Angefangen hat die ganze Chose dann mit den DEAD KOIS aus Dortmund, die in Münster auch keine Unbekannten mehr sind. Mit einer Mischung aus Punkrock und 90er-Emo waren sie ziemlich gut für diesen Abend ausgestattet und lieferten auch eine entsprechend gute Leistung. Ab und zu war das Schlagzeug etwas wackelig, aber je länger die Band spielte, umso mehr konnte sie das Publikum von sich überzeugen und auch die Ami-Bands fingen an, ihre Kollegen für einen Abend abzufeiern.
Danach gab es Münsters ROWAN OAK (früher WESTERN GRACE), die auch eine ähnliche Mischung spielten, allerdings eher den poppigeren Weg wie z.B. die GET UP KIDS gingen. Dementsprechend gab es etwas mehr Dynamik in den Songs, weil die OAKS eben auch ganz gerne mal etwas leiser werden. Leider hatten sie an diesem Abend nicht ihren tightesten Auftritt, und so fransten einige Songs leider etwas aus. Vielleicht war bereits ein wenig Abschiedsschmerz dabei, weil die Jungs ihren letzten Auftritt mit ihrem Drummer hatten.
Mit PILOT TO GUNNER war dann die erste tourende Band am Start, das merkte man auch sofort an der Eingespieltheit der New Yorker ... und einem Tier von Drumnmer. Ähnlich wie bei HOT WATER MUSIC spielte er keinen überflüssigen Kram, aber laut und exakt. Sehr exakt. Dabei hatte er sogar noch die Zeit, ein paar Spielereien fürs Auge einzubauen, die auch problemlos klappten. Ziemlich beeindruckend.
Die Jungs von PILOT TO GUNNER (bereits seit 1998 dabei) waren alle schon etwas älter und man merkte ihnen auch eine gewisse Gesetztheit an – aber eben auch ziemliche Abgeklärtheit, was das Spielen anging. Ich habe z.B. vorher noch nie erlebt, dass der Bassist während der Songs die Verstärker der Gitarristen nachjustiert. Die Songs waren deutlich im 90er Posthardcore/Punk angesiedelt und vor allem durch den klaren Beat und ihre Tanzbarkeit geprägt. Kein Wunder, dass sich in Deutschland Arctic Rodeo um sie kümmert – exakt deren Sound! Mit Songs wie „All The Lights" oder „LA" machten sie bereits gut Stimmung, ernteten eine Menge Applaus, brachten die Barracke aber noch nicht so ganz zum Kochen, da sie eher eine Band der Zwischentöne zu sein scheinen.
Die Baracke brauchte offenbar etwas Straighteres, und das kam dann mit ARMS ALOFT aus Wisconsin. Die vier Bartträger rockten mit einer Mischung aus RED CITY RADIO, THE RIOT BEFORE und viel Dreck, Geschwindigkeit und Whiskey. Der ging übrigens auch dauernd von der Band ans Publikum. Und so teilten sich Band und Fans eine Flasche, wobei der Sänger immer wieder darauf hinwies, dass es für das Publikum besser wäre, mehr zu trinken – schließlich würde die Band durch den Genuss nicht gerade besser. Überhaupt wussten AA das Publikum durch extrem sympathische Ansagen zu überzeugen. So machten sie sich über den Dialekt ihres Drummers lustig (der aber auch tatsächlich wie eine Satire auf zwei Beinen klang), oder darüber, dass sie es mit ein paar einfachen Akkorden und Punkrock dazu gebracht haben, sich auf einem Sonntag Abend in Deutschland besaufen zu können. (Laut Aussage des Sängers gehört Bruce Springsteeen übrigens übrigens nicht in die Kategorie Punkrock, was bitte den MENZINGERS mal mitgeteilt werden sollte ...)
Irgendwie erinnerte mich der Sänger ein wenig an Jesse Pinkman aus "Breaking Bad", mit beginnender Halbglatze. Die Band spielte schnell und gut und wenn der Drummer Kette gab, dann wollte man nicht sein Drumset sein. Die Songs wurden abgefeiert und das Publikum wurde mit jedem weiteren Track enthusiastischer. Die Musiker bedankten sich andauernd und zeigten deutlich, wie viel Bock sie auch nach fast zwei Wochen Tour noch hatten.
Als die Show vorbei war, wurde fleißig Merch gekauft und „Comfort At Any Cost" läuft seitdem in einer Tour bei mir im Auto. Geniale Sommermusik und insgesamt gesehen ein recht runder Abend für einen Sonntag. ARMS ALOFT sollte man auf jeden Fall auf dem Radar behalten, wenn man auf melodischen, aber leicht versoffenen, schnellen Punkrock steht.
Geschrieben von Kai Mittwoch, 12 März 2014 18:00
Arms Aloft, Pilot To Gunner, Rowan Oak & Dead Kois - Baracke, Münster
Sonntag, 09.03.14 – Münster, Sonne, Aa-See. Studenten und anderes Pack kommt aus den Löchern, trinkt Bier, versammelt sich auf Decken und grillt den Sommer an. So war bereits um fünf Uhr (offizieller Start der Veranstaltung) an der Baracke mächtig was los – auch wenn gar nicht alle auf die Show, sondern lieber das tolle Wetter genießen wollten. Dennoch füllte sich der Laden schnell und zeigte sich mit guter Fülle auf einen Sonntag Nachmittag bzw. Abend von einer sehr ansehnlichen Seite.
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