Die VIBE FOR PHILO gehören bei mir seit Jahren zum Pflichtprogramm und Start in ein neues musikalisches Jahr. Nachdem 2013 die Button Factory der Austragungsort war, findet die Veranstaltung 2014 mal wieder in der Vicar Street statt, einem schönen Venue, das geschätzt ca. 1.200 Leute fassen kann. Als um 20:00h die Pforten geöffnet werden, sind es natürlich noch nicht so viele Fans – aber um es vorweg zu nehmen, es wurde noch rammelvoll und es können nicht mehr viele Tickets bis zum „Sold Out" übrig geblieben sein.
Während sich die Halle füllt, laufen alte Konzertmitschnitte von THIN LIZZY oder Interviews mit Phil auf der großen Leinwand, die hinter der Bühne hochgezogen wurde.
Und wie in jedem Jahr kommen einem die Minuten bis zum Beginn wie ein großes Familientreffen vor. In jeder Ecke spielen sich herzliche Wiedersehensszenen ab und die Menschen liegen sich in den Armen. Es ist schwer zu sagen, wie viele verschiedene Nationalitäten sich auf diesem kleinen Event zusammen raufen, aber ich kenne mittlerweile Leute aus den USA, Dänemark, Schweden, den Niederlanden, England, Spanien und Frankreich. Und ich bin immer wieder beeindruckt, dass die Faszination Phil Lynott und die Musik von THIN LIZZY auch nach so vielen Jahren die Menschen motiviert, halbe Weltreisen auf sich zu nehmen, um mit Gleichgesinnten dieses geile Fest zu feiern.
Um 21:00, also genau pünktlich, geht das Licht aus und mit einer Video Overture von Brenny Bonass starten die 28. VIBE FOR PHILO.
„The Fighting Begins":
Bei der Musik und den Bildern rennt wahrscheinlich nicht nur mir die erste kleine Gänsehaut über den Rücken. THE LIZZY EXPERIENCE, die sich während der Video-Eröffnung schon auf der abgedunkelten Bühne platziert haben, legen sofort los. Großer Jubel im Publikum, denn die Band hat sich vorgenommen, das komplette „Fighting" Album durch zu spielen. Der Sound ist grandios und die Stimmung im Publikum ebenso. Neben den wohl bekanntesten Stücken „Rosalie" und „Suicide" sind auf dem Album auch viele Perlen vertreten, die zwar den Lizzy Fans bekannt sind, es aber nicht zu Hitsingles geschafft haben. „King's Vengeance" oder „For Those Who Love To Live" zum Beispiel, die von den Jungens um den begnadeten Sänger Keith Grogan mehr als fett interpretiert werden.
„Wild One", ja eher ein ruhigeres Stück, haut mich richtig aus den Schuhen, und neben dem Sänger spielen sich die beiden Gitarristen Phil Kennedy und John Nesbitt immer mehr in den Vordergrund und ziehen die Massen mit den zweistimmigen Leads voll in ihren Bann. Sehr stark, aber es hätte auch noch ein bisschen mehr sein können. Aber da an diesem Abend ja noch Eingiges auf der To-Do Liste steht, müssen sich auch THE LIZZY EXPERIENCE von den jubelnden Fans verabschieden.
Ein toller Einstand für die Vibes. Da fragt man sich fast, wie das noch zu toppen sein soll.
Während die Stage Crew anfängt umzubauen, kommt Smiley Bolger auf die Bühne und kündigt als nächsten Musiker „a real redhead" an. Gemeint ist Conor Scott, ein 19jähriger Sänger und Songwriter, der es in der letzten Staffel von Voice Of UK bis in die letzte Runde geschafft hat. Der Junge ist nicht nur ein toller Gitarrist und Sänger, sondern auch noch komplett am Boden geblieben. Seine Version von „Don't Believe A Word" ist schon groß, aber „Borderline", bei dem der Refrain von der kompletten Vicar Street mit gesungen wird, ist einfach nur genial. Leider singt Conor nur knapp 20 Minuten, aber das reicht, um die Fans in der Halle in Hochstimmung zu bringen.
