Cengiz: Es ist Mittwoch, es ist Wacken, endlich normale Leute und gute Musik. Die Sonne scheint und so langsam kommt das Festival in Fahrt. Viele gute Gründe, um Georgijs Hottentotten im Wackingerdorf zu sehen. RUSSKAJA spielen irgendwas zwischen Polka und Metal mit einer gehörigen Portion Spaß. Eröffnet wird die Show mit ihrem neuen Hit "Energia" vom gleichnamigen Album. RUSSKAJA sorgen vom ersten Moment an für ausgelassene Stimmung, es wird getanzt und gefeiert. Die Pommesgabeln gehen in die Luft und RUSSKAJA werden mit offenen Armen empfangen. Geboten wird ein bunter Instrumentenmix mit Trompeten, Violine und Gitarren oder "Russische Musik für eure Gesundheit", wie Georgij verlauten lässt. Es wird tüchtig im Takt mitgeklatscht und die ersten Crowdsurfer machen sich auf den Weg.
Nachdem ich dem bunten Treiben lange genug zugesehen habe, mache ich mich auf den Weg ins Zelt, um dem Metalnachwuchs beim Metal Battle etwas zuzusehen. Was die Bands dort abliefern, ist großartig. MIDNIGHT SCREAM spielen und überzeugen mit einer Kombination aus Thrash und Powermetal. Die Truppe geht ordentlich ab und wird vom Publikum gefeiert. Kurz darauf stürmen die Russen von COUNT TO SIX die Bühne. Die Jungs spielen modernen Core Metal mit Shouts und Klargesang und fetten Riffs. Bereits beim Intro ist das Publikum voll am Start und feiert mit der Band. Fette Breakdowns laden zum Abgehen ein.
Ein lustiger erster Tag, jetzt noch ein Bier zur Zeltplatzbeschallung und ab ins Zelt.
Vero: Auf meinem persönlichen Festivalplan stehen heute die Seemänner von SANTIANO. Ja, ich weiß, Metal ist anders, aber die Jungs machen einfach Spaß. Basta! Um 22:00 Uhr stehe ich freudestrahlend vor der Wackinger Stage und singe laut mit beim gleichnamigen Titel "Santiano". Man merkt dem Publikum an, dass es sich freut, wieder hier zu sein. Die Stimmung ist ausgelassen und hier und da wird geschunkelt. Bei "Es gibt nur Wasser" tönt es tausendfach "Rum, Rum, Rum!" auf die Bühne zurück und bei "Wir sind frei" lassen sich die ersten Crowdsurfer auf Händen tragen. Als schließlich SUBWAY TO SALLY Fronter ERIC FISH auftaucht und "der Schrei" aus allen Mündern bricht, ist klar, wir werden eine gute Zeit haben.
Cengiz: Bei gleißendem Sonnenschein mache ich mich auf den Weg Richtung Infield. Gesegnet von Melongod dürfte heute nichts mehr schiefgehen. Neue Religionsgemeinschaften finden vor allem in Wacken immer großen Zuspruch.
Nachdem SKYLINE die Bühne geräumt haben, ist es Zeit für kanadischen Thrash Metal. Jawollja! Nach schlappen zehn Jahren steht Gitarrengott Jeff Waters mit ANNIHILATOR wieder in Wacken auf der Bühne. Vor der Bühne haben sich viele Fans versammelt, um die Band gebührend zu feiern. Den Anfang macht "Smear Campaign" und Jeff und Dave sind bei allerbester Laune."King Of The ...?" - "KILL!". Der nächste Hit lässt nicht lange auf sich warten. Die Meute singt mit und geht ordentlich ab.
Anschließend wird uns mit "No Way Out" ein Song vom kommenden Album "Feast" geboten. Wir fressen die Nummer genau so enthusiastisch wie jeden anderen Song heute. Einige Crowd Surfer bahnen sich den Weg nach vorn und ein kleiner Mosh Pit treibt sein Unwesen vor der Bühne. Alle haben sichtlich Spaß und Jeff Waters lässt das Griffbrett durchgängig brennen. Freundlich wie er ist, fragt er nach unserem Wohlbefinden, bevor es mit "Clown Parade" weiter geht und die Fäuste empor gestreckt werden. Die Kanadier sind willkommen in Wacken und sollten hier öfter zu Gast sein.
