Geschrieben von Donnerstag, 13 August 2015 13:10

RockFels / Loreley - Der Festivalbericht 2015 mit großer Bildergalerie

Und immer wieder ruft die Loreley. Die junge Dame, die der Sage nach vielen Rheinschiffern zum Verhängnis wurde, lockt jetzt erneut, diesmal aber die Metal-Fans. Nachdem die letzten Metal-Events auf der Loreley (HiRock und Metalfest) quasi eingestampft wurden, versuchen die Veranstalter in diesem Jahr mit dem RockFels Festival ein neues Zwei-Tage-Festival zu etablieren. Dafür hat das RockFels Team ein wirklich mehr als gelungenes und durchweg hochklassiges Billing zusammengestellt.

Und da die Freilichtbühne auf der Loreley zu den schönsten Locations in Deutschland, wenn nicht sogar Europas gehört, und daher immer eine Reise wert ist, haben auch wir die Kamera und die Stifte eingepackt und sind bei hochsommerlichen, fast schon tropischen Temperaturen auf den sagenumwobenen Fels am Rhein geklettert, um uns die volle Dröhnung Metal zu geben.

Freitag, 07. August

Als um 12:30h bei gefühlten 35°C die Pforten der Freilichtbühne öffnen, ist die Verwunderung groß, dass nur ein paar hundert Fans durch die Tore schlendern. Beim Check-In wurde mir schon gesagt, dass der Vorverkauf eher schleppend gelaufen ist. Für mich völlig unverständlich, da bis auf zwei Ausnahmen alle Bands des Billings zumindest für mich absolute Hochkaräter sind. Aber das RockFels liegt fast genau zwischen Wacken und dem Summer Breeze – zwei Events, die schon seit Jahren bei vielen Fans auf dem Kalender stehen. Vielleicht ist das ein Grund, denn an den gebuchten Bands kann es eigentlich nicht liegen. Aber egal, denn Stimmung können auch ein paar tausend Fans machen und das ist alle Male besser, als sich in Wacken auf einem völlig überfüllten Gelände durch die Gegend schieben zu lassen.

Serious Black Rock Fels 2015Mit ein paar Minuten Delay starten SERIOUS BLACK um 12:35h ihr Set und bringen damit den Rock Fels ins Rollen. Der Sound ist phänomenal, wie man das eben auf der Loreley gewohnt ist. Und die Band um Sänger Urban Breed gibt trotz der tropischen Temperaturen Vollgas. Leider sind Gitarrist Roland Grapow und Drummer Thomen Stauch, die das Debütalbum „As Daylight Breaks“ mit eingespielt haben, nicht (mehr) mit am Start. Aber Bob Katsionis (Guitar, FIREWIND) und Ramy Ali an den Drums füllen diese Lücke adäquat aus.

Die vielleicht tausend Fans, die sich direkt vor der Bühne versammelt haben, lassen sich ebenfalls nicht durch die Hitze bremsen. Schwitzen tut man eh, ob man jetzt steht oder hüpft. Also werden Songs wie „I Seek No Other Live“, „Temple Of The Sun“, „Akhenaton” und “Older And Wiser”, die live noch mal fetter kommen als auf dem Album, ausgiebig und lautstark gefeiert. Meine SERIOUS BLACK Faves „Sealing My Fate“ und „High And Low“ sind auch am Start, und vor allem letzteres wird im Refrain laut mitgesungen. Man kann Urban, Bob, Dominik, Mario und Jan den Spaß an der Show förmlich ansehen. Sehr guter Kick-Off für das Festival, so kann es weiter gehen.

Axxis Rock Fels 2015Nach einer erfreulich kurzen Umbaupause – und das sollte bis auf eine Ausnahme das ganze Festival über so bleiben – fegen die Urgesteine AXXIS mit „Kingdom Of The Night II“ auf die Bühne. Sänger Bernhard Weiß geht ab wie ein Wurfpfeil und ich denke, man müsste ihn schon anketten, damit er mal ein paar Sekunden ruhig stehen bleibt. Dass der Typ Hardcore ist, belegt auch die Tatsache, dass er bei mittlerweile fast 40°C eine Strickmütze auf hat. Chapeau, im wahrsten Sinne des Wortes.