Nachdem sich Conor verabschiedet hat, läuft während des Umbaus ein Video der „Musical Youth Foundation" – eine Organistation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, auffällig gewordene Kinder und Jugendliche von der Straße zu holen und zum Musizieren zu bringen. Die Vibe For Philo supported diese Organsitation mit dem Erlös einer Tombola.
Smiley hatte im Vorfeld „secret guest(s)" angekündigt, und dieses Geheimnis wird jetzt gelüftet: AGE. Als das Licht angeht, stehen vier ca. 12 Jahre alte Jungens auf der Bühne, die abrocken wie die Großen. Die Halle geht vor allem bei "Don't Believe A Word" völlig steil. Wie Profis animieren die Jungens die Fans mit Fragen, ob sie "noch einen Song" hören wollen, und als der Jubel darauf riesengroß ist, setzen sie mit „Ich kann euch nicht hören!" noch einen drauf.
Der Gig lockt sogar jetzt schon ungeplant Phils Mum Philomena von ihrem Platz in der Loge auf die Bühne, um die Jungens begeistert zu herzen und den Fans zu erzählen, dass sie sich so sehr an Phil erinnert fühlt, der auch in dem Alter angefangen hat, Musik zu machen. Sehr emotional. Dass die Jungens mit „Highway To Hell" und damit einem Nicht-Lizzy-Song ihr Set beenden, stört niemanden. Ganz im Gegenteil, denn die Halle geht erneut extrem steil und AGE wollen gar nicht runter. Smiley übernimmt den sicher undankbaren Part, den talentierten Nachwuchs von der Bühne zu „schieben".
Wie immer geht es Schlag auf Schlag, das Programm für den Abend ist aber auch extrem sportlich. Es bleibt kaum Zeit, sich an einer der Bars ein Guiness zu besorgen, da stehen schon die irischen Rocker SAL VITRO auf der Bühne.
In Irland ist die Band sehr bekannt für ihren teils sleazigen und bluesigen Rock. Ich kannte sie zugegebenermaßen bisher noch nicht, aber die Stimme von Sänger Josh Dunford kommt schon mal sehr gut. Die Musik ist nicht ganz so zum Mitsingen geeignet, weil die Band zum einen schön improvisiert, auf der anderen Seite aber auch an den vielen großen THIN LIZZY Hits vorbei spielt. „Song For While I'm Away" vom "Vagabonds Of The Western World Album" und das megastarke "Dear Miss Lonely Heart" zeigen aber, dass auch die weniger populären Songs von Phil Lynott entweder krachen oder unter die Haut gehen können.
Mir wird bei dem Gig von SAL VITRO mal wieder klar, dass ich der letzten Zeit viel zu oft an den Hits hängengeblieben bin, anstatt mir die vielen Perlen reinzutun. Wird nachgeholt, danke für die Motivation dazu, SAL VITRO. Weitere Songs der Band: "Thunder and Lightning", "Showdown", "Johnny The Fox Meets Jimmy The Weed"
Kontrastprogramm pur, denn nach den Rockern kommen mit Dick Farrell und Pat Coldrick zwei Konzertgitarristen, die eigentlich im klassischen Segment zu Hause sind. Unglaublich, auf wie viele Arten man Lizzy Songs spielen kann, ohne dass sie dabei an Faszination verlieren.
Mich hauen die Versionen von „Sarah", bei dem der Refrain mal wieder aus voller Kehle von den Fans mitgesungen wird, und die fantastische Version von „Whiskey In The Jar" völlig um. Die langbeinige blonde Schönheit Whitney Alyson Ribbins, die während des Songs um die Musiker tanzt, wird noch mehr gefeiert, als sie ihren eh schon kurzen Rock nach oben zieht und ein großes Phil Lynott Tattoo auf ihrem Oberschenkel freilegt. Cool.