"Set The World On Fire" bietet ordentlich Nackenfutter und lässt die Köpfe kreisen. Bei "W.T.Y.D." starten einige Circle Pits und es kommt Bewegung in die zähe Masse. Das fette Solo rockt Jeff gemeinsam mit Dave und feuert mit "Fun Palace" sofort den nächsten Hit ab. Ohne zu zögern wird eine Wall Of Death gestartet und geht schließlich in einen großen Circle Pit über. Das ist einfach nur geil und lässt mich mit großer Vorfreude auf die nächsten Tage blicken, wenn die Meute bereits heute so abdreht. Mit "Alison Hell" verabschieden sich ANNIHILATOR und wünschen uns viel Spaß für die nächsten Tage.
Donnerstag ist die Night To Remember und die Nacht der Legenden, weshalb im ganzen Infield jede Menge Menschen stehen, egal wohin man sieht. Die einen warten auf DEEP PURPLE, die anderen warten auf RAMMSTEIN. Da die Wackenbändchen dieses Jahr lila sind, bekommen DEEP PURPLE den Vortritt.
Für alle (mich eingeschlossen), die nur "Smoke On The Water" kennen, ist dies eine ausgezeichnete Gelegenheit, sein DEEP PURPLE Song Repertoire etwas zu erweitern. 80.000 Menschen empfangen die Band mit lauten Jubel und rocken gemeinsam zu "Highway Star" ab. Die Hardrock Opas geben ordentlich Vollgas und sind energiegeladen wie 20 Jahre junge Hüpfer. Mit breitem Dauergrinsen feuern DEEP PURPLE einen Hit nach dem anderen ab.
DEEP PURPLE zeigen deutlich mehr Einsatz als die SCORPIONS 2012, jeder Ton wird bis zum letzten Moment ausgekostet. Irgend ein Solo findet immer Platz, das macht anfangs noch viel Spaß aber wird nach einiger Zeit etwas lästig und penetrant. Vor allem die Orgel drängt sich immer wieder in den Vordergrund. Don Airey variiert viel und spielt alles, was man auf der Orgel so spielen kann, sogar gewittern lässt er es.
Plötzlich stimmt Gitarrist Steve Morse "Sweet Child O Mine" an und geht schließlich in ein ausgedehntes Gitarrensolo über. Unter tobendem Applaus spielt Steve "Smoke On The Water" und die Band steigt mit ein. Alle Hände gehen in die Luft – auch vor der RAMMSTEIN Bühne – und alle, wirklich alle singen mit. "Smoke On The Water" mit 80.000 Menschen: Gänsehaut pur. So rocken DEEP PURPLE in den Sonnenuntergang und gehen unter tobendem Applaus von der Bühne. Selbstverständlich gibt es noch eine Zugabe und es wird schließlich Zeit für RAMMSTEIN.
Vero: Heute spielt das Highlight, auf das wohl jeder Festivalbesucher hingefiebert hat: die großartigen, internationalen Helden von RAMMSTEIN. Um 22:15 Uhr fällt der Vorhang der Black Stage mit einem großen Knall das erste Mal. RAMMSTEIN geben sofort Gas und bereits nach dem ersten Song „Ich tu dir weh“ schwappt die Energie über und die Fans sind sich sicher, dass es sich gelohnt hat, die Bühne den ganzen Tag lang für den Aufbau zu blocken. Till Lindemann und seine Männer fangen das Publikum ein und liefern eine grandiose Show ab. Man kann es nicht anders sagen, diese Band hat nur Hits auf Lager: „Rammstein“, „Ich hab keine Lust“, „Feuer frei“… Wenn ein Auftritt nur aus Highlights besteht, ist es schwierig, sich zu entscheiden. Zitat eines Freundes: „Das ist keine Band mehr, das ist eine Maschine.“
Das Timing ist perfekt, der Sound eine glatte Eins, die Performance abwechslungsreich und ausdrucksstark und die Pyros sind beeindruckend. Bei „Mein Teil“ fährt Fronter TILL, gekleidet als blutverschmierter Koch, einen großen Topf auf die Bühne. Darin sitzt Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz, dem im wahrsten Sinne des Wortes mit einem riesigen Flammenwerfer Feuer unter'm Arsch gemacht wird. Auch bei „Bück dich“ muss Flake dran glauben und bekommt in guter alter Tradition eine ordentliche Ladung aus Lindemanns Penisnachbildung ab. Jeder Titel wird mitgegrölt, jede Zeile sitzt bei den 80.000 Festivalbesuchern. Eine Show, die man kaum in Worte fassen kann und bei der man dabei sein musste, um ihre Genialität zu verstehen. Appell an alle Leser: Wenn RAMMSTEIN nach ihrer Auszeit mal wieder ein Konzert in Deutschland spielen, müsst ihr hin!