Und dann fällt auch sofort auf, dass Marco Wriedt nicht mehr die Klampfe bedient, sondern durch Stefan Weber ersetzt wurde. Der grinst sich durchs Set und liefert wie der Rest der Band auch einen bärenstarken Job ab. Sehr cool ist auch wieder Bassist Rob Schomacker, der keine Gelegenheit auslässt, vor den Objektiven der Fotografen zu posen. Das macht ihm offensichtlich genauso viel Spaß wie den Jungens und Mädels im Fotograben.

Die Leute vor der Bühne freuen sich noch über ein saustarkes „Tales Of Glory Island“, „Little War“, „Heavy Rain“, „Hall Of Fame“, „Little Look Back“ und natürlich die unvermeidlichen und ansonsten auch schwer vermissten „Living In A World“ und „Kingdom Of The Night“. Schön, dass AXXIS auch nach fast 30 Jahren noch zu den Bands gehört, die den Fans immer das volle Brett geben. Hut ab Jungens, geile Show. Aber alles andere wäre für mich auch eine Überraschung gewesen.

Dragonforce Rock Fels 2015Und danach kommt dummerweise die einzige Ausnahme bei den ansonsten kurzen Umbaupausen, denn bei DRAGONFORCE ist offensichtlich durch die enorme Hitze eine Endstufe abgeraucht, und es dauert fast 45 Minuten, bis diese ersetzt werden kann. Später hat mir Herman Li mitgeteilt, dass es sich um Equipment des Veranstalters gehandelt haben soll und nicht um DRAGONFORCE eigenes Equipment. Die Frage, wie diese Verspätung jetzt kompensiert wird, um den Zeitplan nach hinten einzuhalten, beantwortet sich relativ schnell: DRAGONFORCE dürfen nur vier Songs spielen. Aber die Briten tragen es mit Fassung und agieren sehr professionell. Sie verausgaben sich mit „Fury And The Storm“, „Three Hammers“, "Symphony Of The Night" und natürlich „Through The Fire And The Flames“ total.

Die beiden Gitarreros Herman Li und Sam Totman verarschen sich wie gewohnt gegenseitig bei ihren halsbrecherischen Fingerübungen über die Griffbretter, Bassist Fred Leclercq rennt von rechts nach links und bangt, was das Zeug hält, und auch „Neu-Drummer“ Gee Anzalone erweist sich als absolutes Vieh hinter den Drums. Das Energielevel bei DRAGONFORCE Shows ist von Haus aus immer sehr hoch, aber heute scheint die Band aus Trotz nochmal einen drauflegen zu wollen. Für mich sehr schade, weil ich mich sehr auf den Gig gefreut habe, aber die Performance war trotz der verkürzten Setlist und Spielzeit (knapp 30 Minuten anstatt der veranschlagten 50 Minuten) ein Hingucker.

Die RED HOT CHILLI PIPERS, die anschließend die Bühne entern, nutzen wir zur Nahrungsaufnahme, ohne die Bühne aber aus den Augen zu verlieren. Die Schotten sind eine originelle Abwechslung für „mal so zwischendurch“, aber ich hätte lieber zwei oder drei mehr Songs von DRAGONFORCE gehört und dafür etwas weniger von den PIPERS. Damit stehe ich aber wohl alleine da, denn vor der Bühne tobt der Mob und „Smoke On The Water“ oder „We Will Rock You“, dudelsackig gespielt, werden frenetisch gefeiert.

Auch die „Hinsetz- und Aufstehspielchen“ macht das gut gelaunte Publikum vor der Stage komplett mit und das, obwohl einem nur beim Anheben eines Bierbechers mindestens genauso viel Flüssigkeit wieder übers Gesicht läuft. Hier geht mir Herman Lis Aussage nochmal durch den Kopf: Hätte man nicht besser den RED HOT CHILLI PIPERS 15 oder 20 Minuten kappen können, um DRAGONFORCE diese Zeit noch zu gewähren, wenn man als Veranstalter schon selber eine Verzögerung durch abgerauchtes Equipment verursacht hat?

