Geschrieben von Tamino Donnerstag, 13 März 2014 18:00
Enforcer, Skull Fist, Vanderbuyst und Genghis Khan - Hamburg / Markthalle
Das internationale Tourpackage aus ENFORCER, SKULL FIST, VANDERBUYST und GENGHIS KHAN ist auf Tour, und rund 150 Traditionalisten haben ihren Weg in die Markthalle in Hamburg gefunden. Und obwohl 20 Euro für einen vergleichbar kleinen Club nicht wenig ist, wird wohl niemand enttäuscht nach Hause gegangen sein – ist dieses Paket doch eines der interessantesten, das in den letzten Monaten geschnürt wurde.
Die Italiener von GENGHIS KHAN entern die Bühne zuerst und wissen mit ihrem gefälligen, aber nicht allzu mitreißenden Heavy Metal nicht vollends zu überzeugen. Dafür hat der italienische Akzent des Sängers Charakter.
VANDERBUYST stoßen dann – nicht nur bei mir – direkt auf mehr Begeisterung und beweisen einmal mehr, dass man mit drei Leuten ein fettes Hard Rock-Feuerwerk abbrennen kann. Es ist echt beeindruckend, wie der Mann am Mikro nebst klasse Gesangsleistung auch noch so auf den Punkt und so energetisch seinen Bass bearbeiten kann und mit dem Drummer harmoniert. Die Gitarre feuert ein klassisches Riff nach dem anderen ab. Das ist zwar nicht immer originell, aber wenn VANDERBUYST das Rad schon nicht neu erfinden, sorgen sie wenigstens dafür, dass es so rund läuft wie bei kaum einer anderen jungen Band.
Das Publikum ist bestens vertraut mit dem Material der Holländer und hier und da fordert immer wieder jemand seinen Lieblingssong. Auch erste Moshpits bilden sich, sodass auch meine Nase und mein Fuß am nächsten Tag noch etwas von der Show haben. Nicht nur die im Durchschnitt überraschend jungen Leute (die meisten würde ich auf 18 bis 25 Jahre schätzen), sondern auch die sichtlich glückliche Band beweisen wieder einmal, dass unsere Szene so vital ist wie nie, und dass durchaus junge Fans und Bands „nachwachsen“!
SKULL FIST sind danach für die meisten Besucher der Headliner und werden von der Meute schon während der Umbaupause mit lauten Sprechchören und Gejubel erwartet. Als die jungen Kanadier dann schließlich auf die Bühne kommen, gibt es wirklich kein Halten mehr. Bereits zu den ersten Tönen von „Ride The Beast“ bewegt sich jeder, und weil alle aus voller Kehle den Refrain mitgröhlen, fällt es erst auch gar nicht so ins Gewicht, dass der Sound relativ scheiße ist. Auf die Dauer nervt der Umstand, dass der Gesang viel zu leise ist, aber doch ziemlich; seltsam, vor allem angesichts der Tatsache, dass der Sound bei VANDERBUYST noch toll war.
Das ausgiebige Touren und die Veröffentlichung zweier herausragender Alben hat sich ausgezahlt: Ausnahmslos jeder Song wird abgefeiert und technisch sauber dargeboten – und das, während SKULL FIST beileibe nicht teilnahmslos auf der Bühne rumstehen! So schmeißt sich Sänger/Gitarrist Jackie Slaughter samt seiner Gitarre in die Menge oder setzt sich auf die Schultern seines Bandkollegen Jonny Nesta, um ein Solo zum besten zu geben. Als letzte Zugabe des ca. einstündigen Sets wird sogar für Kenner mit dem alten EP-Song „Blackout“ noch ein Schmankerl ausgepackt. Großes Kino!
Beim eigentlichen Headliner ENFORCER kann es dann nur einen Stimmungsabfall geben. Die schwedischen Blondschöpfe machen ihre Sache zwar nicht schlecht, aber da die meisten Leute nach SKULL FIST erstmal eine Pause brauchen und der Sound auch nicht wirklich dolle ist, kann man nicht unbedingt von einem Triumphzug sprechen. Trotzdem ist ein Song wie „Midnight Vice“ natürlich spitzenklasse, und auch die Idee, „Countess Bathory“ von VENOM zu covern, ist ziemlich cool. Der Song entlässt die versammelten Kuttenträger hinaus in die frische Nacht.
Genau so muss ein Konzertabend sein, und es bleibt der Wunsch, ein derart qualitativ hochwertiges Billing bald wieder im Norden begrüßen zu dürfen!
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