen zu schützen, mit recht wenig Erfolg, denn durch die viel zu leise Stimme war es sogar recht schwierig zu erkennen, dass die Band gerade RAMMSTEIN covert. Ein Auftritt, den ich mir anzusehen durchaus hätte sparen können.

In der Hoffnung auf einen besseren Auftritt begab ich mich am späten Abend zu TYR und wurde vollends enttäuscht. Auf der Running Order war der Auftritt für 21:30 Uhr angekündigt und um alles sehen zu können, war ich bereits 21:20 vor der Bühne, wo ich geschlagene 70 (!) Minuten auf den Auftritt der Band warten musste, wovon sie etwa 40 Minuten für einen Soundcheck benötigte. Dass bei einer derartig langen Wartezeit ein Großteil der Fans noch vor dem Auftritt ging, ist wohl überflüssig zu erwähnen. Man sollte auch meinen, dass der Sound nach einem so langen Soundcheck stimmt, doch auch dies war nicht der Fall, sodass TYR fast während jedes Songs und zwischen den Songs etwas an den Einstellungen ändern ließen, sodass die Stimme mal zu laut oder auch zu leise war, selbiges gilt für die Gitarren und den Rest der Instrumente.

Nachdem die Band also eine Stunde Verspätung hatte und auch der Sound grottenschlecht war, waren ich und einige andere Gäste so genervt, dass sich der Platz vor der Bühne stetig leerte und auch ich ging vor der Beendigung des Auftritts. Viermal habe ich TYR nun gesehen, und viermal war es ein grauenhafter Auftritt, dieses Mal jedoch besonders schlecht, nie wieder TYR Live.

Nach TYR konnte es eigentlich nur besser werden und das wurde es mit MANEGARM. Der Auftritt hatte einfach alles. Endlich war es nicht mehr völlig überfüllt, der Sound stimmte zur Abwechslung auch und eine Prise Humor kam dadurch zustande, dass sich Sänger Erik Grawsiö gleich nach dem ersten Song dafür entschuldigte, dass er den Text der zweiten Strophe vergaß, weil er zu betrunken sei. Der Rest des Auftritts verlief ganz MANEGARM typisch, zu einer recht entspannten Atmosphäre. Ein solider Auftritt, bei dem der eine oder andere Song des neuen Albums zum Besten gegeben wurde. Ein gelungener Abschluss für ein gelungenes Festival.

Insgesamt betrachtet war das Hörnerfest wie die Jahre zuvor ein voller Erfolg, auch wenn es, ebenfalls wie die Jahre zuvor, fast durchgängig regnete, was zur Folge hatte, dass ein Tourbus im Schlamm stecken blieb, Pavillons mehr wert waren als Gold und trockene Füße ein Fremdwort war, aber mit sowas muss man halt rechnen. Die gute Bandauswahl sorgte dafür, dass für jeden etwas dabei war und auch die Bands selbst gaben, bis auf TYR, ihr Bestes und heizten dem Publikum trotz des kalten Wetters richtig ein. Nächstes Jahr gerne wieder!