Geschrieben von Katharina Montag, 03 Februar 2014 18:39
Kataklysm, Krisiun & Fleshgod Apocalypse - Lindau/Club Vaudeville
28.01.14 - Es ist das erste Mal, dass ich im Club Vaudeville in Lindau am Bodensee bin. Mein erster Eindruck ist gleich sehr positiv, denn übersichtliche Konzert- und Barräume versprechen eine tolle Atmosphäre. Das erste Bier in der Hand und mit offizieller FLESHGOD APOCALYPSE-Pasta vom Merchstand eingedeckt („Sorry, wir haben leider nur noch Spaghetti, der Rest ist leider ausverkauft"), geht es in den noch nicht sehr gefüllten Bühnenbereich.
Pünktlich um 20.30 Uhr erklingen die ersten Töne des Intros von FLESHGOD APOCALYPSE. Die Herren – alle in den typischen, leicht zerfetzten und blutigen Anzügen mit dezentem Corpsepaint – entern nach und nach die Bühne. Francesco Ferrini, der Mann, der sich für die Orchesterparts verantwortlich zeigt, nimmt hinter seinem schwarzen Klavier seitlich zum Publikum Platz. Ein digitaler Bilderrahmen auf dem Klavier zeigt das ganze Set über Porträts bekannter Komponisten wie Mozart oder Beethoven.
In den nächsten etwa 45 Minuten wird dem nicht gerade zahlreichen Publikum ein knüppelhartes Set rund um Nackenbrecher wie „Kingborn" serviert – dem Opener der aktuellen Scheibe, bei dem Veronica Bordacchini (eine ausgebildete Opernsängerin, die der Band bereits bei den Aufnahmen zu den letzten beiden Alben ihre Stimme lieh und nun die Tour über live mit auf der Bühne steht) mit ihrer Stimme wunderbare Akzente setzt.
Leider ist der Sound die meiste Zeit über sehr matschig, wodurch das unmenschlich schnelle Geknüppel von Schlagzeuger Francesco Paoli die Gitarren und weichere Orchesterklänge zu sehr übertönt. „Minotaur (The Wrath Of Poseidon)", mein absoluter Favorit auf „Labyrinth", veranlasst dennoch zum Mattenschwingen. Mit „The Violation" und „The Forsaking" werden die beiden „Youtube-Klassiker" gezockt. Vor allem bei „The Violation" zeigt sich ein erster Stimmungshöhepunkt.
Sänger und Gitarrist Tommaso Riccardi hält sich mit Ansagen sehr zurück, was wohl der kurzen Spielzeit geschuldet ist. Etwa im epischen „Pathfinder" beweist er jedoch erstaunliche Stimmgewalt. „The Egoism", „The Hypocrisy" und „Elegy" lassen keine Wünsche mehr offen, wobei ich die Kopfstimme von Cristiano Trionfera, der in seinen Backingvocals auf jeden noch so hohen Ton garantiert noch einen draufsetzt (live wie auf Platte) zum Teil nervig finde. Viel zu schnell und ohne Zugabe, dafür mit viel Abklatschen mit den Fans, geben FLESHGOD APOCALYPSE die Bühne für den nächsten Act frei. Nicht oft bin ich an einem solchen Konzertabend schon nach der ersten Band so angefixt.
Die brasilianischen Death Metaler KRISIUN versprechen ordentlich Todesblei und Brutalität. „The Will To Potency" und das gelungene VENOM-Cover von „Black Metal" machen Spaß. Leider haut der Rest des Sets mich nicht wirklich aus den Socken. „Ominous" oder „Conquerors Of Armageddon" kommen mir einfach zu stumpf daher. Das Publikum geht bei KRISIUN jedoch merklich mehr mit und der Konzertraum füllt sich spürbar.
Die Faninteraktion und Redefreudigkeit lassen die Band sehr sympathisch wirken, auch wenn mir wirklich ein wenig Groove und der zündende Funke fehlen.
Ganz anders sieht das bei KATAKLYSM aus: den Kanadiern gelingt es mit einem tollen Set, genau da anzuknüpfen, wo FLESHGOD APOCALYPSE aufgehört haben – und sie haben merklich Bock heute Abend.
Von der ersten Sekunde an brennt der Laden und ich habe das Gefühl, dass die Fans, die zuvor entweder nur KRISIUN oder FLESHGOD APOCALYPSE abgefeiert haben, nun gemeinsam bei KATAKLYSM alles geben.
Das natürlich längste Set des Abends bietet einen gelungenen Streifzug durch Alben wie „Serenity in Fire" („As I Slither", „Blood On The Swans") oder „In The Arms Of Devastation" („Let Them Burn", „Like Angels Weeping (The Dark)", „The Road To Devastation"). Dabei gibt es auch bei KATAKLYSM am heutigen Abend, wie schon bei den vorigen Bands, keine Zugabe.
„Let Them Burn" ist ein gelungener Opener, bei dem sich Publikum und der sympathische KATAKLYSM-Fronter Maurizio Iacono gegenseitig Textzeilen entgegen schleudern.
Mit „Kill The Elite" und „Elevate" (auf dessen Zombie-Musikvideo Maurizio augenzwinkernd hinweist) findet auch Material des aktuellen, sehr gelungenen, Albums „Waiting For The End To Come" seinen Weg in die Setlist und wird vom Publikum ebenso dankend abgefeiert, wie etwa „The Iron Will" oder „Push The Venom".
Ein hartnäckiger Moshpit, der sich zwischendurch auch mal in einen Circle Pit verwandelt, bildet sich vor der Bühne, und Maurizio, der vor Energie nur so strotzt, feuert mit seinen Ansagen ordentlich an. Eindringlich beschwört er die Fans, sich in nichts hineinreden zu lassen und ihr Ding durchzuziehen, so wie es KATAKLYSM auch täten.
Der Sound ist wirklich gut und so kommen die Gitarren und die Breaks optimal durch. Gegen Ende des Sets liefert der Mann an den Drums, Oli Beaudoin, ein schon vom Zusehen schweißtreibendes Drum Solo, das gekonnt in den nächsten Song übergeht. Bei den häufigen Schlagzeugerwechseln wäre es KATAKLYSM zu wünschen, dass sie mit Oli, der seit 2013 dabei ist, langfristig die Stelle besetzen können – an Technik und Talent mangelt es schon mal nicht.
Mein drittes Mal, dass ich KATAKLYSM live erlebe, ist auch das erste Clubkonzert und ich muss sagen, dass sie abseits der Festivalbühnen noch viel mehr Mitreißpotenzial haben. Leider hat das zur Folge, dass ich meine guten Vorsätze über Bord werfe, sodass mir angesichts der Nackengymnastik für die nächsten Tage Übles schwant ...
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