Geschrieben von Mittwoch, 02 April 2014 10:14

The Ocean & Der Weg Einer Freiheit - Osnabrück / Kleine Freiheit

Momentan tut sich viel in der Metalszene – es gibt viele aufregende, neue Bands und daher auch viele verrückte Tourpakete. So kommt es zum Beispiel, dass sich das Kollektiv THE OCEAN auf kurzer Tour durch Deutschland befindet, bevor sie sich über den großen Teich begeben, um dort ausgiebig zu touren. Mit im Gepäck hat die Band, die sich mit seinen Bandmitgliedern über halb Europa verteilt, das noch ganz heiße Blackmetal-Eisen DER WEG EINER FREIHEIT (DWEF). Ob das in dieser Kombination wirklich so gut funktioniert, haben wir in Osnabrück versucht, herauszubekommen.

Dafür hat sich der Bandkoloss einen denkbar ungünstigen Tag ausgesucht, denn in ganz Osnabrück regiert der Karneval und man sieht nur Jecken umherirren. In ganz Osnabrück ist dann ja aber wieder nicht ganz richtig, denn der kleine Club „Kleine Freiheit“ lockt an diesem verregneten Samstag mit den beiden genannten Bands THE OCEAN und DWEF. Und die Osnabrücker nehmen das Gegenangebot dankbar an, denn der Club ist gut gefüllt.

Mit einer kurzen Verspätung geht es los. Die Bühne ist komplett in eine Nebelwand und rotes Licht getaucht, als sich DER WEG EINER FREIHEIT endlich unter Applaus den Weg auf die Stage bahnen. In der nächsten knappen Stunde wird es frostig, garstig und schnell in der „Kleinen Freiheit“. Nach mittlerweile drei Alben hat sich ein ordentliches Repertoire an möglichen spielbaren Songs angesammelt. Dennoch spielt das Quartett „nur“ sechs ihrer überlangen Songs. Ein wenig verwirrend dabei ist, dass Sänger Nikita ab Song drei jeden als den letzten ankündigt. Egal, Osnabrück stört das nicht, denn es wird lauthals mitgesungen, mitgebangt und Luftgitarre gespielt. Auch wenn auf der Bühne eher weniger passiert – hier tauschen Livegitarrist Sascha und Livebasser nur gelegentlich die Positionen – versprühen DWEF trotzdem eine extreme Bühnenpräsenz. Mission erfüllt, Publikum angewärmt.

Und dann geht es nach kurzer Umbaupause, bei der alle Musiker selber mit anfassen müssen, schon mit dem Headliner THE OCEAN weiter. Die beginnen ihre Show mit "Epipelagic", dem Intro ihrer aktuellen Scheibe "Pelagial", einem komplett in Blaulicht getauchten Bühnenbild und den obligatorischen visuellen Nuancen. Das Hauptaugenmerk der Setlist liegt natürlich auf den Songs des aktuellen Werkes, die wärend der gesamten Show mit wunderschönen Unterwasseraufnahmen begleitet werden, die hervorragend zu den aktuellen Songs passen und damit eine perfekte Symbiose mit der Musik eingehen.

Schon bei den ersten beiden Songs "Mesopelagic: Into the Uncanny" und "Bathyalpelagic I: Impasses" verfallen sowohl die Musiker, als auch jeder im Publikum in eine Art Trance, bei dem sich alle gleichmäßig und andächtig zu den perfekt abgemischten Sounds und den Meereswellen bewegen. Zwischendurch wird es dann dank der vielen härteren Parts auch ein wenig brachialer in der Menge. Und so tropft nach wenigen Minuten und weiteren Songs vom aktuellen Album (in Form vom mächtigen "Apyssopelagic I: Boundless Vasts" und dem melodiösen Hadopelagic: Omen of the deep") schon der Schweiß von den Nasen der Musiker, aber auch von der Decke.
So angeheizt lässt es sich Vocalist Loïc Rossetti nicht nehmen, einen gewagten Sprung in die Menge zu machen und sich von ihr tragen zu lassen. Dies findet auch sofort einige Nachahmer.

Schon auf ihrer aktuellen DVD beweisen THE OCEAN, dass sie mittlerweile eine perfekt eingespielte Band sind. Dieses gelungene Zusammenspiel zelebriert das Kollektiv „from all over the world“ auch heute in Osnabrück. So verlassen die Besucher die „Kleine Freiheit“ mehr als glücklich und zufrieden und können, je nach Bedarf, wieder dem Karneval frönen.

Für mich stehen nach diesem Abend zwei Dinge fest: Erstens sind sowohl DER WEG EINER FREIHEIT als auch THE OCEAN großartige Livebands und weiterhin heißer Scheiß, wenn auch auf zwei unterschiedliche Weisen. Was direkt zu meiner zweiten Erkenntnis führt: Schubladendenken klappt bei Livekonzerten oftmals überhaupt nicht. Denn auch die widersprüchlichsten Bandkonstellationen funktionieren live, wie heute Abend gesehen, mitgelebt und mitgefühlt werden konnte.

The Ocean
DWEF