Geschrieben von Sonntag, 20 Juli 2014 14:33

Rockharz 2014 - Der Bericht vom Festival

Das Rockharz Festival 2014 beginnt direkt mit einem unfassbaren Stau vor dem Festivalgelände, sodass sich die ersten Besucher bereits auf der Landstraße kennenlernen und die Grills anwerfen. Der Stau hält so manchen Besucher weit über eine Stunde auf.
Die ersten Bands, die bereits am Mittwoch spielen, werden nur schlecht besucht, denn die meisten Besucher sind noch mit dem Aufbauen beschäftigt und erschöpft von der Fahrt, bzw. dem Stillstehen in der Autoschlange.

Donnerstag:

Der Donnerstag beginnt gleich mit einer Überraschung: Den Openerslot, den VOGELFREY bilden sollten, bilden nun BATTLE BEAST. Doch viele der Besucher verlassen bereits zu Beginn des Auftritts das Gelände – offenbar ist die Meldung nicht zu allen durchgedrungen. BATTLE BEAST spielen einen soliden Auftritt und versuchen immer wieder, das Publikum anzuheizen, was jedoch zu einer Zeit von 2 Uhr mittags nur schwer zu schaffen ist.

Kurze Zeit später entern HAMMERCULT die Bühne und nutzen die gute Stimmung gleich zu Anfang, um eine Wall Of Death zum Laufen zu bringen, die von einem Großteil des Publikums auch sehr gut aufgenommen wird. Beinahe so gut wie vor der Bühne ist auch die Stimmung auf der Bühne, denn HAMMERCULT haben mächtig Spaß an dem, was sie tun, was sich in einer super Show widerspiegelt. Auch der Sound ist gut, nicht überragend, aber die Fans können prima zu ihren Lieblingssongs feiern.

Als nächstes sind VOGELFREY an der Reihe – dieses Mal wirklich. VOGELFREY heizen das Publikum ordentlich an und die Fans können sich bei Songs wie „Met“ kaum auf den Beinen halten. Der Sound ist wunderbar ausgewogen, jedoch ein wenig zu schlagzeuglastig, sodass bei manchen Parts das Schlagzeug ein wenig zu drückend klingt. VOGELFREY spielen ohne größere Patzer und die Fans machen durchgehend gut mit, sodass dieser Auftritt bestimmt noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Direkt nach VOGELFREY kommen INSOMNIUM auf die Bühne, die die gute Stimmung von VOGELFREY gar nicht erst vergehen lassen und das Publikum weiter anheizen, sodass sich die Stimmung auf dem bisherigen Höhepunkt befindet. Leider ist die Stimme ein wenig zu leise.
Der Platz vor der Bühne ist zum Bersten voll, und auch die kleinen Soundprobleme tun der guten Stimmung keinen Abbruch, sodass die Fans nach dem Auftritt von INSOMNIUM mit einem Lächeln im Gesicht das Infield verlassen.

Ein wenig später am Abend spielen AMORPHIS, zu einer für diese Band recht ungewöhnlichen Zeit. Gerade mal 21 Uhr zeigt das Zeiteisen an, sodass die Nordmänner noch das restliche Tageslicht ausnutzen können, um den zahlreichen Fans vor der Bühne eine grandiose Show zu liefern. Die Stimmung ist, wie bei AMORPHIS nicht anders zu erwarten, super; auch die Band ist in Höchstform, der Sound nicht von schlechten Eltern, da hat sich der Tontechniker wohl ordentlich ins Zeug gelegt.

Apropos Tontechniker, dem von SABATON sollte man ein paar Takte erzählen, denn die ersten paar Songs der sympathischen Schweden sind vollkommen versaut und absolut schwankend. Jedes Instrument ist zwischenzeitlich zu laut oder zu leise, doch dann scheint endlich jemand den richtigen Schalter gefunden zu haben und der Sound wird schlagartig deutlich besser, wenn auch noch recht gewöhnungsbedürftig. Dies tut der Stimmung der gehypten Band jedoch keinen Abbruch, denn die ist von Beginn an grandios. Auch dass SABATON zum Halbfinale der WM gratulieren, stört die Fans keineswegs (nirgends ist man davor sicher). Einen einzigen Makel bildet die Show selber: Wer SABATON schon ein paar Male gesehen hat, wird merken, dass man beinahe alles mitreden kann. Selbst die so spontan wirkenden Publikumsaufhänger kommen immer zur selben Zeit. Wen dies nicht stört, hat in SABATON eine grandiose Partyband gefunden.