Zweifelhafter "Höhepunkt" ist der Auftritt von Schlagerstar HEINO im Zugabeblock bei „Sonne“, der schon im Vorfeld für Medienrummel sorgte und selbst meine Oma dazu brachte, mich zu fragen:" Kind, siehst du dir auf diesem Wacken auch das HEINO-Konzert an? Der macht so schöne Musik." Der Held meiner Oma wirkt dann aber doch ein wenig fehl am Platze und kommt mit seiner recht dünnen Stimme nicht ansatzweise gegen die Band an. Irgendwie lustig, aber ich persönlich hätte das nicht gebraucht. Davon einmal abgesehen liefern RAMMSTEIN für mich den besten Gig des Festivals, der trotz seiner zwei Stunden viel zu kurz war!
Freitag
Cengiz: Die Sonne lacht und bereits morgens ist es irre warm. Gut für die Festivalbräune, bloß die Sonnencreme nicht vergessen. Um den Kreislauf in Schuss zu bringen, wird ein kühles Bier und etwas Frühsport empfohlen. Letzteres geschieht durch Unterstützung seitens NEAERA.
Morgengymnastik mit Trainer Benny und "Ours Is The Storm": Platz zum Treten ist da, aber dennoch sind bereits viele Metalheads vor der Bühne versammelt. Die Meute ist noch etwas müde, aber die Fäuste gehen sofort in die Luft. Benny bedankt sich für das zahlreiche Erscheinen zu so früher Stunde und überlegt, wie er sich am besten den Weg zu uns nach vorne bahnt. Also sollen doch einfach wir zu ihn kommen und wenn springen nichts bringt, werden Crowdsurfer durchgereicht. Auch wenn es offiziell nicht erlaubt ist, die Meute bildet bei "Armamentarium" eine breite Gasse, damit wir auch Platz zum Toben haben.
Benny ist ein echtes Energiebündel und prescht wie besessen über die Bühne. In den Pausen hallt es "Neaera, Neaera!" Rufe und die Truppe ist völlig überwältigt. Vor der Bühne herrscht durchgehend Chaos und nachdem Benny uns verraten hat, dass er heute extra geduscht hat, werden weitere Surfer zur Bühne geschickt. Bei "I Loathe" ruft Benny zu einem Laufkreis auf und schließlich wird im Circlepit drauflos gejoggt. Bei "Let The Tempest Come" stürmt Benny schließlich zur Absperrung und stürzt sich in die Fans zum Surfen. Auch nach einer energiegeladenen und schweißtreibenden Stunde ist die Meute auf den Beinen und verabschiedet NEAERA unter lautem Applaus und Zugabe-Rufen von der Bühne.
Vero: Den ersten Auftritt, den ich mir ansehe, bestreitet die französische Death-Metal Kombi GOJIRA um 13:30 Uhr auf der Black Stage. Drummer Mario Duplantier macht von Anfang an so viel Druck, dass es einem fast den Sonnenhut vom Kopf fegt. Trotz der doch recht frühen Stunde gibt es spätestens beim dritten Song "Backbone" kein Halten mehr und ein amtlicher Moshpit dreht seine Kreise durch die glühend heiße Mittagshitze. Und auch danach gönnen GOJIRA dem Publikum keine Pause. Sei es „L'enfant Sauvage“ mit seinen schnellen Riffs oder „The Art Of Dying", jeder Song kommt wie aus der Pistole geschossen. Dabei strahlen die Herren um Sänger Joseph dermaßen viel Freude aus, dass man einfach mitgehen muss. Ein absolut gelungener Auftakt für einen neuen Tag auf dem Holy Acker.
