Trotz des mörderisch schwülen Wetters haben es an diesem 06. Juli ungefähr 150 Menschen vorgezogen, sich in einem engen, heißen Club die All Acustic Show von JON OLIVA’S PAIN reinzuziehen, anstatt irgendwo gemütlich in einem Biergarten zu sitzen. Und allen Biergartensitzern kann ich nur sagen: Ihr habt definitiv etwas verpasst.
Pünktlich um 21:00 starten die Mannen um den „King Of The Mountain Hall“ ihren Gig. Und ich vermute, die meisten Zuschauer warteten genau wie ich auf die SAVATAGE Klassiker. Und die Band ließ sich nicht lumpen und startete mit „Jesus Saves“ von der Rock Oper „Streets“ ihr Programm. Der Sound war von Beginn an hervorragend, und der Band merkte man an, dass sie schon ein paar dieser Shows hinter sich hatte, denn es ging ziemlich locker und entspannt ab. Dies machte sich auch in den vielen Ansagen bemerkbar, in denen sich die Musiker gegenseitig die Bälle zuwarfen und einen Joke nach dem Anderen rissen. Besonders der Ventilator an der Hallendecke hatte es den Musiker angetan, weil er immer dann anging, wenn keiner es erwartete.
Nebenbei wurde aber auch noch Musik gemacht. Und wie. Jon war außergewöhnlich gut bei Stimme, was man aber schon 14 Tage vorher auf dem BYH-Festival feststellen konnte. Mit einer sehr genialen Version von „When The Crowds Are Gone“ ging es weiter, nahtlos gefolgt von einem Stück des im September erscheinenden, neuen Album von JON OLIVA’S PAIN, bei dem ich leider den Titel nicht mitbekommen habe, der aber sehr in Richtung SAVATAGE ging, und meine Neugierde auf die neue Scheibe noch größer werden ließ.
Mit „All That I Bleed“ folgte ein Song, auf den ich vorher schon gewettet hätte, dass er auf der Setlist vertreten sein würde, gefolgt von “Little To Far”, ebenfalls sehr geil gespielt.
Dabei muss ich erwähnen, dass die einzelnen Tracks wirklich nicht 1:1 auf die Akustik Gitarre umgestrickt, sondern teilweise erheblich umarrangiert wurden. Selbst die Die-Hard- Fans in der ersten Reihe mussten sich die Stücke manchmal erst ein paar Sekunden zu Gemüte führen, ehe es "Klick" machte. Diese Tatsache machte das Konzert erst recht zu einer sehr spannenden Veranstaltung.
Weiter ging es dann mit einem Song von JON OLIVA’S PAIN (von Jon im weiteren Verlauf des Abends nur als J.O.P benannt), nämlich „Fly Away“. „Only You“ und „Stare Into The Sun“ folgten ohne Unterbrechung, bevor Jon zum ersten Mal an seinen Bruder Criss erinnerte, der ja bekanntermaßen bei einem (nicht selbstverschuldeten) Verkehrsunfall im Oktober 1993 ums Leben kam. „If I Go Away“ von „Streets“ hatte wohl für Jon in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung, aber nicht alleine deswegen musste ich mehr als einmal besonders tief durchatmen. Der Applaus fiel danach auch wesentlich heftiger aus als nach den vorhergegangen Songs, was mich persönlich sehr gefreut hat. Denn das ist ein Zeichen dafür, dass dieser begnadete Musiker noch lange nicht vergessen ist.
Jon bedankte sich dann auch artig und hob die Loyalität der deutschen Fans besonders hervor, die ihm mit seinen Solo Projekten (Dr. Butcher und J.O.P) und mit SAVATAGE immer treu zur Seite gestanden haben.
„Walk Alone“ holte dann alle wieder gefühlsmäßig ein bisschen herunter. Es folgte ein Medley aus den Songs „Sleep“, „In The Dream“ und dem BEATLES-Cover „Elanor Rigby“, bevor dann endlich wieder mit „Summer’s Rain“ ein Song von „Gutter Ballet“, meinem Lieblings Savatage Album, kam. „The Answer“, „A Day In The Life“ und „Strange Reality“ wurden wieder fast ohne Pause durchgezockt, und langsam aber sicher begann es auch von der Decke zu tropfen.
Danach kam ein weiterer Cover Song, von dem ich aber beim besten Willen nicht sagen kann, wie er hieß, geschweige denn wer der Interpret war. Den Abschluss dieses wirklich geilen Konzerts machte dann ein Medley aus „Believe“ und „Alone You Breathe“. Letzterer Song von der „Handful Of Rain“ ist ja eigentlich der Criss Memorial Song schlechthin, und bei dem Refrain sangen jetzt tatsächlich alle Anwesenden voller Inbrunst mit.
Zugaben gab es leider keine mehr, und unter großem Applaus bahnten sich die Musiker ihren Weg in den Backstage Bereich, wobei ich mich hier doch wirklich sehr wundern musste, wie leichtfüßig und schnell sich der mittlerweile sehr schwergewichtige Jon Oliva die Treppen hinaufschwang.
Zum Stageacting nur so viel: Erstens braucht man dafür zumindest etwas wie eine „Stage“, und zweitens kann da nicht wirklich viel passieren, wenn sechs Musiker auf Stühlen und Hockern den Fans auf Augenhöhe gegenüber sitzen. Das allerdings fand ich total genial, denn wann kommt man mal so nah an die Musiker heran, dass ein Fan aus dem Publikum Jon sogar Feuer für eine Zigarette hätte geben können.
Eine Lightshow war auch so gut wie nicht vorhanden, der ganze Gig lief ziemlich abgespeckt ab, was aber durchaus positiv zu bewerten ist. Hier stand definitiv die Musik im Mittelpunkt.
Wirklich Schade, dass sich nur so wenige Fans an diesem Abend nach Bochum verirrt haben, den dieser Gig hätte wirklich mehr Resonanz verdient. Alleine der Ticketpreis von 12,15€ (!!!) inklusive aller Gebühren ist ja schon der Hammer schlechthin. Die Fans, die sich aber trotzdem auf den Weg gemacht haben, sind Zeuge eines wirklich geilen „Best of“ Programms von SAVATAGE und JON OLIVA’S PAIN Songs geworden. Mal wieder ein Gig, an den ich bestimmt noch lange denken werde. tys
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Dirk
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