Kurz vor'm Einlass in Kiel angekommen, stehen vor der Tür bereits Anhänger der „Rosa Armee Fraktion". Na hier sind wir richtig. Eine knappe Stunde später geht es dann schließlich los. HYRAX heizen dem mächlich gefüllten MAX ein, stoßen jedoch auf zähen Widerstand. Irgendwie scheint Kiel noch nüchtern zu sein, denn die Truppe um den fröhlichen Blondschopf Felix spielt mit größter Motivation und feuert die Meute durchgehend an. Dieser muss man die Begeisterung jedoch förmlich aus den Rippen pressen. Vereinzelt wird mitgeklatscht und applaudiert, aber von Einheizen kann nicht die Rede sein, das haben KRAUTSCHÄDL 2011 oder SEGARD 2012 besser hinbekommen.
HYRAX spielen eine sehr ambitionierte Show, Felix plaudert viel und heitert uns mit seinem sonnigen Gemüt immerzu auf, schließlich sind Metaller möglicherweise böse, aber nicht schlecht gelaunt. Eigentlich fetzt die Show und man kann HYRAX letztlich keine Schuld geben, dass die Stunde so zäh vergeht. Einige Fans scheinen HYRAX heute Abend gefunden zu haben, am Merchstand später ist doch ein wenig zu tun.
Nach kurzer Pause geht erneut das Licht aus. Nach einem kurzen Intro stehen die Zeugen des Blödsinns auf der Bühne und erzählen uns die Geschichte von „Bolle", welcher sich wie wir ganz köstlich amüsiert. Und tatsächlich, vor der Bühne tobt der Teufel und das Publikum ist wie ausgetauscht. Viele Fans sind heute zum ersten Mal auf einem JBO Konzert und so verspricht uns Vito: „Dies wird heute das Beste JBO Konzert ever! Das ist als Laie bloß schwer zu erkennen." Na, das wird „Ein Fest" heute und so lässt der nächste Kracher nicht lange auf sich warten.
JBO geben vom ersten Moment an Vollgas und zeigen sich von ihrer S.P.O.R.T.lichen Seite. Passend dazu haben sich die Jungs in enge Spandexhosen gequält – natürlich im modischen Rosa – Pink – Schwarz. „Ich möcht' so gerne Metal hör'n" aber es gibt bloß Country mit schnieken rosa Cowyboyhüten, also beißen wir alle die Zähne zusammen und leiden gemeinsam mit JBO. Zur Belohnung gibt es nun einen neuen Song: „Jetzt isser drin" wird tüchtig mitgefeiert und kommt sehr gut bei den Fans an.
Im Fernsehen werden Meinungsverschiedenheiten durch lautstarken Streit gelöst, wir haben eine bessere Idee: „Hose Runter!" Bier fliegt durch die Luft und die Gemüter vergnügen sich im Mosh. Oh, ich bin in Kotze getreten, na ein Glück, dass „Dr. (Vito C.) Met" nicht weit ist und Metal als beste Medizin predigt. Es wird tüchtig mitgeklatscht und Schwester Felix nimmt sich einen posenden Hip-Hopper zur Brust. „Dann tun wir mal was für die Frauen" und pflücken ihnen „Gänseblümchen" – Romantik pur und ab in den Mosh zum Kuscheln.
Für noch mehr gute Laune sorgt Vito, als er sich seine Narrenkappe oder seinen Liebeshut aufsetzt und uns den Hof als „Hofnarr" macht. Wir tanzen mit breitem Grinsen Ringelrei und landen schließlich wieder im Mosh, als es „Ällabätsch" heißt. Was machen die eigentlich? „Rock Muzik" munkelt man, aber der „Rammstein Reggae" bleibt heute besser im Gedächtnis. Wahrscheinlich der beste JBO Coversong, angelehnt an „Sunshine Reggae" von LAID BLACK.
Anschließend hören wir mit „Kalaschnikov" einen Ausschnitt aus Hannes' Autobiografie und überlassen Wolfram sich selbst und seinem leuchtenden Drumkit. Nachdem er sich um Kopf und Kragen getrommelt hat, geht es weiter mit einer Prise „Kuschelmetal". Für die folgende altländische Folklore brauchen wir passende Hüte. Da diese den IQ um 30 Prozent verringern, waren sie auch sehr, sehr teuer, wie und Hannes wissen lässt.