Nach dem Auftritt spiegelt sich auf den Gesichtern der feierfreudigen Besuchermeute nur noch ein Wunsch wider: Wasser! Das Thermometer hat mittlerweile die 35°C Grenze geknackt. Hier tatsächlich mal ein kritisches Wort zur Organisation: Wenn ihr wisst, dass derartige Sahara-Temperaturen herrschen – was man ja rausfinden kann, wenn man den Wetterbericht verfolgt – dann senkt um Gottes Willen die Wasserpreise oder haltet zumindest mal einen Gartenschlauch in die Menge. Dann freuen sich auch eure Sanitäter, weil sie weniger zu tun haben. Über 2.000 Einsätze kommen ja nicht von ungefähr und liegen deutlich höher als die Zahlen der Vorjahre.
Cengiz: Abends geht es schließlich vor die Partystage zu SOILWORK. Die werten Herren haben kürzlich ein grandioses Album veröffentlicht und werden von tausenden von Fans sehnsüchtigst erwartet. Schließlich ertönt das Intro und die Band eröffnet mit "This Momentary Bliss" vom neuen Album. Die Meute ist außer sich und startet sofort einen Moshpit. "Parasite Blues" lässt die Fans aufspringen, während bei "Weapon Of Vanity" lauthals mitgesungen wird. Die Schweden fühlen sich sichtlich wohl und lassen sich ordentlich feiern. Die Fäuste gehen in die Luft und die Leute feiern jeden Song unerbittlich ab. Die Spielzeit ist schnell vorbei und mit "Stabbing The Drama" ist auch der letzte Song viel zu schnell gespielt. SOILWORK haben einen ordentlichen Auftritt geliefert.
Danach folgt allerdings nicht mehr viel, denn bereits nach nur sieben Songs und knapp 30 Minuten Spielzeit verschwindet er nach „The Chase Is Better Than The Catch“ angeschlagen im Backstage. Wacken Veranstalter Thomas Jensen versucht das irritierte Publikum mit einer kurzen Ansprache zu beruhigen. Der Jubel und die Genesungswünsche der Fans sind mit ihm und auch viele Künstler sprechen am Samstag immer wieder ihren Respekt für die Leistung des britischen Sängers aus. Mittlerweile hat er sich selbst in einem Interview geäußert: Es gehe ihm wieder besser und es bestehe kein Grund zur Sorge. Hitze und Stress seien nur zu viel gewesen. Wir wünschen gute Besserung und hoffen auf ein Wiedersehen in 2014!
Cengiz: Da ich von DOROs enthusiastischen Ansagen Kopfschmerzen bekomme, flüchte ich ins Zelt, um endlich einmal die Kanadier ANVIL zu sehen. Reichlich Fans haben sich versammelt und warten gespannt auf das Trio. Das Zelt ist voll und ich frage mich, warum ANVIL unter die Plane verbannt wurden.
Gitarrist Steve steht mit breitem Grinsen auf der Bühne und haut sofort in die Saiten. Die Jungs gehen gut ab und bieten selbst ordentlich Nackenfutter. ANVIL rocken das Zelt und freuen sich riesig über die zahlreichen Leute, die mitfeiern. "Badass Rock 'n Roll" singen alle mit, während bei "Winged Assassins" tüchtig im Takt mitgeklatscht wird. Fette Basslines und fetzige Riffs sorgen für eine Menge Spaß. Steve meldet sich zu Wort: "Dreams come true, you're the reason". Ein großes Lob von einer sympathischen Band. Schließlich machen sich bei "On Fire" erste Crowdsurfer auf den Weg nach vorn. Ein ausgedehntes Gitarrensolo findet Platz, Steve rollt mit einen Vibrator über das Griffbrett und zeigt, was er drauf hat. Nach einer knapp 15-minütigen Gitarren-, Bass- und Drumsoloeinlage mache ich mich schließlich auf den Weg Richtung Infield.
