Auch 2014 geht es wieder los an den Weissenhäuser Strand, für ein Festival der besonderen Art: Das Metal Hammer Paradise geht in die zweite Runde, um den Fans am wunderschönen Ostseestrand ein wunderbares Wochenende voller Metal, Wasserrutschen und Bier zu garantieren.
- FREITAG -
Gleich bei Ankunft offenbart sich der erste große Vorteil des Festivals: Warme Zimmer, kein nerviges Aufgebaue von Zelten, kein Stress mit den Securities, wer wie viel Platz haben darf. Alles ist deutlich einfacher und es kommt sofort ein entspanntes Ferien-Feeling auf, auch wenn die Presse in diesem Jahr ausgelagert wurde und nur wenige Medienvertreter ein Zimmer auf dem Gelände ergattern konnten. Pünktlich um 17:00 Uhr wird das Festival eröffnet und nur wenig später steht schon die erste große Band auf der Bühne.
KNORKATOR beweisen, wie so oft schon zuvor, warum sie die „meiste Band der Welt“ sind. Eine nicht zu verachtende Fanmasse verteilt sich vor der Maximum Metal Stage und feiert ihre Lieblingssongs von der Spaßband ordentlich ab. Der Sound stimmt ebenso wie beim Paradise im letzten Jahr und auch der Rest der Technik scheint perfekt zu funktionieren. Umso besser für die Band, denn auch diese zeigt Höchstleistung und hat sichtlich Spaß am Spielen.
Im Baltic Ballroom warten dann die Power-Metaller von FREEDOM CALL, zur besten Sendezeit von 20:45 bis 22:00 Uhr. Die Nürnberger um Frontmann Chris Bay heizen auf der relativ überschaubaren Bühne mordsmäßig ein: Die Leute stimmen in die Heldenhymnen ein und übertönen dabei fast den Sänger. Schon kurz nach Beginn wird der Stimmungsmacher "Warriors" rausgehauen. Die Menge springt, tobt und jeder feiert. Zum Ende hin wird es noch ausgelassener, als die Klassiker "Freedom Call" und "Land Of The Light" ertönen. Die Gruppe weiß wirklich, wie man die Masse anpackt. Hier ein Späßchen, da ein Lacher und dazu perfekte "Party-Musik" – FREEDOM CALL rocken definitiv den ersten Abend des Metal Hammer Paradise.
WITHIN TEMPTATION legen von Anfang an voll los, womit die Soundtechnik wohl nicht gerechnet hat. Zu häufig treten Rückkopplungen auf und auch das Echo im Sound stört konstant. Die Schwierigkeiten sind zum Glück relativ schnell behoben, sodass WITHIN TEMPTATION richtig loslegen können. Wir sehen eine grandiose Bühnenshow und Musiker, die ihr Handwerk mehr als nur verstehen. Dass die Band an diesem Abend wirklich besonders gut drauf ist und sichtlich Spaß am Spiel hat, spiegelt sich auch in der Laune der Fans wider, die beinahe jeden Song problemlos mitsingen und den Auftritt zu etwas ganz Besonderem machen.
Die Aftershow-Party kurz nach WITHIN TEMPTATION ist ebenfalls nicht zu verachten, hier treffen sich noch einmal fast alle Festivalbesucher und feiern ordentlich weiter, ganz ohne Livemusik. Bis miten in die Nacht wird hier der ein oder andere Liter Bier getrunken – wer danach noch weitermachen will, tut dies auf dem Hotelzimmer.
- Samstag -
Nur ein klein wenig verkatert startet der Samstag in einem weichen Hotelzimmerbett, mal ganz anders als auf einem Open Air. Das Frühstück ist für Festivalverhältnisse überaus dekadent und so ist man schon früh wieder in Feierlaune. Gut für die Bands, denn die ersten fangen schon am frühen Nachmittag an zu spielen.
SÓLSTAFIR aus Reykjavik/Island beglücken uns mit ihrer Mischung aus Black Metal und Post Rock im Baltic Ballroom. Das Quartett beginnt nach einem kurzen, wunderschönen Intro mit dem Kracher "Ljós Í Stormí" (Licht im Sturm). Draußen sieht man eine dicke, graue Wolkendecke und denkt an die Kälte, während die Band ihre melancholischen Songs vorträgt. Es passt wie die Faust auf's Auge. In puncto Gefühl für die Musik stellen die Herren alles in den Schatten. Spätestens nach dem Titel "Fjara" ist das Publikum aus dem Häuschen. Das ist Musik, die unter die Haut geht und bewegt. Und irgendwie ist es spürbar, dass alle im Raum dasselbe denken.
Im fliegenden Wechsel kommt eine Band, wie sie kontrastreicher nicht sein könnte: FEUERSCHWANZ aus Erlangen spielen ebenfalls im Baltic Ballroom lustige Trink- und Feierlieder im Mittelalterstil. Das ist natürlich ein totaler Stilbruch zum vorherigen Black Metal/Post Rock ... und hätte man vielleicht etwas besser legen können.
