10.05.2007 - Nachdem die Tour von SINNER ja bekanntermaßen wegen einer Verletzung von Mat Sinner von März in den Mai verschoben werden musste, pilgerten wir mal wieder nach Bochum in die Matrix, um uns das Package SINNER, VENGEANCE und UNREST reinzuziehen.
Um ganz ehrlich zu sein, war ich eigentlich im Vorfeld mehr auf VENGEANCE als auf die anderen Bands gespannt, weil mich ihr letztes Album „Back In The Ring“ mehr als begeistert hat, und auch der ein oder andere Klassiker der Band immer wieder gerne gehört wird.
Das aktuelle Album von SINNER „Mask Of Sanity“, ist aber ebenfalls ein hartes Stück Musik, und von daher konnte man eigentlich nicht wirklich viel falsch machen.
Zuerst einmal war allerdings die Enttäuschung, oder besser das Unverständnis groß, denn trotz des mehr als genialen Ticketpreises von unter 20€, und dem wirklich nicht uninteressanten Package, hatten sich vielleicht gerade mal 200 Metalheads in der Matrix eingefunden. Wirklich Schade für die Bands, die, um es hier schon mal vorweg zu nehmen, alle eine tolle Show boten und sich richtig reinhängten.
Auf die Minute pünktlich um 20:00h enterten UNREST die Bühne und wurden mehr als freundlich vom Publikum empfangen. Die Band zeigte sich sehr gut eingespielt und profitierte, wie die nachfolgenden Kapellen auch, von einem mördermäßig guten Sound, der klar, druckvoll und richtig laut war.
Das kam natürlich Songs wie „Lost“, "I Hate You“ oder meinem UNREST Fave „Master Of Disguise“ nur zu Gute, denn diese Songs rocken wirklich mächtig. Sänger Sönke Lau war richtig gut bei Stimme, und wenn er mal nicht sang oder eine Ansage von sich gab, sprang Bassist Andre Neuhaus sofort für ihn ein und outete sich dabei ein bisschen als der Klassenkasper, was ich wirklich nicht abwertend meine.
Zuerst war ich ja, um ehrlich zu sein, etwas enttäuscht, denn auf der ursprünglich geplanten Tour war CHINCHILLA als erste Band angekündigt. Doch durch die Verschiebung gab es wohl terminliche Probleme, und so nahmen die Jungs von UNREST ihren Platz als Opener ein.
Und im Nachhinein bin ich mehr als froh, dass es so gekommen ist. UNREST haben mit ihrem melodiösen, druckvollen Metal wirklich gefallen, und nicht nur mir Spaß gemacht, wie man nach den sechs dargebotenen Stücken dem reichhaltigen Applaus des Publikums entnehmen konnte.
Um 20:30h fiel für die bereits 1988 in Bremen gegründete Band aber der Vorhang, und meine Vorfreude auf VENGEANCE wuchs und wuchs. Die Umbaupause nutzte ich für einen kurzen Besuch an der Bar.
Da ich vor dem Konzert ein paar Worte mit VENGEANCE Gitarrist Peter Bourbon wechseln konnte, und er mir erzählte, dass der vorherige Tag ein Day Off war, den die Bands wohl ausgiebig mit Feiern verbrachte, war ich mal gespannt, wie sie sich schlagen würden.
Um 20:50h erklang als Intro die Filmmusik von "Fluch der Karibik", und als die Band die Bühne betrat und mit „Take It Or Leave It“ loslegte, machte ich mir keine Gedanken mehr, ob da jetzt vielleicht fünf angeschlagene Gestalten mit Köpfen wie Hochhäuser auf der Bühne stehen würde, die vielleicht nur versuchten, die Zeit möglichst schnell runter zu spielen.
VENGEANCE legten los wie die Feuerwehr und gaben von der ersten Sekunde an Vollgas. Sehr professionell und eine Bestätigung für mich, dass ich mit dem Erwerb der Eintrittskarte genau die richtige Entscheidung getroffen habe.
Da VENGEANCE ja ziemlich viele Klassiker in ihrem Repertoire haben, machten sie auch glücklicherweise nicht den Fehler, zu viele Stücke vom aktuellen, und meiner Meinung nach äußerst starken Album „Back In The Ring“ zu spielen, sondern boten den begeisterten Fans eine Querschnitt durch ihre bisher veröffentlichten Alben. Sänger Leon Goewie ist ja als Spaßvogel bekannt, und so kamen zwischen den Stücken immer mal wieder ein paar lustige Ansagen oder Grimassen.
Bei manchen Bands nervt so was, bei VENGEANCE würde mir aber definitiv etwas fehlen, wenn es nicht so wäre. Musiktechnisch sind VENGEANCE in der Form ihres Lebens, und nicht nur ich schwelgte wahrscheinlich bei Songs wie „She’s A Woman“, „On The Run“, „Rock’n Roll Shower“ oder „May Heaven Strikes Me Down“ in schönen Erinnerungen.
Na klar, der VENGEANCE Song schlechthin kam natürlich auch, ganz zum Schluss. Für mich war das mal wieder ein ganz besonderer Moment, als Bassist Barend Courbois ein kleines Solo anstimmte, das langsam aber immer deutlicher in das Intro von „Arabia“ überging. Gänsehaut pur.