AMORPHIS haben für heute Nacht eine Special Show angekündigt. Ich kenne die Band kaum und möchte sie mir aus reiner Neugier einmal genauer ansehen. Das Intro ertönt und zu akustischen Klängen empfangen AMORPHIS die Fans vor der Party Stage. Ein großes Instrumentenaufgebot mit Saxofon, Pita und Trommeln versprüht eine gewisse Magie.
Tomis kräftige Stimme kommt durch die ruhigen Instrumente perfekt zur Geltung und verursacht Gänsehaut. Das Saxofon heult vor sich hin und unsere Hände sind durchgehend in der Luft. Nach einer knappen Stunde ertönen die Melodien zu „Shades Of Gray“ und AMORPHIS schnallen die E-Gitarren um.
Mit mächtig viel Dampf und Pyro geht es weiter im Set. Doch die Magie verfliegt nicht und AMORPHIS spielen eine atemberaubende Show. Es ist schlichtweg episch. Sänger Tomi macht seine Aufgabe großartig und lässt sich dafür auch gebührend feiern. Crowdsurfer werden in die Luft gehoben und Songs wie „Silver Bride“ und „Nightbirds Song“ hauen mich völlig aus den Socken. AMORPHIS spielen eine sehr intensive Show. Irgendwann neigt sich der Auftritt leider dem Ende zu, viel zu schnell ging das, und AMORPHIS verlassen nach „House Of Sleep“ und „My Kantele“ die Bühne.
Es ist kur vor zwei Uhr früh und an Schlaf noch längst nicht zu denken, also versammeln wir uns vor der Hauptbühne und nehmen GRAVE DIGGER in Empfang. Die werden heute im Background von VAN CANTO unterstützt und vor der Bühne von tausenden Fans.
Bereits der Opener „Clash Of The Gods“ lässt die Meute aufschreien und lauthals mitsingen und spätestens, wenn das ganze Infield die „Ballad Of The Hangman“ grölt, bekommt man wieder Gänsehaut. Chris lässt keinen Moment aus, um uns anzufeuern, und so sind die Hände durchgehend in der Luft und wir feiern gemeinsam mit GRAVE DIGGER eine Wahnsinns Show. Mit frechem Irokesen und Feuer werfendem Dudelsack wird Cam "The Badpiper" McAzie auf die Bühne geholt, um gemeinsam mit GRAVE DIGGER zu feiern. Bei "Highland Farwell" zeigt er, was er kann, um anschließend "Rebellion" einzuläuten.
Zudem holt Chris SABATON Frontman Joakim auf die Bretter, welcher frenetisch von der Meute empfangen wird und gemeinsam mit GRAVE DIGGER, VAN CANTO und dem Badpiper "Rebellion" performt. Als Zugabe gibt es schließlich noch "Heavy Metal Breakdown", bevor GRAVE DIGGER gegen 3 Uhr das Feld räumen. Es hat sich gelohnt, so lange wach zu bleiben.
Samstag
Cengiz: Noch einmal aufstehen, dann darf ich wieder duschen. Es ist bereits der letzte Tag angebrochen, Camps werden abgebaut und das letzte Bier versoffen oder verschenkt. Nachdem CALLEJON, aus welchen Grund auch immer, die True Metal Stage eröffnet haben, nehmen FEAR FACTORY die Black Stage in Beschlag. Eröffnet wird mit gehörig viel Bass und "Demanufacture", welches man aufgrund des arg lauten Basses nur erahnen kann. Die Vibrationen entspannen den Nacken und die Metalhorns gehen in die Luft.
FEAR FACTORY werden mit offenen Armen empfangen und machen mächtig viel Druck. Die Truppe bläst einen völlig um und während bei "Edgecrusher" getanzt wird, bahnen sich beim "Industrialist" erste Crowd Surfer den Weg nach vorn. Ein Circlepit wird gestartet und die Meute springt immer wieder in die Luft, die Band versprüht eine Energie, das ist der absolute Wahnsinn. Zu schnell ist mit "Replica" und "Martyr" das Ende der Show erreicht und FEAR FACTORY verlassen unter lautem Applaus die Bühne.
