Geschrieben von Donnerstag, 23 Oktober 2014 19:43

New Years Day, Glamour Of The Kill und Escape The Fate – Hamburg, Logo

New Years Day in Aktion New Years Day in Aktion Fotos © by Jana/BurnYourEars

Spontanaktionen sind doch einfach die besten. Ich bin, was das heutige Konzert von New Years Day, Glamour Of The Kill und Escape The Fate engeht, ein wenig skeptisch – da ich eigentlich überzeugt bin, mittlerweile etwas zu alt für diese Art von Musik zu sein. Außerdem war ich vom Headliner Escape The Fate 2011 bei Rock Am Ring derart enttäuscht, dass ich sie eigentlich nicht zwingend noch einmal live sehen wollte. Die feschen Jungs von Glamour Of The Kill allerdings haben es mir bei ihrem Auftritt im April als Support für Heavens Basement total angetan, weshalb sie mein Hauptgrund sind, die Show doch noch zu besuchen.


Um 19.30 Uhr ist das Logo bereits sehr gut gefüllt und zwar hauptsächlich mit extrem jungen Leuten, da in Hamburg immer noch Schulferien sind. Einige konnten sogar ein Elternteil überreden, sie am heutigen Abend zu begleiten. Ausverkauft ist die Show nicht, worüber ich allerdings sehr froh bin, denn die Luft in dem kleinen, kultigen Laden ist auch jetzt schon mehr als schlecht. Am Merch-Stand sind lediglich die Preise für die erste Supportband New Years Day ausgeschildert, deren Musik nach eigenen Angaben als "Hauntedmansioncore" bezeichnet wird. Selbst die Jungspunde nehmen bereits 20 Euro pro Shirt, und um einen Artikel der zwei anderen Bands zu erwerben, ist gutes Verhandlungsgeschick sicherlich von Vorteil.

Kurz nach 20 Uhr entern die düster geschminkten Damen und Herren von New Years Day mit den Worten „Make some fucking noise, we are New Years Day!“ die Bühne des Logos und gehen in einem fiesen, schranzigen Soundbrei mit heftigen Rückkopplungsgeräuschen unter. Mega angepisst durch die Soundprobleme haut Fronterin Ash Costello ein nicht sonderlich sympathisches "What the fuck is this, Hamburg? Are we at a fucking funeral?!" raus. Alamiert durch die schlechte Laune der Sängerin macht sich sofort der Mercher der Kalifornier auf zum Soundmann, um diesem gehörig Dampf zu machen.

Song zwei, "Death Of The Party", klingt dann auch schon wesentlich besser und allmählich springt der Funke auch auf das Publikum über. Die beatbetonte Musik mit einigen Industrialeinflüssen und jeder Menge gruseliger Soundeffekte, bekannt aus etlichen Horrorfilmen, veranlasst definitiv zum Mitrocken. Außerdem sind die Bandmitglieder allesamt absolut motiviert und drehen völlig am Rad. Sängerin Ashley hat eine tolle Bühnenpräsenz, wirkt auf mich anfangs allerdings mega arrogant, was jedoch absolut zur gesamten Inszenierung der Band passt. Ihre Sprüche wie "Show Escape The Fate that you are fucking ready. It goes like this, fuckers!" passen genauso zum Image der Band wie auch die wiederholten Mittelfingergesten. Den Hamburgern gefällt's und auch ich muss sagen, dass ich mir New Years Day durchaus nochmal live anschauen würde – vor allem wegen ihres Unterhaltungswerts.

Die einen Tag zuvor aus Japan angereisten Glamour Of The Kill, die dort beeindruckende Arenen füllen, wirken bereits während ihres Soundchecks frisch und frech wie eh und je. Es wird Whitesnakes "Here I go again on my own" angestimmt und kurz vor Beginn führen Davey und Craig (Mabbit; Escape The Fate) als Anheizer für die Show ein Gespräch im Backstagebereich, welches wir über das bereits eingeschaltete Mikro mitverfolgen können. In diesem Gespräch geht es eigentlich lediglich um Whiskey, Tequila, Bier und Rock'n'Roll.