Dann tanzen wir eine Runde Folklore zum passenden „Medtl-Gschdanzl" mit aktuellem Themenbezug zu Berlusconi und Till Schweiger mit seiner „Drei-Loch-Stute". Wir brauchen auch nicht zu SLAYER oder FANTA4 gehen. JBO haben alles mitgebracht. „Ich sag J.B.O." und alle singen lauthals mit. Bevor wir mit Special Guest Vater Abraham herausfinden, dass sich Schlümpfe eher erhängen, bevor sie nach Paris fahren, strecken wir unsere Feuerzeuge in die Luft und singen „Ich liebe dir". Der nächste Hit lässt auch nicht lange auf sich warten und wir trommeln die „Verteidiger des Blödsinns" beisammen, schließlich steht hinter jeder Ecke ein Moralprediger. Party Pur, das macht Laune und alle singen mit.
Es ist 20 vor zehn und JBO verlassen die Bühne zum ersten Mal. Meine Güte, ist das noch früh. JBO kommen wieder auf die Bühne, denn heute ist „Ein guter Tag zum Sterben". Zum Ende der Show zu verkünden „Wir Ham ne Party", ist vom Timing sicher nicht ganz optimal, aber das soll uns heute mal gehörig egal sein. Erneut verlassen JBO die Bühne und kehren ein letztes Mal zurück. „M.E.T.A.L." spielen sie und heißen „J.B.O.". Auf der Bühne wird ein riesiges JBO Logo aufgeblasen und die Band verbeugt sich unter tobendem Applaus. Nächstes Jahr wird weitergefeiert, entweder in WACKEN oder in Hamburg.
Übrigens, der Witz des Abends von Hannes: „Was haben Kitzman Bier und die FDP gemeinsam? – 4,9 Prozent!"
Setlist J.B.O.
1. Bolle
2. Ein Fest
3. Ich möcht' so gerne Metal hör'n
4. Jetzt isser drin
5. Hose runter!
6. Dr. Met
7. Gänseblümchen
8. Der Hofnarr
9. Ällabätsch
10. Rock Muzik
11. Rammstein Reggae
12. Kalaschnikow
13. Kuschelmetal pt1
Drum Solo
Kuschelmetal pt2
14. Medtl-Gschdanzl
15. Geh mer halt zu Slayer
16. Ich sag J.B.O.
17. Ich liebe Dir + Nur geträumt
18. Schlumpfozid im Stadtgebiet
19. Mei Alde is' im Playboy drin
20. I Don't Like Metal
21. Verteidiger des Blödsinns
Zugabe:
22. Ein Guter Tag zum Sterben
23. Wir Ham 'Ne Party
Zugabe 2:
24. M.E.T.A.L.
25. J.B.O.
Bildergalerie
https://www.burnyourears.de/live/38705-j-b-o-hyrax-kiel-max.html#sigProIdc8c25d6667
Cengiz
Seit 2012 bin ich mit Kamera und offenem Ohr für BurnYourEars unterwegs.
Mein musikalischer Horizont kennt keine Grenzen: Von synthlastigem Metal über Rap bis hin zu Screamo – Hauptsache, es groovt und hat Tiefgang.
Live-Konzerte sind meine Passion. Zahllose Gigs und Festivals später bin ich immer noch süchtig nach der Energie, die nur Live-Performances entfachen können. Denn egal wie brillant eine Platte klingt, erst auf der Bühne zeigt sich die wahre Magie einer Band.
Meine All-Time-Favourites? Machine Head, Heaven Shall Burn und Parkway Drive (bis "Reverence"). Aber meine Playlist ist so vielfältig wie ein Festivalprogramm – von Crossfaith bis Lamb of God ist alles dabei.
Wer einen Blick auf meine fotografische Reise durch die Musikwelt werfen möchte: Mein Portfolio mit Konzertbildern seit 2012 findet ihr auf fotocengiz.de.