Pretty Maids Rock Fels 2015Um 18:30h klettern PRETTY MAIDS mit "Mother Of All Lies" auf die Bühne. Und mal ehrlich, hat schon jemals einer einen schlechten Gig der Dänen gesehen? Ich zumindest nicht, und von daher gilt auch heute: Hier weiß man schon vorher, was man bekommt. Fette Riffs, Hymnen, die über all die Jahre nicht an Power verlieren, und auch neue Songs, die sich nahtlos in den Backkatalog der Band einreihen.

Wie gewohnt finden Ronnie Atkins, Ken Hammer und Co. den perfekten Mix: Neben den alten Nackenbrechern „Rodeo“, „Red, Hot And Heavy“, „Back To Back“ und das als Zugabe gespielte und lautstark mitgesungene „Future World“, werden mit „Nuclear Boomerang“, „Mother Of All Lies“, „Pandemonium“, „Little Drops Of Heaven“ und das von PINK FLOYDs „Another Brick In The Wall“ eingeleitete „I.N.V.U.“ auch genug neuere Songs eingestreut, was die oben aufgestellte These bestätigt. Die Fans – mittlerweile sind es doch geschätzte 3.000 bis 4.000, die sich größenteils vor der Bühne und ansonsten auf dem Gelände unter den Bäumen verteilen – haben bisher auch noch keine Durchhänger erkennen lassen, was auch diesen Gig zu einem Fest für alle Beteiligten werden lässt.

Gotthard Rock Fels 2015Für 20:00h sind GOTTHARD angesagt und der schöne Bühnenaufbau lässt auf Großes hoffen. Das Drumkit von Hena steht auf einem Cadillac-Chassis, das dem Albumcover der aktuellen CD „Bang!“ nachempfunden ist. Und genau mit diesem Titelsong entern Nic, Marc, Leo, Freddy und Hena die Bühne. Der Sound ist auch bei den Schweizern unbeschreiblich gut für ein Open Air Konzert. Gast-Keaboarder Ernesto, der die Band bei den Liveauftritten jetzt auch schon seit 2012 begleitet, steht etwas abseits am linken Bühnenrand. Da es langsam anfängt zu dämmern, kommt jetzt auch allmählich die Beleuchtung der Bühne zum Tragen, was dem Ganzen auch optisch nochmal einen Schub gibt. Musikalisch sind die Jungens eh über jeden Zweifel erhaben und reißen die Fans vor der Bühne vom ersten Ton an mit. „Get Up And Move On“ und das fette „Sister Moon“ machen ohne Ende Spaß, und den sieht man nicht nur vor der Bühne.

Das Thermometer hat tatsächlich am Nachmittag die 40°C überschritten, aber das merkt man der feiernden Meute kein bisschen an. Es wird gefeiert ohne Ende, auch wenn es nicht mehr viel voller geworden ist. Bassist Marc ist, wie die meisten Bassisten, der ruhende Pol auf der Bühne, während Nic und die Gitarristen Freddy und Leo immer wieder im Mittelpunkt des Geschehens zu finden sind. Vor allem Leo brilliert mit seinen Soli ein ums andere Mal.
„Ride On“, „Master Of Illusion“ und „Feel What I Feel“ zeigen GOTTHARD in Hochform und enormer Spielfreude. Die Jungens sind fast durchgängig am Grinsen und rocken sich weiter mit „The Call“ und dem etwas ruhigeren „Remeber It’s Me“ weiter zu „What You get“. Für „Starlight“ holt die Band 20-25 Fans als Background-Support auf die Bühne, bevor es nach „Hush“, „Lift U Up“ und der Zugabe „Anytime, Anywhere“ leider viel zu schnell zu Ende ist. Kurzweilig und auf höchstem Niveau. Thumbs Up. Ob die Headliner HAMMERFALL das toppen können?