Kurz darauf folgt ein ebenfalls etwas düsteres, elektronisches Intro vom Band und die Briten legen mit dem Song "Break" aus ihrem aktuellen Album "Savages" los. Sänger Davey ist mit seinem coolen Look und der mega Ausstrahlung der absolute Publikumsmagnet, seine Stimme allerdings wirkt meines Erachtens immer ein wenig zu hochgepitcht, der heisere Vibe macht dies aber wieder wett.
Deutlich schlanker kommt Gitarrist Chris daher, an dem das Tourleben offensichtlich nicht spurlos vorbeigegangen ist. Dennoch sieht auch er wirklich gut aus. Die pop-punkigen Melodien und die fetten Beats bewegen die Fans von Anfang an zum Abgehen und der Hit "Second Chance" mit seinem entmachtend, eingängigen Refrain, der gleich als zweites zum Besten gegeben wird, ist mein Highlight des mega kurzen Sets.

Da Drummer Ben sich angeblich nach einem Saufgelage mit Fronter Davey im Krankenhaus befindet, springen abwechselnd ETF Drummer Robert und NYD Schlagzeuger Nick für ihn ein. Auch dies könnte ein Grund für das lediglich 20minütige Set der Jungs sein. Bei der brandneuen Single "Out Of Control", zu welcher Jacoby Shaddix von Papa Roach Guest Vocals beigesteuert hat, begibt sich Davey spontan ins Publikum, um etliche Mädels während seiner Performance kurz zu herzen. Die Damen schmelzen allesamt dahin und vergessen kurzfristig sogar ihre verblüfft dreinschauenden Freunde. Leider ist nach nur zwei weiteren Songs der Zauber dann auch schon wieder vorbei. GOTK freuen sich aber offensichtlich auch viel mehr aufs Feiern mit ihren "fellow alcoholics in Escape The Fate".

Diese müssen allerdings noch ihre gut einstündige Show hinter sich bringen, und das meistern sie mit Bravour. Die Jungs aus Las Vegas sind mega gut gelaunt und die Neuzugänge TJ Bell und Kevin Gruft (ex-Love Hate Hero) sind eine totale Bereicherung für die Band. Vor allem TJ besitzt neben einer großartigen Bühnenpräsenz eine fast bessere und vor allem kräftigere Stimme als Frontmann Craig Mabbit. Dieser kann allerdings mit Hilfe von Hall und anderen Effekten ebenfalls überzeugen, auch wenn sein Organ teilweise etwas gepresst wirkt.

Ansonsten passt einfach alles, die Rhythmusfraktion und allen voran Slash-Fan Robert an den Drums sorgen für mitreißende Beats, die Gitarrensoli klingen glasklar und besitzen genau die richtige Portion Pathos und Kitsch, die Growls sind markerschütternd und die Melodien animieren zum Mitschreien, was die voranging sehr jungen Fans auch verblüffend textsicher tun. Craig überreizt sein Stageacting von Zeit zu Zeit mit albernen Aktionen – wie z.B. sich die leuchtenden Neonarmreifen seiner Fans durch seine Tunnel und letztendlich auch durch seine Nase zu ziehen, oder mit Sprüchen wie "This song goes out to those fucking tits right here", was angesichts des Alters der anwesenden Mädels doch ziemlich peinlich ist.

Die Setlist ist toll, auch wenn Songs ihres Debüts "Dying Is Your Latest Fashion" fehlen. Überzeugen können ansonsten vor allem die großartige Ballade "Picture Perfect", der Mega-Ohrwurm "Ashley" und das rotzige "10 Miles Wide", bei welchen eigentlich Buckcherry Sänger Josh Todd Guest Vocals beisteuert. Als krönenden Abschluss nach einem kleinen Medley aus "Paradise City" von Guns 'n Roses und "We will rock you" spielen Escape The Fate das wunderbare "This war is ours" und entlassen uns an die frische Luft – endlich, denn das Logo ist heute nahezu übergekocht. Was für ein großartiger Abend! 

Setlist Escape The Fate:

Choose Your Fate
You're Insane
Issues
Gorgeous Nightmare
10 Miles Wide
Live Fast, Die Beautiful
Until We
Picture Perfect
Something
Ashley
The Flood
Fire It Up
Ungrateful
One for the Money
Encore:
This War is Ours (The Guillotine II)

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