Geschrieben von Dirk Freitag, 01 November 2013 18:05
U.D.O., Bloodbound & Pike's Edge - Bochum / Zeche
30.10.2013. Wenn U.D.O. auf Tour kommen, sollte man hingehen: Wirklich schlechte Konzerte gibt es von dem Mann aus der Klingenstadt so gut wie nie. Und mit BLOODBOUND und PIKE'S EDGE im Vorprogramm ist die metallische Vollbedienung quasi vorprogrammiert. Also ab nach Bochum in die fast ausverkaufte Zeche.
Den Anfang machen die Münchner PIKE'S EDGE, die mit bisher noch nicht bekannt waren. Aber die Jungens spielen ein wirklich fettes Brett und schaffen es schnell, sich die Sympathien der Bochumer zu sichern. Der aggressive Gesang von Sänger Pike passt perfekt zur Musik und die Songs blasen einem – zumindest live – ordentlich die Ohren frei. Und da die Jungens auch bewegungstechnisch gut auf der Bühne unterwegs sind, können sie mich komplett überzeugen.
Songs wie „F.U.W.M. (Fuck You War Maker" oder „Pain Arise" hinterlassen einen intensiveren Eindruck, wenn man weiß, dass Pike gebürtiger Bosnier ist und hier nicht nur irgendwelche Metal-typischen Parolen rausgrowlt, sondern dass hinter den Texten der Band auch wesentlich mehr steht.
Bei U.D.O. Gigs ist es fast schon normal, dass die Vorbands vom Sound her nicht beschnitten werden, was den Gig zusätzlich abrundet. PIKE'S EDGE haben ihre Chance genutzt, sich auf dieser Tour einem größeren Publikum zu präsentieren. Die Zeche ist zwar nicht ganz ausverkauft, aber viele Tickets dürften nicht mehr übrig gewesen sein.
BLOODBOUND habe ich jetzt schon mehrmals live gesehen, unter anderem auch beim diesjährigen Sweden Rock Festival, wo sie mächtig abräumten. Wo viele Bands mit einem Line Up Wechsel zu knacken haben, haben BLOODBOUND mit der Wahl ihres aktuellen Sängers Patrik Johansson den Vogel abgeschossen. Und neben den gesanglichen Qualitäten scheint jetzt auch langsam eine gewisse Stetigkeit für Ruhe zu Sorgen. Neben Patrick garantieren die Olsson Brüder Tomas und Henrik für eine mördermäßige Gitarrenwand.
Nach dem Intro stürmen die Schweden mit „Moria" die Bühne, und auch wenn natürlich die Vielzahl der Anwesenden wegen U.D.O. in die Zeche gekommen ist, werden BLOODBOUND mit viel Applaus empfangen. Auch hier ist der Sound amtlich und lässt keine Wünsche offen. Mir gefallen besonders die Songs vom saustarken aktuellen Album „In The Name Of Metal", aber auch die älteren Sachen wie eben „Moria" und „Nosferatu" machen ohne Ende Spaß.
Basser Anders ist wie immer das Tier auf der Bühne, bangt was das Zeug hält und post wie ein Großer. Dass hinter den Drums gar nicht der etatmäßige Drummer Pelle Äkerlind sitzt, hat mir nach dem Gig Gitarrist Henrik erzählt – Pelle hatte nämlich andere Verpflichtungen und wurde kurzfristig durch einen Kumpel ersetzt. Hut ab, denn dafür, dass er nur zwei Rehearsals mit der Band hatte, gab der Mann sehr tight den Rhythmus vor. Nach „Nosferatu", bei dem besonders das megageile Double-Leadguitar Solo begeistert, fahren Bloodbound dann auch ihren verdienten Applaus ein.
Setlist BLOODBOUND: Moria, Bless The Unholy, When Demons Collide, In The Name Of Metal, Metal Monster, Metalheads Unite, Book Of The Dead, Nosferatu
Die anschließende kurze Umbaupause wird mit Diskussionen verbracht, ob bei U.D.O. der Fotograben wohl wieder den ganzen Gig über aufbleibt. Eine kurze Ansage der Security beendet diese Diskussion, da auch diesmal nach drei Songs der Graben zu verlassen ist. Schade, aber so ist es nun mal.