Nichtsdestotrotz legen die Ritter der guten Laune direkt los. Sofort wird deutlich, dass die Band sich auf der Bühne ganz zu Hause fühlt. Die Menge wird stark mit einbezogen und vor allem zum Trinken und Tanzen animiert. Dabei sorgen Songs wie "Hurra, Hurra die Pest ist da", "Metnotstand im Märchenland" oder "Wunsch ist Wunsch" für eine tolle Partystimmung mit witziger Bühnenshow. Die Band kann aber auch ganz anders: Gefühlvoll und etwas traurig wird es mit "Auf Wiedersehen", das Sänger 'Prinz Hodenherz III.' seiner verstorbenen Mutter widmet.
Sehr schwierig fällt kurz darauf die Entscheidung, ob man sich ENTOMBED A.D. ansieht oder aber SATYRICON, die beinahe gleichzeitig spielen. Die Frage ist dann aber mit der spontanen Absage von ENTOMBED A.D. geklärt und so geht es zu SATYRICON, die gleich von Beginn an ordentlich loslegen und dem Publikum vor der Maximum Metal Stage ordentlich einheizen. Überflüssig zu erwähnen, dass der Sound auch hier grandios ist, wie für das Paradise mittlerweile üblich. Und auch die Bühnenshow der „bösen“ Norweger lässt nicht zu wünschen übrig, fast durchgehend bewegen sich die Musiker und animieren das Publikum zu Headbangen. Wer bis jetzt noch keine Nackenschmerzen hatte, hat sie spätestens nach dem Auftritt von SATYRICON.
Schon den ganzen Tag lang steht die Frage im Raum, wie zum Teufel AMORPHIS im Baltic Ballroom spielen sollen, in den frühen Abendstunden klärt sich dies jedoch: Die Hälfte der Fans kommt erst gar nicht rein, um die Band zu sehen, da der Ballroom überfüllt ist. Und wer das Glück hatte reinzukommen, geht nach spätestens zwei Songs wieder raus, da man kaum etwas sehen kann, es völlig überfüllt ist und kaum Spaß macht.
Wer auch immer die Idee hatte, AMORPHIS im Baltic Ballroom spielen zu lassen, sollte ernsthaft über einen Berufswechsel nachdenken oder sich vorher ein wenig mehr über den Status der Bands erkundigen.
Kurze Zeit nach der Enttäuschung über AMORPHIS geht es weiter mit POWERWOLF. Über einen der Headliner des Metal Hammer Paradise braucht man wirklich nicht viel zu sagen, denn POWERWOLF zerlegen die Maximum Metal Stage einwandfrei. Die Gruppe bringt trotz oder gerade wegen des reduzierten Bühnenequipments eine klasse Show mit Mitgröhlfaktor, der sympathische Frontmann sorgt für einige Späßchen und Stimmung.
Relativ früh wird der Titel "Amen & Attack" rausgehauen, ein atemberaubender und energiereicher Start der Band. Die Stage bietet dabei sehr gute Soundqualität und ausreichende Sicht für alle Besucher.
Neben neueren Stücken wie "Kreuzfeuer" oder "Sacred And Wild" werden auch zahlreiche Klassiker gespielt, wie z.B. "Resurrection By Erection" oder "Dead Boys Don't Cry". Das Highlight ist aber der wohl bekannteste Song der Power-Metal-Jungs: Die Menge übertönt nahezu den Sänger mit "We Drink Your Blood". Der Samstagabend wurde mit POWERWOLF also perfekt eingeleitet – tolle Stimmung, tolle Musik.
Die letzte Band des Tages sind die sympathischen Metaller rund um Tobias Sammet: EDGUY. Wohl kaum eine Band wird entweder so vergöttert oder so gehasst, wie diese Jungs aus Fulda. Nichtsdestotrotz muss man sagen, dass EDGUY ihr Handwerk verstehen und keinerlei Probleme damit haben, dem Publikum eine super Show zu liefern – auch wenn Frontsau Tobi gelegentlich ein klein wenig ins Straucheln kommt, wenn es an die sehr hohen Töne geht.
Doch dieses bekannte Problem scheint niemanden mehr zu stören, denn das Publikum ist in purer Ekstase und singt nahezu jeden Song mit. Ein krönender Abschluss für ein grandioses Festival.
Wie bereits im letzten Jahr, war auch das Metal Hammer Paradise 2014 ein Festival der besonderen Art. Man hatte immer etwas zu tun – ob es nun Bands sind, Feiern, Bowling oder sich wie ein kleines Kind auf Spielplätzen vergnügen. Das Metal Hammer Paradise bietet eine grandiose Abwechslung zu den üblichen Festivals und ist als Ausklang für die Festivalsaison super geeignet und damit absolut empfehlenswert.
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