Geschrieben von Kai Donnerstag, 12 September 2013 20:36
Off With Their Heads, Social Distrust, Goodbye Fairground - Düsseldorf, Tube
Düsseldorf, 05.09.13 – Das Ende des Sommers ist da und so nimmt man gerne noch den Rest mit. Dabei verschlug es uns per Auto und Zug nach Düsseldorf. Die meisten meiner Begleiter waren wegen OFF WITH THEIR HEADS da, die ich nur ganz nebenbei mal mitbekommen hatte. Für mich standen vor allem GOODBYE FAIRGROUND auf dem Programm, die ihre Mischung aus Punkrock, Indie und einer ganz kleinen Prise Hardcore heute nur zu viert vortragen konnten, da es Verletzungsprobleme gab.
Als wir ankamen, war schon gut was los, die Stadt voll und dank der Baustelle direkt vor dem Eingangsbereichs des Tube standen wir alle ziemlich dicht gedrängt beieinander. Und siehe da: der Abend hatte noch jede Menge anderer bekannter Gesichter angespült und so fing es bereits vor der ersten Band gut an. Also wenn die alle wegen OWTH da waren, muss die Band ja echt klasse sein...
Als GOODBYE FAIRGROUND anfingen, war der kleine Laden schon ganz gut gefüllt, Sänger Benjamin hatte sich vor der Bühne platziert und Bass und Gitarre hatten so genug Platz auf der Bühne. Und der wurde auch dieses Mal ganz gut genutzt. Zwischendurch schien es einen kleinen Dance-Contest zwischen den beiden Saiteninstrumentalisten zu geben. Positiv an der Besetzung an diesem Abend war der aufgeräumte Sound – man konnte endlich mal alles genau heraushören.
Allerdings versteht sich von selbst, dass Songs, die mal mit drei Gitarren entstanden sind, auf lediglich einer Klampfe etwas an Druck vermissen lassen. Trotzdem schlugen sich die Essener/Münsteraner gut und konnten sich auch auf dieser Show über textsichere Besucher freuen, die viele Zeilen aus „I Started With The Best Intentions" mitsingen konnten. Auch der brandneue Song machte Spaß und so muss man sich auch über folgende Alben keine Sorgen machen. Außerdem bekommt man High-Fives aus dem Publikum, wenn man sich in Ansagen gegen Patriotismus und Geschichtsvergessenheit ausspricht!
Danach erstmal nach draußen, abkühlen und 'ne Kippe rauchen. Weiter ging es mit SOCIAL DISTRUST, deren Name mir zwar bekannt vorkam, die ich aber in einer vollkommen anderen Richtung vermutet hatte. Die fünf Jungs aus dem Sauerland gingen am Anfang so ein bisschen in die Punk 'N Roll-Ecke – vor allem wegen des guten Sologitarristen. Dann wurde aber schnell klar, dass es eher um melodischen Punkrock mit leichter Hardcore-Kante ging. Und so spielten sie immer weiter und fügten immer mal wieder kleine Nuancen dazu – irgendwann machte auch das GOOD RIDDANCE Shirt eines der Jungs Sinn. Außerdem war das Quintett ziemlich tight, sauber und vor allem gut gelaunt. Der Sänger strahlte über beide Ohren und ließ die Band sehr sympathisch rüberkommen. Aber auch hier schienen viele Menschen im Publikum SOCIAL DISTRUST bereits zu kennen. Und damit hatte ich dann bereits die zweite gute Show des Abends gesehen.
Was die Stimmung anging, stachen OFF WITH THEIR HEADS in ein Wespennest. Das Düsseldorfer Publikum schien es kaum erwarten zu können, bis es endlich losging. Und ab dem ersten Ton wurde getanzt, gestagedived und mitgesungen. Vor allem natürlich, wenn eine Catchphrase mal alleine für sich stand und die Instrumente für eben diese Zeile verstummten. Da wurde dann ein kleines Meer an Fäusten in die Luft gestreckt und einige Stimmbänder wurden überstrapaziert. Aber die Amis hatten auch einfach ein wunderbares Repertoire an Hits dabei – das wurde dann auch mir schnell klar. Ok, der Punkrock genau zwischen RED CITY RADIO, NOTHINGTON und ab und zu etwas RAMONES hat jetzt absolut nichts Überraschendes gehabt und folgte den strengen Regeln des Genres – inklusive der Whisky-Stimme des Sängers.
Aber egal, den so gut wie alle Songs waren klasse und wurden vom Publikum noch mehr abgefeiert als von der Band, die sich eigentlich ganz gut zurücklehnen konnte, um ihre Songs gerade runterzuspielen. Allerdings ging das auch nur mit Kompromissen, da die Stimmung so ausgelassen war, dass kurzerhand auch mal das Mikro des Bassisten vom Publikum gekidnapped wurde. Aber egal: Düsseldorf feierte mit OFF WITH THEIR HEADS. Auch die kaputte Bassdrumm am Ende des Sets konnte sie nicht stoppen – sie nutzten einfach die Floretom für den Wumms.
Die Band selber war auch durchaus angetan vom Publikum, widmete viele Songs irgendwelchen Präsidenten (ach ja liebe Amis, unser „Chancellor" ist kein Mann im Augenblick – aber immerhin haben sie sie nicht Präsident oder König genannt) und so ergab sich eigentlich eine ziemlich perfekte Symbiose, die durch die klasse Songs eine riesen Party darstellte. Als es dann vorbei war, sah man viele sehr glücke Punkrocker, viel Schweiß an Körpern und eine neue CD in meinen Besitz wandern. Seitdem feiere ich den Gainesville-Punkrock auch zu Hause ab. Drei geile Bands, ein gelungener Abend!
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