08.04.2009 Hamburg / Molotow - THE VIRGINS sind so ziemlich der heißeste Scheiß, den die New Yorker Musikszene im letzten Jahr hervorgebracht hat. Durch die Decke gingen die Mannen mit ihrer Mischung aus Soul, Funk, Rock und Indiepop spätestens, als sie einen Werbevertrag mit Tommy Hilfiger abschlossen. Aber da war der Hype schon Geschichte, und mittlerweile berichten sogar die RTL2- News in heimischen Wohnzimmern über die Band. Die Vorschusslorbeeren waren viele, die Erwartungen an den Abend hoch - und kurz vor Einlassbeginn wurde dann auch ein eilig gekritzeltes „Ausverkauft"- Schild an die Tür gehängt.
Das hauptsächlich junge, weibliche Publikum sah sich aber erstmal mit einer Vorband konfrontiert, die so gar nichts mit THE VIRGINS gemein hatte. Das Saarbrückener Duo PRETTY LIGHTNING spielte schleppenden Psychedelic/Stoner- Rock, der Applaus musste dann auch nach jedem Stück mit einem „Vielen Dank" abgeholt werden. Schlecht war's zwar nicht, aber ziemlich unpassend.
Nach einer kurzen Umbaupause waren schließlich die Virgins an der Reihe. Zuerst fielen vor allem die schiefen Zähne von Sänger Donald Cumming auf, danach gleich sein Batik- Shirt, über dem er eine übergroße Clownsfliege trug. Als Rock'n Roll- Star und nebenberufliches Model darf man sich so etwas aber wahrscheinlich erlauben. Musikalisch sollte der Abend ohne Fauxpas über die Bühne gehen. Mit „Teen Lovers" legten die New Yorker den Grundstein für eine gute Show. Es folgten die soliden „Radio Christine", „She's Expensive" und „Hey Girl". Vor den Hits „Rich Girls", „Private Affair" und „One Week of Danger", die die Band direkt hintereinander raushaute und damit das Publikum wenigstens ein paar Mal zum Springen animieren konnte, gab es noch eine nette, halb improvisierte Reggae- Version von „Love Is Colder Than Death". Nachdem die Songs des gerade hierzulande erscheinenden Albums abgearbeitet waren, verschwand die Band, um kurz darauf noch einmal für eine Zugabe auf die Bühne zurückzukehren. Nach einem Cover von SQUEEZE's „Up the Junction" und noch einem kompletten "Love is Colder Than Death" verabschiedete sich die Band schließlich endgültig.
Das Publikum war die meiste Zeit auffallend ruhig. Es gab artigen, aber nie überbordenden Applaus. Es wurde kaum gesprungen, sondern fast ausschließlich getanzt, und als die Band vor der Zugabe verschwand, riefen nur wenige Zuschauer nach mehr - man hatte schließlich schon alle Hits gehört. So ungefähr hat man sich wohl ein Publikum vorzustellen bei einer Band, die der besagte neue, "heiße Scheiß" sein soll: Hauptsache, man kann in ein paar Monaten sagen:„Alter, die hab ich schon damals gesehen, als sie noch im Molotow gespielt haben!" Das trübte den ansonsten hervorragenden Eindruck der Band leider etwas, aber wenn die Virgins in einem halben Jahr nochmal kommen - ich gehe wieder hin.
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