Geschrieben von Montag, 17 Februar 2014 19:58

Iced Earth, Warbringer & Elm Street - Hamburg / Markthalle

Diesem Abend haben anscheinend eine Menge Metalheads entgegengefiebert: Schon eine Stunde vor Einlass belagern Fans die Hamburger Markthalle, um sich die besten Plätze zu sichern. Später ist es drinnen so unfassbar voll (es gibt sogar eine Schlange vor dem Männerklo, die dazu noch länger ist, als die bei den Damen), dass man sich beim nächsten Hamburg-Abstecher vielleicht überlegen sollte, die etwas größeren Räumlichkeiten der Großen Freiheit zu buchen.

Außerdem haben die Betreiber der Markthalle angesichts der Außentemperaturen anscheinend die Heizungen drinnen aufgedreht – was bedeutet, dass im Großen Saal, in dem die Luft sowieso immer schlecht ist, der Schweiß in Strömen fließt. Eine Frau kollabiert sogar und muss von Sanitätern betreut werden. Ich weiß nicht, was so schwierig ist, einfach mal eine Klappe ins Dach einzubauen oder eine vernünftige Klimaanlage zu installieren, denn ich bin nicht der einzige, dem dieser Umstand an diesem Abend auffällt.

Da der Opener ELM STREET leider schon gespielt hat, als ich die Halle kurz nach dem auf dem Ticket angegebenen Start um 20 Uhr betrete, muss der Bericht hier wegfallen.

Nach einem kurzen Soundcheck legen die US-Thrasher von WARBRINGER los und werden mit überschwänglichem Applaus begrüßt, sodass man denken könnte, man hätte hier den Headliner vor sich. Ab dem ersten Song ist die Halle komplett voll und es werden Sprechchöre angestimmt – ich habe noch nie so eine Zuschauerreaktion bei einer Vorband erlebt. Die Band hat heute seltsamerweise mit John Kevill und Ben Mottesman nur zwei Mitglieder des Lineups dabei, welches das letzte Album eingespielt hat, weiß aber spielerisch trotzdem zu überzeugen. Vor allem der neue Drummer spielt übermenschlich gut.

Zwar fehlt unter den neun gespielten Songs das grandiose „Shattered Like Glass“, ansonsten hat man aber ein geschicktes Händchen bei der Songwahl bewiesen: Die Band steigt mit „Scars Remain“ und dem tollen old-schooligen „Iron City“ in ein gelungenes Set ein, welches mit „Towers Of The Serpent“ und dem abschließenden „Hunter-Seeker“ die vier besten Songs der letzten Platte enthält und auch die Standards wie „Living Weapon“ (immer noch der beste Song der Band) oder „Severed Reality“ beinhaltet. Ein Erfolg auf ganzer Linie, und auch Fronter John ist begeistert und adelt das Hamburger Publikum zum "geilsten der gesamten Tour". Bitte schnell wieder zurück nach Deutschland kommen, die Clubs dürften voll werden!

Die Stimmung in der folgenden Umbaupause ist großartig, und während man auf den Hauptact wartet, werden Hits aus der Konserve wie METALLICAs Cover von „Whiskey in the Jar“ oder „Ace Of Spades“ von der halben Halle mitgegrölt.

ICED EARTH haben dann das Publikum ab der ersten Sekunde voll in der Hand. Obwohl Gitarrist Troy Seele sich eher im Hintergrund hält und nicht ganz gesund aussieht, und Drummer Jon Dette seine angeknackste Hand inklusive Verband unter Handschuhen verstecken muss, bleibt das Spiel perfekt – und Jon Schaffer immer noch der beste Rhythmusgitarrist des Genres. Die Jungs sind einfach absolute Vollprofis, die so leicht nichts aus der Bahn werfen kann.

Leider ist der Sound vor allem im vorderen Bereich der Halle ziemlich bescheiden: Die Drums böllern viel zu laut, der Gesang ist zu leise, und wenn Troy ein Solo spielt, höre ich das nur, wenn ich in einem bestimmten Winkel mein linkes Ohr zudrücke ... der Soundmann hat seine eigenen Ohren heute leider am Arsch.

Vom aktuellen „Plagues Of Babylon“-Album, das in Deutschland auf Platz 5 gechartet ist, gibt es heute ganze sechs Tracks zu hören, die sich nahtlos in die Riege der Klassiker einfügen, von denen heute zu meinem großen Bedauern „Melancholy (Holy Martyr)“ und die Hymne „Ten Thousand Strong“ unter den Tisch fallen. Eine schöne Überraschung in der Setlist ist jedoch das großartige „Red Baron/Blue Max“ vom ansonsten leider ausgeklammerten „The Glorious Burden“-Album. Außerdem positiv zu erwähnen ist die Spielzeit: Nachdem mit „The End?“ und „A Question of Heaven“ vorerst das Ende des Hauptsets eingeläutet wird und die Lichter ausgehen, folgt der vierteilige Zugabenblock („Watching Over Me“ wird unfassbar emotional gespielt), mit dem die Band auf fast zwei Stunden Spielzeit kommt. In der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit mehr!

Trotz der widrigen Umstände ein gelungener Abend, mit dem ICED EARTH wieder einmal beweisen, dass sie absolute Profis sind und sich trotz ihres Erfolges nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, sondern den Fans wirklich etwas für ihr Geld bieten.


Setlist WARBRINGER:

1. Scars Remain
2. Iron City
3. Severed Reality
4. Living Weapon
5. Future Ages Gone
6. Total War
7. Living in a Whirlwind
8. Towers Of The Serpent
9. Hunter-Seeker


Setlist ICED EARTH:

1. Plagues Of Babylon
2. Democide
3. V
4. If I Could See You
5. The Hunter
6. Among The Living Dead
7. Burning Times
8. Red Baron/Blue Max
9. Blessed Are You
10. Vengeance Is Mine
11. Cthulhu
12. My Own Savior
13. The End?
14. A Question Of Heaven

Zugaben:

15. The Coming Curse
16. Dystopia
17. Watching Over Me
18. Iced Earth