Den Abschluss des Abends bildet die Partyband des Folk Metals: KORPIKLAANI! Wer bereits in den Genuss kam, KORPIKLAANI live zu sehen, weiß genau, wie sehr diese Band feiern kann. Kaum ein Fan kann sich, trotz der späten Stunde, auf den Beinen halten. Bier und Schweiß fließen in rauen Mengen und die Fans haben eine Menge Spaß. Die Band ist am Tanzen und am Feiern auf der Bühne. Auch der Sound ist zur späten Stunde nicht schlechter geworden, sodass KORPIKLAANI einen gelungenen Abschluss des ersten Festivaltages bilden.
Kurz nach dem Auftritt geht die Party weiter, jedoch auf dem Campingplatz, wo die üblichen Alkohol-Eskapaden ihren Anfang nehmen, so wie sie es immer tun.

FREITAG

Verkatert geht es pünktlich um 14:00 Uhr am Morgen zu HÄMATOM, die sofort mit einem soliden Sound überzeugen und von Anfang an für eine gute Stimmung sorgen. Obwohl es für Festivalgänger noch recht früh ist, sind überraschend viele Leute vor der Bühne, um den Jungs von HÄMATOM zuzusehen, die in den letzten Jahren unheimlich an Fanmenge zugelegt haben. HÄMATOM überzeugen nahezu immer mit einer guten Show und einem tollen Sound. Diese Band hat Potential; die Jungs sollte man nicht aus den Augen lassen, denn nicht nur für Fans der frühen SLIPKNOT könnte diese Band in den nächsten Jahren noch recht interessant werden.

Ein wenig später geht es zu EINHERJER, die überraschend schlecht besucht sind. Jeder Fan der Norweger kann, wenn er will, ohne große Probleme in die erste Reihe vordringen und die geballte Power ihres Viking Metals aus nächster Nähe spüren. Die wenigen Fans und die schlechte Stimmung wirken sich zum Glück nicht auf die Band aus, denn diese liefert eine super Show ab und hat sichtlich Spaß. Der Auftritt von EINHERJER ist zwar nichts Besonderes, aber vollkommen in Ordnung und solide.

Mit EQUILIBRIUM geht es dann in die nächste Runde. Die Bayern wollen direkt ihr neues Album promoten und geben dafür von Beginn an ordentlich Gas. Mit „Blut Im Auge“ im ersten Teil wird der Meute ordentlich eingeheizt. Auch zu „Met“ feiert das Publikum ordentlich ab, hier ist es auch nicht sonderlich schlimm, dass der Sound nicht komplett stimmt. Wie man mir später im Interview verriet, hatten EQUILIBRIUM selber auch ordentlich Spaß.

SOILWORK haben ihren Auftritt abgesagt, sodass nun EKTOMORF als „surprise act“ die Bühne betreten, sehr zur Enttäuschung einiger, aber auch zur Freude vieler anderer. EKTOMORF können leider nicht mit einem super Sound überzeugen, der ist viel zu leise, sodass man sich ohne Probleme in den hinteren Reihen unterhalten kann, völlig ohne zu schreien. Das Publikum feiert jedoch ordentlich zu dem spontanen Auftritt der Band.

Endlich ist es dann soweit und ARCH ENEMY betreten die Bühne, mit ihrer neuen Frontsau Alyssa, die besonders von den männlichen Zuschauern sehr gut aufgenommen wird. Stimmlich steht sie ihrer Vorgängerin Angela in rein gar nichts nach und so haut sie einen Song nach dem anderen in alter ARCH ENEMY Manier raus. Das Publikum ist am Feiern und am Headbangen wie kaum zuvor, sodass der Nacken allein vom Zusehen schon zu schmerzen anfängt.
Klassiker wie „Nemesis“, „We Will Rise“ oder „Dead Eyes See No Future“ reihen sich perfekt neben ihre neue Single „War Eternal“ ein. Wer Angst hatte, dass ARCH ENEMY durch den Sängerwechsel an Power eingebüßt haben, der kann beruhigt sein. ARCH ENEMY sind live besser als je zuvor, und um es mit den Worten einiger Festivalbesucher zu sagen: Diese Band hat Eier!

Mit CHILDREN OF BODOM geht es weiter, die den völlig überfüllten Platz vor der Bühne sofort in Aufruhr versetzen. Mit Songs wie „Needled 24/7“, „In Your Face“ oder „Hate Me“ geht das Publikum so richtig ab und zeigt seine Zuneigung zu den Finnen mit einer unheimlichen Masse an Crowdsurfern, die kaum noch von den Securitys bewältigt werden können. Der Sound ist einsame Spitze, sodass die Stimmung von Song zu Song besser wird und das Publikum völlig ausgelassen feiern kann. CHILDREN OF BODOM Sänger Alexi bleibt seiner Linie treu, spuckt und Flucht was das Zeug hält und beherrscht sein Instrument wie gewohnt einwandfrei. Die Fans flippen bei jedem Song auf’s Neue komplett aus und sind sichtlich enttäuscht, als CHILDREN OF BODOM nach etwas über einer Stunde die Bühne wieder verlassen, um Platz für EISREGEN zu schaffen.

