Geschrieben von Robert Freitag, 08 Mai 2009 17:57
Millencolin, Far From Finished & The Picturebooks - Hannover / Capitol
Montag, den 27.04.2009 war es soweit, MILLENCOLIN aus Schweden gaben im Capitol in Hannover ihre Visitenkarte ab. Und das war das erste Mal, dass die Band aus Örebro in fast zwanzig Jahren Bandbestehen in Hannover spielte.
MILLENCOLIN haben sich in den letzten Jahren als eine der dienstältesten Punkbands Europas einen Namen gemacht. Dabei war der Vierer einer der Vorreiter in Sachen melodischen Skatepunk, was gerade in den 90er Jahren auch gemeinhin als Schwedenpunk bekannt wurde. Und in der Zeit, als viele ihrer Mitstreiter aufgaben oder ihren Stil veränderten, hielten MILLENOLIN noch immer die schwedische Punkfahne ganz hoch. Siebzehn Jahre nach Bandgründung ist die schwedische Punkformation zwar ruhiger, älter und melodischer geworden, aber insbesondere die alten Hits haben es immer noch in sich.
Da die Schweden sich in den letzten Jahren einen gewissen weltweiten Bekanntheitsgrad erspielt haben und auch nicht mehr in kleinen Clubs spielen, ist natürlich auch der Preis gestiegen. Aber 26 Euro an der Abendkasse sind dann doch für jede Punkband ein wenig zu hoch.
Den Anfang machten an diesem Abend THE PICTUREBOOKS. Vor noch sehr wenig Konzertbesuchern, das Capitol füllte sich im Laufe des Abends immer mehr, legten die Musiker aus Nordrhein Westfalen los. Doch musikalisch passten THE PICTUREBOOKS nicht wirklich ins Programm an diesem Abend. Denn ihr schwerer Indie Rock, gepaart mit psychedelischen Gitarrenriffs, riss niemanden der Anwesenden von den Sitzen und ging eher den meisten musikalisch auf die Nerven. Irgendwie wirkten die Jungs aus Gütersloh völlig fehlbesetzt, sowohl was die Musik als auch ihr Auftreten anging. Und so war auch Keiner wirklich böse, als das Set der PICTUREBOOKS nach guten 30 Minuten vorbei war.
Es folgten FAR FROM FINISHED aus Boston. Die Amerikaner haben in der Vergangenheit schon einige wirklich gute Shows in Hannover gespielt. Die letzte mussten sie allerdings wenige Stunden vorher absagen, da ihr damaliger Schlagzeuger einen Herzinfarkt erlitt und der Ersatzdrummer erst einige Tage später in Deutschland eintraf. Vielleicht war das der Grund, warum FAR FROM FINISHED besonders motiviert wirkten. Aber auch so waren die Amis sehr bewegungsfreudig und wurden auch von Beginn an von einer stetig wachsenden Menge vor der Bühne abgefeiert
Musikalisch lag der Schwerpunkt auf dem letzten Album „Living in the Fallout" wie „Roses and Razorblades", „Heroes and Ghosts" oder „Twenty One Guns", aber auch vom Debüt „Eastside of Nowhere" gab es einige Songs zu hören, wie das grandiose „Bastards Way" oder „One Lifetime". Auch live wurde deutlich, dass die neueren Songs etwas mehr massenkompatibel und melodischer sind, werden sie doch auch sehr von einem Keyboard unterstützt. Nach 40 Minuten war dann der wirklich starke Auftritt der Streetpunker beendet und es war eine wirklich sehr gute Show, die FAR FROM FINISHED im Capitol boten. Das machte wirklich Spaß und war exzellente Werbung in eigener Sache, spielen die Bostoner doch im August erneut in Hannover, dann wieder im Bei Chez Heinz.
Gute 30 Minuten später ging das Licht aus und MILLENCOLIN waren an der Reihe. Punkt 22 Uhr begann der Auftritt der Schweden, die eigentlich dafür bekannt sind, live nicht die beste Band zu sein. Doch davon war an diesem Abend vor knapp 1000 Zuschauern nicht viel zu sehen. Denn von Beginn zeigten sich Nikola Sarcevic, Mathias Färm, Erik Ohlsson und Frederik Larzon, der als einziger nicht zur Urbesetzung gehört, er kam erst ein Jahr später dazu, äußerst spielfreudig. MILLENCOLIN hatten offensichtlich sehr viel Spaß an dieser Show und gaben ordentlich Gas. So war sehr viel Action auf der Bühne auch nicht verwunderlich.
Vom ersten Ton an rastete das Publikum schier aus. Ein riesiger Moshpit bildete sich. Das war aber auch kein Wunder denn die Schweden begannen mit drei echten Krachern, unter anderem mit „Fox" einem ersten Überhit. Aber auch die nächsten Songs in diesem wirklich starken Set hatten es in sich und konnten sich sehen lassen. MILLENCOLIN spielten hier einen Hit nach dem anderen. Songs von den Alben „For Monkeys", „Pennybridge Pioneers" oder Life on a Plate" wechselten sich ab mit einigen Songs vom aktuellen Album „Machine 15, wie das allseits bekannte „Detox", welches live um einige Längen besser klang als auf Platte. Weitere Songs waren unter anderem „Bullion", „Olympic", „Twenty Two", „Same Old Tunes", "Kingwood" und als letzten Song schließlich "No Cigar". Als erstes Lied der Zugabe spielten MILLENCOLIN eine ein Mann Akustik Version von „Mr.Clean", wo Sänger Nikola Sarcevic seine Solostärke demonstriert. Im Hintergrund zeigten im Übrigen vier große Banner den Werdegang der Band nach und untermauerten diese wirklich herausragende Show.
Jedes Konzert geht dann irgendwann leider zu Ende, auch die guten. Und so beendeten auch MILLENCOLIN nach 70 Minuten diesen Gig. Wenn es an diesem wirklich gelungenen Abend einen Wehrmutstropfen gab, dann war es die zu kurz geratene Spielzeit. Denn 20 Minuten länger und noch vier bis fünf weitere Hits, hätten der Band sicher nicht geschadet und den Abend unvergesslich gemacht. Auch wenn so nicht alles Gold war, was glänzte, der Besuch hatte sich gelohnt. MILLENCOLIN überraschten, überzeugten und zeigten, dass sie es wirklich immer noch können. Trotz des hohen Eintrittspreises hatte sich der Besuch an diesem Montag wirklich gelohnt.
http://www.millencolin.com
http://www.myspace.com/farfromfinished
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