Geschrieben von Dirk Mittwoch, 18 April 2007 09:48
Circle II Circle, Tomorrow's Eve & Tempesta - Bochum / Matrix
18.04.2007 – Was für ein megastarkes Package. Mit CIRCLE II CIRCLE, SAVAGE CIRCUS, TOMORROW’S EVE und TEMPESTA wurden gleich vier Bands für diesen Abend in der Matrix in Bochum angekündigt.
Also nix wie hin, vor allem bei einem Ticketpreis von unter 17 Euro kann man da nicht wirklich etwas falsch machen. Die erste Ernüchterung folgte dann aber schon, als wir an der Matrix ankamen, denn zur Einlasszeit um 19:00h waren vielleicht 15 verwegene Metalnasen vor der Halle angetreten. Kein Länderspiel im Fernsehen, und das Wetter war auch nicht so toll, dass man vielleicht den Biergarten hätte vorziehen sollen. Ok, nicht schlimm, erstmal ein Bierchen trinken. Platz an der Theke wird ja reichlich vorhanden sein.
Der nächste Rückschlag ereilte uns dann aber bereits am Einlass, wo ein kleiner Zettel an der Wand klebte, dass SAVAGE CIRCUS auf Grund einer Verletzung des Bassisten leider ihren Gig canceln mussten. Schade eigentlich, denn wegen CIRCLE II CIRCLE und SAVAGE CIRCUS waren wir ja in erster Linie angereist. Aber nach einem kurzen Moment der Enttäuschung kam unsere typisch rheinländische, positive Denkweise zurück.
So sahen es auch die ca. 100 anderen Fans, die sich dann um 20:15h doch noch gefunden hatten, um mit den Schweizern TEMPESTA die erste Überraschung des Abends zu erleben.
Mit ihrem stark an METALLICA erinnernden Sound, der übrigens richtig gelungen abgemischt wurde, rockten TEMPESTA mehr als ordentlich. Nicht nur der Sound erinnerte teilweise an METALLICA, auch Bassist Nano Ghilardo war in seinem Stageacting und in der Art das Gesicht zu verziehen, ziemlich Jason Newstedt-mässig angehaucht.
Aber wen stört das schon, wenn die Musik rockt. Mir haben Songs wie der schleppende „The Chosen One“, der Ohrwurm „Do You Understand“, das aggressive „Pain“, oder der geniale Titeltrack des aktuellen Albums „Fulltime Joker“ mehr als gut gefallen. Und das ging wohl nicht nur mir so, denn nachdem zu Begin des Sets auf die Frage von Sängers Reto Thalmann, wer TEMPESTA kennen würde, noch keine einzige Hand nach oben ging, rissen nach den sieben Songs auf dieselbe Frage fast alle Banger die Hände nach oben.
Damit waren TEMPESTA definitiv die ersten Gewinner des Abends, kurz gefolgt vom Publikum, denn spätestens jetzt war es mir schon fast egal, dass SAVAGE CIRCUS nicht auftreten würden. Die erfreulich kurze Umbaupause von nur zehn Minuten nutzte ich dann zu einem Gang zum Merchandise Stand, um mir mal direkt die CD der Schweizer zuzulegen.
Um 21:05h enterten dann die progressive Metaller von TOMORROW’S EVE die Bühne, um ihr aktuelles, bereits drittes Album „Mirror Of Creation 2 – Genesis II“ zu promoten.
Auch TORORROW’S EVE hatten Pech, das heißt, ihr standartmäßiger Bassist, denn Chris Doerr hatte sich ebenfalls vor der Tour verletzt. Glücklicherweise fand sich aber ein gleichwertiger (oder vielleicht sogar besserer?) Ersatz. Leider habe ich den Namen der Aushilfe an den Stahltrossen nicht mitbekommen, aber man muss mal rein optisch bemerken, wenn nicht wenigstens er permanent in Bewegung gewesen wäre, und die Rübe zur Musik geschüttelt hätte, dann hätte man auch ein Poster auf der Bühne aufhängen können.
Leider hatten die Jungens auch noch ziemlich Pech mit dem Sound, denn die Drums und der Bass waren so dominant, dass man die Gitarre zum Teil gar nicht mehr heraushören konnte, vom Keyboard ganz zu schweigen. Schade eigentlich, denn wenn man den Gesang jetzt mal als Maßstab für die Songs nimmt, hörte sich das richtig gut an, und Sänger Martin LeMar hat da einiges zu bieten. Nach exakt derselben Spielzeit wie ihre Vorgänger beendeten TOMORROW’S EVE ihren Gig, und an der Reaktion aus dem Publikum konnte man auch gut ableiten, dass die Sache mit dem Sound nicht nur mir nicht so gut gefallen hat.
Die nächste Umbaupause nutze ich daher nicht, um mir eine CD von TOMORROW’S EVE zu kaufen, sondern fachsimpelte stattdessen mit meinem Kumpel, wie viele SAVATAGE Songs CIRCLE II CIRCLE jetzt gleich wohl spielen würden. Ich meine, die Alben von CIRCLE II CIRCLE gefallen mir wirklich gut, aber irgendwie freut man sich bei einem Gig der Band fast mehr auf die SAVATAGE Songs als auf alles andere. Das ist zwar unfair der Band gegenüber, weil ihr eigenes Material ja wirklich gut abgeht, aber es ist halt so.