Ich weiß wirklich nicht, wie viele hundert mal ich dieses Album und speziell diesen Song gehört habe, aber der haut mich jedes mal aufs Neue aus den Schuhen. Schade, dass sie nicht noch „Cry Of The Sirens“ nachgeschoben haben, aber auch so war der Gig für mich schon perfekt, nur leider um 21:55h viel zu früh zu Ende, allerdings nicht ohne das Leon Goewie den Trick mit dem umgedrehten, vollen Bierglas auf seinem Kopf vorführte.
SINNER kamen dann um 22:20h, begleitet vom Trauermarsch als Intro, auf die Bühne. Dass sie aber nicht gewillt waren, deshalb aus ihrem Auftritt ein Trauerspiel zu machen, wurde dem Publikum bereits beim ersten Song „Coming’ Out Fighting“ klar. Und jetzt wurde auch deutlich, für wen sich der Großteil der Anwesenden aufgerafft hatte, denn SINNER wurden gnadenlos abgefeiert. Und das zu Recht.
Mat Sinner ist einfach eine sehr sympathische Erscheinung, und obwohl er ja eigentlich gewohnt ist, vor wesentlich größeren Menschenmengen aufzutreten, schien es ihn in keinster Weise zu bremsen, dass die Matrix nur so spärlich gefüllt war. Und irgendwie kauft man ihm den Spaß, den er mit seiner Musik hat, auch immer ab, egal ob vor tausenden oder nur ein paar hundert Fans.
Direkt zu Beginn kündigte Mat an, dass es für ihn sehr schwer ist, jedes Mal eine Setlist zusammen zu stellen, er aber mal wieder eine Auswahl aus 20 Jahren SINNER getroffen hat.
Und das war eine verdammt gute Entscheidung, denn ich hätte niemals gedacht, zum Beispiel noch mal jemals „Knife In My Heart“ live zu hören. Einfach nur geil.
Was mich neben der Spielfreude der ganzen Band am meisten beeindruckt hat, war Ex-THUNDERHEAD Gitarrist Henny Wolter, der wirklich ein gnadenloses Brett spielte. Und da Christof Leim ihm dabei kaum in etwas nach stand, war der Gitarrensound sowie die Performance an sich einfach perfekt.
Highlights für mich waren neben dem bereits erwähnten „Knife In My Heart“ noch „Germany Rocks“, das geniale „Judgement Day“ und das Billy Idol Cover „Rebel Yell“. Leider verging die Zeit einfach viel zu schnell, bis die Jungens das erste mal unter großem Jubel von der Bühne gingen.
Als Überraschung hatten sie im Zugabenpaket neben „Danger Zone“ und „Higher Level Of Violence“ noch den THUNDERHEAD Song „Satisfied“ untergebracht, der ebenfalls mächtig rockte, und der sich nahtlos in die Liste der SINNER Songs einreihte. Um 23:50 fiel dann aber auch für SINNER leider endgültig der Vorhang.
Fazit: Tolles Konzert, das drei sehr spielfreudige und motivierte Bands zeigte, wobei mich SINNER richtig positiv überrascht haben. VENGEANCE sind einfach immer ihr Geld wert und UNREST haben die kurze Zeit, die sie als Opener hatten, ebenfalls gut genutzt. Ticket- und Shirtpreise waren mehr als im grünen Bereich, der Sound bei allen drei Bands vorbildlich, also in wirklich jeder Beziehung ein richtig gelungener Abend. Schön, dass es immer noch vielen Bands gelingt, einen live so zu begeistern, und es damit schaffen, einen wenn auch nur für die Dauer eines Konzertes, von seinen Alltagssorgen abzulenken. Mir wird nach solchen Abenden zumindest immer wieder klar, welchen hohen Stellenwert diese Musik bei mir einnimmt.
SETLIST SINNER:
#01 Intro Graveyard Symphony
#02 Comin’ Out Fighting
#03 The Other Side
#04 When Silence Falls
#05 Born To Rock
#06 Solo Christof / Diary Of Evil
#07 Signed, Sealed & Delivered
#08 Knife In My Heart
#09 Badlands
#10 Rage Of A Hurricane
#11 Judgement Day
#12 Germany Rocks
#13 Rebel Yell
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#14 Satisfied (Thunderhead)
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#15 Higher Level Of Violence
#16 Danger Zone
SETLIST UNREST:
#01 Lost
#02 I Hate You
#03 Master Of Disguise
#04 Bang Your Head
#05 Don’t X The Line
#06 Watch Out
SETLIST VENGEANCE:
#01 Fluch der Karibik Intro
#02 Take It Or Leave It
#03 Back In The Ring
#04 No Mercy
#05 Take Me To The Limit
#06 Dreamworld
#07 She Is A Woman
#08 Drum Solo / On The Run
#09 May Heaven Strikes Me Down
#10 Rock’n Roll Shower
#11 (ist mit durch die Lappen gegangen, sorry)
#12 Arabia
http://www.matsinner.de
http://www.vengeance.nl
http://www.unrest-metal.de
Dirk
Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues
Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.
Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out