Zum 24. Wacken stehen endlich LAMB OF GOD auf der Bühne. Die US Metaller sind das erste Mal hier und werden sehnsüchtigst erwartet. Das Intro ertönt und die Meute fängt bereits an zu jubeln und wird unruhig. Die Band stürmt zu "Desolation" die Bühne und feuert ohne zu zögern "Ghost Walking" und "Walk With Me In Hell" hinterher. Die Meute wechselt zwischen Circle Pit, in die Luft springen, Mosh und Wall Of Death und verschwindet in einer großen Staubwolke.
Vor der Bühne ist durchgehend Action und LAMB OF GOD beschwören dunkle Wolken. Endlich bekommen wir die lang ersehnte Abkühlung und es fängt an zu regnen, als ginge die Welt unter. Dies scheint die Meute noch mehr anzuheizen und Randy macht es dem Publikum gleich, er tobt über die Bühne und hält die Stimmung oben. So tanzen wir mit LAMB OF GOD durch den Regen. "The Passing" ertönt und die Fans schaffen Platz vor der Bühne, um schließlich zu den Klängen von "In Your Words" eine Wall Of Death zu starten. Im strömenden Regen nehmen wir den Vorplatz auseinander und starten einen riesigen Circle Pit, während wir „Redneck“ abfeiern. Nach "Black Label" verlassen LAMB OF GOD die Bühne und nehmen den Regen gleich mit. Eine der geilsten Shows in Wacken.
Vero: Warum spielen DEVILDRIVER auf der Pay Stage und warum muss der Sound hier immer so schlecht sein – ist das vertraglich geregelt oder was? Am Rand stehen ist nicht möglich, da die großen Bühnen den Sound komplett überdecken. Aber wer sich in die Mitte traut, kann sich über eine einigermaßen gute Klangwirkung freuen.
Die Deathmetal-Kombo aus den USA startet gut gelaunt mit „End Of The Line“. Der Sound ist insgesamt zu leise, so dass das ansonsten sehr druckvolle Schlagzeugspiel von John Boecklin nicht ganz zur Geltung kommt. Bei „It’s In The Cards“ kommen die Damen und Herren neben mir in Wallung und starten den wahrscheinlich langsamsten Circle Pit der Welt. Der sturzbachartige Regen beim Auftritt von LAMB OF GOD hat den Boden vor den Bühnen im Handumdrehen aufgeweicht, so dass das Kreisrennen eher einem Stolpern und Rutschen gleicht. Fast fühlt man sich an 2012 erinnert. Glücklicherweise artete es dieses Mal nicht in einen Dauerzustand aus, so dass die Pfützen und kleinen Seen hier und da eher für Spaß als für Frust sorgten.
„The Appetite“ geht dann richtig nach vorne und Bradley James „Dez“ Farfara growlt sich die Seele aus dem Leib und mosht sich den Nacken wund. Zum Abschluss donnern die Teufel der Menge „Meet The Wretched“ vom 2003 erschienenen Album „Devildriver“ um die Ohren. Runde Sache.
Cengiz: Und plötzlich ist der Tag gekommen: TRIVIUM headlinen die True Metal Stage und legen mit "Throes Of Perdition" los. Die Band tritt aus dem Nebel auf der Bühne und wird von den Fans unter lautem Jubel in Empfang genommen. Der Hit zündet sofort und die Meute ist am Feiern. Schließlich gehen bei "Down From The Sky" alle Hände in die Luft und erste Crowdsurfer machen sich auf den Weg. Mit "Brave This Storm" präsentieren TRIVIUM einen Song vom kommenden Album – ich bin eher skeptisch, bei den meisten Fans kommt er gut an.
"Watch The World Burn" lässt das ganze Infield mitklatschen und feiern. TRIVIUM geben Vollgas und legen mit "Black" den nächsten Hit nach. Zwei Worte: "Dusk Dismatled" und alle brüllen mit und drehen ihre Runden im Circle Pit. "A Gunshot To The Head Of Trepidation" lässt das Infield in die Luft gehen: "Jump Jump Jump!" Anschließend verlassen TRIVIUM die Bühne und läuten mit "Capsizing The Sea" die Zugabe ein. "In Waves" lädt zum Headbangen ein und "Pull Harder On The Strings Of Your Martyr" bringt einen Circlepit hervor. TRIVIUM lassen sich noch mal feiern und schaffen Platz für ALICE COOPER.
