Geschrieben von Tamino Samstag, 29 März 2014 20:43
Grand Magus, Audrey Horne, Zodiac & The Vintage Caravan - Hamburg / Markthalle
Mit der Rock Revelation-Tour hat sich ein außerordentliches Skandinaven-Package mit deutscher Unterstützung in die Busse gesetzt und ließ bereits Monate vorher dem geschmackssicheren Headbanger das Wasser im Mund zusammenlaufen. Während sich GRAND MAGUS und AUDREY HORNE mit traditionellem Doom/Heavy-Metal und kernigem Hardrock sowie eifrigem Touren einen Namen in der Szene gemacht haben, ist mit ZODIAC und THE VINTAGE CARAVAN heißester Untergrundstoff am Start.
Der Tourstopp in Hamburg gerät allerdings nicht zu dem Triumphzug, den man angesichts dieses Billings hätte erwarten können – was allerdings weniger an den Bands, als vielmehr an den Leuten liegt. Hamburg, was ist denn los mit euch? Die Markthalle ist alles andere als ausverkauft, das hintere Drittel der Halle wurde sogar komplett abgesperrt und das Mischpult weiter nach vorn verfrachtet. Dafür kommt man bequem vom Vorraum in die erste Reihe, wenn man sich ein neues Bier holen will. Ist ja auch mal ganz nett.
Mit ihrem, der Bandname verrät es bereits, Retro-Rock sind THE VINTAGE CARAVAN natürlich zur Zeit richtig angesagt. So richtig interessiert sich für die Isländer neben ein paar Schaulustigen und immerhin einem kleinen Haufen Die-Hards vor der Bühne nicht wirklich jemand – vielleicht auch der Tatsache geschuldet, dass der Einlass in der Markthalle heute auf 18:00 Uhr angesetzt ist und es um 19:00 Uhr losgeht, also eine Stunde früher als konzertüblich. Es ist wirklich erstaunlich, wie jung die Band ist – vor allem der Drummer sieht aus, als wäre er gerade erst in die Pubertät gekommen; die Jungs sind allerdings mit so viel Spielfreude dabei, dass man ihnen eine steile Karriere wünscht.
Die Münsterländer ZODIAC setzen dann mit ihrem dynamischen Bluesrock ein richtig dickes Ausrufezeichen. Man merkt der Band zu jeder Sekunde an, dass sie diesen Sound 24/7 leben und lieben (man achte auch auf die Mimik, die der Sänger/Gitarrist beim Spielen an den Tag legt). Neben lässig-kernigen Rockern der Marke „Moonshine“ wird auch der Blues-Classic „Blue Jeans Blues“ zum Besten gegeben, der richtig stark und emotional rübergebracht wird. Am Ende des Sets greift der Bassist dann nochmal in eine antike Hammond-Orgel und setzt zusätzliche Akzente. Dieser fantastischen Band könnte ich noch stundenlang zuhören.
Nach kurzer Umbaupause folgen dann AUDREY HORNE – und was die abliefern, ist allerhöchste Güteklasse. Sänger Toschie fegt wie ein Derwisch über die Bühne, springt ins Publikum, verteilt Fistbumps, schüttelt Hände und post, als würde er in einer Arena vor 20.000 Leuten stehen. Aber auch der Rest der Band steht nicht einfach in der Gegend rum – hier wird an der Gitarre wie im Wahn und auf den Knien soliert, da springt der Bassist durch die ersten Reihen und alle sind glücklich. Ich muss sagen, dass es bisher nur ein Konzert gab, nach dem ich so ein dickes Grinsen im Gesicht hatte.
Aber nicht nur die Show ist grandios, auch die Songs haben es in sich. Auch wenn sich ab und zu (auch wegen des grottigen Sounds, der bei ZODIAC an gleicher Stelle in der Halle viel, viel besser war) einige Singalongs ähnlich anhören, verfehlen Hits wie „Youngblood“ oder „Pretty Little Sunshine“ ihre Wirkung nicht. Und AUDREY HORNE besitzen sogar den Mut, zwei brandneue Songs ins Set zu integrieren, einen davon sogar ganz zum Schluss, zusammen mit dem gutklassigen „Straight Into Your Grave“.
Das, was GRAND MAGUS danach bieten, kann nur als „Urgewalt“ bezeichnet werden. So langsam bessert sich auch der Sound wieder, so dass man die Darbietung der drei Protagonisten auf der Bühne mit offenem Mund bestaunen kann.
Mit „I, The Jury“ und „Sword Of The Ocean“ starten die Schweden in ein Set, das vor Doom/Heavy-Hymnen nur so überquillt. Es sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben, dass GRAND MAGUS' neuestes Werk „Triumph & Power“ ein echt starkes Teil geworden ist, welches Joey DeMaio zu Weinkrämpfen gebracht haben dürfte, und auf der Bühne verdreifacht sich die erhabene, kraftvolle Wirkung von Songs wie „Steel Versus Steel“ oder „Triumph & Power“ nochmal. Wenn man in der ersten Reihe steht und die Songs über einen hereinbrechen, fühlt man sich tatsächlich wie Conan der Barbar, und wenn Sänger/Gitarrist JB stoisch und mit harter Mine seine Gitarre bearbeitet und singt: „I ascend to the sky by the dawns early light, fight for glory until death, hail victory!“, dann ist man überzeugt davon, dass er mit seinen bloßen Händen einen Grizzlybären erlegen könnte.
Schade ist, dass dies eine Co-Headliner Tour zu sein scheint und sich deshalb AUDREY HORNE sowie GRAND MAGUS schon nach etwa einer Stunde von der Bühne verpieseln. Das bringen die in letzter Zeit gehäuft auftretenden Tourpackages zwar mit sich, aber gerade bei einer Band wie MAGUS ist sowas natürlich schade. Hoffen wir darauf, dass sich Veranstalter in Zukunft lieber auf kleinere Packages mit mehr Spielzeit besinnen werden!
Das Hamburger Publikum ist heute wirklich ziemlich lahm – bei „Hammer Of The North“ wird zwar ordentlich mitgegröhlt, und Applaus gibt’s auch, aber die Leute stehen einfach stocksteif da. Natürlich sind GRAND MAGUS nicht unbedingt eine Band, zu der man von hinten bis nach vorne Moshpits sieht, aber die Leute headbangen noch nicht einmal! Unfassbar! Da ging beim letzten Hamburg-Abstecher der Band aber einiges mehr, liebe Leute.
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