Fast pünktlich knallt das Intro für HAMMERFALL aus den Boxen. Auch die Schweden haben ihr Bühnenbild dem aktuellen Album „(r)Evolution“ angepasst. Die Band entert unter lautem Jubel die Bühne, und hier bildet diesmal der Albumopener den Opener der Show. Wie immer ist auf der Bühne viel Bewegung, obwohl ich Oscar Dronjak tatsächlich auch schon mal heftiger habe abgehen sehen. Sänger Joacim Cans hadert während des Openers und den anschließenden „Any Means Necessary“ und „Renegade“ mehrfach mit seinem Mikro, rennt ein paar Mal hinter die Bühne und wirkt ein bisschen angepisst. Und irgendwie macht sich am Bühnenrand bei den Technikern etwas Hektik breit. Doch spätestens bei „B.Y.H.“ hat sich alles geregelt und HAMMERFALL fahren die gewohnt energiegeladene Show auf.

Oscar Dronjak ist selbst mit etwas gebremstem Schaum wie immer der Eyecatcher, weil er so schön 80er-Jahre-mäßig posed, aber auch Joacim, Pontus Norgren (guitar), David Wallin (drums) und Basser Frederik Larsson merkt man an, dass man gerade mitten in der Tour steckt, denn die Band präsentiert sich zu 100 Prozent eingespielt. Mit „Blood Bound“ und dem vielstimmig mitgegrölten „Let The Hammer Fall“ holen HAMMERFALL nochmal alles aus den Fans heraus, die sich auch jetzt noch voll reinhängen.

Da es mittlerweile komplett dunkel ist, kommt die atmosphärische Lightshow der Schweden extrem gut rüber. „Live Life Loud“, „400 Meter Medley“ und „Threshold“ folgen, und Joacim und Oscar rennen immer wieder den kurzen Catwalk bis zum Bühnenrand durch und suchen den Kontakt zu den Fans, was bei der schwitzenden Meute sehr gut ankommt. „Last Man Standing“ und der Pflichtsong eines jeden HAMMERFALL Konzerts „HammerFall“ unterstreichen die Headliner Position der Band, weil sie einfach nicht gewillt sind, auch nur einen Zentimeter nachzugeben.

„Bushido“ und das fette „Hearts On Fire“ bilden dann als Zugabe den Abschluss eines wirklich geilen Gigs der Schweden. Eine Ansage kommt noch vom Veranstalter, der die Fans, die auf den Zeltplätzen übernachten, auf eine Wetterwarnung mit möglichen schweren Gewittern vorbereitet. Der erste Tag ist damit leider schon rum, aber irgendwie hat einen die Hitze auch extrem geschlaucht. Alle Bands haben trotz der vielen Lücken im Publikum gerockt, als würden sie in ausverkauften Arenen spielen, und das hat einfach mördermäßig viel Spaß gemacht. So kann es morgen gerne weiter gehen. Wir wohnen in einem festen Gemäuer und drücken daher allen Leuten auf den Zeltplätzen die Daumen, dass es wettertechnisch ruhig bleibt.

Hammerfall Rock Fels 2015

Samstag, 08. August

Der Wettergott scheint ein Einsehen zu haben, denn es ist leicht bewölkt und nicht ganz so heiß wie gestern. Die angedrohten Gewitter sind ebenfalls zum Glück ausgeblieben, und so stehen alle mehr oder weniger fit um 13:00h vor der Bühne. Los geht der Tag so, wie der gestrige geendet hat, nämlich mit einer Ansage der Veranstalter: MANTAR, die den zweiten Slot des Tages besetzen sollten, haben ihren Auftritt kurzfristig abgesagt. Lauter Jubel. Dafür dürfen BEYOND THE BLACK ihren Gig ein wenig verlängern. Noch lauterer Jubel. Kurz danach kommen Jennifer und Co. auf die Bühne und werden lautstark empfangen.

