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25.10.2006 - Da bereits um 18:00 Einlass und der Beginn auf 19:00 angesetzt war, hatten sich noch nicht besonders viele Fans eingefunden, als es mit den Kanadiern von THINE EYES BLEED eine Viertelstunde zu früh losging. Mit der jungen Band konnte ich ehrlich gesagt vor diesem Konzert nicht so wirklich viel anfangen, da ihr aktuelles Album „In The Wake Of Seperation“ irgendwie an mir vorbeigelaufen ist. Das Einzige, was ich wusste war, dass am Bass der jüngere Bruder von SLAYERs Tom Araya, nämlich Johnny Araya, sein Unwesen treibt. Aber vielleicht war genau das auch ganz gut so, denn sonst hätten sie mich mit Sicherheit nicht so überrascht.
Vom Sound her hatten sie reichlich, und der war sogar für Philipshallen-Verhältnisse richtig gut. Ihr brutaler Thrash Metal kam richtig gut an, und so bekamen sie nach ihrem kurzen Gig von den noch nicht gerade zahlreich anwesenden Metallern reichlich Beifall und in die Luft gereckte Pommesgabeln.
Der Anfang der Unholy Alliance Tour war also gemacht, er war gelungen, Zeit sich ein leckeres Alt zu gönnen, um die Umbaupause zu überbrücken. Mit LAMB OF GOD enterte dann schon ein etwas anderes Kaliber den Nebel der Bühne, zumindest was den Bekanntheitsgrad anging. Mit ihrem sehr erfolgreichen aktuellen Album „Sacrament“ haben die Jungens aus Virginia, USA einen großen Schritt nach vorne gemacht, und dementsprechend selbstbewusst feuerten sie ihre Wut und Energie ins begeistert mitgehende Publikum. Sänger Randy Blythe war permanent in Bewegung, und auch der Rest der Band legte sehr viel Spielfreude an den Tag.
Songs wie „Walk With Me“, „Redneck“ oder das sehr geile „Now You’ve Got Something To Die For“ vom 2004er Album „Ashes Of The Wake“ sind hammerharte Nackenbrecher, die einen sofort in ihren Bann ziehen. Und wenn sie dann auch noch mit so viel Power und Energie gespielt werden, kann man nur alle Daumen nach oben zeigen. LAMB OF GOD haben eindrucksvoll bewiesen, dass sie mit „Sacrament“ eine weitere Liga aufgestiegen sind. Auf den wiederholt guten Sound musste dann während der Umbaupause das eine oder andere Bierchen getrunken werden.
Die Finnen CHILDREN OF BODOM hatten dann als erste, und auch einzige Band, zu Beginn ihres Gigs soundtechnisch voll ins Klo gegriffen. Viel zu leise im Vergleich zu den ersten beiden Bands, mit einem viel zu dominanten Keyboard- und ziemlich „matschigen“ Schlagzeugsound ausgestattet, kämpften sich Alexi Laiho und Co. durch die ersten drei Songs, bevor der Mensch am Mischpult ein Einsehen hatte und die richtigen Knöpfe fand. Von da an muß man aber sagen, war der Sound fast perfekt.
Den Fans war das aber anscheinend gleich, denn C.O.B wurden vom ersten Ton an auf’s Heftigste abgefeiert, was mich ehrlich gesagt ein wenig überrascht hat, denn die Banger mit C.O.B. Shirts waren mit Abstand der kleinste Haufen an diesem Abend. Trotz der Soundprobleme zu Beginn zeigten sich auch die Finnen ziemlich spielfreudig und engagiert, und mit einem Querschnitt durch ihre Alben war auch die Songauswahl im grünen Bereich. Der Titelsong des letzten Albums "Are You Dead Yet?" kam dabei besonders gut.
Ich persönlich freue mich immer sehr, wenn sie „Angels Don’t Kill“ spielen, weil ich diesen Song einfach liebe. Und da dies der Fall war, stieg meine Zufriedenheit ein paar weitere Grade nach oben, und auch meine Vorfreude auf das, was da noch kommen sollte.
Leider hatte der Caterer der Philipshalle wohl nicht damit gerechnet, dass Metaller auch gerne mal ein leckeres Bier vom Fass trinken, und so gab es nach CHILDREN OF BODOM an keinem Getränkestand mehr Fassbier, und die Flaschen konnten einfach nicht mehr so schnell gekühlt werden, was schon ein bisschen ärgerlich war.
