Geschrieben von Dirk Mittwoch, 06 Dezember 2006 08:29
White Lion, Crime Of Passion & Glamour - Bochum / Matrix
Link: http://www.trampswhitelion.com
06.12.06 - Mal wieder ist das Matrix in Bochum Tatort des Geschehenes. Nachdem wir uns mal wieder durch das halbe Ruhrgebiet gequält haben, kommen wir wider Erwarten pünktlich an der Matrix an. Die Menge der Fans, die sich an diesem Abend WHITE LION ansehen will, ist doch recht überschaubar, was ich persönlich nicht so nachvollziehen kann.
Pünktlich um 20:00 Uhr geht es mit einer Band los, bei der mir nicht einer der Anwesenden sagen kann, wie die nun heißen. Der Typ am T-Shirt Stand tippte auf GLAMOUR, neben der Tatsache, dass es sich um eine deutsche Kapelle handelte also der einzige echte Hinweis.
Der Name würde allerdings auch passen, denn mit Zylinder, Stretchjeans und Sonnenbrillen ausgestattet, kamen mir die Jungens wirklich wie ein Relikt aus den späten 80ern vor. Die Musik, die sich auch irgendwie am besten zwischen GlamRock und Sleaze einordnen läßt, war eigentlich ganz ok, und die Band rockte vier oder fünf Stücke ab, ehe sie nach knapp 25 Minuten die Bühne verließ.
Kurze Umbaupause, Zeit für ein leckeres Alt vom Fass, bevor die Engländer CRIME OF PASSION loslegten. Und die waren dann schon von einem anderen Kaliber.
Leider war es vor der Bühne immer noch nicht voller geworden, und so schätzte ich jetzt den Pulk ungefähr auf 200 Seelen. Die sahen allerdings einen richtig geilen Auftritt einer jungen Band, die einfach nur losrockte, und bei denen besonders der Sänger und der Gitarrist im Fokus standen, und ein ums andere mal ihr Können zeigten.
Mit ihrer Mischung aus Rock und Metal kamen sie auch beim Publikum sehr gut an, das sie nach knapp 45 Minuten mit kräftigem Applaus von der Bühne verabschiedete.
Als dann um 21:40 das Licht ausging und als Intro „Gates Of Babylon“ aus der PA dröhnte, wurde es dann richtig laut. Leider hatte sich die Menge nur um ca. 50 Nasen verstärkt, und somit würde ich als grobe Schätzung eine mit 250 Zuschauern nicht mal zur Hälfte gefüllte Matrix,abgeben. Und Allen, die nicht hier waren, sei gesagt: Ihr habt echt was verpasst!
Was sich jetzt die nächsten zwei Stunden abspielte, war einfach nur genial. Mit einem Querschnitt durch alle WHITE LION Alben, der natürlich auch alle Hits der Band beinhaltete, zeigten Mike Tramp und Co. eine Show vom Allerfeinsten.
Und endlich scheint Mike Tramp auch mit dem Original Line Up endlich abgeschlossen zu haben, den während einer seiner wirklich sympathischen Ansagen bat er das Publikum, diese Besetzung jetzt als WHITE LION zu akzeptieren und die die Vergangenheit zwar nicht zu vergessen, aber abzuschliessen und ab jetzt nach vorne zu sehen. Mit der Ankündigung, im Jahr 2007 endlich ein neues WHITE LION Album zu veröffentlichen, rannte er bei den Anwesenden natürlich offene Türen ein. Und um ganz ehrlich zu sein: Nachdem ich den Australier Jamie Law jetzt nach dem BYH schon zum zweiten Mal an der Gitarre gesehen bzw. gehört habe, denke ich über Vito Bratta gar nicht mehr nach.
Was man der Matrix immer wieder bescheinigen muss, ist die Tatsache, dass der Sound einfach genial ist, und es den Jungens am Mischpult anscheinend durch die Gewölbestruktur sehr einfach gemacht wird, eine ausgewogene Akustik aus den Boxen zu zaubern. Mit „Lights And Thunder“ legten WHITE LION einen mehr als genialen Start hin, wobei der Funke allerdings nicht sofort aufs Publikum übergesprungen ist, was sich aber im Laufe des Abends, nicht nur durch die tolle Performance der Band, noch ändern sollte.
Die Songauswahl ließ eigentlich gar keine andere Entwicklung zu. „Little Fighter“, „Lonely Hearts“, „El Salvador“ und „If My Mind Is Evil“ wurden abgefeiert ohne Ende. Natürlich fehlten auch “Wait”, “Hungry” und “Love Don’t Come Easy” nicht in der Setlist.
Die Lightshow war der Größe des Venue angepasst und untermalte immer wieder sehr atmosphärisch die Songs. Für Keyboarder Henning Wanner, der aus Mettmann kommt, war der Auftritt fast ein Heimspiel, und er grinste den kompletten Auftritt wie ein Honigkuchenpferd. Durch seine starken Backing Vocals gab er Mike Tramp auch ganz andere Möglichkeiten, die Songs zu singen, was diesem ebenfalls sichtlich Spaß machte.
Überhaupt war die Stimmung bei den Musikern auf der Bühne mehr als entspannt, und man konnte jedem Einzelnen ansehen, das er richtig Spaß hatte. Die erste heftige Gänsehaut stellte sich bei mir bei der Hammer Ballade „Till Death Tear Us Apart“ ein. So lange habe ich diesen Song nicht mehr gehört, aber die Lyrics treffen einen immer wieder mitten ins Herz.
„Lady Of The Valley“ war ebenfalls ein Highlight für mich, und wieder einmal muss ich feststellen, dass richtig geile Rocksongs wirklich zeitlos sind und für die Ewigkeit geschrieben wurden, und einfach niemals ihre Faszination und Wirkung verlieren.
Als die Band das erste Mal die Bühne verließ, war ich umso erstaunter, dass es schon 23:15 war. Die Zeit bis dahin ist wie im Flug vergangen. Als Zugabe kamen dann noch ein umwerfendes „When The Children Cry“ und natürlich „Radar Love“, das mächtig abgefeiert wurde und in einer mördermäßigen Jamsession endete.
In dieser Form sind WHITE LION nicht zu schlagen, und ich freue mich wie ein Kind auf das neue Album mit diesem Line Up. Schade nur, dass nicht mehr Leute den Weg nach Bochum gefunden haben, denn diese WHITE LION hätten ein ausverkauftes Haus verdient.
Die T-Shirt Preise waren auch in Ordnung, 15€ die Vorbands, 20€ WHITE LION, das ist noch gerade so im Rahmen, zumal sie auch gut aussahen. Und das Matrix ist sowieso immer den Kampf durch den Feierabendverkehr im Ruhrpott wert, von daher ein mehr als gelungener Abend.
Alle Artikel zu
Dirk
Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues
Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.
Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out