Auf ihrem Debütalbum „Songs Of Love And Death“ konnte mich der Symphonic Metal der Baden-Württemberger nicht vollkommen überzeugen. Live sind die sechs Musiker aber ein ganz anderes Kaliber, klingen viel roher und nicht so rund wie auf dem Album und schaffen es locker, mich auf ihre Seite zu ziehen. Jennifer singt einfach phänomenal und auch die Klampfen von Nils und Christopher kommen einfach nur fett rüber. Zusätzlich sorgen die eingestreuten Growls von Christopher immer wieder für einen Schub Härte.
Hängen geblieben sind bei mir „In The Shadows“ (Hammer!), „When Angels Fall“, der Titelsong „Songs Of Love And Death“, „Fall Into Flames“ und „Drowning In Darkness“. Gewonnen hat BEYOND THE BLACK bei mir aber vor allem mit der im Mittelteil der Show gespielten MOTÖRHEAD Ballade „Love Me Forever“, bei der Jennifer selbst am Piano sitzt. Sehr, sehr cool.

Brainstorm Rock Fels 2015Der Trend der kurzen Umbaupausen setzt sich erfreulicherweise heute fort, auch wenn es diesmal etwas länger dauert, aber nur deshalb, weil BEYOND THE BLACK natürlich nicht die komplette MANTAR Spielzeit füllen können. Die Pause wird genutzt, um neue Kontakte zu knüpfen, ältere Kontakte zu pflegen und um das ein oder andere Bierchen zu nehmen. Dafür bleibt gar nicht soviel Zeit, denn ich hab’s ja schon erwähnt, das Billing besteht quasi ausschließlich aus meinen Lieblingsbands, die ich schon ewige Zeiten höre und liebe. Ein Zwei-Tages-Festival mit 14 Headlinern sozusagen. Die Quote der Bands, bei denen man normalerweise ein Päuschen einlegt, ist hier so gut wie nicht vorhanden.

BRAINSTORM kommen püntlich 14:30h auf die Bühne und legen bestens gelaunt mit einem sowas von geilen „Highs Without Lows“ los, dass einem fast die Tränen kommen. Egal ob Andy, Todde, Milan, Toni oder Dieter, die Jungens grinsen um die Wette und machen richtig Alarm. Dazu die gewohnt witzigen und sympathischen Ansagen von Frontsau Andy, es stimmt alles. Nach „Worlds Are Commin‘ Through“ folgt „Shiva’s Tears“. Jungens, nehmt den Song bitte nie mehr aus dem Programm. Hammer.

Der Titelsong der aktuellen Scheibe “Firesoul” reiht sich nahtlos in die Klassiker ein. Milan bangt wie gewohnt, was das Zeug hält, Todde nimmt sich etwas zurück, hat aber offensichtlich deshalb nicht weniger viel Spaß. Heute haben wesentlich mehr Fans den Weg zur Freilichtbühne gefunden, was mich sehr freut. Ich schätze, an die 5.000 bis 6.000 könnten es auf dem Gelände jetzt sein. Immer noch nicht genug für dieses fette Billing, aber schon besser als am ersten Tag. BRAINSTORM ist eh egal, ob sie vor 10 oder 10.000 spielen, ich glaube nicht, dass ihre Show anders ausfallen würde.
„Fire Walk With Me“, „Falling Spiral Down“ und „Shiver“ (yippieh) bringen ordentlich Bewegung in den Pulk vor der Bühne. Die Mitsingkampagne bei „All Those Words“ gelingt, hätte aber auch lauter sein können. Mein absolutes BRAINSTORM Fave „How Do You Feel“ hauen BRAINSTORM als Zugabe raus und machen mich endgültig glücklich. Ein extra Danke geht an Toni, der (mal wieder) richtig geil für die Fotografen in die Objektive geposed hat.

Pink Cream 69 Rock Fels 2015PINK CREAM 69 greifen danach auch sehr tief in die Schatzkiste. Ich habe keine Einwände, denn das selbstbetitelte Debüt von 1989 und den Nachfolger „One Size Fits All“ (1991) habe ich seinerzeit hoch und runter gehört. Daher rocken nach dem Opener „Keep Your Eye On The Twisted“ für mich „Hell’s Gone Crazy“, „Talk To The Moon“, „Do You Like It Like That“ und „Welcome The Night" besonders gut und lassen Erinnerungen hochkommen. Sänger David Readman beackert jeden Zentimeter der Bühne, immer den Kontakt zum Publikum suchend. Da Basser Dennis Ward und Gitarrist Uwe Reitenauer nicht ganz so agil sind, bleibt er meistens der Blickfang.