EISREGEN starten wie gehabt mit ihren recht fragwürdigen Texten und unterhalten das Publikum. Die Fans vor der Bühne haben sich nicht nur ziemlich dezimiert, sondern auch ihre Feierlaune eingebüßt. Die meisten Fans lauschen nur recht entspannt ihren Lieblingssongs und bewegen sich nur wenig vor der Bühne. Doch zu der fortgeschrittenen Stunde ist dies auch nicht weiter verwunderlich, besonders nach den vielen grandiosen Partys, die schon den ganzen Tag lang vor der Bühne gefeiert wurden, sodass EISREGEN einen recht entspannten Ausklang des zweiten Festivaltages bilden.

SAMSTAG

Den Auftakt am Samstag bilden FJOERGYN, die trotz der frühen Zeit mehr als gut besucht sind – hier ist der Opener-Slot am Samstag definitiv falsch gewählt. Die Meute vor der Bühne geht ordentlich ab und der Sound von FJOERGYN ist auch nicht von schlechten Eltern. Mit einer super Show und überraschend wenig FJOERGYN-typischem Gepose schlagen sie ein echtes Brett vom Zaun und stimmen die Fans wunderbar auf den letzten Festivaltag ein.

Mit UNLEASHED geht es nach einer Weile weiter, die direkt an die gute Stimmung der zuvor spielenden Bands anknüpfen. UNLEASHED zeichnen sich durch eine unheimliche Publikumsnähe aus und betreiben Konversation zwischen den Spielpausen. Eine gute Performance und ein super Sound untermalen noch die grandiose Stimmung bei UNLEASHED, die sichtlich Spaß an ihrem Auftritt haben. Das einzig Negative ist, dass der Auftritt mit nur 45 Minuten viel zu kurz ist. So verlassen UNLEASHED die Bühne nach kurzer Zeit bereits wieder, um Platz für die nächste Band zu machen.

LEGION OF THE DAMNED brettern von Beginn an mit einem brachialen Sound los und bringen das Publikum von der ersten bis zur letzten Sekunde zum Headbangen, Moshen und Abgehen. LEGION OF THE DAMNED warten mit einem für sie überraschend guten Sound und guter Stimmung auf. Das hohe Tempo der Songs ist für die talentierten Musiker auf der Bühne kein Problem, sodass sich nur selten ein Fehler einschleicht, sehr zur Freude der Band und des Publikums.

Mit SONIC SYNDICATE kommt ein kleiner Stilbruch auf die Bühne. SONIC SYNDICATE können zu Anfang leider nicht überzeugen, da der Sound eher mittelmäßig und die Stimmung eher lau ist. Die ständige Monster-Werbung ist auch ein wenig nervig, sodass einige Fans das Infield schon nach den ersten Songs verlassen, in dem Glauben, dass die Band eh nicht mehr besser wird. Im Nachhinein wurde dann klar, das SONIC SYNICATE doch noch deutlich besser wurden.

Mit KNORKATOR geht es weiter, die wieder einmal ordentlich Stimmung machen. Das Publikum feiert zu Songs wie „Alter Mann“ oder „Arschgesicht“ ab. Auch „Du bist Schuld“ fehlt natürlich nicht, hierfür wird kurzerhand einer Besucherin „Melissa“ die Schuld gegeben, woraufhin der Song nun „Melissa hat Schuld“ heißt. Sänger Stumpen macht sich überaus gut in seinen roten Hotpants. Der Sound von KNORKATOR ist ebenfalls sehr gut, sodass das Publikum wirklich Spaß an dem Auftritt der meisten Band der Welt hat.

Als Abschlussband für das Rockharz 2014 dürfen HEIDEVOLK auf die Bühne, die sichtlich Probleme damit haben, noch einmal alles aus dem Publikum rauszuholen. Nach tagelangem Feiern sind die Besucher sichtlich erschöpft und lassen sich nur schwer dazu überreden, ihre letzten Energiereserven zu sammeln und ordentlich zu Feiern. Doch mit ihrem unverkennbaren Sound und gut gewählten Songs schaffen es HEIDEVOLK doch noch, das Publikum zu begeistern, ein gelungener Abschluss für das Rockharz 2014.

Ich sagte es bereits die letzten Jahre und ich werde auch nicht müde, es wieder zu sagen: Das Rockharz ist eines der besten Festivals Deutschlands: eine super Bandauswahl, nette Leute und ein toller Preis. Auch das Wetter war überraschend gut, auch wenn der Wetterbericht drei Tage Dauerregen und Gewitter vorhersagte, letztendlich äußerte sich dieses „Unwetter“ in Form von heftigstem Nieselregen am Samstagabend. Wer nächstes Jahr endlich einmal dabei sein möchte, um dieses grandiose Festival zu erleben, kann sich schon jetzt Tickets sichern und sich auf die ersten beiden bestätigten Bands ELUVEITIE und W.A.S.P freuen.

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