Großer Jubel auch, als „Spanish Guitar" von Dick quasi auch als Verbeugung vor Gary Moore angekündigt wird. Die nächste Gänsehaut ist im Anmarsch. Und die Version der beiden ist wirklich mehr als hörenswert. Jetzt brauche ich erst mal wieder ein frisches Guinness, um wieder runter zu kommen. Obwohl, eigentlich will ich das ja gar nicht.
THE LOW RIDERS sind mittlerweile Stammgäste auf den Vibe. Das ist auch gut so, denn die Mannen um den musikalischen Director der Vibe, Brian Grace, sind einfach saugut. In den letzten Jahren spielte die Band immer eher ein Hitfeuerwerk, was natürlich die Aufgabe, die Halle zum Kochen zu bringen, stark vereinfachte. Heute Abend sind es eher die Songs aus der zweiten Reihe, die sich Brian Grace und sein Partner in Crime an der zweiten Leadgitarre Phil Elgar ausgesucht haben.
„Angel From The Coast", „Fool's Gold" oder „Black Boys On The Corner" habe ich zum Beispiel ewig nicht mehr gehört. Sänger Matt ist ebenfalls in Hochform, hält sich aber mit seinen Ansagen ziemlich zurück. Ich glaube es war 2012, wo er zwischen den Songs so unglaublich viel gelabert hat. Heute sind die Ansagen kurz, knackig und humorvoll und die Songs rocken die Halle. Allerdings höre ich auch kritische Stimmen, die mehr Songs mit Hitpotential fordern. Mir egal, denn schließlich kommen gleich noch DIZZY LIZZY, und die haben eine fette Setlist voller Hits.
Zuerst gibt es aber noch "The Queen's Speech". Das heißt nichts anderes, als dass Phils Mutter Philomena das Mikro in die Hand nimmt. Neben der Preisverteilung an die Gewinner der Verlosung bedankt sie sich wie immer für die Unterstützung der Fans und bei all denen, die im Laufe des Tages Blumen am Grab ihres Sohnes abgelegt haben. Wie immer ist diese Rede sehr emotional und nicht wenige Besucher kriegen feuchte Augen, wenn Philomena von ihrem Phil redet. Ein kleiner Hinweis kommt noch in Richtung des kommenden Buches über die Phil Lynott Exhibition ("Still In Love With You: The Philip Lynott Exibition"). Ist so gut wie bestellt.
Mittlerweile haben sich DIZZY LIZZY zu einer der besten Thin Lizzy Coverbands gemausert. Die Band gibt es mittlerweile schon seit 1994 und wurde von H, dem Sänger und Bassisten gegründet. Und der Typ ist auch während der Live Show unumstritten der Mittelpunkt. Mit „Jailbreak" und „Waitin' For An Alibi" geben DIZZY LIZZY gleich Vollgas. Und die Nörgler, die bei THE LOW RIDERS noch die Hits vermisst haben, gehen jetzt ab wie die Wurfpfeile.
Mittlerweile haben sich DIZZY LIZZY zu einer der besten Thin Lizzy Coverbands gemausert. Die Band gibt es mittlerweile schon seit 1994 und wurde von H, dem Sänger und Bassisten gegründet. Und der Typ ist auch während der Live Show unumstritten der Mittelpunkt. Mit „Jailbreak" und „Waitin' For An Alibi" geben DIZZY LIZZY gleich Vollgas. Und die Nörgler, die bei THE LOW RIDERS noch die Hits vermisst haben, gehen jetzt ab wie die Wurfpfeile.