Dafür soliert Alfred Koffler mal wieder zum Niederknien und setzt eben so die Akzente. PINK CREAM 69 gehen wie die Bands am Vortag und heute bis an die Grenzen und schonen sich keine Sekunde. „Lost In Illusion“ habe ich mir noch notiert, dann muss ich, was die Setlist angeht, leider passen. Geil wäre ja noch gewesen, wenn Andi Derris, der ja bekanntlich die ersten beiden PC69 Scheiben eingesungen hat, vielleicht einen Song zusammen mit David gesungen hätte, denn schließlich sind HELLOWEEN ja heute noch als Headliner am Start. Aber der Weihnachtsmann kommt ja auch nicht im Sommer, war eben nur so ein kurzer Gedanke ... Macht aber auch nichts, denn auch so war der Gig der Pinkies saustark.

Mir ist das jetzt fast schon peinlich, aber bisher gab es wirklich für mich keine Enttäuschung. Alle Bands waren bisher unglaublich motiviert und spielfreudig und der Sound könnte kaum besser sein. Schade, dass das nicht mehr Fans erlebt haben. Wenn es bislang eine Enttäuschung beim Rockfels Debüt gibt, dann einzig und allein der eher magere Zuschauerzuspruch.

Lordi Rock Fels 2015Eigentlich ist es für eine LORDI Show noch viel zu hell. Und für die dicken Kostüme wahrscheinlich auch viel zu heiß. Ich beneide die Band wirklich nicht, aber so haben sie es sich nun mal ausgesucht. Nach „God Of Thunder“ von KISS und dem Intro „Estimated Time Of Arrival“ stapfen die Finnen auf die Bühne. Keyborderin Hella, die gerade eine Schwangerschaftspause einlegt, wird von Nalle an den Tasten ersetzt.

Ansonsten ist bei LORDI alles beim alten: Bassist Ox, Gitarrist Amen, Drummer Mana und Mr. Lordi himself lassen nichts anbrennen und starten ihre Show mit „Nailed By The Hammer Of Frankenstein“, „This Is Heavy Metal“ und dem Grand Prix Sieger Song „Hard Rock Hallelujah“. Man kann ja über die Kostümierung der Band denken, was man will, musikalisch spielen LORDI für meinen Geschmack einen ganz gediegenen Heavy Rock und die Songs sind nicht immer, aber immer öfter extreme Ohrwürmer.

Wer erwartet hat, dass die Band sich wegen der Temperaturen zurücknimmt, liegt schwer daneben. Ok, Rennen geht bei Mr. Lordi auf den Plateaustiefeln eh nicht, aber er stapft tapfer auf der Bühne auf und ab, faltet seine riesigen Fledermausflügel aus und hat auch so noch den ein oder anderen Gimmick am Start. Ganz wie sein Vorbild ALICE COOPER, dessen Song „He’s Back (The Man Behind The Mask)“ nach „Deadache“, „Blood Red Sandman“ und „It Snows In Hell“ megastark gecovert wird. Im Grunde können Lordi jetzt schon nichts mehr falsch machen, außer vielleicht von der Bühne zu fallen. Die Fans fressen ihnen aus der Hand, und nicht nur die älteren Songs werden größenteils mitgesungen.
Auch der Titelsong der aktuellen Scheibe „Scare Force One“ wird abgefeiert, nachdem man musikalisch festgestellt hat, dass der Devil ein Loser ist. Bei „Who‘s Your Daddy?“ hat Mr. Lordi die obligatorische Kinderpuppe in der Hand, aus deren Mund er Konfetti auf die Fans schießt. Die Zugabe „Would You Love A Monsterman?“ kommt mir fast zu früh, so kurzweilig war die Show.

