20.03.2009 Essen / Cafe Nova - Wenn THE BLACKOUT ARGUMENT und THIS IS HELL rufen und dabei noch die DEAD SWANS mit im Gepäck haben, gibt es wohl nicht viele Wahlmöglichkeiten - zumindest, wenn es von der Location so nah ist, wie es in diesem Fall für mich war. Und so ging es direkt nach Feierabend ab nach Essen. Und auf diesem Weg wurde ich erstmal belehrt, dass zusätzlich noch zwei weitere Bands mit an Bord waren: GOLDUST aus Münster und ATTITUDE aus New York. Leider erfuhr ich auch, dass THE BLACKOUT ARGUMENT als erste Band spielen mussten - normalerweise wären sie wohl direkt vor THIS IS HELL dran gewesen, aber irgendwas war an diesem Abend wohl anders.
Und so spielten die Süddeutschen dann auch um ca. viertel nach acht bereits auf, wobei das Publikum zwar nicht gering, aber dennoch im Vergleich zum Rest des Abends etwas in der Unterzahl war. Und da selbiges zu einem recht großen Teil aus Jogginghosenträgern und ähnlich musikalisch Gesinnten bestand, hatten die Fünf auch nicht unbedingt das leichteste Spiel des Abends. Sänger Raphael wies selber noch drauf hin, dass man die nur begrenzte Anzahl ihrer Moshparts entschuldigen und sich einfach auf eine andere Art bewegen möge, kam damit aber nicht wirklich beim Publikum durch. Und so ernteten sie trotz guter Leistung nur artigen Applaus und relativ wenig Bewegung. Klar, die Band hätte natürlich mehr ausrasten können, und Crew-Vocals habe ich auch schon mal energiegeladener gehört, aber die Songs waren sauber und druckvoll gespielt und vor allem der Gesang wusste ganz genau so wie auf Platte zu begeistern. Sehr schade, dass dies nicht vom Publikum entsprechend gewürdigt wurde. Denn ihr Querschnitt aus alten Songs und einigen neuen Hits lieferte ein wirklich gutes Set, welches andernorts mit Sicherheit für Begeisterung sorgen dürfte.
Aber Essen schien es einfach nach einer härteren Gangart zu gelüsten und wurde mit den Münsteranern von GOLDUST ziemlich bedient. Für mich zählten sie auf jeden Fall zu den Überraschungen des Abends, da ich sie erstens gar nicht auf dem Zettel hatte und sie zweitens ziemlich zu überzeugen wussten. Der Drummer sah aus wie ein Metal-Hippi, der Basser wie ein 1a SxE-Bollo und der Sänger erinnerte mit seinem Bart, Gesichtsausdruck und dem Hemd erstmal stark an diverse Grungesänger. Aber sobald dann die Musik losging, rastete besagter Kerl völlig aus und keifte dem Publikum Gift und Galle entgegen. So wie es aussah, waren einige Fans der Band mit dabei, und die gaben jetzt so richtig Gas: Überall flogen Menschen hin und her und die Luft wurde zertrümmert, als hätte sie etwas Schlechtes über Tunnel im Ohr gesagt. Aber auch die Mischung der Band passte dazu, da ihre schnellen Passagen wirklich ziemlich oldschoolig und gerne nach weniger als einer Minute wieder vorbei waren und die Moshparts dagegen dann wirklich pure Energie freisetzten. Der Drummer wusste ebenfalls sehr zu überzeugen und gab der Musik teilweise eine ganz eigene Note. Meiner Meinung nach machten GOLDUST einen wirklich guten Job und spielten dabei noch überzeugende Musik, die mich wirklich vom Sessel gerissen hätte - wäre es ein bestuhltes Konzert gewesen. Allerdings frage ich mich, ob der Sänger irgendwelche bleibenden Schäden davon getragen hat, als sich ca. 15 Leute auf ihn gestürzt und unter sich begraben haben...
ATTITUDE kannte ich nun aber gar nicht, war aber ehrlich gesagt auch nicht sonderlich angetan. Irgendwie hatte ich schon so was gedacht, da die Herren und die Bassistin irgendwie recht klein und friedlich gegenüber dem Rest der Belegschaft wirkten. Und so war ihre Musik auch relativ unspektakulärer Oldschool Hardcore, der weder sonderlich schnell, noch sonderlich gemein war. Die Band selber wirkte ähnlich „nett", und so machten wir uns auf den Weg nach draußen um ein wenig Frischluft zu bekommen. Sorry, aber irgendwie wollte das so gar nicht zum Rest des Abends passen, und auch unter anderen Umständen hätte ich vermutlich nicht allzu viel mit der Musik des Vierers anfangen können. Witzig nur, wie hoch der Schlagzeuger über seiner Scheißbude saß und wie er das Dings bediente...
