Geschrieben von Sonntag, 06 Oktober 2013 13:35

Masterplan, Mystic Prophecy, Jaded Heart & Siren's Cry - Bochum / Matrix

03.10.2013. MYSTIC PROPHECY, JADED HEART und MASTERPLAN – was für ein geniales Package hat sich denn da zusammengetan, um die Matrix in Bochum zu zerlegen? Mit SIREN'S CRY gibt es sogar noch eine vierte Band. Da zählen kaum Ausreden, nicht nach Bochum zu fahren.

SIREN'S CRY aus Österreich legen fast pünktlich um kurz nach 19:00h los, haben aber zu diesem Zeitpunkt erst ca. 100 Leute vor der Bühne stehen. Der Sound ist gut – wie immer in der Matrix – und ich bin erstaunt, als Sängerin Katie Joanne nach dem ersten Song von technischen Problemen spricht, und die Band den Opener noch einmal spielt. Ich höre zumindest keinen Unterschied zur ersten Version, daher vermute ich, dass die Probleme eher im Monitorbereich lagen. Sei's drum, der Opener macht schon mal Lust auf mehr. Joannes Stimme kommt richtig gut und grenzt sich sehr von dem Trällerelsen-Gejammer vieler Genrekollegen ab. Hier ist definitiv mehr Rock drin.

Höhepunkt der Show ist für mich die fast zehnminütige „Sahara Sagas Pt.I". Das ist ja auch schon ein kleines Risiko, wenn man als erste Band eh nicht so viel Zeit hat, dann auch noch so einen Mammut-Song rauszuhauen. Aber offensichtlich gefällt es nicht nur mir, sondern auch dem Rest der bisher Anwesenden, denn die Band fährt den verdienten Applaus ein. SIRENS CRY merkt man in jeder Sekunde ihres Gigs an, dass sie die Gunst der Stunde nutzen wollen, auf diese Tour mit aufgesprungen zu sein. Neben Katie fällt mir besonders Gitarrist Phillip R. Porter auf, der ein echt fettes und filigranes Brett spielt, und trotzdem einen großen Bewegungsradius an den Tag legt. Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich auch noch „Oratory & Sins" und „Serpents Of War" gehört. Wenn jemand die komplette Setlist der Show kennt, immer her damit. (Hier die komplette Setlist von SIREN'S CRY: Introitus, S3V3N, Oratory & Sins, Sahara Saga pt.I, Serpents Of War.  Danke Phillip )

Die Umbaupause ist mega kurz und reicht gerade mal für ein Bier wegbringen und eins nachgießen, bevor das Licht wieder ausgeht und JADED HEART die Bühne entern. Jetzt sind auch schon geschätzte 250 Fans vor der Bühne, welche die Band lautstark empfangen. Für den sich noch in Urlaub befindenden Drummer Axel Kruse (die Tour kam wohl ziemlich überraschend?) sitzt Bodo Stricker hinter den Kesseln. Die Band gibt vom ersten Ton an Vollgas und legt eine Spielfreude an den Tag, die ich auch bei anderen Bands lange nicht mehr gesehen habe.

Johan Fahlberg ist ein genialer Sänger, der es perfekt schafft, nicht nur für ein Publikum zu singen, sondern dieses auch mit zu nehmen. Spätestens zur Hälfte des Gigs feiert die Matrix JADED HEART gnadenlos ab, was aber auch bei Hammer Songs wie „Hero", Fly Away", With You", „Saints Denied", „Run And Hide" oder „Life Is Beautiful" kein Wunder ist. Dass Keyboarder Henning Wanner nicht am Start ist, fällt kaum auf, auch wenn Bassist Michael Müller die Background Vocals dadurch alleine stemmen muss. Das macht er aber unglaublich gut, was auch notwendig ist, denn die Songs von JADED HEART leben von diesen grandiosen, fast schon Double Lead Vocal Passagen. JADED HEART begeistern und haben nach knapp 45 Minuten schon mal ein fettes Ausrufezeichen an diesem Abend gesetzt. Stimmungstechnisch wird es jetzt für MYSTIC PROPHECY und MASTERPLAN eine Herausforderung, das zu toppen. Wer es nicht auf die Tour schafft, sollte sich die aktuelle EP/DVD von Jaded Heart „Live In Cologne" zulegen. Es lohnt sich.

Auch diese Umbaupause ist angenehm kurz, obwohl für MYSTIC PROPHECY die Bühne komplett umgestylt wird. Mit „Kill The Beast" stürmen MYSTIC PROPHECY die Bühne, und der Mann am Mischpult hat die Regler nochmal ordentlich nach rechts gedreht, denn der Sound ist noch etwas lauter als bei Jaded Heart, ohne dabei an Qualität zu verlieren. Daher an dieser Stelle mal ein dickes Thumb Up an den Herrn der Regler.

Wie gewohnt sind bei MYSTIC PROPHECY alle Musiker in Bewegung, es wird gebangt bis zum Umfallen. Sänger Roberto Dimitri Liapakis rennt auf der kleinen Bühne von einer Seite zur anderen und sucht immer wieder den Kontakt zum Publikum, das im Vergleich zur vorherigen Band noch etwas reservierter agiert. „Savage Souls" und „Sacrifice Me" folgen, bevor der erste Song vom aktuellen, saustarken Album „Killhammer" kommt. Der Song haut live voll rein und spätestens jetzt springt auch der Funke auf die Fans über. Neben dem Titeltrack kommen vom neuen Album noch „Hate Black" und das für mich umwerfende „To Hell And Back". Balladen sind ja nicht so das Ding von MYSTIC PROPHECY, und vielleicht ist das der Grund, warum mir dieser etwas langsamere Song (eine Ballade ist es ja eigentlich gar nicht) so toll gefällt.