Um 22:05h ging dann die Hallenbeleuchtung aus, und jetzt waren grob geschätzt vielleicht 200 Fans in der Matrix eingetroffen. Für mich ziemlich enttäuschend, denn alleine für CIRCLE II CIRCLE ohne irgendwelche Supports hätte ich schon mit wesentlich mehr gerechnet. Und ich nehme es direkt schon mal vorweg: All denen, die ihren Hintern mal wieder nicht hoch bekommen, und lieber mit der Tüte Chips vor der Glotze gehangen haben, sei gesagt, dass ihr richtig was verpasst habt. Und eure Tüte Chips war nicht wesentlich billiger als die Eintrittskarte.
Mit einem kurzen Instrumental stürmten Paul Michael Stewart (Bass), Andy Lee (Guitar) und Evan Christopher auf die Bühne, und legten von der ersten Minute an eine unglaubliche Spielfreude an den Tag. Obwohl die Zuschauerzahl für sie wohl auch etwas enttäuschend gewesen sein muss, hatten sie mächtig Spaß in den Backen, und es wurde gebangt und gepost, was das Zeug hielt. Direkt übergehend in „All That Remains“ kam dann auch Zak Stevens mit auf die Bühne. Der Sound war absolut perfekt abgemischt, mächtig laut und sehr transparent. Gratulation an den Mann am Mischpult.
Mit langen Ansagen hielt sich Zak den ganzen Abend nicht auf, und so rockten sie direkt weiter mit „Open Season“. Was mir wirklich auffiel, war die positive Stimmung, die auf der Bühne herrschte. Leider übertrug sie sich nicht sofort auf das Publikum, und so musste Zak immer wieder richtig kämpfen, um die ein oder andere Reaktion zu provozieren.
Aber wie soll auch so richtig Stimmung aufkommen, wenn man während einem Gig des Headliners ohne einmal zu drängeln ganz gemütlich von hinten bis in die erste Reihe schlendern kann? Daran änderten auch die genial gespielten „Who Am I“, „Matter Of Time“ und „Heal You“ erstmal nichts, wobei ich sagen muss, dass ich die aktuelle Scheibe „Burden Of Truth“ von allen bisherigen Veröffentlichungen von CIRCLE II CIRCLE eigentlich am schwächsten finde, die Stücke aber live einen ganz andern Charakter entwickeln und richtig auf die Fresse hauen.
Nach „Messiah“ durfte Andy Lee dann seine Solokünste präsentieren, was er auch mehr als eindrucksvoll machte. "Der Mann hat es drauf" ist eigentlich noch eine maßlose Untertreibung. Repekt. Es folgten „Revelation“ und der Titeltrack „Burden Of Truth“, und langsam aber sicher wurde auch das Publikum wach und ging immer mehr mit. Im Fußball würde man jetzt sagen: Über den Kampf zum Spiel gefunden. Vielleicht hätte Trainer Uwe Weidemann mal das Team von Fortuna Düsseldorf zum Anschauungsunterricht mit hier her bringen sollen...
Nach „Live As One“ und „Conversation Piece“ kam dann mit „Labyrinths“ die erste fette Gänsehaut bei mir an. Kennt ihr das, wenn einem bestimmte Melodien einfach selbst beim hundertsten mal noch die Tränen in die Augen treiben? Bei vielen SAVATAGE Songs ist das bei mir einfach der Fall, und ich kann noch nicht einmal sagen, ob ich diese Songs dann lieber von Jon Oliva oder Zak Stevens hören würde. Fakt ist, dass jetzt der SAVA-Part des Abends eingeleitet wurde, und jetzt flogen nicht nur auf der Bühne die Haare.
Die leider dann schon als Zugaben gespielten „Taunting Cobras“, „Handful Of Rain“ und „Edge Of Thorns“ waren für mich dann auch die absoluten Highlights dieses überragenden Gigs einer Band in Hochform, und ich denke mal, meine Gänsehaut wird morgen Muskelkater haben. Selbst die eigenen Songs verfehlten ihre Wirkung nicht, und so kann man dieses Konzert ohne Übertreibung in den Ordner "genial" ablegen.
Fazit: Ein Ticketpreis mit unter 17 EUR ist kaum zu toppen, die Shirtpreise lagen im selben Bereich und noch darunter, ebenfalls Daumen hoch. SAVAGE CIRCUS wären schön gewesen, aber richtig vermisst habe ich sie nicht, wenn ich ehrlich bin. Schade nur für die Fans, die vielleicht extra wegen dieser Band angereist waren, aber ich denke, auch sie wurden mehr als entschädigt.
Setlist CIRCLE II CIRCLE:
- Instrumental
- All That Remains
- Open Season
- Who am I
- Matter Of Time
- Heal You
- Messiah
- Solo Andy Lee
- Revelation
- Burden Of Truth
- Evermore
- Live As One
- Conversation Piece
- Layrinths/Follow Me
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- Taunting Cobras
- Handful Of Rain
- Edge Of Thorns
http://www.circle2circle.net
http://www.tomorrows-eve.de
http://www.tempesta.ch
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Dirk
Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues
Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.
Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out