Nachdem wir mal etwas draußen gestanden hatten, kamen nicht schön gesungene Chöre an unsere Ohren. Irgendwas von wegen „Marschieren". Ist da tatsächlich auf der anderen Straßenseite eine Horde Nazis an uns vorbeigezogen? Und warum können die ganzen Bollos, die dieses Konzert bevölkert haben, ihre Karateschritte nicht mal draußen demonstrieren, wo es etwas gebracht hätte? Aber ruhig mit den jungen Pferden - ich bin schließlich Pazifist und jugendliche Nazis hoffentlich nur zu begriffsstutzig, um zu merken, wie dämlich sie sich grade benehmen. In ein paar Jahren sind das dann auch endlich ganz normale und durchschnittliche Sozialfälle ohne nähere politische Gesinnung...
Drinnen ging es mit den DEAD SWANS weiter, auf die sich vermutlich schon viele gewaltig freuten. Für mich war es beinahe eine Erstberührung mit der Band, aber die durch MySpace geschürten Erwartungen wurden doch mehr als erfüllt. Musikalisch passten sie ganz gut zu THIS IS HELL und haben natürlich den ganzen HAVE HEART-Jüngern Futter für´s Ballern gegeben. Und so wurde dann auch die kleine, aber extrem gemütliche Hütte auseinander genommen. Irgendwie schade, da die Moshwütigen irgendwie gar nicht die Kompositionen als solche würdigten, sondern mehr oder weniger nur auf den nächsten Moshpart warteten. Die schnellen Parts wurden genutzt, um mit dem Kopf zu wippen und sich für die 20 Sekunden Karate-Action vorzubereiten. Und meiner Meinung nach hatten die Engländer einfach viel mehr zu bieten als nur den kurzen Breakdown für zwischendurch. Teilweise bekamen ihre Songs eine richtig düstere Note und waren auch mit Sicherheit nicht nur auf die Bedürfnisse des Publikums zugeschnitten. Aber anscheinend hatten wir halt Bundesjugendspiele! Aber egal, irgendwie gehört das im Pott ja auch dazu und ist auf jeden Fall besser als verschränkte Arme, und die DEAD SWANS waren auch einfach gut. Ich freue mich schon auf das Album, welches dieses Jahr auf Bridge 9 erscheinen soll.
Hatten THIS IS HELL eigentlich immer nur einen Gitarristen? Nein, da muss also mittlerweile jemand ausgestiegen sein. Der neue Drummer war der letzte Wechsel, den ich bei den Hardcore-Helden aus Long Island mitbekommen habe. Und das war auch der Part, der von mir am meisten mit Spannung erwartet wurde. Kann der neue Drummer überhaupt so ein Feuer entzünden wie es der alte Fellverprügler regelmäßig abgefackelt hat? Ja, er kann! Allerdings anscheinend noch nicht bei allen Songs, denn ewig lang haben die Herren dann auch nicht grade gespielt. Trotzdem bin ich immer wieder überrascht, wie gut ich diese Band finde. Selbst zu viert haben sie einen Druck und eine Wut erzeugt, die Legionen von anderen Bands alt aussehen lässt. Und auch Rick Jimenez ging wieder gewohnt ab - ich hatte gar nicht gewusst, wie klein der Gitarrist ist. Beinahe schon ein wenig schlumpfig mit seiner Kapuze über dem Kopf. Laut seiner Aussage soll übrigens bald ein neues Album in Angriff genommen werden Allerdings soll dieses sehr anders werden, als es das Publikums wohl erwarten wird: Richtung alte METALLICA - lassen wir uns überraschen!
Zwar habe ich die Band auch schon mal mit mehr Feuer gesehen, aber trotzdem wären sie selbst alleine bereits den Hinweg wert gewesen. Ein paar Songs haben nach meinem Empfinden noch gefehlt, aber wie erwähnt, schieben wir das einfach mal auf das Besetzungskarussell.
DEAD SWANS und THIS IS HELL waren großes Kino, GOLDUST eine ungemeine Überraschung - da würde ich gerne mehr von hören - und ATTITUDE ehrlich gesagt relativ egal. Und ich fand es sehr, sehr schade, dass THE BLACKOUT ARGUMENT nicht so abgefeiert wurden, wie sie es verdient hätten! Ansonsten wirklich super Abend in einer sehr schönen Location!
http://www.myspace.com/thisishell
http://www.myspace.com/thedeadswans
http://www.myspace.com/attitudehc
http://www.myspace.com/goldusthc
http://www.myspace.com/theblackoutargument
Geschrieben von Kai Donnerstag, 02 April 2009 01:08
This Is Hell, Dead Swans, Attitude, Goldust & Blackout Argument - Essen / Cafe Nova
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