„Ravenlord" ist quasi Pflichtprogramm auf jedem Konzert der Band, und bei „Evil Empires" singen die Fans in der Matrix lautstark den Refrain mit. Die Band lässt sich dann auch nicht lange zu einer Zugabe zurück auf die Bühne rufen und macht mit dem saustarken BLACK SABBATH Cover „Paranoid" endgültig den Sack zu. Nicht nur wegen ihrer Songs, sondern auch wegen der energiegeladenen Show sind MYSTIC PROPHECY immer ein Pfund, und auch heute Abend haben die Jungens alles richtig gemacht und schweißtreibenden Power Metal unters Volk gehauen. Ich glaube, die Band ist auch zufrieden mit dem Gig, als sie sich kollektiv vor dem Publikum verbeugt.

(Komplette Setlist MYSTIC PROPHECY: Kill The Beast, Savage Souls, Sacrifice Me, Killhammer, Lords Of Pain, Hate Black, We Kill You Die, To Hell And Back, Ravenlord, Evil Empires, Paranoid)

Obwohl es für dieses Package erst der dritte Gig der Tour ist, sitzt bei der Crew bereits jeder Handgriff und die Bühne ist ziemlich schnell für MASTERPLAN umgebaut. Ich bin unglaublich gespannt, wie Neu-Sänger Rick Altzi die alten MASTERPLAN Songs singt. Auf dem aktuellen Album „Novum Initium" machte er ja einen brillanten Job. Großer Jubel brandet auf, als die Mannen um Roland Grapow mit der ersten Single der Band „Enlighten Me" auf die Bühne kommen. Wie bei den anderen Bands ist der Sound fantastisch. Und Rick singt den Song so überzeugend, dass zumindest ich Jorn Lande kaum noch eine Träne nachweine.

„The Spirit Never Dies" und „Lost And Gone" bestätigen meine Meinung und werden von den Fans lautstark gefeiert, was Roland Grapow sichtlich freut. Schade, schade, dass auch jetzt beim Headliner vielleicht höchstens 350 Leute in der Matrix sind. Mit „Betrayal" und „Black Night Of Magic" kommen zwei neue Songs am Stück, die sich live super in die Best Of Setlist der Band einreihen. Das lautstark geforderte „Crimson Rider" sorgt dafür, dass die Fans zum ersten Mal vor der Bühne richtig in Wallung kommen.
Einzig und allein an seinen Ansagen kann Rick Altzi noch etwas arbeiten. Mir fällt nämlich auf, dass er sich dabei oft vom Publikum abwendet oder auf den Boden guckt, anstatt den direkten Kontakt zu suchen. Viellicht springt Roland Grapow deshalb ab und zu ein?

Aber anscheinend fällt das nur mir auf, denn der großartigen Stimmung tut das keinen Abbruch, und auch die nachfolgenden „Far From The End", „Back For My Life" und „Time To Be King" sorgen für schweißnasse Gesichter, nicht nur bei den Musikern. Auch "Keep Your Dream Alive" rockt die Halle, bevor mit „Crystal Night" und „Soulburn" zwei meiner absoluten Faves von MASTERPLAN kommen. Als Roland Grapow seine Ansage, dass er den Song „Soulburn" bereits für HELLOWEEN geschrieben hat, die den aber nicht haben wollten, mit „ganz schön blöd" selber kommentiert, sind aus dem Publikum die ersten „Happy Happy Masterplan" Gesänge zu hören, worüber sich Roland auf der Bühne schlapp lacht.

„Heroes" und „Kind Hearted Light" sind dann leider schon die Rausschmeißer, obwohl gerade jetzt die Stimmung auf dem Höhepunkt ist und in der heißen Matrix langsam die ersten Tropfen von der Decke fallen. Um die Band noch einmal auf die Bühne zu holen, wird das umgeschriebene HELLOWEEN Liedchen lautstark intoniert, und MASTERPLAN kommen noch einmal mit „Crawling From Hell" zurück. Ich hätte zwar lieber noch „Wounds", „Headbangers Ballroom" oder „The Dark Road" gehört, aber wenn es danach geht, hätten MASTERPLAN drei Stunden spielen müssen.

Fazit: Leute, die Tour hat gerade erst angefangen und daher solltet ihr euch dieses geniale Package nicht entgehen lassen. Vier Bands dieser Klasse kriegt man für so wenig Geld wahrscheinblich nie mehr zu sehen. SIREN'S CRY, die es in diesem Billing natürlich am schwersten hatten, haben die Aufgabe gut gelöst und es geschafft, sich zu präsentieren. Und JADED HEART, MYSTIC PROPHECY und MASTERLAN waren einfach nur fantastisch, wobei ich den Publikumsreaktionen nach zu urteilen JADED HEART leicht vorne sehe.

Vier Stunden Metal vom feinsten, Shirt Preise bei allen Bands 15€ und absolut entspannte Musiker, die sich vor und nach ihren Gigs unter die Leute mischten, für Fotos bereit standen und ohne Ende CDs und Shirts signierten... Fanherz, was willst du mehr?

Setlist MASTERPLAN:
Enlighten Me
Spirit Never Dies
Lost And Gone
Betrayal
Black Night Of Magic
Crimson Rider
Far From The End
Back For My Life
Time To Be King
Keep Your Dream Alive
Crystal Night
Soulburn
Heroes
Kind Hearted Light
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Crawling From Hell

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