Dann kamen die Schweden von IN FLAMES, und da muss ich gestehen, dass ich die Jungens nur gehört aber nicht gesehen habe, weil wir uns irgendwie festgequatscht hatten, und auch schon im Vorfeld eigentlich nicht so scharf auf die Band waren. Durch die geöffneten Hallentore konnte man aber erkennen, dass die Stimmung zum ersten Mal richtig hochkochte, und die Band anscheinend sehr gut ankam. Für meinen Teil haben sie etwas zu viel von der neuen Scheibe „Come Clarity“ gespielt. Wenn schon IN FLAMES, dann gefallen mir die alten Sachen eigentlich besser. Aber egal, dem Großteil der Fans hat es anscheinend Spaß gemacht, und so war ich wohl einer der Wenigen, die freiwillig auf den Gig verzichteten.
Und dann kamen SLAYER. Und wie. Es gibt einfach keine Band, die ihnen auch nur annähernd das Wasser reichen kann. SLAYER sind einfach die Könige des Thrash. Ok, ich oute mich ein weiteres Mal, was meinen (wahrscheinlich schlechten) Geschmack angeht, aber ich finde das aktuelle Album „Christ Illusion“ doch etwas überbewertet, was die Songs angeht. Einzig und alleine das Drumming von Dave Lombardo hat das Prädikat „einzigartig“ verdient.
Aber mit derat vielen Klassikern in der Hinterhand macht das bei einem Livekonzert überhaupt nichts aus. Solange SLAYER „Reign In Blood“, „Hell Awaits“, „South Of Heaven“ und „Dead Skin Mask“ spielen, ist der Abend gerettet. Dann kommen auch die zwischendurch eingeschobenen Songs wie “Jihad” oder “Cult” richtig gut.
Alle vier Musiker zeigten sich in absoluter Hochform, wobei Jeff Hanneman und Kerry King mal wieder durch ihr tightes Zusammenspiel beindruckten. Kerry King kam mir übrigens manchmal vor wie der Duracell Hase (sorry für diesen Vergleich), weil er wie aufgezogen den kompletten Gig über durchbangte, ohne einmal ruhig zu stehen. Tom Araya war ebenfalls gut bei Stimme, was bei einigen Konzerten der näheren Vergangenheit nicht immer der Fall gewesen sein muss. Und das war sehr gut so, denn die Aggressivität von SLAYER-Songs steht und fällt nun mal mit den Vocals von Tom.
Dave Lombardo war einfach der Hammer. Ich glaube, er war der Arschtritt, den SLAYER im richtigen Augenblick gebraucht haben. Sein Drumming ist einfach phänomenal, was die Power und das Timing angeht.
Die Songs wurden sehr atmosphärisch von bewegten Bildern untermalt, die auf eine das ganze Backdrop einnehmenden Leinwand projiziert wurden, und auch die Lightshow wurde jetzt komplett aufgefahren. Und natürlich merkte man jetzt auch, wegen wem der Grossteil der Fans nach Düsseldorf gepilgert ist.
SLAYER haben es mal wieder allen gezeigt. Mag sein, dass die ein oder andere junge Band am Stuhlbein sägt, oder es zumindest versucht. Aber vom Thron können sich SLAYER wirklich nur selber stürzen. Umso erstaunter waren dann allerdings auch alle, als sich die Band nach neun Songs verabschiedete und dann auch tatsächlich das Hallenlicht anging.
Das war für mich dann doch ein bisschen zu wenig. Auch wenn es keine reguläre SLAYER Tour war, hätte ich schon erwartet, dass sich die Spielzeit von Band zu Band steigert. Schade.
Zum Abschluss kann man nur sagen, dass dieser Tag der "Unholy Alliance Tour" ein voller Erfolg war. Friedliche Fans, die richtig gut feierten, Bands, die ohne Ausnahme enorm viel Spaß hatten und eine unglaubliche Spielfreude an den Tag legten, ein Sound, der wider Erwarten mehr als gut war. Wenn da nur nicht die Sache mit dem Fassbier gewesen wäre...
Geschrieben von Dirk Mittwoch, 25 Oktober 2006 09:25
The Unholy Alliance Tour - Düsseldorf / Philipshalle
Bereits im Jahre 2004 fegte die Tour mit dem Motto „Unholy Alliance“ mit SLAYER an der Spitze durch die Welt, und da sie äußerst erfolgreich war, mussten wir nicht lange warten, um mit der Fortsetzung unseren Spaß zu haben. Diesmal durften sich THINE EYES BLEED, LAMB OF GOD, CHILDREN OF BODOM und IN FLAMES mit den gekrönten Königen des Thrash die Bühne teilen, und unter dem Motto "The Unholy Alliance Chapter II - Preaching To The Perverted" ihren Thrash und Death Metal unter's Volk bringen
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Dirk
Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues
Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.
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