Der Sound ist bombastisch und die Stimmung jetzt auch durch die vielen schwarzen Bierchen auf dem Siedepunkt. „Emerald", einer der besten Hard Rock Songs aller Zeiten zeigt, wie nah DIZZY LIZZY mittlerweile ans Original herangekommen sind. „With Love" und „Still In Love With You" sind zwar ruhiger, aber nicht weniger intensiv. Wenn das der Versuch gewesen sein soll, die Stimmung etwas zu beruhigen, hat das nicht geklappt: bei „Cold Sweat" ist die Halle wieder da. Danach kommen mit „Little Darling" und „Honesty Is No Excuse" wieder zwei versteckte Perlen. Sänger H scheint den Gig ebenso zu genießen wie die Fans und die Jungens, die mit ihm auf der Bühne stehen. Jetzt ähnelt das Ganze einer einzigen großen Party. „Cowboy Song", „The Boys Are Back In Town" und erneut „Don't Believe A Word" – ich glaube, das war der meistgespielte Song auf den Vibe 2014 – lassen nichts anbrennen.
Die Entscheidung, die „Hit Kapelle" zum Schluß ranzulassen, war in diesem Jahr genau richtig. In den letzten Jahren hat man den Headliner immer als vorletzte Band spielen lassen, was zur Folge hatte, dass sich bei der letzten Band die Halle schon langsam leerte. In diesem Jahr bleiben aber alle bis zum Schluss. Die Leute werden auch nicht enttäuscht, denn "Whiskey In The Jar", das mega mega mega starke und sowas von irische „Black Rose" und „Killer On The Loose" machen den Abend zu einem einzigen Fest.
Fazit: Wie immer waren die Vibe For Philo für mich am Jahresanfang schon eines meiner Highlights für 2014. Ich werde es nie müde, die Songs von Phil Lynott zu hören. Und wenn sie auch noch so unterschiedlich interpretiert werden, wie in diesem Jahr, bin ich mir sicher, dass Phil verdammt stolz wäre, was da immer in Dublin abgeht.
Ein ganz großes Dankeschön geht an das komplette Vibe Team, das mal wieder einen absolut großartigen Job gemacht hat. Bands toll, Musikauswahl klasse, Sound genial, Fans perfekt, Guiness lecker. Da bleibt mir nur eins zu sagen: Bis 2015, Phil!
Die Entscheidung, die „Hit Kapelle" zum Schluß ranzulassen, war in diesem Jahr genau richtig. In den letzten Jahren hat man den Headliner immer als vorletzte Band spielen lassen, was zur Folge hatte, dass sich bei der letzten Band die Halle schon langsam leerte. In diesem Jahr bleiben aber alle bis zum Schluss. Die Leute werden auch nicht enttäuscht, denn "Whiskey In The Jar", das mega mega mega starke und sowas von irische „Black Rose" und „Killer On The Loose" machen den Abend zu einem einzigen Fest.
Fazit: Wie immer waren die Vibe For Philo für mich am Jahresanfang schon eines meiner Highlights für 2014. Ich werde es nie müde, die Songs von Phil Lynott zu hören. Und wenn sie auch noch so unterschiedlich interpretiert werden, wie in diesem Jahr, bin ich mir sicher, dass Phil verdammt stolz wäre, was da immer in Dublin abgeht.
Ein ganz großes Dankeschön geht an das komplette Vibe Team, das mal wieder einen absolut großartigen Job gemacht hat. Bands toll, Musikauswahl klasse, Sound genial, Fans perfekt, Guiness lecker. Da bleibt mir nur eins zu sagen: Bis 2015, Phil!
A big "Thank you!" to the VIBE FOR PHILO 2014 Crew:
Creative Director: Smiley Bolger
Musical Director: Brian Grace
Art Dept. / Webmaster: Robbie Bray, Roddie Cleere
Public Relations: Hugo Mc Guinness
Production Manager: Pat Mc Guire
Sound & Vision: Gerry Brady
Audio Visuals (c/o CAVS Crew): Brian Judge, Brian Moran, Steve Quigley
Hospitality: Carolyn Bartlett, Justin Corr
Merchandising: Ana Valero, Roisin Conlon, Emie Rose
All pictures by Dirk Götze for BurnYourEars Webzine