Um 21:30h geht dann das Licht aus und uns' Udo entert mit seinen Männern die Bühne. Der Titelsong des aktuellen Albums „Steelhammer" dient dabei als Sondtrack. Ich bin besonders gespannt, wie sich die Frischzellenkur an den Gitarren auf die Live-Performance auswirken wird. Stefan Kaufmann musste ja bekanntlich aus gesundheitlichen Gründen die Band verlassen, und kurz nach dieser Bekanntgabe warf auch Igor Gianola das Handtuch. Für die beiden kämpfen jetzt Andrej Smimov und Kasperi Heikkinen and vorderster Gitarrenfront.
Und was sich auf dem Album schon andeutet, bestätigt sich auch live. Die beiden sorgen für extrem frisches Blut und scheinen auch Basser Fitty und Udo himself nochmal einen ordentlichen Kick verpasst zu haben. Damit möchte ich gar nicht sagen, dass die Band im alten Line Up schlecht gewesen wäre, bitte nicht falsch verstehen. Aber U.D.O. 2013 wirken wesentlich frischer und beweglicher und strotzen nur so vor Spielfreude und Spaß.
Udo selber wirkt zu Beginn des Gigs zwar noch etwas kurzatmig, kommt aber nach „King Of Mean" und „Cry Of A Nation" immer besser in Schwung. Auch das Publikum kommt erst nach und nach auf Touren und wird im weiteren Verlauf der Show lauter, ohne dabei aber komplett auszurasten. Neben den vielen neuen Songs wie „Stay True", „Devils Bite" oder dem ruhigeren „Never Cross My Way", bei dem sich Udo die erste kleinere Verschaufpause gönnt, gibt es natürlich aus fast allen Alben etwas zu hören. Die U.D.O. Klassiker wie „Timebomb" oder „We Want War" sind dabei natürlich unvermeidlich.
Grundsätzlich hätte Udo auch auf Nummer sicher gehen und seine alten Hits zum hundertsten Mal runterschreddern können, aber er spielt bis auf wenige Ausnahmen fast das komplette „Steelhammer" Album durch. Ich hätte ja auch gerne „Basta Ya" und „Heavy Rain" gehört, aber man kann nicht alles haben. Trotzdem beweist die Setlist jede Menge Mut und Selbstvetrauen. Das kennt man von vielen Bands mit großem Backkatalog anders.
Die zweite, diesmal größere Pause nimmt sich Udo nach „Mean Machine", als Fitty, Kasperi, Andrej und Fransesco ihre Solos abliefern. Und obwohl ich eigentlich kein Freund von solchen Solo-Arien bin, kommt das heute Abend extrem kurzweilig rüber. Auch hier merkt man, dass in dem Line Up eine unglaubliche Spielfreud steckt. Bei mir sind vor dem Zugabenteil besonders „Into The Darkness", „No Limits" und „Go Back To Hell" im Ohr geblieben.
Als U.D.O. nach „Timebomb" die Bühne verlassen, bin ich schon etwas enttäuscht, denn die erwarteten und üblichen Zugabeforderungen bleiben ziemlich übersichtlich. Dafür hat es der Zugabenblock mit „Holy" und den unvermeidlichen ACCEPT Klassikern „Metal Heart", „ Balls To The Wall" und „Fast As A Shark" aber dann wieder ganz besonders in sich. Alles in allem haben U.D.O. mal wieder überzeugt, die kleinen Pausen zum Luft holen soll sich Udo ruhig nehmen. In der Form werde ich es zumindest nicht Leid, mir die Band auch auf der nächsten Tour wieder „anzutun".
Fazit: Eine fast volle Halle und drei absolut motivierte und spielfreudige Bands – da freut sich doch der Metalfan. Die Shirtpreise lagen zwischen 15 EUR und 25 EUR, bei U.D.O. gab's dann auch noch mehr Goodies zu kaufen. Kleine Abstriche muss man bei der Einsatzfreude der Fans machen, die doch teilweise ziemlich verhalten waren. Ansonsten sollte jeder, der noch die Möglichkeit hat, sich dieses Package auf der laufenden Tour reinzuziehen, dies tun. Alle Bands hatten einen geilen Sound, weswegen man die Mischpult-Jungens auch mal loben sollte.
Setlist U.D.O.:
Steelhammer
King Of Mean
Cry Of A Nation
Trip To Nowhere
We Want War
Never Cross My Way
Stranger
Stay True
In The Darkness
Azrael
No Limits
Mean Machine
Solo Bass, Guitar and Drums
Devil's Bite
Go Back To Hell
Timebomb
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Holy
Metal Heart
Balls To The Wall
Fast As A Shark
PIKE'S EDGE HOMEPAGE
U.D.O. HOMEPAGE
BLOODBOUND HOMEPAGE
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Bildergalerie
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Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.
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