Ich habe keine Ahnung, was mich erwarten wird und bin somit gespannt auf ALICE COOPER. Der betritt im Funkenregen die Bühne und entführt uns in eine verdrehte Show. Mit großem Taktstock läutet er „Hello Hooray“ und „House of Fire“ ein und wirft schließlich seinen Stab in die Menge. Es wird tüchtig mit gesungen und Stück für Stück verwandelt sich die Bühne. „Hey Stoopid“ singt jeder mit, auch ohne Band – das ist unser Moment.
Nachdem bei „Dirty Diamonds“ Halsketten verteilt werden, geht es schließlich mit “Welcome to My Nightmare“ richtig los. Mit zerfetztem Zylinder und leerem Blick steht der Meister auf der Bühne und packt die Peitsche aus. Schließlich steht er als verrückter Professor im blutverschmierten Kittel dort und lässt sich kurzerhand von Assistent Igor in einen riesigen Zombie verwandeln, als welcher er die Bühne unsicher macht. Anschließend schlüpft er in eine Zwangsjacke und wird von der zombiehaften Assistentin getriezt, welche er versucht umzubringen. So etwas geschieht nicht ohne Konsequenzen: ALICE COOPER wird unter die Guillotine gelegt und ist kurzerhand einen Kopf kürzer, welcher anschließend der Menge präsentiert wird – großartig!
Anschließend wird im grünen Schimmer ein Krankenbett auf die Bühne geschoben und ALICE COOPER steht auf. Nun folgt ein fetziger Coverblock mit einigen Hits:„Foxy Lady“ oder „My Generation“ werden genauso gefeiert wie „I’m Eighteen“ oder das großartige „Poison“. Bei letzterem wird lauthals mitgesungen. „Raise your hand if you're poisoned!“ Anschließend verlässt der Meister die Bühne. Die Ferien sind zwar wieder vorbei, aber ohne „Schools Out" endet keine ALICE COOPER Show. Erneut singen wir, was die Stimme noch hergibt und ALICE COOPER und seine großartige Band lassen sich noch mal feiern.
Ich bin überglücklich, ALICE COOPER endlich einmal live gesehen zu haben, und mache es wie in Waynes World, gehe auf die Knie für den Meister – „wir sind unwürdig“.
Vero: 22:45 Uhr – Nachdem ALICE COOPER beeindruckend gut abgeliefert hat, möchten nun NIGHTWISH auf der True Metal Stage die Wackengänger für sich gewinnen. Ich bin sehr gespannt auf die neue Sängerin an der Seite von Toumas Holopainen und Co. Nach dem Wechsel von der ursprünglichen Fronterin Tarja Turunen zu Anette Olzon konnten die düsteren Finnen nicht mehr an ihre alten Erfolge anknüpfen. Zu blass wirkte Olzon im Vergleich mit der schwarzhaarigen Schönen. Auf Floor Jansen darf man jedoch gespannt sein, wie ich höre: "Sie ist keine Unbekannte in der Szene und war Jahre lang verantwortlich für Gesang und Songwriting von AFTER FOREVER".
Spätestens beim zweiten Song „Wish I Had An Angel“ ist klar: da ist jetzt zusammen, was zusammen gehört. Floor erreicht ohne Anstrengung die gleichen Höhen wie die ehemalige Frontfrau Tarja. Nur dass die Niederländerin eine wärmere und – wie ich finde – angenehmere Stimme hat. Auch die Fans scheinen das so zu sehen und spenden begeistert Applaus. Die Klassiker „Nemo“ und „Bless The Child“ klingen so druckvoll und bombastisch wie selten zuvor. Eine gute Entscheidung, dass NIGHTWISH am heutigen Abend eine Live-DVD aufnehmen – und ein Indiz dafür, dass Floor nicht nur ein Gaststar bleibt. Energetisch, sympathisch und kraftvoll. Ich bin ernsthaft überrascht und überlege sogar, mir die DVD nach Veröffentlichung zuzulegen.