UDO Rock Fels 2015Bei U.D.O. kommt man man wahrscheinlich zum letzten Mal in den Genuss, die alte ACCEPT Songs von Udo Dirkschneider zu hören. Ein paar Wochen vor dem RockFels ging die News durchs Netz, dass nach dieser Tour damit Schluss ist und nur noch U.D.O. Songs auf die kommenden Setlists kommen. Nach dem Intro und einem lauten „The German Tank Is Back“ (Helge, das hättest du erleben müssen) stürmen Udo, Fitty, Andrey, Kasperi und Sven auf die Bühne bzw. hinters Drumkit und fegen direkt mal mit „Speeder“ und wirklich brachialem Sound die Konfettireste von Mr. Lordi von der Bühne. Auch Udo hat sich wohl vorgenommen, ein Best-Of Programm zu spielen, wie „King Of Mean, „Decadent“, „They Want War“ und „Metal Machine“ belegen.

Ich persönlich bin gar nicht so scharf darauf, die alten ACCEPT Songs von Udo zu hören. Klar, die sind geil und mit Udo eben original, aber die U.D.O. Alben haben alle genug geile Songs, um damit eine lange Setlist voll zu bekommen. Heute hören wir sie aber nochmal, und wie immer werden „Metal Heart“, „Princess Of The Dawn“ und „Balls To Wall“ – zu dem Mr. Lordi, immer noch in voller Montur, mit auf die Bühne kommt und Udo stimmlich unterstützt – gefeiert und mitgesungen, bis der Arzt kommt. Nach der Show geht unter den Fotografen der Wettkampf los, wer es wohl geschafft hat, ein Bild von Udo beim Singen mit offenen Augen zu schießen.

Saxon Rock Fels 2015Um 20:00h ist dann SAXON Zeit. Die Band ist ja zurzeit auf ihrer 35-Jahre-Jubiläumstour. Schon beim Opener „Motorcycle Man“ kommt mir Biff etwas angepisst vor, hat Probleme mit seinem Mikro und macht einen ziemlich unentspannten Eindruck. Seltsamerweise guckt auch Gitarrist Doug Scarratt irgendwie lustlos aus der Wäsche. Ich habe weder Biff noch ihn so selten bei einem Gig lächeln sehen. Lediglich Bassist Nibbs Carter geht wie gewohnt ab, wie angestochen. Musikalisch sind SAXON wie immer allererste Sahne, nur optisch scheint den Briten irgendwas quer gelaufen zu sein.

Die Band gehört neben MOTÖRHEAD zu den Bands, die ich am häufigsten live gesehen habe, und ich werde es wahrscheinlich auch nie müde. Für mich sind Songs wie „Power And The Glory“, „Crusader“, „Princess Of The Night“, "Wheels Of Steel” und “747 (Strangers In The Night)” oder die Zugabe “Denim And Leather” Hymnen für die Ewigkeit, die mich mein ganzes musikalischen Leben begleitet haben. Und wenn mich diese Songs live nicht mehr mitreißen, bin ich wahrscheinlich tot. Vom kommenden, noch nicht veröffentlichten Album spielen SAXON den bereits auf YouTube vorab geposteten Song „Battering Ram“, der die Hoffnung auf ein erneut großartiges Album schürt.

Und irgendwie realisieren mittlerweile alle, dass dieses geile Festival langsam dem letzten Akkord entgegengeht. Aber vor dem letzten Vorhang steht ja noch der Headliner HELLOWEEN. Und die Hamburger haben zumindest schon mal eine ganz geile Bühnenkonstruktion am Start, auf die sie pünktlich um 21:40h mit „Walls Of Jericho“ (geht es noch geiler?) ihren Gig starten. HELLOWEEN-Fan-Herz, was willst du mehr?

Das Publikum ist sofort voll da und feiert auch die folgenden "Keeper ..."-Klassiker „Eagle Fly Free“ und „Dr. Stein“ enthusiastisch ab. Neben Andi ist Bassist Markus Großkopf, ganz untypisch für einen Tieftöner aber absolut typisch für ihn, der Musiker mit dem größten Bewegunsradius auf der Stage. Beide zeigen sich permanent am vorderen Ende des Catwalks, animieren die Fans immer wieder zum Mitmachen, was eigentlich gar nicht nötig wäre, denn die Loreley steht Kopf.

