16.10.07 - Als um 20:40h das Hallenlicht im Cobra in Solingen ausging, hatten sich gerade mal 200 bis 250 Leute versammelt, um zwei Urgesteine des Heavy Rocks unter der Überschrift "Defenders Of Rock" zu feiern. Viel zu wenig für einen absolut genialen Abend, um soviel schon einmal vorweg zu nehmen.
KINGDOM COME, die als erstes die Bühne enterten, wurden nicht als Support, sondern als Co-Headliner angekündigt, und so durfte man auch von Lenny Wolf, Eric Foerster, Frank Binke und Hendrik Thiesbrummel mehr als nur die üblichen 40 Minuten für einen Anheizer erwarten.
Da ich mit den letzten Alben der Band nicht sonderlich vertraut bin, waren KINGDOM COME sozusagen das Überraschungspaket dieses Abends für mich. Und sie waren durchaus eine positive Überraschung, denn die Band sprühte nur so vor Spielfreude und rockte, von einem absolut genialen Sound angeschoben, unglaublich nach vorne.
Lenny war ziemlich gut bei Stimme, und die Band um ihn herum gab bewegungs- wie auch spieltechnisch richtig Gas, wobei ich vor allem von Drummer Hendrik Thiesbrummel beeindruckt war, der neben einem unglaublich punktgenauen Drumming auch noch die Backing Vocals beisteuerte, und dabei noch ganz nebenbei akrobatische Kunststücke mit den Drumsticks vorführte, als wäre jede einzelne dieser Aktionen nicht schon schwer genug.
Besonders habe ich mich auf „Do You Like It“, was für mich immer noch DIE KINGDOM COME Hymne schlechthin darstellt, und natürlich ihren größten Hit „Get It On“ gefreut, und die Jungens enttäuschten mich nicht, denn die Songs gingen ab wie der berühmte Wurfpfeil.
Trotz aller Zufriedenheit über die guten Reaktionen im Publikum ließ es sich Lenny Wolf nicht nehmen, zwischen den Songs bei seinen Ansagen den ein oder anderen vor Selbstironie tropfenden Kalauer zum Besten zu geben. Beispiel gefällig: „1988 spielten wir noch auf dem MONSTERS OF ROCK in den USA mit den SCORPIONS und DOKKEN vor zig Tausend Fans, und heute Abend spielen wir mit DOKKEN in Solingen. Ist das Leben nicht schön?“
Neben den Lachern hatte die Band aber auch den Respekt der Fans sicher, die die tolle Leistung auf der Bühne durchaus würdigten, und die Band nach 70 kurzweiligen Minuten mit mehr als höflichem Applaus verabschiedeten. Die Diskussionen in unseren Reihen, welche die erfreulich kurze Umbaupause überbrückten, drehten sich hauptsächlich um die Reviews des Gigs von DOKKEN in Karlsruhe, bei dem der gute Don offensichtlich extrem verkatert auf die Bühne kam, kaum die Töne traf, und einige Lieder einfach größtenteils von den Fans singen ließ.
Um 22:20h legten DOKKEN dann mit „Kiss Of Death“ einen ganz furiosen Start hin, und obwohl Don seine Augen zuerst hinter einer dunklen Sonnenbrille versteckte, konnte man sofort erkennen, dass er ziemlich gut drauf war. Die Sonnenbrille verschwand auch relativ schnell, und die gesamte Band zeigte sich fit und spielfreudig und alles andere als verkatert. Der leider viel zu kleine Pulk vor der Bühne war vom ersten Ton an voll da, und es wurde doch jetzt deutlich, dass der größte Teil der Anwesenden wegen DOKKEN ins Cobra gepilgert waren. Und auch wenn George Lynch für mich zu DOKKEN gehört wie Angus Young zu AC/DC oder Joe Perry zu AEROSMITH, spielte John Levin ein so geniales Brett, dass man an den einstigen Saitenhexer der Band nicht wirklich oft dachte.
Die Setlist beinhaltete wirklich alle Klassiker der Band, wobei John Levin nach „Too High To Fly“ ein megastarkes Solo zum Besten gab, ebenso wie Bassist Barry Sparks, der während „It’s Not Love“ auf seinem Viersaiter solierte. Der Sound war bei DOKKEN nicht ganz so transparent wie bei KINGDOM COME, aber immer noch von Feinsten, auch wenn Don des öfteren Probleme mit dem Monitorsystem zu haben schien, denn gerade bei den mehrstimmigen Gesangparts setzte er mehrmals aus und bestrafte den Soundmann mit bitterbösen Blicken. Aber trotz alledem kamen gerade die mehrstimmigen Vocals, die ja auch eine Art Trademark der Band sind, extrem gut rüber, wobei Don hier durch den Flabes an den Drums "Wild" Mick Brown und Bassist Barry Sparks vom allerfeinsten unterstützt wurde.
„Dream Warriors“, „Unchain The Night“ und das umwerfende, als Zugabe gespielte „In My Dreams“, aber auch der Rest der Songs sind in meinen Augen unsterbliche Hymnen, und es gibt wirklich wenige Bands, die einen so prallgefüllten Backkatalog an Hits haben wie DOKKEN. Und solange die Band so einen Spaß an den Tag legt, brauchen sie von mir aus auch gar keine neuen Songs einzuspielen.
Um 23:40h, nach leider nur einer Zugabe, verließen Don und Co. unter großem Jubel die Bühne, aber zur Enttäuschung aller ging dann das Hallenlicht an, und beendete einen tollen Abend, der viel, viel mehr Fans verdient hätte, als im Endeffekt den Weg ins Cobra gefunden haben. Aber die, die da waren, machten sich mehr als zufrieden auf den Heimweg.
Die T-Shirt-Preise lagen zwischen 15€ und 20€, wobei es leider nur Shirts von KINGDOM COME gab, da die von DOKKEN (leider für die Fans, zum Glück für die Band) ausverkauft waren, und sich eine weitere Auflage am Ende der Tour für eine handvoll Gigs einfach nicht gelohnt hätte. Dafür war die Auswahl an verschiedenen KINGDOM COME Shirts um so größer, was man in dem Maße auch nicht oft sieht.
Fazit: Der Spruch "Je oller, je doller" wäre vielleicht etwas zu hart, trifft aber im Kern 100%ig zu. Beide Bands zeigten sich fit und spielfreudig, und der Gig hätte ein ausverkauftes Cobra durchaus verdient gehabt.
Setlist DOKKEN:
Kiss Of Death
Into The Fire
Dream Warrior
The Hunter
Breaking The Chains
Paris Is Burning
Alone Again
Too High To Fly
(Guitar Solo)
Unchain The Night
Just Got Lucky
Heaven Comes Down
It’s Not Love
(Bass Solo)
--------------
In My Dreams
http://www.dokken.net
http://www.kingdomcome.de
Alle Artikel zu
Dirk
Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues
Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.
Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out