00:30 Uhr, das W:O:A neigt sich langsam dem Ende zu und eine gewisse Melancholie breitet sich aus. Diese gilt es nun mit den grandiosen MESHUGGAH zu bekämpfen. Und wie erwartet machen die Schweden, die übrigens auch auf der viel zu kleinen Party Stage spielen, keine Gefangenen. Mit „Swarm“ liefern sie direkt zum Auftakt einen absoluten Kracher ab. Die letzten Kräfte der schon leicht ermüdeten Crowd werden aktiviert: Noch einmal zu einer harten Band moshen, bevor das wahre Leben einen wieder einholt.
Bei „obZen“ und „Bleed“ rastet die Menge vollkommen aus. Sehr passend, wo MESHUGGAH doch im Hebräischen "verrückt" bedeutet. Stimmgewaltig wie eh und je liefert Jens Kidman ab und die Gitarristen klampfen sich die Finger wund. Nebel und eine anständige Lightshow sorgen dafür, dass der Auftritt noch intensiver wird. Leider haben die dynamischen Musiker, die schwer in ein Genre einzugliedern sind, nur eine Stunde Spielzeit. So ist nach zehn Tracks bei „The Last Vigil“ Schluss mit lustig. Wem während des Auftritts vor lauter Nicken nicht der Kopf von den Schultern gefallen ist, der kann den Abend noch traditionell mit SUBWAY TO SALLY ausklingen lassen und den Schrei zelebrieren. Mir persönlich fällt das aufgrund akuten Stimmenverlustes sehr schwer.
Fazit: Ist Wacken noch Metal? Natürlich! Hat es manchmal Volksfestanteile wie die W:A FIREFIGHTERS, SANTIANO oder HEINO? Auf jeden Fall. Finde ich die zunehmende Kommerzialisierung gut und die jährlich steigenden Preise ok? Nein. Aber muss man sich jetzt wirklich darüber aufregen?
Wacken bietet viel und ist so erfolgreich wie nie zuvor. Dass die Veranstalter eine andere Richtung einschlagen oder back to the roots gehen, ist also mehr als unwahrscheinlich. Wer keine Lust auf ein massentaugliches Fest hat, bei dem auch Wrestling und Pfahlsitzen zelebriert werden, hat glücklicherweise viele Möglichkeiten, andere Festivals zu besuchen. Ich für meinen Teil bin – trotz mancher Dinge, die mir nicht zusagen – jedes Mal wieder gerne dabei und werde auch in 2014 wieder auf den Acker zurückkehren. An dieser Stelle Grüße an Camp Chaos: Ihr rockt!
Übrigens: Unglaublich aber wahr, das Jubiläum im kommenden Jahr war nach nicht einmal 48 Stunden ausverkauft.
Vielen Dank an Toni Gunner für die Konzertfotos, besucht www.mondkringel-photography.de
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https://www.burnyourears.de/live/38335-wacken-2013-hotter-than-hell.html#sigProId100b53edcb
Cengiz
Seit 2012 bin ich mit Kamera und offenem Ohr für BurnYourEars unterwegs.
Mein musikalischer Horizont kennt keine Grenzen: Von synthlastigem Metal über Rap bis hin zu Screamo – Hauptsache, es groovt und hat Tiefgang.
Live-Konzerte sind meine Passion. Zahllose Gigs und Festivals später bin ich immer noch süchtig nach der Energie, die nur Live-Performances entfachen können. Denn egal wie brillant eine Platte klingt, erst auf der Bühne zeigt sich die wahre Magie einer Band.
Meine All-Time-Favourites? Machine Head, Heaven Shall Burn und Parkway Drive (bis "Reverence"). Aber meine Playlist ist so vielfältig wie ein Festivalprogramm – von Crossfaith bis Lamb of God ist alles dabei.
Wer einen Blick auf meine fotografische Reise durch die Musikwelt werfen möchte: Mein Portfolio mit Konzertbildern seit 2012 findet ihr auf fotocengiz.de.