Die Songs vom aktuellen Album „My God-Given Right“ und „Lost In America“ kommen gut neben den alten Hymnen, haben aber noch nicht deren Durchschlagskraft. Das immer wechselnde Bühnenlicht macht den ganzen Gig zu einer sehr atmosphärischen Angelegenheit und passt sich immer gut den jeweiligen Songs an. Weiki wirkt am rechten Bühnenrand wie immer extrem introvertiert, als wäre er in seiner eigenen Welt. Bei „Steel Tormentor“, „Waiting For The Thunder“ und „Straight Out Of Hell” nutzen Markus und Gitarrist Sascha Gerstner die komplette Bühne und klettern immer wieder auf die Podeste neben dem mit vier(!) Bassdrums (ob zwei davon wohl Dummies sind?)ausgestatteten Drumkit von Dani. Wie bereits erwähnt, „Lost In America“ ist gut, zündet aber noch nicht das ganz große Feuerwerk.

Als Fan der ersten Stunde von HELLOWEEN höre ich zwar gerne die neuen Songs, bin aber regelrecht geil auf den alten Scheiß. Und davon kriege ich noch einiges zu hören. „If I Could Fly“ und „Power“, gefolgt von einer Art Medley aus „“Halloween“ / „Soul Survivor“ / “I Can” und “Are You Metal?” leiten die Schlussphase des Gigs und des Festivals ein, die es dann aber nochmal in sich hat: „Keeper Of The Seven Keys“ vom ganzen RockFels mitgesungen, das einfach grandiose „Future World“ und das unvermeidliche „I Want Out“ knallen mich ohne Ende weg. Hammer. Wenn mir doch bloß meine HELLOWEEN Shirts Größe M von damals noch passen würden ...

Helloween1 Rock Fels 2015


Fazit: Das Debüt des RockFels Festivals kann man als absolut gelungen ansehen. Dass es mehr Zuschauer verdient hätte, darüber waren sich alle, mit denen wir gesprochen haben, hinterher einig. Der Loreley-Orden geht an den oder die Person, der/die dieses megageile Billing zusammen gestellt hat.
Die Security und die Ordner waren sehr freundlich, aber teilweise überraschend uninformiert, was die Abläufe und die Organisation auf dem Gelände anging, denn auf manche Fragen erhielt man ein nettes: „Sorry, aber ich steh nur hier, das weiß ich nicht.“ Das ist jetzt auf einem übersichtlichen Areal wie der Freilichtbühne auch nicht so schlimm, man kann ja von einem Ende zum anderen gucken. Wäre das Event aber besser besucht gewesen, hätte die ein oder andere beantwortete Frage doch hilfreich sein können.

Eine leichte Kritik geht in Richtung Merchandise: Leute, nur ein Motiv für die Festivalshirts? Da ist noch Luft nach oben. Ansonsten war alles vorbildlich organisiert, Getränke- und Foodpreise lagen im festivalüblichen und damit grünen Bereich. Gegen technische Probleme und kurzfristige Bandabsagen (MANTAR) ist kein Veranstalter gefeit.  
Ich habe mich zumindest sehr gefreut, als der Veranstalter bei seiner Schlussansage, in der er sich bei allen Fans, der Crew und den Bands bedankte, den zweiten Teil des RockFels für 2016 angekündigt hat, und habe den Termin bereits fett in meiner Vorplanung für 2016 vermerkt (12. und 13. August).

Die Loreley hat einfach aufgrund ihrer einzigartigen und wunderschönen Lage und dem phänomenalen Sound auf der Freilichtbühne ein Festival verdient, das sich mal wieder über mehrere Jahre halten kann. Der Grundstein dafür ist gelegt. Ein fettes „ Dankeschön“ daher an die komplette Crew des RockFels, ihr wart tolle Gastgeber und wir hatten ein Wahnsinns-Wochenende. Bis 2016!

(c) copyright all pictures by Dirk Götze

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